Название: Weltreligion versus Sexualität
Автор: Gerd Wange
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961450435
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Die älteste der drei Religionen ist das Judentum. Dessen Geschichte ist mehr als 3000 Jahre alt. Das Fundament sind die Schriften des Tanach, der hebräischen Bibel, in denen die Thora, die am Anfang der Tanach steht und die Hauptquelle jüdischen Rechts, jüdischer Ethik und Wegweiser für Denken und Lebenswandel sowie für Beziehungen zwischen Menschen und Gott sowie Mensch und Mensch ist. Die Thora enthält die fünf Bücher Moses, die dieser mutmaßlich am Berg Sinai von Gott offenbart bekam. Sie erzählen die Geschichte von der Erschaffung der Welt, von Abraham, vom Auszug aus Ägypten – vor allem aber enthalten sie die Vielzahl von Gesetzen, die der biblischen Legende zufolge Moses von Gott diktiert wurden. Insgesamt beinhaltet die Thora 613 Gebote und Verbote, wobei sich die Zahl 613 folgendermaßen ergibt:
• die Zahl der Tage im Jahr (365) entspricht den Verboten
• die Zahl 248 soll der Zahl der Knochen des menschlichen Körpers entsprechen und symbolisiert die Gebote.
Die weiteren Teile der Tanach, die Propheten, zeigen das Wirken des Wortes Gottes in der Geschichte und die abschließenden Schriften sammeln vor allem die Bücher in alttestamentarisch flammender Sprache, die im Gottesdienst von Bedeutung sind. Die Heilige Schrift der Juden ist im Wesentlichen mit dem Alten Testament identisch, wie es vom Christentum benutzt wird. Lediglich die Anordnung der einzelnen Bücher der hebräischen Bibel weicht von der christlichen Tradition an einigen Stellen ab. So wird im Alten Testament eine zeitliche Anordnung vorgenommen, die auf die Erfüllung im Neuen Testament verweist. Das Neue Testament kann als Glaubensurkunde der Christen gelten und repräsentiert neben dem Alten Testament den zweiten Teil der Bibel. Für das Christentum ist dies der wichtigere Teil, weil es darin um das Leben und die Leiden Jesu Christi geht, die für die Christen die Erlösung darstellen. Während das Alte Testament sich auf die Begegnungen mit Gott und die Geschichte des Volkes Israel bezieht, wird im Neuen Testament über Jesus von Nazareth, dem Sohn Gottes, ein Mythos, der die Welt prägte, berichtet.
Das Christentum ist die größte Religion der Welt. Und die Bibel ist das mittlerweile meist übersetzte und das am meisten verbreitete Buch der Welt. Im Christentum wird Jesus als der Erlöser, der Messias gesehen. Mit dem Glauben an den Messias wird die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Mensch und die Welt verbunden. Das ist eine Gemeinsamkeit zwischen Christentum, Judentum und dem Islam. Unterschied: die Christen sehen in Jesus Christus den Messias, der bereits auf Erden war. Die Juden sowie die Muslime erwarten ihn erst noch. Nicht, was ein Mensch namens Jesus gedacht, gewollt, getan hat, sondern was nach seinem Tode in seinem und unter seinem Namen, aber oft nicht in seinem Sinne, sehr oft gegen seine Intentionen gedacht, gewollt, getan worden ist, hat die christliche Religion und mit ihr die Geschichte des sogenannten christlichen Abendlandes bestimmt. Neben den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes und denen, die vor ihnen Jesus-Geschichten gesammelt und weitergegeben, radikal verändert und erfunden haben – neben denen also, die aus dem Menschen Jesus die Kunstfigur Christus gemacht haben, war es ein Mann, der bestimmt hat, was als christliche Religion die Geschichte beeinflusst hat: der Apostel Paulus, ehemals „Schaul“ oder „Saulus“, ein Diaspora-Jude aus der römischen Provinzhauptstadt Tarsus (heute südliche Türkei). Paulus war, daran gibt es keinen Zweifel, einer der ganz großen Neuentwerfer des Urchristentums, also die Zeit vom Tod Jesu bis zum Jahr 150, in der die zentralen Gestalten Paulus und Petrus wirkten. Nicht Jesus, sondern Paulus war der eigentliche Religionsstifter des frühen Christentums. Für das Leben, die Worte und die Taten seines Herrn Jesus hat er sich wenig interessiert, dessen Lebensthema vom nahen „Reich Gottes“ war ihm in seinen zwischen 50 und 61 nach Christus verfassten Briefen nur ein paar Sätze wert, was später zu Zweifeln an den zahllosen Legenden um das Wirken des Wunderpredigers Jesus von Nazareth führte und bis heute weite Passagen der Bibel fragwürdig erscheinen und widerstreitende Interpretationen bei Forschern über die Person Jesu entstehen lassen.
Jede christliche Religionsgemeinschaft, jede theologische Richtung propagiert ihren persönlichen Jesus: den Endzeitpropheten, den Sozialrevolutionär, den Weisheitslehrer, den Charismatiker. Das Christentum ist von Beginn an in zahlreiche Gemeinden und Bewegungen zersplittert. Und am Anfang des 2. Jahrhunderts haben viele dieser Glaubensgemeinschaften ganz eigene Vorstellungen von Jesus entwickelt. Dabei bringt die Suche nach der Wahrheit oftmals eigentümliche Ergebnisse hervor. Das wohl gegen Ende des 2. Jahrhunderts niedergeschriebene Philippus-Evangelium deutet Jesus gar zum Liebhaber einer seiner Anhängerinnen um: „Der Erlöser liebte Maria Magdalena mehr als alle Jünger, und er küsste sie oftmals auf ihren Mund.” Allerdings lassen sich anhand archäologischer Funde durchaus einige überlieferte und niedergeschriebene Textstellen verifizieren. Und wer sich heute dem historischen Jesus nähern will, dem bleibt zunächst nichts anderes, als diese unsicheren Berichte, die Evangelien, zur Grundlage zu nehmen – denn andere Quellen gibt es nicht für Jesus. Doch eines gilt als sicher: Wenn einer die christliche Kirche geprägt hat, dann war es Paulus und durch Augustinus (354-430), Heiliger und größter, aber auch umstrittenster Kirchenlehrer des christlichen Altertums, erhielt der christliche Glaube sein theologisches Fundament.
Die jüngste der drei monotheistischen Religionen ist der Islam, der auf dem Christentum und dem Judentum aufbaut. Gegründet wurde der Islam um 610 nach Chr. durch den Propheten Mohammed. Der Prophet wurde 570 nach Chr. in Mekka geboren und wird auch als Fürst der Schöpfung genannt. Mohammed erhielt nach dem Glauben der Muslime durch den Erzengel Gabriel den Auftrag, den Menschen von dem einen Gott zu erzählen, wobei er die Menschen zur radikaler Umkehr und einem geänderten Lebenswandel bekehren sollte. Diese Botschaft Gottes ist im Koran (Vortrag, Lesung) niedergeschrieben und stellt die „Heilige Schrift“ der Religion dar. Für die Muslime ist der Koran der wichtigste Glaubensinhalt und hat im Vergleich zu der Bibel im Christentum eine viel größere Bedeutung. Der Koran soll das unverfälschte Wort Gottes darstellen und keine menschliche Überlieferung sein. Im Koran sind über 6.200 Verse und 114 Kapitel, Suren genannt, die Regeln für das Zusammenleben der Menschen sowie Gebote und Verbote enthalten. Muslime sollen in ihrem Leben einige Grundpflichten erfüllen, die sogenannten fünf Säulen des Islam: Im Glaubensbekenntnis soll sich der Muslim zu dem Glauben an den einen und einzigen Gott bekennen. Ein Muslim soll fünf Mal am Tag zu Gott beten. Im Fastenmonat Ramadan sollen Muslime zwischen Sonnenauf- und - untergang nichts trinken und essen. Muslime, die Geld verdienen, sollen Bedürftigen Unterstützung gewähren, indem sie einen Teil ihres Geldes spenden. Sofern für einen Muslim möglich (finanziell und gesundheitlich), soll er mindestens einmal im Leben zum Geburtsort Mohammeds nach Mekka pilgern.
Vergleicht man den Koran mit den heiligen Schriften des Judentums und des Christentums, so sind im Koran Parallelen zum Neuen Testament sowie der hebräischen Bibel zu finden. Dennoch besteht die größte Nähe zwischen Judentum und Christentum vor allem aufgrund der Analogien zwischen der hebräischen Bibel und dem Alten Testament. Die Ähnlichkeiten sowie aber auch die Unterschiede zwischen den drei Religionen sollten den Menschen eigentlich als Gelegenheit zum Dialog dienen.
Judentum, Christentum und Islam werden im Allgemeinen als Weltreligionen bezeichnet. Ihre Unzahl von Verhaltenskodizes, niedergeschrieben in der Tora, der Bibel und dem Koran enthalten in etwa gleichlautende Vorschriften und Strafen für diejenigen, die gegen ihre Grundprinzipien und Regeln verstoßen. Dabei schüren viele Religionen Hass untereinander, um ihre Anhänger zusammenzuhalten. Kein Wunder bei etwa 10.000 verschiedenen Religionen und etwa 400 Freikirchlern in 238 Staaten. Ein irritierendes Phänomen. Gleichwohl gehören etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung weder einer Kirche, noch einer religiösen Gemeinschaft an. Was nicht heißen muss, dass diese Menschen keinen Glauben haben. Diejenigen, die die Existenz Gottes ausdrücklich ablehnen, sind nur eine kleine Minderheit.
Neben den Gemeinschaften großer Weltreligionen existiert eine große Anzahl kleinerer Gruppen unterschiedlichster Glaubensausrichtungen. Die Spannweite geht von neuen religiösen, ideologischen und weltanschaulichen СКАЧАТЬ