Название: Polnisch mit Sahne
Автор: Christiane Zwengel
Издательство: Автор
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783944224268
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Es hat sich nie wieder jemand über meine Sprachkenntnisse beschwert. Und im Laufe der Jahre lernte ich, auf Polnisch eine normale Konversation zu führen; die Grammatik lassen wir mal außen vor, die ist irre schwer.
Über Ostern fuhren wir in die Eifel, um meinen Vater zu besuchen.
Wer von uns beiden mehr Angst hatte, weiß ich nicht mehr. Aber da mussten wir durch.
Zur allgemeinen Überraschung verstanden sich Bartek und mein Vater auf Anhieb sehr gut. Bartek hatte eine Art, jeden von sich einzunehmen. Man musste sich einfach mit ihm verstehen. Er überrumpelte meinen Herrn Papa bei der Begrüßung gleich mit den Worten: „Hallo Vati, ich freue mich, hier zu sein“. Meinem Vater wurde somit gleich der Wind aus den Segeln genommen und nach ein paar Schnäpschen und mehreren prüfenden Blicken auf meinen nicht vorhandenen Bauch wurde eine lebenslange Freundschaft besiegelt.
So, dieses Problem war also Vergangenheit, die erste Hürde überwunden und meinen Bruder, dessen Meinung mir immer sehr wichtig war, würde ich auch noch beschwichtigen können.
Im Laufe des kommenden Sommers wollte ich meinen Mann dann noch mit meiner restlichen Familie bekannt machen. Wir besuchten meine Kusine und ihren Mann in München. Und da alle Bayern bekanntlich äußerst trinkfest sind, konnte Bartek sich auch dort sogleich gut in diesen Teil der Familie integrieren.
Der Besuch bei meinem Bruder Paul stand als Nächstes auf dem Programm. Vor ihm hatte ich noch mehr Schiss als vor meinem Vater. Ich liebte meinen Bruder wirklich von ganzem Herzen und wir verstanden uns immer sehr gut, trotzdem behandelte er mich sehr lange noch wie ein kleines Kind – o.k., er war schließlich doch 11 Jahre älter als ich -, und somit war er für mich auch so etwas wie eine Autoritätsperson. Aber auch diese Runde ging an Bartek, er eroberte erst Dorotheas Herz und nach einiger Zeit und vielen Gläsern Wodka wurden er und Paul doch Freunde fürs Leben. Irgendwann stellte ich meinen Mann auch meiner Schwester Erika vor und wie hätte es anders sein können, sie verstanden sich prächtig.
Blieb nur noch Barteks Familie übrig. Nicht in 1.000 Jahren konnte ich damals ahnen, welch schreckliche Last, welches Horrorszenario am Ende auf mich zukommen sollte. Heute bin ich schlauer, zu spät!
Auf der Onkologiestation in Basel hatte ich mich mittlerweile auch gut eingelebt. Die Arbeit machte sehr viel Spaß. Das Personal war anders als im Kanton Aargau. Es gab wesentlich mehr ausländische Kollegen und auch die Patienten waren netter und Deutschen gegenüber zugänglicher. Und wieder lernte ich neue Schweizer Worte kennen. Ging man im Aargau zum Frühstück, sagte man zum „znüni“, in Basel hieß es auf einmal „zmörgele“. Witzige Sprache.
Da Helena sich in dem Spital, in dem ich vorher gearbeitet hatte, auch nicht so recht wohlfühlte, konnte ich ihr in Basel auch zu einem neuen Arbeitsplatz verhelfen.
So ging der Sommer ins Land, der Herbst zog ein. Und mit ihm meine Schwiegereltern. Leider bekamen sie eine Ausreisebewilligung für einen 6-wöchigen Besuch bei uns. Es heißt immer, Mädchen verstehen sich nicht mit ihren Schwiegermüttern. Nun gut, ich wollte mit diesem „alten Zopf“ brechen und nahm mir vor, die liebe Schwiegertochter zu sein. Mir war allerdings nicht bewusst, wie lange sechs Wochen sein können.
Mein Schwiegervater war klasse, er trank gern seinen Wodka und gab sich viel Mühe, Konversation mit mir zu machen. Und es war ihm völlig egal, wie schlecht mein Polnisch war. Der gute Wille war da und das zählte schließlich. Er war ein lustiger und fröhlicher Zeitgenosse.
Meine Schwiegermutter? Ein Jammerlappen. Immer schlich sie auf leisen Sohlen durch die Gegend und mehr als einmal erschrak ich mich fürchterlich, als sie plötzlich hinter mir stand. Sie lief nur mit jammervollem Gesicht herum, brach bei jeder Gelegenheit in Tränen aus und konnte nicht verstehen, dass ich ihre Sprache nicht verstand. Auch verwöhnte ich ihren „Jungen“ nicht genug und erlaubte mir auch noch, nach einem anstrengenden Arbeitstag müde zu sein.
Naja, wie ich später erfahren habe, konnte sie mich nicht leiden (ich sie aber auch nicht), außerdem war ich sowieso nicht die richtige Frau für ihren „Bartusz“.
Ich muss noch schnell hinzufügen, dass damals alle polnischen Besucher der Meinung waren, die Schweiz sei das Land, in dem Milch und Honig in Litern flossen. Außerdem, der Bancomat gab immer was her. Und wir alle hatten supertolle, große Wohnungen, Farbfernseher, Auto usw. Alles Dinge, die es in Polen damals nicht gab. Also gingen all die lieben Besucher davon aus, dass wir Geld im Überfluss hatten. Sie konnten und wollten nicht verstehen, dass wir fast alle riesige Kredite aufgenommen hatten, um unsere Wohnungen einzurichten. Und diese mussten zurückgezahlt werden. Ach ja, und Steuern mussten wir natürlich auch zahlen.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass somit ein Schwiegerelternbesuch von 6 Wochen auch an unserem Geldbeutel nagte. Ich verdiente zwar sehr gut als Krankenschwester, doch mein neues Auto (ein neuer Golf, auf den ich mächtig stolz war) musste auch irgendwie abbezahlt werden. Bartek, der in Polen den Abschluss als Elektrofachingenieur gemacht hatte, arbeitete hier bei einer Firma mangels Sprachkenntnisse nur als einfacher Arbeiter.
Meine liebe Schwiegermutter hat das nie begriffen. Sie kaufte auf unsere Kosten ein, als ginge es ums Überleben. Bartek traute sich nicht, sie zu bremsen, schließlich war sie seine Mutter. Er stöhnte mir nur immer die Ohren voll.
Somit war gegen Ende des Besuchs meine Laune verständlicherweise denn auch grenzwertig. Wir stritten nur noch miteinander und ich konnte meine Wut und meinen Zorn vor meinen Schwiegereltern kaum noch zügeln. Demzufolge lief die Schwiegermutter nur noch heulend in der Gegend rum, denn sie konnte ja nicht verstehen, was ich sagte und warum ich sauer war.
Wären damals meine Freunde Charles und Mary nicht gewesen, ich glaube, ich hätte mich von Bartek getrennt oder meiner Schwiegermutter den Hals herumgedreht.
Gott sei Dank gingen auch diese schrecklichen Wochen endlich zu Ende und ich konnte die Fahrt zum Zürcher Flughafen kaum erwarten. Somit gab ich mir wieder ein bisschen Mühe, meine liebenswürdige und freundliche Seite in dieser Schlussphase zum Ausdruck zu bringen.
So gut gelaunt gestimmt steuerten wir denn auch dem Check-In-Schalter entgegen. Doch wir hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Das Abflugdatum stimmte nicht mit dem jenes Tages überein. Nein, sie hatten den Flug nicht verpasst; im Gegenteil, wir waren zwei Tage zu früh am Flughafen! Das hieß im Klartext, Bartek und ich mussten die zwei wieder mit nach Hause nehmen und noch mal zwei Tage ertragen.
Ich probte den Zwergenaufstand! Wurde fast hysterisch! Aber den Flug umzubuchen kam natürlich aus finanziellen Gründen ebenso wenig in Frage, wie die zwei in ein Hotel zu stecken. Das hieß also, in den sauren Apfel beißen, wieder nach Hause fahren und in zwei Tagen nochmals antraben.
Heute weiß ich nicht mehr, wie ich die zusätzlichen Tage überstanden habe. Vermutlich bin ich zu Charles und Mary geflüchtet. Doch alles hat irgendwann mal ein Ende und beim zweiten Anlauf klappte das mit dem Flug dann auch tatsächlich.
Bartek und ich waren wieder allein und ich konnte mein nächstes Ziel ansteuern. Ich wollte endlich schwanger СКАЧАТЬ