Hexengruft – Abenteuer in Moorland. Ralph Müller-Wagner
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Название: Hexengruft – Abenteuer in Moorland

Автор: Ralph Müller-Wagner

Издательство: Автор

Жанр: Детские приключения

Серия:

isbn: 9783954888108

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      Für Felix will dieser misslungene Tag heute nicht enden. Er ist wie angestemmt, seit dem er Sebastian im Regen stehen gelassen hat. Wie leid ihm das tut. Doch Felix kann seine Natur nicht ändern. Er will es auch gar nicht. Man muss den Menschen so nehmen, wie er wirklich ist. Hat ihm einmal seine Mutter gesagt. Felix versucht das immer zu beherzigen, mit dieser Lebensweisheit ist er bisher gut ausgekommen. Sebastian wohl eher nicht, aber der kennt auch die Sprüche seiner Mutter nicht. Felix hat keinen schwerwiegenden Fehler gemacht, sondern die Wahrheit gesagt. Es ist wirklich etwas Unheimliches in seinem Zimmer geschehen, auch wenn er das nur angedeutet hat. Außerdem lacht er Sebastian auch nicht aus, nur weil der an Gott glaubt. Sogar Erwachsene glauben an Gott, obwohl ihn noch keiner gesehen hat.

      Der Abend ist wieder angebrochen, es dämmert bereits, als Felix müde sein Buch aus der Hand legt und leise gähnt. Den ganzen Tag hat er darin gelesen, um sich abzulenken. Von Andrea weit und breit keine Spur. Vielleicht ist sie ja zu Oma in die Stadt gefahren, um sich Lorbeeren für ihr gutes Zeugnis abzuholen. Einschmeicheln kann sich Andrea wirklich prima. Den Schrank näher zu untersuchen, war Felix für diesen Tag die Lust mehr vergangen. Der hat ihm bloß Unglück gebracht, was seinen Freund betrifft. Auch wenn ihn das Geheimnis reizt, er würdigt den Schrank keines Blickes mehr. Bald wird alles vergessen sein. Das heftige Gewitter der letzten Nacht. Der grüne Nebel. Das seltsame Klopfen. Der Streit mit seinem Freund. Ohne ihn sind die Stunden schon ziemlich langweilig.

      Felix schließt müde die Augen. Doch bald peinigt ihn ein schrecklicher Alptraum: Riesige Vampire halten Felix in einer Burgruine gefangen. Sie wollen ihm eben das Blut aussaugen. Da erscheint plötzlich ein tollkühner Rittersmann und befreit Felix aus den messerscharfen Klauen der abartigen Monster. Es ist Sebastian, der in der schweren Ritterrüstung steckt. Auf Freunde ist eben immer Verlass, sogar in den Träumen!

      Schweißgebadet wacht Felix auf. »Sebastian! Du hier?«, ruft er verwundert, so intensiv hat er geträumt. Verschlafen reibt er sich die Augen, blickt zur Uhr. Mitternacht. Geisterstunde und dann dieser seltsame Traum. Was hat das zu bedeuten? Plötzlich blitzt es draußen. Die Gardine bewegt sich wie von allein, obwohl kein Windstoß zu vernehmen ist. Felix steht auf, torkelt wie ein Angetrunkener zum Fenster und schließt es. Alles wie letzte Nacht! Nun ist er hellwach.

      ‚Der Palisanderschrank!’, kommt es Felix in den Sinn. Mit ihm hat alles angefangen. Den will er jetzt unbedingt im Auge behalten. Er greift nach dem Lichtschalter, aber er funktioniert wieder nicht. Kein Licht also. Schon greift Felix nach seiner Taschenlampe, doch auch diese erfüllt ihre Aufgabe nicht. Es ist dunkel im Zimmer. Nur die zuckenden Blitze erhellen es immer wieder für den Bruchteil einer Sekunde. Schnell springt Felix zurück in sein Bett. Von hier aus kann er die Situation genau beobachten. Die Spannung steigt. Sein Puls schlägt schnell, es gruselt ihn, er ist aufgeregt. Trotzdem weicht sein Blick nicht vom Schrank. Bäuchlings liegt der mutige Junge unter der Bettdecke, bloß sein Kopf guckt hervor und so vergehen die Minuten. Sie kommen Felix viel zu lange vor. Nichts passiert, nur der Donner grollt hin und wieder.

      Da, plötzlich ein leises Geräusch. Fast unhörbar. Als würden Blätter sanft die Fensterscheibe streicheln. Felix dreht sich erschrocken um. Die Gardine zieht sich wie von selbst auf, es ist niemand zu sehen. Träumt er, oder passiert das wirklich alles! Felix findet darauf keine Antwort. Dafür ist die Situation viel zu spannend.

      Es blitzt wieder, mehrmals kurz hintereinander, dadurch wird das Zimmer für einen längeren Augenblick als vorher erhellt. Auf einmal bemerkt Felix einen dunklen Schatten an der Außenseite des Fensters. Ein eiskalter Schauer läuft ihm über den Rücken. Was ist das? Einer dieser Vampire, die ihm in seinem Traum so zusetzten? Schnell verschwindet Felix unter seiner Bettdecke, mit all seinen verwirrten Gedanken. Und wenn es Sebastian ist? Vielleicht will der ihm einen Streich spielen, wegen der Gespenster, die es für ihn nicht gibt. Wäre eine logische Erklärung. Er muss nochmal nachschauen. Koste es, was es wolle. Vorsichtig schiebt er jetzt den Kopf unter der Bettdecke hervor. Flüchtiger Blick zum Schrank, wo alles still ist. Danach nimmt er das Fenster ins Visier. Auch dort ist nichts zu sehen, bis es erneut lange blitzt. Felix beginnt zu zählen. Er kommt gerade bis zwei. Dann setzt heftiger Donner ein, als würde das ganze Haus über ihm einstürzen. Er muss sich die Ohren zu halten, so laut ist es. Plötzlich wird das Fenster aufgestoßen. Ein großer dunkler Schatten dringt in das Zimmer ein. Im fahlen Blitzlicht wirkt er wie der blanke Horror. Felix hält entsetzt seine Hände vor das Gesicht. Das Herz schlägt ihm bis zum Hals. Jemand lacht böse. Jetzt hat Felix sein Abenteuer, welches viel bizarrer als das letzte ist.

      Kein Mensch wird ihm glauben, was er da wiederholt erlebt. Aber vielleicht gibt es ja noch mehr Kinder oder Erwachsene, denen ähnliches zugestoßen ist, dies jedoch lieber für sich behalten haben, weil sie nicht als Vollidioten gelten wollen. Warum soll nur ihm das Unfassbare widerfahren? Die Welt ist viel größer als sein Kinderzimmer!

      Felix nimmt nun die Hände vom Gesicht, er will der Gefahr ins Auge blicken. Da wird das Fenster von unbekannter Hand zugeschlagen. Fast gehen die Scheiben zu Bruch, so heftig scheppert es. Ist die Gestalt wieder verschwunden? Vielleicht ist sie ja noch irgendwo da draußen im Garten?

      Wie unheimlich das alles ist. Trotzdem fasst sich Felix ein Herz, mutig steigt er aus dem Bett, schleicht sich zum Fenster und drückt sein Gesicht an die Fensterscheibe. Aber er kann niemanden sehen, auch wenn er sich noch so sehr bemüht. In diesem Augenblick klopft es genau so wie gestern Nacht ganz zaghaft im Zimmer. Felix ist wie verhext. Auf dieses Zeichen hat er die ganze Zeit gewartet.

      Felix will etwas sagen, doch plötzlich bekommt er seinen Mund nicht mehr auf. Immer und immer wieder probiert er es. Vergeblich! Zu allem Überfluss klebt er auf einmal mit dem Gesicht an der Scheibe fest. ‚Auch das noch!’, denkt Felix verzweifelt. Was hält ihn da bloß gefangen? Bald spürt er, dass es ein stinkender klebriger Brei ist. Aber wer in Gottes Namen hat den wohl an die Fensterscheibe geschmiert?

      Draußen wütet das Unwetter stärker. Blitz und Donner geben sich weiterhin ein Stelldichein. Regen fällt in Strömen auf die Erde nieder. Der Wind bläst dämonisch, wirbelt die Wipfel der Bäume heftig durcheinander. Auf einmal spürt Felix, wie sein Gesicht auf der Scheibe hin und her geschoben wird, als ob er diese putzen müsste. Eine schreckliche Erfahrung und nichts kann er dagegen unternehmen. Wütend stemmt er die Hände an die Fensterbalken, versucht sich loszureißen. Vergeblich, es nutzt alles nichts. Er bleibt Gefangener einer unheimlichen Kraft, bis diese es sich wieder anders überlegt hat und ihn frei gibt. Wie ein Geschoss fliegt Felix ein paar Meter durch sein Zimmer. Vor dem Palisanderschrank fällt er dann rücklings auf den Fußboden. Oh, wie schmerzhaft das ist. Er schreit leise auf, kann sich für einen Moment nicht bewegen. Doch zum Glück hält ihn niemand mehr gefangen. Er blickt, zwar noch ein bisschen befangen, zum Fenster und staunt mächtig, als er entdeckt, dass die Gardinen zugezogen sind. Erst dann fällt ihm auf, dass jenes grüne matte Licht von gestern wieder flackert und das Zimmer auf geheimnisvolle Weise erhellt. Aber nach einigen Sekunden ändert das Licht seine Farbe. Jetzt schimmert es beige, alle Gegenstände im Zimmer sind klar zu erkennen.

      Wieder klopft jemand heftig gegen die Schranktür, dreimal kurz hintereinander. Es klingt aufdringlich und makaber. Felix rutscht das Herz in die Hose. Seinen Rücken vor Schmerzen festhaltend, steht er geschwind auf und flüchtet unter großen Anstrengungen in sein Bett. Hui, so schnell ist Felix noch nie unter der Bettdecke verschwunden. Natürlich will er wissen, was weiter passiert. Er ist kein Weichei, trotzdem ist ihm übel in der Magengegend. Er traut sich jedoch nicht aus dem Zimmer heraus, denn er will auf keinen Fall etwas verpassen.

      »Hallo!«, erklingt plötzlich deutlich vernehmbar eine dumpfe Stimme. »Hallo! Darf ich vielleicht raus kommen? Hier aus dem wunderschönen Schrank? Es ist so stickig darin.«

      Felix spitzt fassungslos die Ohren. Da hat doch in der Tat jemand gesprochen. Soll er antworten oder besser nicht? Gespannt beobachtet der Junge, wie durch СКАЧАТЬ