Hexengruft – Abenteuer in Moorland. Ralph Müller-Wagner
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Название: Hexengruft – Abenteuer in Moorland

Автор: Ralph Müller-Wagner

Издательство: Автор

Жанр: Детские приключения

Серия:

isbn: 9783954888108

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СКАЧАТЬ Genau eine Stunde nach Mitternacht. Ende der Geisterstunde. Es geht durch und durch mit ihm. Was hat er da bloß erlebt?

      Am nächsten Morgen sitzt Felix abwesend in der Küche beim Frühstück. Die Mutter hat frische Semmeln vom Bäcker geholt. Sie weiß, ihre Kinder mögen diese besonders gern. Doch Felix kriegt heute keinen Bissen herunter. Er trinkt nur ein Glas Orangensaft. Die ganze Nacht hat er kein Auge zugedrückt. Zu sehr beschäftigen ihn jene geheimnisvollen Ereignisse in seinem Kinderzimmer. Fragen, auf die Felix immer noch keine Antworten hat.

      »Ist dir etwa eine Laus über die Leber gelaufen?«, scherzt die Mutter mit freundlicher Miene. »Und das am ersten Ferientag. Die Sonne scheint. Der Morgen ist klar und Lisa scheint auch über den Berg zu sein. Übrigens glaube ich, du könntest viel bessere Leistungen in der Schule bringen, als dein Zeugnis hergibt, mein Junge. Vielleicht liest du ja die falschen Bücher. Ich meine: Lesen ist schon prima. Doch immer nur Fantasy? Weiß nicht, ob das so richtig ist. Außerdem träumst du mir zu viel. Dein Verhalten hier liefert mir wieder einmal den Beweis. Befasse dich lieber mit realen Geschichten. Es gibt so schöne Pferdebücher.«

      ‚Sie hat mein Zeugnis also gesehen’, denkt Felix, während er endlos mit dem Löffel in der Tasse herum rührt. Am liebsten würde er sich die Ohren zuhalten. Besser, er sagt gar nichts zu diesem Thema, sonst beruhigt sich Mutter den ganzen Tag nicht und seine Ferien sind im Eimer. Dabei ist Fantasy etwas sehr Schönes. Es fördert die Kreativität. Man, den Spruch hat er neulich von Sebastian gehört. Was hat er damals gesagt? ‚Träumer haben keinen Plan. Aber Realisten besitzen keine Visionen’. Recht hat er, sein bester Freund. Fremde Welten erschaffen, wo andere Naturgesetze gelten. Tapfere Helden, im ewigen Kampf gegen das Böse. Ritter, Schwertkämpfe und gefährliche Drachen. Davon hat Mutter eben keinen blassen Schimmer. Aber dafür kann sie natürlich nichts. Sie ist eine sich sorgende Mutter und Ehefrau. Der Felix versteht das und deswegen liebt er sie auch, so wie sie ist.

      »Oh ja, Mama. Ich liebe natürlich Pferdebücher. Der Felix hat sicher die halbe Nacht Gespenstergeschichten gelesen«, stichelt Andrea los. »Darum ist er heute so müde und schaut aus wie sieben Tage Regenwetter.«

      Als er das vernimmt, huscht ein höhnischer Ausdruck über sein Gesicht. Pferdebücher? Er ist doch kein Mädchen! »Lass mich bloß in Ruhe, du Giftschlange!«, schimpft Felix. Er steht vom Tisch auf und verlässt mit finsterem Gesicht die Küche. So ein Geschwätz muss er sich nicht anhören. Sein Weg führt ihn in den Stall zu Lisa. Als die Milchkuh den Jungen bemerkt, begrüßt sie ihn mit einem zufriedenen, lang gedehnten ‚Muh’. Felix streichelt ihre weite Stirn, ihr Fell, sagt nette Worte zu dem Tier. Lisa spitzt die Ohren. Hört aufmerksam zu, während sie ununterbrochen kaut.

      Der letzte Regen hat einige Pfützen auf dem Forsthof zurück gelassen, in welchen sich nun das Antlitz des jungen Tages widerspiegelt. Kater Schnuffel liegt faul in der Morgensonne, wärmt sein tiefschwarzes Fell und schaut Felix gelangweilt an, als der an ihm vorbeihuscht.

      Im Haus begegnet er zum Glück keiner Seele. Schnell nimmt er die Stufen der steinernen Wendeltreppe. Bald ist er wieder in seinem kleinen gemütlichen Reich. Noch ganz außer Puste, setzt sich Felix erst einmal auf das Bett und betrachtet voller Argwohn den historischen alten Palisanderschrank mit seiner stattlichen Erscheinung. Bei Tageslicht will er den Schrank genau untersuchen, hinter dessen Geheimnis gelangen. Ob er alles nur geträumt hat? Quatsch mit Soße! Er leidet doch nicht unter geistiger Umnachtung.

      Die kunstvollen Knaufe, Verzierungen und Ornamente des Schrankes hat er noch nie so bewundert wie heute. Halt! Betroffen geht er einen Schritt zurück. Bewegt sich da nicht einer der Türknaufe? Er hat es doch ganz deutlich gesehen. Felix reibt seine Augen, schaut den runden Knauf noch einmal genau an. Nein, er muss sich geirrt haben oder die Fantasie ist mit ihm durchgebrannt. Ob er vielleicht … Aber ja, dieser Einfall gefällt ihm ausgezeichnet.

      Felix kramt die alte Hundeleine aus der Rumpelkiste, die gleich neben dem Schreibtisch steht. Dort bewahrt er Dinge auf, die er gerne in Erinnerung behalten will, weil sie einst zu seinem Leben gehörten. Die Leine hat Schäferhündin Ronja getragen, die seit dem letzten Sommer im Hundehimmel weilt. Jetzt befestigt Felix diese aufgeregt an dem Türknauf. Dann geht er rückwärts an die gegenüberliegende Wand, um den Schrank im Auge zu behalten. Langsam zieht er an der Leine, bis ein leichter Widerstand zu spüren ist. Dabei beginnt sein Herz schneller zu schlagen, so gespannt ist der Felix. Ob sich doch jemand im Schrank befindet?

      Wieder zieht er vorsichtig an der Leine. Die Schranktür öffnet sich einen Spalt. Es ist mucksmäuschenstill im Zimmer. Soll er jetzt schlagartig ziehen oder eher weiter langsam? Felix entschließt sich für die erste Variante.

      Plötzlich geht die Zimmertür auf. Mutters Gesicht erscheint zwischen Tür und Angel. »Was machst du denn hier?«, fragt sie verdutzt.

      Felix reagiert erschrocken, er ist nicht schlagfertig genug und faselt unverständliche Worte. Dabei guckt er Mutter wie vom Blitz getroffen an, als ob er was Schlimmes ausgefressen hat.

      »Manchmal muss ich mich schon sehr über dich wundern«, schüttelt die Mutter den Kopf, während sie die Scharniere der geöffneten Schranktür untersucht. »He, hast du wirklich nichts Sinnvolleres in deinen Ferien zu tun? Was sind das denn für seltsame Spiele? Bist du noch klar bei Verstand? Jetzt ahne ich, warum im Haus so manche Tür nicht funktioniert. Felix, Felix. Was ist bloß mit dir los?«

      Felix hört nicht auf die schimpfende Frau. Er hat nur Augen für das Innere des geräumigen Schrankes. Aber dort ist zum Glück niemand. »Ich habe nur ein Experiment gemacht, weißt du, Mutter?«, stammelt Felix weiter und nimmt die Leine vom Türknauf ab.

      »Experiment? Dass ich nicht lache. So ein Quatsch! Du hörst mir nie genau zu, Felix«, antwortet die Mutter enttäuscht. »Und wie dein Zimmer ausschaut. Könntest ruhig mal aufräumen«, setzt sie noch eins drauf.

      Darauf hat Felix bloß gewartet. Aufräumen ist Mutter Gabys Lieblingswort und für ihn ein deutliches Signal. Als nächstes würde sie sagen, er solle lieber einen Blick in die Schulhefte werfen. Dem muss er sofort entgegenwirken, um die Situation und den Tag zu retten. Er nimmt einen Strauß weißer wilder Margeriten aus der Blumenvase, die auf dem Fensterbrett steht, reicht sie ihr mit den Worten. »Die habe ich gestern für dich gepflückt. Sind sie nicht schön?« Der schlaue Bub lächelt die Mutter an. Es sind ihre Lieblingsblumen.

      Felix ist wieder allein im Zimmer und erleichtert. Mutter ist wortlos, aber mit ihren Blumen und einem herzlichen Lachen gegangen. Er hat sie wie immer herumgekriegt.

      Seine Aufmerksamkeit lenkt er nun erneut auf den uralten Palisanderschrank, der in ein Geheimnis eingewebt zu sein scheint. Ob er es jemals lüften wird? Die nächtliche bizarre Erscheinung geht Felix nicht aus dem Kopf. Spukt es wirklich in dem Schrank, dann bestimmt nicht am Tage. Er muss auf die folgende Nacht warten, bis die Geisterstunde anrückt. Nur so kann er dem Geheimnis auf die Spur kommen.

      In der Zwischenzeit wird er sich jedoch mit Freund Sebastian austauschen. Er soll davon erfahren, gleich jetzt. Wo hat er bloß das Handy hingelegt? Felix will ihm eine SMS schreiben. Schlamperei, verdammte! Manchmal könnte er sich selber auf den Mond schießen. Nach einer Weile findet er sein Handy unter dem Kopfkissen. Aber dort hat er es nimmer abgelegt. ‚Andrea!«, kommt es ihm in den Sinn. Die Tussi muss wohl in seinem Zimmer gewesen sein, als er im Stall bei Lisa war. Na, die kann sich auf was gefasst machen!

      Zick, die SMS ist verschickt. Zack, schon hat Sebastian ihm darauf geantwortet. In einer halben Stunde will er da sein. Er kommt mit dem Mountenbike. Felix besitzt auch so ein tolles Rad. Gemeinsam touren sie oft in den Bergen. Was haben sie da nicht alles für Abenteuer erlebt. Aber genauso spannend und schön sind die Strecken durch das Inntal, wo es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Bis СКАЧАТЬ