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СКАЧАТЬ Sinn. »Es ist doch bisher jedes Mal so gewesen. Du kamst immer mit dem Gewitter. Hallo, Palis?«

      Er antwortet nicht mehr, die Zeit hat ihn wieder verschluckt. Der Zauberschrank erstrahlt nun im Licht von tausend Farben. Dieses Licht knistert und ist so hell, dass Felix für eine Weile die Augen schließen muss. Dann ist der Spuk vorbei, er endet mit einem gewaltigen Donnerschlag. Gleich wird es wärmer im Zimmer, aber stockdunkel.

      Felix springt aus dem Bett, will sehen, ob sich das Gewitter verzieht. Schon ist er am Fenster und zu Tode erschrocken. Ein seltsames Wesen klebt von außen an der Scheibe, erklärt somit die absolute Dunkelheit im Zimmer. Es starrt ihn an mit seinen bösen roten Augen, die so groß wie Untertassen sind. Felix ist wie zu Stein erstarrt. So ein Monster hat er noch nie gesehen. Es muss jener Schatten gewesen sein, den er zu Eintritt der Geisterstunde bemerkte. Aber auch das Wesen ist vom Auftauchen des Jungen nicht gerade begeistert. Es löst sich plötzlich von der Scheibe und flüchtet dann mit einem welterschütternden Schrei in die offenen Arme dieser Nacht. Felix glaubt, dass es ein riesiger Vampir ist. Noch sitzt ihm der Schreck in den Gliedern. Das Gewitter ist vorbei gezogen, es endete tatsächlich mit der Geisterstunde. Merkwürdig!

      Felix ist so aufgewühlt von seinem Erlebnis, dass er lange wach bleibt. Er befindet sich mitten drin in einer unglaublichen Geschichte. Warum passiert ihm das und nicht den anderen Kindern? Felix muss schon leise schmunzeln, wenn er daran denkt, nun mit einem Gespenst befreundet zu sein. Hätte er niemals im Leben für möglich gehalten! So richtig Angst hat ihm jedoch das Monster mit den großen Augen gemacht. Was mag es wohl für eine Rolle spielen? An Zufall glaubt Felix nicht. Erst in den frühen Morgenstunden schläft er, vollgetankt mit unvergesslichen Impressionen, ein.

      Felix bleibt bis zum Mittag im Bett. Er hat heute gar keine Lust aufzustehen, so müde fühlt er sich. Langsam kommt er sich schon wie ein Nachtwandler vor. Aber die Schule ist aus, es sind Ferien und da will Felix machen, was ihm am Besten gefällt. Er steht vor seinem größten Abenteuer, um welches ihn alle beneiden würden, wenn sie davon wüssten.

      Die Tür geht auf. Mutter steht im Zimmer und fragt: »Willst du nicht aufstehen, mein Herzchen? So ein herrlicher Tag und du liegst im Bett.« Kaum ist sie draußen, summt der Staubsauger im Flur sein aufdringliches Lied.

      Felix hält sich die Ohren zu, kriecht unter die Bettdecke. Er hasst dieses Geräusch.

      Fünf Minuten später springt die Tür erneut auf. »Hallo Felix, bitte aufstehen. Bald gibt es Mittagessen. Milchreis mit Zimt, Zucker und Apfelkompott«, flötet die Mutter.

      »Sofort, Mama.«, seufzt Felix, während er sich noch mal auf die andere Seite dreht und über die bevorstehende Zeitreise nachdenkt. Heute muss er seinem unheimlichen Bekannten seine endgültige Entscheidung mitteilen. Nicht einfach für ihn. Einerseits will Felix ja helfen, andererseits ist die Sache auch ziemlich gefährlich. Und wenn er Sebastian in das Abenteuer einweiht? Immerhin ist er sein bester Freund, obwohl sie seit gestern zerstritten sind. Felix will ihn dann anrufen. Ja, er wird sich bei ihm auch entschuldigen. Da ist er sich wirklich nicht zu schade. Sebastian ist das wert. Er muss es bloß geschickt anstellen, denn wenn er von seinem Erlebnis erzählt, wird der ihm einen Vogel zeigen.

      »Jetzt aber raus aus den Federn, du Schlafmütze!«; wettert Mutter nun los, als sie abermals im Zimmer erscheint. »Oder soll ich einen Eimer mit kaltem Wasser holen?«

      Nein, nur das nicht! Felix weiß, dass Mutter es ernst meint. Hat er schon mehrmals zu spüren bekommen. Flink steigt er aus dem Bett, gibt Mutter einen flüchtigen Schmatzer auf die Wange, flitzt ins Bad und steigt unter die Dusche.

      Nach dem leckeren Mittagessen geht er in den Garten und setzt sich unter Jonas, dem alten Apfelbaum mit der weiten Krone. Jonas ist sein ganz besonderer Freund, dem er oft seine Gedanken anvertraut. Nachdem er das getan hat, schlingt Felix seine Arme um den dicken Stamm, um von dessen Kraft zu tanken. Ja, von der Natur ist der Junge völlig ergriffen. Bäume vermitteln ihm Stärke, das Leben und von den Bergwäldern fühlt er sich aufgenommen, wenn er einmal seine Seele baumeln lassen möchte.

      Felix bittet den Baum um Hilfe und Jonas antwortet. Einige seiner jungen Blätter rieseln auf die Erde nieder, mitten in das saftige Gras hinein. Felix versteht die Situation so: Man muss loslassen können, wenn durch Fügungen wichtige Aufgaben anstehen. Auch wenn man noch so jung ist. Und man sollte fest daran glauben, niemals die Hoffnung verlieren. Das sei von unschätzbarem Wert. Er ist nun frei von inneren Zweifeln. Er will nach Moorland reisen, um den Körper des Baumelfen zu erlösen. Aber er will sich um jeden Preis noch Sebastian anvertrauen, denn vier Augen sehen mehr als zwei und zwei kluge Köpfe denken intensiver als einer. Felix dankt Jonas, in dem er seine Rinde streichelt und sie freundschaftlich klopft.

      Am Nachmittag trifft sich Felix mit Sebastian am Waldsee. Der Freund hat ihm verziehen, per SMS. Aber wie wird ihre Begegnung ausgehen, wenn Felix von seinem Geheimnis erneut erzählt?

      Der Waldsee ist ein ruhiger idyllischer Fleck, den nicht viele Leute kennen. Er liegt unweit von Kienholz. Die Freunde sind hoch erfreut vom Anblick des Sees, denn er strahlt mit seinen unzähligen Seerosen eine märchenhafte Stimmung aus. Unter einer Weide, unmittelbar am Seeufer, setzen sie sich ins hohe Rispengras.

      »Es war richtig, nicht mit dem Fahrrad herzufahren«, murmelt Sebastian leise, während er die kleinen zarten Fallschirme einer Pusteblume zum Schweben bringt. »Laufen tut auch mal gut, oder? Schau doch, wie der Wind in die kleinen Schirme bläst und sie auf den See treibt.«

      »Wetten, dass meine Schirme viel weiter als deine fliegen?«, antwortet Felix verwegen und pustet diese vom Stängel ab. »Ja, Laufen ist genauso gesund«, stimmt er dem Freund zu, die federleichten Schirmchen dabei interessiert beobachtend.

      »He«, ruft Sebastian, »das ist unfair. Ein Wettkampf war nicht vorgesehen. Da hätte ich stärker geblasen.« Freundschaftlich kneift er Felix in die Seite.

      »Ist ja auch egal und egal ist achtundachtzig«, gibt sich der zufrieden. »Hast du dein Taschenmesser dabei? Wir könnten was schnitzen, ein kleines Boot vielleicht.«

      »Warum fragst du? Richtige Kerle wie wir, haben doch immer ein Taschenmesser einstecken«, prahlt Sebastian und zaubert sein Messer aus der Gürteltasche hervor.

      Felix strahlt über das ganze Gesicht. Er springt auf, beginnt unter den großen Tannen nach geeigneter Rinde für kleine Boote zu suchen. Bald wird er auch fündig und die Freunde beginnen zu schnitzen. Geschickt sind sie alle beide dabei. Gleich wirbeln die Späne nur so durch die warme Luft. Wenig später sind die kleinen Kunstwerke fertig.

      »Wir könnten noch einen Mast einbauen und Segel setzen. Ich habe Tempos dabei«, zwinkert Sebastian seinem Freund zu. Schon sucht er nach geeignetem Material.

      »Deine Ideen sind wirklich gut. Dass wir uns immer wieder ergänzen, finde ich echt klasse!« Felix lacht, reicht Sebastian seine Hand.

      Der schlägt kräftig ein und erklärt: »So soll es wohl sein unter Freunden, oder? Was wolltest du mir eigentlich erzählen?«

      »Ein Geheimnis«, antwortet Felix kurz, während er die Augen zusammen kneift. »Gehen wir schwimmen?«

      »Okay, dann lassen wir unsere Schiffchen fahren. Schauen wir mal, wer gewinnt. Du hast also ein Geheimnis und willst es mir anvertrauen. Ich bin gespannt.«

      »Lass dich überraschen, doch gerate ja nicht wieder in Zorn, du Knalltüte«, scherzt Felix dann. »Aber nun springen wir erst ins Wasser. Eine Abkühlung würde mir wirklich gut tun.«

      Augenblicke СКАЧАТЬ