Gewalt. Frank Rudolph
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Название: Gewalt

Автор: Frank Rudolph

Издательство: Автор

Жанр: Спорт, фитнес

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isbn: 9783938305799

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СКАЧАТЬ Erstens sollten wir diesem Herrn dankbar sein, dass er uns wertschätzt und uns für so gut hält, dass wir beraubt werden können. Zweitens gibt es sicher einen vernünftigen Grund, weshalb dieser Herr das macht.« Dann wandte der Ladenbesitzer sich an Jiāng, als ob dieser ein ganz normaler Kunde sei, den er mit Respekt und Selbstbewusstsein zu behandeln habe: »Warten Sie bitte einen Moment, ich gebe Ihnen alles, was wir haben.«

      Kaum hatte der Ladenbesitzer geendet, steckte Jiāng seine Pistole weg und sagte: »Von dir will ich nichts. Lebe dein Leben gut.« Dann drehte er sich um und ging.

      Wenig später betrat Jiāng einen anderen Laden. Auch dieses Geschäft gehörte einem Ehepaar, das kurz vor Ladenschluss mit seinem kleinen Sohn allein war. Als Jiāng wie üblich mit Maske und gezogener Waffe auftauchte, fing die Frau in einem giftigen und arroganten Ton wie eine Ente zu schimpfen an. »Was, du wagst es, mich zu überfallen? Weißt du nicht, wer mein Bruder ist? Er ist der Distriktleiter der Polizei …« Sie schaffte es nicht mehr, den Namen ihres Bruders auszusprechen, da lag sie schon mit einem Loch im Kopf am Boden. Dann erschoss Jiāng auch ihren Mann und ihren kleinen Sohn. Anschließend nahm er sich alles Geld aus der Kasse und verschwand.

      Der mächtige Bruder konnte sich am nächsten Tag die Leichen seiner Schwester, seines Schwagers und seines kleinen Neffen ansehen. Geholfen hat sein Status der Familie nicht.

      Diese Geschichte lehrt sehr gut, wie der obige Spruch, »… zu wissen, wie man ein Mensch zu sein hat«, zu verstehen ist. Der erste Ladenbesitzer zeigte Selbstverteidigungskunst vom Feinsten, das höchste Niveau, das man nur erreichen kann. Das zweite Beispiel sollte hingegen als Warnung dienen. Die Frau zeigte deutlich, wie man es nicht machen darf. Selbstverteidigung heißt, jedem Menschen grundlegenden und offenen Respekt entgegenzubringen, ohne sich zum Opfer zu machen. Respektlosigkeit und Hochmut sind zwei der häufigsten Ursachen dafür, dass Menschen Gewalt verüben.

      Auch wenn es vielleicht einige Zeit dauert, bis ein gewisses Maß überschritten ist – aber eine ständig gedemütigte Seele wird zur Gefahr, was wir immer wieder bei brutalen Amokläufen schmerzvoll feststellen müssen.

      In Hettstedt1 spielte sich vor einigen Jahren eine Begebenheit ab, die ebenfalls zeigt, wie man es richtig machen kann: Frank F., ein alter Hettstedter Ringer, verließ ein Lokal, um nach Hause zu gehen. Vor der Tür warteten vier Männer auf ihn, die ihn anpöbelten. Es waren keine Halbstarken, sondern sie waren allesamt erwachsen – und betrunken. Der Ringer sagte ruhig: »Wenn ihr jetzt in die eine Richtung geht und ich in die andere, kommen alle ohne Probleme davon. Wenn ihr mich angreift, werde ich vielleicht verlieren, aber ihr kommt auch nicht unbeschädigt weg. Und wenn ich verliere, gibt es eine Rückrunde. Ich weiß, wo jeder von euch wohnt. Ich komme zu euch nach Hause, zu jedem einzelnen, und dann sehen wir mal, wie das Spiel dann ausgeht.« Die vier haben ihn in Ruhe gelassen und sind ohne ein weiteres Wort abgehauen.

      Vorsichtshalber möchten wir noch erwähnen, dass diese Berichte nur Fallbeispiele sind und in ähnlichen Situationen durchaus zu anderen Ergebnissen führen könnten. Es sind keine Patentlösungen für derartige Vorfälle.

      »Man beleidigt lieber den mächtigen Mann, aber man beleidigt nicht den kleinen Mann.« – Dieser Satz stammt von einem der mächtigsten Bosse der heutigen chinesischen schwarzen Gesellschaft (chin. hēishèhuì). Allerdings ist der dahinterstehende Gedanke schon sehr alt in China.1 Auf den ersten Blick scheint diese Aussage nicht zu stimmen. Aber tatsächlich ist sie wahr. Die meisten von uns haben mehr oder weniger Furcht vor mächtigen Menschen. Wir biedern wir uns bei ihnen an und erfüllen ihnen alle Wünsche. Wir erstarren vor ihnen aus Angst und Respekt. Nur warum? Gleichzeitig haben wir die Angewohnheit, auf die Kleinen herabzusehen und sie zu verachten. Nach oben buckeln, nach unten treten, das scheint uns im Blut zu stecken. Dabei sollte eigentlich das Gegenteil der Fall sein: Wer nichts zu verlieren hat, hat oft die besten Karten.2

      Ein mächtiger und finanziell gutgestellter Mensch ist ein viel besserer Gegner als der kleine Mann. Denn die Reichen haben in einem Konflikt kaum etwas zu gewinnen, hingegen viel zu verlieren. Sie sind daher in der Regel nicht zu einem kompromisslosen Kampf bereit. Es gibt sicher Ausnahmen, aber die meisten setzen ihren Status und ihre finanzielle Sicherheit nicht in einer Auseinandersetzung mit einem kleinen Mann aufs Spiel. Ein Mächtiger kann in der modernen Gesellschaft einen »Niederen« kaum ohne Folgen zerstören. Wir »einfachen Leute« hingegen können gegen einen mächtigen Gegner fast immer gewinnen, selbst in der Niederlage, wenn diese seinen Ruf nachhaltig schädigt. Der kleine Mann, der weder Status noch irgendwelche Sicherheiten besitzt, wird ganz natürlich nach dem Prinzip der Biene kämpfen. Er hat nichts zu verlieren und wird zum gefährlichsten Gegner, den jemand haben kann. Das bekannteste Beispiel ist wohl Philipp II. von Makedonien (ca. 382 - 336 v. u. Z.), Vater Alexanders des Großen. Er beleidigte einen kleinen Mann und wurde später von diesem umgebracht.

      Es ist jedoch klug, generell auf Beleidigungen und Drohungen zu verzichten, denn um es mit den Worten Machiavellis zu sagen: »Weder die Beleidigung noch die Drohung haben irgendeinen positive Nutzen, im Gegenteil, das eine macht den Gegner wütend und rachsüchtig, das andere macht ihn vorsichtig

      Um die obengenannten Prinzipien und Strategien deutlich werden zu lassen, geben wir hier eine wahre Geschichte wider, die sich im modernen China abgespielt hat.

      Der mächtige und gefürchtet chinesische Mafiaboss H. aus der chinesischen Provinz Hubei war früher ein unbedeutender Mann ohne Perspektiven und Kontakte. Mit Mühe und Not schaffte er es, sich zu ernähren. Er war in der Baubranche tätig, wobei seine Arbeit darin bestand, kleine Häuser abzureißen. Der ortsansässige Mafiaboss wollte ihm diese Projekte wieder entreißen.3 Jeder, der schon einmal versucht hat, ohne Beziehungen in China etwas auf die Beine zu stellen, versteht, weshalb der Kleinunternehmer entschlossen war, diese Ungerechtigkeit mit allen Mitteln zu verhindern. Er ließ es also darauf ankommen. Am Abend sagte er dem Mafiaboss, dass er mit seinen Arbeitern sein Territorium mit Waffengewalt verteidigen werde und sie ruhig kommen sollten. Daraufhin verlor der Mafioso die Selbstbeherrschung und schickte mehrere mit Schusswaffen versehene Männer auf den Bau. H. hatte allerdings die Polizei alarmiert, die die bewaffneten Banditen unverzüglich festnahm. Waffenbesitz gilt in China als eines der schwersten Vergehen und wird streng bestraft. Die nachfolgenden Ermittlungen ergaben, dass H. bedroht worden war und er und seine Männer sich lediglich mit ihren Arbeitsgeräten schützen wollten. Der Mafioso musste sich nun verantworten und kam ins Gefängnis, wo er schließlich starb. H. hingegen wurde weder verhaftet noch angeklagt. Im Gegenteil, von nun an hatte er Ruhe und konnte sein Projekt zu Ende bringen. Durch diesen Streich über den mächtigen Mafiaboss wurde er selbst zu einem mächtigen Mann. Aus dem kleinen Mann H. wurde der bis heute mächtigste und reichste Mafiaboss der Gegend. Von ihm stammt auch das obenstehende Zitat.

      Weshalb viele der Mächtigen auf Dauer mächtig bleiben, liegt daran, dass diese Menschen oft zu Institutionen geworden sind und ihre persönlichen Sündenböcke besitzen. Das sind Leute, die die Drecksarbeit erledigen, während die Hände der Bosse sauber bleiben. Friedrich Nietzsche beschrieb das sehr passend mit den Worten: »Ein Mensch ist wie ein Baum. Je höher er ins Licht wächst, desto tiefer müssen seine Wurzeln ins böse schwarze Erdreich gehen.« Die Mächtigen müssen ihre Wurzeln zwangsläufig im Dunkeln haben, sonst könnten sie nicht wachsen. Das ist aber auch die Schwachstelle, die immer wieder zum Sturz einst Mächtiger führt.

      Ignorieren Sie solche Zusammenhänge nicht, sondern versuchen Sie, sie zu verstehen. Das ist wichtig für Ihren Selbstschutz, denn der Selbstschutz fängt nicht erst beim körperlichen Kampf an, sondern schon lange davor.

      Daoisten und professionelle Cleaner1 haben durchaus einige Gemeinsamkeiten, auch wenn das auf den ersten СКАЧАТЬ