Gewalt. Frank Rudolph
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Название: Gewalt

Автор: Frank Rudolph

Издательство: Автор

Жанр: Спорт, фитнес

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isbn: 9783938305799

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СКАЧАТЬ das dritte historische Beispiel vermittelt einen guten Eindruck davon, wie weit Kampfgeist und natürlich etwas Glück einen Kämpfer bringen können. Die Rede ist von Christian Madsen Rormose (1851 - 1944).

      Chris Madsen, wie er sich später nennen ließ, wurde in Dänemark geboren und konnte sich trotz seiner außerordentlichen militärischen Karriere eines langen Lebens erfreuen. Es heißt, dass Chris Madsen bereits als Knabe in dänische Dienste trat und dort im Preußisch-Dänischen Krieg von 1864 mitwirkte. Was er dabei getan hat, ist nicht bekannt, doch war es damals nicht ungewöhnlich, als Jugendlicher an Kämpfen teilzunehmen.2 Später ging der rastlose Madsen zur französischen Fremdenlegion nach Algerien, kehrte jedoch 1870 nach Europa zurück, um auf französischer Seite im Preußisch-Französischen Krieg (1870 - 1871) zu kämpfen. Nach der französischen Niederlage blieb er noch einige Jahre als Freischärler aktiv. 1875 wanderte er jedoch in die Vereinigten Staaten aus und verpflichtete sich sofort bei der 5. US-Kavallerie. Bis 1891 blieb er im aktiven Dienst und nahm an einigen Indianerfeldzügen teil. Doch auch nach seinem Abschied blieb Madsen nicht untätig, sondern wechselte sofort als Deputy zu den US Marshals. 1898 verpflichtete er sich bei Teddy Roosevelts Rough Riders3 und kämpfte mit ihnen im Spanisch-Amerikanischen Krieg. Danach wurde er abermals Deputy Marshal. 1911 schließlich wurde er zum US Marshal von Oklahoma ernannt. Chris Madsen bekam vom Kämpfen nicht genug. Während des Ersten Weltkriegs versuchte er sich für die kämpfende Truppe verpflichten zu lassen, wurde jedoch aus Altersgründen abgelehnt. Zwischen 1918 und 1922 diente er noch als Sonderermittler für den Gouverneur von Oklahoma. Erst dann setzte er sich zur Ruhe.

      Diese kurzen Biographien – und es sind nur drei von vielen – zeigen, dass ein Mensch auch Hunderte Kämpfe und zahlreiche Verwundungen überleben kann, wenn er seinen Geist, seinen Willen nicht ermatten lässt. Der Kampfgeist, die innere Bereitschaft zum Kampf, kann einen selbst dann noch siegen lassen, wenn man den Kampf selber nicht überlebt. »Der Mut reicht nur soweit wie das Können«4, lautet ein griechisches Sprichwort, aber wenn man derartige Geschichten liest, könnte man auch das Gegenteil glauben.5

      Zum Abschluss dieses Kapitels möchten wir eine kleine Erzählung Heinrich von Kleists6 wiedergeben, die unter dem Titel »Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege« bekannt geworden ist.

       Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege

      In einem bei Jena liegenden Dorf, erzählte mir, auf einer Reise nach Frankfurt, der Gastwirt, daß sich mehrere Stunden nach der Schlacht, um die Zeit, da das Dorf schon ganz von der Armee des Prinzen von Hohenlohe verlassen und von Franzosen, die es für besetzt gehalten, umringt gewesen wäre, ein einzelner preußischer Reiter darin gezeigt hätte; und versicherte mir, daß wenn alle Soldaten, die an diesem Tage mitgefochten, so tapfer gewesen wären, wie dieser, die Franzosen hätten geschlagen werden müssen, wären sie auch noch dreimal stärker gewesen, als sie in der Tat waren. Dieser Kerl, sprach der Wirt, sprengte, ganz von Staub bedeckt, vor meinen Gasthof, und rief: »Herr Wirt!« und da ich frage: was gibts? »ein Glas Branntewein!« antwortet er, indem er sein Schwert in die Scheide wirft: »mich dürstet.« Gott im Himmel! sag ich: will er machen, Freund, daß er wegkömmt? Die Franzosen sind ja dicht vor dem Dorf! »Ei, was!« spricht er, indem er dem Pferde den Zügel über den Hals legt. »Ich habe den ganzen Tag nichts genossen!« Nun er ist, glaub ich, vom Satan besessen –! He! Liese! rief ich, und schaff ihm eine Flasche Danziger herbei, und sage: da! und will ihm die ganze Flasche in die Hand drücken, damit er nur reite. »Ach, was!« spricht er, indem er die Flasche wegstößt, und sich den Hut abnimmt: »wo soll ich mit dem Quark hin?« Und: »schenk er ein!« spricht er, indem er sich den Schweiß von der Stirn abtrocknet: »denn ich habe keine Zeit!« Nun er ist ein Kind des Todes, sag ich. Da! sag ich, und schenk ihm ein; da! trink er und reit er! Wohl mags ihm bekommen: »Noch eins!« spricht der Kerl; während die Schüsse schon von allen Seiten ins Dorf prasseln. Ich sage: noch eins? Plagt ihn –! »Noch eins!« spricht er, und streckt mir das Glas hin – »Und gut gemessen«, spricht er, indem er sich den Bart wischte und sich vom Pferde herab schneuzt: »denn es wird bar bezahlt!« Ei, mein Seel, so wollt ich doch, daß ihn –! Da! sag ich, und schenk ihm noch, wie er verlangt, ein zweites, und schenk ihm, da er getrunken, noch ein drittes ein, und frage: ist er nun zufrieden? »Ach!« – schüttelt sich der Kerl. »Der Schnaps ist gut! – Na!« spricht er, und setzt sich den Hut auf: »was bin ich schuldig?« Nichts! nichts! versetz ich. Pack er sich, ins Teufelsnamen; die Franzosen ziehen augenblicklich ins Dorf! »Na!« sagt er, indem er in seinen Stiefel greift: »so solls ihm Gott lohnen«, und holt, aus dem Stiefel, einen Pfeifenstummel hervor, und spricht, nachdem er den Kopf ausgeblasen: »schaff er mir Feuer!« Feuer? sag ich: plagt ihn –? »Feuer, ja!« spricht er: »denn ich will mir eine Pfeife Tabak anmachen.« Ei, den Kerl reiten Legionen –! He, Liese, ruf ich das Mädchen! und während der Kerl sich die Pfeife stopft, schafft das Mensch ihm Feuer. »Na!« sagt der Kerl, die Pfeife, die er sich angeschmaucht, im Maul: »nun sollen doch die Franzosen die Schwerenot kriegen!« Und damit, indem er sich den Hut in die Augen drückt, und zum Zügel greift, wendet er das Pferd und zieht von Leder. Ein Mordkerl! sag ich; ein verfluchter, verwetterter Galgenstrick! Will er sich ins Henkers Namen scheren, wo er hingehört? Drei Chasseurs – sieht er nicht? halten ja schon vor dem Tor? »Ei was!« spricht er, indem er ausspuckt; und faßt die drei Kerls blitzend ins Auge. »Wenn ihrer zehen wären, ich fürcht mich nicht.« Und in dem Augenblick reiten auch die drei Franzosen schon ins Dorf. »Bassa Manelka!« ruft der Kerl, und gibt seinem Pferde die Sporen und sprengt auf sie ein; sprengt, so wahr Gott lebt, auf sie ein, und greift sie, als ob er das ganze Hohenlohische Korps hinter sich hätte, an; dergestalt, daß, da die Chasseurs, ungewiß, ob nicht noch mehr Deutsche im Dorf sein mögen, einen Augenblick, wider ihre Gewohnheit, stutzen, er, mein Seel, ehe man noch eine Hand umkehrt, alle drei vom Sattel haut, die Pferde, die auf dem Platz herumlaufen, aufgreift, damit bei mir vorbeisprengt, und: »Bassa Teremtetem!« ruft, und: »Sieht er wohl, Herr Wirt?« und »Adies!« und »auf Wiedersehn!« und: »hoho! hoho! hoho!« – So einen Kerl, sprach der Wirt, habe ich zeit meines Lebens nicht gesehen.

      Wie jemand einen Kampf übersteht, hängt in erster Linie vom entschlossenen Willen und von der geistigen Stärke im Moment des Kampfes ab, nicht so sehr von der Stärke der Muskeln. Wenn Sie mit absoluter Entschlossenheit zu Werke gehen, haben Sie in jedem Kampf eine Chance. Es ist nicht unbedingt nötig, stärker als der Angreifer zu sein. Die Hauptsache ist, ihm einen festeren Willen entgegenzusetzen. Will der Gegner Sie lebensgefährlich verletzen, müssen Sie bereit sein, ihn zu töten.

      Im chinesischen Militärwerk »Sūnzǐ Bīngfǎ« steht ein sowohl für die Militärstrategie als auch für die zivile Selbstverteidigung entscheidender Satz: »Lass deine Soldaten erst in einem Gelände und einer Situation kämpfen, die hoffnungslos erscheint und in der die Soldaten nur noch den Tod vor Augen haben.« Das haben Feldherren verschiedener Epochen in der Tat erfolgreich praktiziert. Auch sonst wenig am Kampf Interessierte werden, wenn man sie völlig in die Enge getrieben hat und sie keine Wahl mehr haben, sich mit Zähnen und Nägeln zur Wehr setzen. In einer solchen Situation vergisst der Mensch alle Interessen, Nachsichten, Gefühle und klammert sich an nichts mehr. Er wird zum Tier und folgt nur noch seinen natürlichen und wildesten Instinkten, ohne sich um zivile, von der Kultur geprägte Verhaltensweisen zu kümmern. Wir schalten alle jungen Gehirnregionen ab und folgen ausschließlich den Befehlen unseres Stammhirns.

      Wägen Sie jedoch in jeder Situation genau ab, ob Sie wirklich keine andere Möglichkeit mehr haben als zu kämpfen. Sobald sich eine Fluchtmöglichkeit bietet, nutzen Sie diese. Lassen Sie sich niemals aus Gründen der »Ehre« auf einen Kampf ein.

      Friedrich Nietzsche1 sagte einmal: »Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat.« Genau das ist es, wir haben das СКАЧАТЬ