Название: Die zweite Reise
Автор: Jannis B. Ihrig
Издательство: Автор
Жанр: Историческая фантастика
isbn: 9783957446695
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Heute erwartete die Menge ein besonderer Kampf, ein Duell zwischen zwei Meistern und ihren Schülern. Die Namen blieben geheim, wie die Tradition es verlangte, jedoch brodelte die Gerüchteküche schon und man munkelte, dass an diesem Tag die Vertreter zweier altehrwürdiger Kriegerhäuser antreten würden. Die Menge saß deshalb sehr unruhig auf den Rängen und konnte den Beginn des Kampfes kaum erwarten.
Die Zuschauer mussten sich nicht mehr lange gedulden: Die Ansagerin, eine Sukkubus, kam in die Arena und stellte sich in die Mitte des Feldes. Sie trug ein rotes Kleid, vermutlich widerwillig. Denn aufgrund des heißen Blutes, das durch die Adern jedes Dämons und jedes Halbdämons floss, waren die Körper der Dämonen sehr resistent gegenüber Kälte und anderen Witterungseinflüssen. Darum spielte in der Tradition vieler Dämonen Kleidung keine Rolle, abgesehen von Rüstungen, die aber nur von wenigen verwendet wurden. Viele Dämonen besaßen durch Schuppen oder Ähnliches eine natürliche Rüstung, sodass zusätzliche Ballaste die Bewegungsfreiheit nur unnötig eingeschränkt hätten. Außerdem fiel es vor allem Vierbeinern, wie den Raptoren, schwer, ohne Hände Kleidung anzuziehen. Aus diesen Gründen zogen es nicht wenige Dämonen vor, unbekleidet herumzulaufen.
Dann gab es aber auch Dämonenarten wie die Felusianer, die meinten, dass man nur zivilisiert sei, wenn man Kleidung trug. Es herrschte zwischen den vereinigten Dämonenarten lange ein verbitterter Kulturstreit darüber, ob ein Gesetz zum Zwangstragen von Kleidung wirklich zivilisierend oder nicht vielmehr freiheitsberaubend sein würde, bis man sich auf folgenden Kompromiss einigte: In den Städten herrschte eine Kleidervorschrift, außerhalb der Städte durfte jeder tragen oder nicht tragen, was er wollte. Dieser Kompromiss stellte aber keine der beiden Parteien zufrieden: Die einen hielten nun die anderen für primitiv, die anderen sie für dogmatisch.
„Dämoninnen und Dämonen!“, sprach die Ansagerin in einen mit Runen verzierten Kristall. Diese Runen nahmen die Schallwellen auf und übertrugen sie auf andere Runen, die in den Steinblöcken der Zuschauerränge eingraviert waren. Dort wurden die Schallwellen wieder abgegeben, sodass jeder hörte, was die Ansagerin verlauten ließ. „Willkommen in der Gula-Arena. Heute erwartet uns ein vielversprechender Kampf zwischen zwei Meisterkriegern und ihren Schülern. Wir begrüßen unseren Gast: Herzlich willkommen in der Gula-Arena, Meister Stagar vom Haus der Flammen.“ Die Menge jubelte auf.
Die Häuser waren Familien mit weit zurückreichenden Wurzeln. Manche hatten schon in der Zeit vor der Vereinigung existiert. Und dass heute gerade ein Mitglied des Hauses der Flammen kämpfen würde, versprach einen schön anzusehenden Kampf.
Meister Stagar war ein Felusianer, der eine rot glänzende Stahlrüstung trug und mit einer schweren Hellebarde, die er mit seinen vier Händen hielt, bewaffnet war. Weil sein Helm kein Visier hatte, konnte man sehen, dass sein Gesicht vollständig kahl war. Vermutlich war auch der Rest seines Körpers rasiert, wenn man bedachte, wie brandgefährlich sein Kampfstil war. Sein Schüler Nando hingegen trug sein Fell noch, dafür war er unbewaffnet und schien ein Magier zu sein, da er mit einer blauen Robe bekleidet war und keinen besonders kräftigen Eindruck erweckte.
„Den anderen feuern wir als unseren Champion an: Meister Kalus vom Haus der Seelen“, verkündete die Ansagerin. Jetzt wurde die Arena sehr zum Ärger von Meister Stagar mit Jubel überflutet.
„Meister Stagar, kennt Ihr Kalus?“, fragte ihn sein Schüler.
Er schüttelte den Kopf: „Nicht persönlich, doch man hört so allerhand. Er soll selbst für das Haus der Seelen außergewöhnlich sein. Dasselbe gilt auch für seinen Schüler und Sohn Kalusurus.“
Inzwischen waren die beiden Mitglieder des Hauses der Seelen in die Arena getreten. Der Schüler von Stagar zog eine Augenbraue hoch: „Der Schüler ist ja noch ein Kind!“
„Unterschätze ihn nicht wegen seines Alters“, mahnte ihn sein Meister. „Wenn er schon in diesen jungen Jahren in der Arena kämpfen darf, muss er über wirklich außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen. Ich wünschte, ich hätte vorher gewusst, gegen wen wir kämpfen.“
Nun gingen die beiden Meister mit ihren Schülern zur Mitte der Arena, bis sie sich trafen. Die Ansagerin schlug mit ihren Flügeln und erhob sich in die Lüfte. Als sie hoch genug war, nahm sie aus einer Tasche, die sie um ihre Hüfte trug, einen roten Kristall. Diesen warf sie in die Mitte des Arenaplatzes. Der Kristall zersprang mit einem lauten Knall und gab so das Startzeichen für den Kampf.
Die Kontrahenten rannten los und stürzten sich auf ihre Gegner: Meister gegen Meister, Schüler gegen Schüler. Stagar ließ seine Hellebarde rotieren, während er sich Kalus näherte. Als er nah genug war, ließ er seine Waffe von oben auf seinen Gegner niedersausen. Doch zum Erstaunen aller konnte Kalus diesen heftigen Angriff mit einem Schwert blocken, während er blitzschnell mit seinen anderen drei Schwertern zustach. Alle drei Klingen trafen sich mit der Spitze in der Mitte der Brust des Gegners. Die Rüstung hielt stand, doch die Kraft dreier Stiche gebündelt auf einem Punkt stieß Stagar einige Meter zurück. Stagar keuchte, denn der Stoß hatte sich trotz seiner Rüstung in die Brustgegend fortgesetzt, sodass ihm für ein paar Augenblicke das Atmen schwerfiel. Ihm blieb aber keine Zeit zum Verschnaufen, denn Kalus setzte nach und attackierte ihn weiter. Stagar hatte Mühe, die Stiche abzuwehren, sodass es Kalus immer wieder gelang, ihn zu treffen. Jeder Treffer war so stark, dass die Rüstung eingedellt wurde. Stagar hatte am Anfang des Kampfes gedacht, dass er im Vorteil wäre, da Schwerter gegen seine massive Rüstung nicht so effektiv waren. Jedoch schien Kalus’ Kraft diesen Nachteil mühelos ausgleichen zu können. Stagar verunsicherten jedoch nicht nur die Schnelligkeit und Kraft, mit denen Kalus mit seinen Schwertern hantierte. Obwohl der Angehörige des Hauses der Seelen klar überlegen war, konnte Stagar keine Regung auf dessen Gesicht wahrnehmen. Die Miene blieb kalt.
Währenddessen wurde auch Stagars Schüler Nando von Kalusurus in die Enge getrieben. Da Nando in Gegensatz zu seinem Meister keine schwere Rüstung trug, musste er sich sehr auf das Ausweichen konzentrieren. Kalusurus bewegte seinen Stab so schnell, dass es schwer war, den Angriffen mit den Augen zu folgen. Und ebenso wie beim Meister war beim Schüler keine Gefühlsregung sichtbar.
Es sah nicht gut aus für Meister Stagar und seinen Schüler Nando. Stagar würde jedoch nicht zum Haus der Flammen gehören und Nando wäre nicht sein Schüler, wenn die beiden nicht noch einige Winkelzüge auf Lager hätten.
Kalusurus drehte sich zur Seite und holte mit seinem Stab aus, um seinen Gegner auf den Kopf zu schlagen. Diesmal wich Nando nicht aus und der Stab ging einfach durch ihn hindurch. Denn genau in dem Moment, als der Stab ihn hätten treffen sollen, verwandelte sich Nandos Körper in Wasserdampf und zischte als heiße Fontäne dem Kontrahenten entgegen. Der Dampf blendete Kalusurus und während er für ein paar Augenblicke abgelenkt war, rammte sich die Wolke, die für einen Moment eine außergewöhnlich hohe Dichte aufwies, in seinen Magen. Kalusurus stürzte zu Boden, während die Dampfwolke sich in Wasser verwandelte, welches sich über ihn ergoss. Der Schüler achtete nicht darauf, sondern sprang wieder auf, sobald der Druck von ihm gewichen war. Er hatte dabei kurz Probleme, das Gleichgewicht zu halten, da sich seine Lederrüstung mit Wasser vollgesogen hatte. Schnell fing er sich jedoch wieder und stand fest mit beiden Beinen auf dem Boden. Sein Gegner war allerdings nicht zu sehen. Dafür war jetzt eine kreisförmige Fläche mit einem Radius von fünf Metern um Kalusurus herum mit Wasser bedeckt. Bevor Kalusurus ahnen konnte, was nun passieren würde, geschah es bereits. Ein lautes Zischen setzte ein und das Wasser begann zu verdampfen und hüllte den Schüler in eine dichte, große Dampfwolke ein.
Währenddessen tauschten die Meister immer noch Schläge aus. Stagar hatte einen Rhythmus in Kalus’ Angriffen erkannt und konnte sich nun leichter verteidigen sowie selbst Angriffe durchführen, sodass auch Kalus einige Treffer einstecken musste. „Du bist besser, СКАЧАТЬ