X-World. Jörg Arndt
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу X-World - Jörg Arndt страница 9

Название: X-World

Автор: Jörg Arndt

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783865068736

isbn:

СКАЧАТЬ sie nicht nachgab, kletterte er kurzerhand auf den Bauch seines Vaters.

      „Au-uf-ste-he-hen“, kommandierte er, während er rhythmisch auf und nieder wippte. Ron stöhnte und spannte die Bauchmuskeln an. Unauffällig griff er nach seinem Kopfkissen, riss es mit Schwung unter seinem Kopf hervor und traf seinen Sohn damit an der Schulter. Prompt verlor dieser das Gleichgewicht und kegelte ins weiche Bett. Mit lautem Kriegsgeheul stürzte er sich auf seinen Vater und versuchte, ihm das Kissen abzunehmen. Eine wilde Toberei entbrannte, bis schließlich beide schnaufend und lachend nebeneinander lagen.

      Als Ron wieder zu Atem kam, sagte er: „Was hältst du davon: Du holst die Brötchen, und ich decke den Tisch?“

      „Okay Papa, dann brauche ich aber Geld. Darf ich mir auch einen Comic kaufen?“

      „Meinetwegen.“ Ron angelte nach seiner Jeans und zog das Portemonnaie aus der Gesäßtasche. „Hier, fünf Euro sollten reichen.“

      „Danke Papa!“

      „Aber erst ziehst du dich mal an! Und Zähneputzen nicht vergessen!“

      „Habe ich schon! Guck!“ Jonte bleckte sein Gebiss.

      „Ist gut, ist gut, ich glaub dir ja!“

      Ron stemmte sich aus dem Bett und schlurfte ins Badezimmer. Die Dusche vertrieb den Rest seiner Müdigkeit. Er drehte das Wasser heißer und genoss die Wärme, die durch seinen Körper strömte. Dann schob er den Hebel auf kalt. Erfrischt trocknete er sich ab, zog Hemd und Jeans an und deckte den Frühstückstisch.

      Er spürte, wie gut ihm die Gegenwart seines Sohnes tat. Ein lebendiger Mensch war doch etwas anderes als ein Computer – auch wenn die virtuellen Welten noch so gut programmiert waren.

      Es rappelte an der Tür. Jonte kam mit den Brötchen zurück. Während des Frühstücks sprudelte er wie ein Wasserfall. Haarklein erzählte er, was er auf der Insel gesehen hatte und wie gut er sich mit Alf verstand.

      Ron war beeindruckt. Diese Erzählung klang ganz und gar nicht nach einem Computerspiel, eher nach einem Ferienabenteuer. X-World war offensichtlich überzeugend – zumindest für Fünfjährige. Er hoffte zutiefst, dass die koreanischen Geschäftsleute es ähnlich empfanden, denn davon hing seine Zukunft ab.

      Jonte konnte es kaum erwarten, endlich das Cyberzeug anzulegen und die neue Welt zu betreten, die sein Papa extra für ihn erschaffen hatte – und zwar nach seinen Vorschlägen, wie er mehrere Male stolz bemerkte. Diesmal ließ Ron den Ton ausgeschaltet. Er war überzeugt, dass es Jonte gut ging, und machte sich daran, die bevorstehende Präsentation bei Future Computing vorzubereiten. Dazu war es notwendig, einen Mehrspielermodus einzurichten. Er vertiefte sich in seine Arbeit.

      Derweil wanderte Jonte durch einen wunderschönen tropischen Regenwald. Er lauschte auf die Schreie von Affen und Papageien und staunte über die Farbenpracht exotischer Blumen, die um ihn herum wuchsen. Er war auf der Suche nach Alf. Zu dumm, dass sie keinen Treffpunkt vereinbart hatten!

      Doch selbst dann wäre es schwierig geworden, denn die Geographie der Insel hatte sich seit seinem letzten Besuch entscheidend verändert. Mitten im üppig grünen Wald erhob sich nun ein Berg. Staunend sah Jonte die mächtigen Steilhänge hinauf. Ob da oben wohl Schnee lag? Bestimmt gab es hier Höhlen. Das hatte sein Vater ihm versprochen.

      Wo sein Freund bloß steckte? Er rief ihn, so laut er konnte, aber statt einer Antwort hörte er nur das Echo, das von den Felswänden zurückgeworfen wurde.

      Hatte sich dort nicht etwas bewegt? Vielleicht wollte Alf spielen und versuchte, sich unbemerkt an ihn heranzuschleichen. Aber daraus würde nichts werden! Jonte versteckte sich schnell hinter einem Felsbrocken und beobachtete den Schatten, der sich zwischen den Pflanzen bewegte. Dann stutzte er. Das, was er da sah, war eindeutig zu groß für Alf.

      Ein mächtiger Tiger trat aus dem Gebüsch heraus und strebte dem bewaldeten Berghang entgegen. Jonte zuckte zusammen. Fieberhaft überlegte er, was er tun könnte. Weglaufen ging nicht, das Gelände bot keine Deckung, außerdem schätzte er, dass der Tiger mindestens dreimal so schnell laufen konnte wie er. Was hatte sein Vater sich nur dabei gedacht? Fürs Erste schien er in seinem Versteck sicher zu sein, aber wenn die Raubkatze näher kam …

      Plötzlich kam ihm eine Idee. Er legte die Hände zusammen und breitete die Arme aus. Augenblicklich hörte er ein leichtes Rauschen in seinen Ohren.

      „Ja, Jonte, was ist?“, hörte er die vertraute Stimme seines Vaters.

      „Papa, hier ist ein großer Tiger!“, flüsterte Jonte.

      „Ja natürlich, Jonte, den hast du dir doch gewünscht! Ich habe ihn extra für dich gemacht. Gefällt er dir?“

      „Ich habe Angst!“, flüsterte Jonte.

      „Das brauchst du nicht“, gab Ron zurück. „Du hast dir einen lieben Tiger gewünscht, und der hier ist lieb. Aber ich kann dich verstehen, mir hat er beim ersten Mal auch einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Er heißt übrigens Joey!“

      „Echt? Das ist ja witzig!“, sagte Jonte.

      „Wieso?“

      „Weil ich einen Stofftiger habe, der genauso heißt. Weißt du das nicht mehr? Den hast du mir doch geschenkt!“

      Ron war perplex. War es Zufall, dass Alf gerade diesen Namen ausgewählt hatte, oder gab es einen inneren Zusammenhang? Er beschloss, dieser Frage später nachzugehen. Im Moment musste er sich auf die bevorstehende Präsentation konzentrieren.

      „Hör mal, Jonte“, sagte er, „warum sagst du nicht einfach ‚Hallo‘ zu dem Tiger? Ihr werdet euch bestimmt gut verstehen.“

      Er beendete die Verbindung und beobachtete auf dem Monitor, wie sein Sohn langsam auf das Tier zuging. Es blieb wachsam stehen, zeigte aber keine Anzeichen von Aggressionen. Alles war in Ordnung, und Ron wandte sich wieder seinen Projektdaten zu.

      Jonte hob den Arm, um den Tiger zu streicheln. Plötzlich passierte etwas Merkwürdiges: Als er den Rücken des Tieres erreichte, spürte er keinen Widerstand – doch seine virtuelle Hand folgte der realen Hand nicht mehr, als er sie weiter nach unten bewegte. Es war ein eigenartiges Gefühl, so als würden sich Leib und Seele voneinander trennen. Das war irgendwie unheimlich, und der Junge beeilte sich, seine Hände wieder in Einklang zu bringen, indem er den Arm schnell hoch über den Kopf hob. Gehorsam setzte seine virtuelle Hand die Bewegung um.

      Der Tiger zuckte zusammen, als Jonte sich so plötzlich bewegte, drehte sich um und lief mit großen Sprüngen zurück in den Wald. Es kümmerte ihn nicht, dass Jonte hinter ihm herrief. Dafür antwortete eine menschliche Stimme.

      „Hallo Jonte! Da bist du ja! Ich muss dir was Tolles zeigen. Eine echte Höhle! Ich schwöre, die war gestern noch nicht da!“ Gemeinsam kletterten die Jungen den Berg hinauf, einem neuen Abenteuer entgegen.

      Das Wochenende verging wie im Fluge. Es gelang Ron kaum, seinen Sohn zum Essen zu bewegen, was ihn einerseits erschreckte, aber andererseits auch ganz recht war, denn im Mehrspielermodus tauchten plötzlich Probleme auf, die er nicht vorhergesehen hatte, und deren Lösung sich als sehr zeitaufwendig herausstellte. So waren Vater und Sohn auf höchst unterschiedliche Weise mit X-World beschäftigt. Beide verloren jedes Gefühl für die Zeit.

      Es war ein glücklicher Zufall, dass Ron und Jonte gerade beim Essen saßen, als es an der Tür klingelte, und Lisa kam, um ihn abzuholen. СКАЧАТЬ