Название: Polnisch mit Sahne
Автор: Christiane Zwengel
Издательство: Автор
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783944224268
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Anschließend der schwere Gang in die Eifel zu meinem Vater.
Es war die Hölle. Wie ich es wagen konnte, jemanden zu heiraten, den ich kaum kannte, nicht zu reden vom Rest der Familie! Und dann noch einen Ausländer, einen Polen! Ob ich denn vergessen hätte, wo ich herkäme, den Zweiten Weltkrieg ... Schließlich seien meine Eltern ja von dort vertrieben worden!
Das Gerücht von meiner Schwangerschaft hielt sich weiter, mindestens die nächsten neun Monate noch.
Wie ich Jahre später von Dorothea erfuhr, war mein Vater sogar so weit gegangen, bei Konsulat und Botschaft anzufragen, ob man diese Ehe später annullieren könne.
Ich glaube, es ist unnötig zu erwähnen, dass meine Hochzeit von der gesamten Familie boykottiert wurde.
Mein Vater zog es vor, in den Urlaub nach Teneriffa zu fahren, mein Bruder verbot seiner Frau jeglichen Kontakt zu mir und meine Schwester legte sich eine Blasenentzündung zu.
Toll!
Ich war traurig und tief verletzt. Dieser Tag ist doch ein besonderer im Leben und jeder wünscht sich, sein eigenes Glück mit seiner Familie zu teilen.
Aber Bartek erging es auch nicht anders. Auch seine Familie wollte mit allen Mitteln die Hochzeit verhindern. Schließlich war ich eine Deutsche, war schuld am Zweiten Weltkrieg und noch vieles mehr.
Ein Pole heiratet einfach keine Deutsche. Beide Elternpaare waren sich mit dieser Meinung einig.
Doch Gott sei Dank waren damals die Grenzen noch zu und so konnten auch sie nicht zu unserer Hochzeit kommen.
Rechtzeitig zum 1. Dezember fanden wir auch endlich nach langem Suchen eine schöne große Wohnung für uns beide. Auf Dauer im Wohnheim in einem kleinen Zimmer war eh nicht unser Geschmack.
Bartek fand in einem kleinen Dorf nicht weit vom Spital entfernt eine 3-Zimmer-Wohnung, die er mit dem festen Versprechen zu heiraten, mieten konnte. Damals war das Zusammenleben ohne Trauschein in der Schweiz nicht üblich und wurde demnach von den meisten Vermietern auch nicht geduldet.
Meine Wohnungssuche war zu der Zeit aufgrund meiner Nationalität von Vorneherein zum Scheitern verurteilt. Heute unvorstellbar!
Und dann kam endlich der große Tag. Am 16. Januar 1981 war es dann endlich so weit. Unser Hochzeitstag! Die monatelange Wartezeit, das Suchen der richtigen Papiere, Beglaubigungen vom Notar, es war endlich vorbei.
Wir kannten uns auf den Tag genau fünf Monate.
Es wurde ein rauschendes Fest. Wir feierten von Donnerstag bis Sonntag durch, Freitag heirateten wir.
All unsere Freunde, soweit möglich und in der Schweiz vorhanden, kamen. Lisa und Andy aus Bingen, Cora und Marcus aus Stuttgart und auch meine allerbeste und älteste Freundin Sissi ließ es sich nicht nehmen und reiste mit ihrem Mann Werner aus Mainz an.
Lisa und Jazek waren unsere Trauzeugen.
Zwar heirateten wir nur standesamtlich, das Kirchliche wollten wir auf irgendwann einmal später verschieben, bis unsere Familien sich beruhigt hätten und teilnehmen könnten, trotzdem war es sehr feierlich und irgendwie auch spannend. Es war so weit, stolz setzte ich meinen neuen Namen unter die Trauurkunde. Jetzt hieß ich nicht mehr Christiane Zwengel, sondern Christiane Koslowski.
Unsere Hochzeit war ein klasse Fest. Mal was anderes, nicht in Weiß und ohne Familie.
Bartek und ich vollzogen noch am gleichen Tag unsere Ehe, nachdem wir unser Bett, das von unseren Freunden als „Hochzeitsüberraschung“ versteckt worden war, wiedergefunden und zusammengebaut hatten.
Es war uns beiden bewusst, dass der Tag kommen würde, an dem wir uns gegenseitig unseren Eltern vorstellen mussten, doch wir schoben diese Gedanken erst mal von uns. Wir waren glücklich und wollten uns unter keinen Umständen von unseren Familien auseinanderbringen lassen.
Als nächstes Ereignis stand dann meine Kündigung im Spital bevor. Ich litt unter der Diskriminierung als Ausländerin und wollte nur weg. Der Kanton, in welchem wir lebten, war damals als besonders ausländerunfreundlich bekannt und somit war mein Ziel die Stadt Basel.
Durch meine Heirat mit einem Asylanten war es mir auch möglich, mein auf ein Jahr befristetes Arbeitsverhältnis vorzeitig aufzulösen, ohne Angst zu haben, Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung zu verlieren.
Nach einigem Suchen wurde ich schließlich fündig. Ein Spital mit einer speziellen Onkologiestation bat mich zum Vorstellungsgespräch.
Ich hatte zwar damals relativ wenig Ahnung von Onkologie; während unserer Ausbildung war dieses Spezialgebiet in der Kinderkrankenpflege zwar kurz umrissen worden, doch hatte ich von Onkologie in der Erwachsenenkrankenpflege so gut wie keine Ahnung, aber unbekümmert, optimistisch und hochmotiviert war mir das egal.
Also, neues Spiel, neues Glück.
Am 1. März sollte ich meine neue Stelle antreten.
Aber zunächst kamen die wichtigsten Tage im Jahr eines Mainzers: die Fastnachtstage. Die konnten trotz frischer Ehe nicht ohne mich stattfinden. Bartek wollte nicht mit, das sei nichts für ihn, aber ich könne getrost alleine fahren und feiern. Er vertraute mir, dass ich die tollen Tage nicht zum Fremdgehen ausnutzen würde. Das hatte ich auch nicht vor, ich war frisch verliebt und verheiratet.
Ich wollte nur feiern und Spaß haben, aber ich wollte auch endgültig mit Wolfgang abschließen. Ich musste für mich selbst sicher sein, dass dieses Kapitel für mich endgültig erledigt war.
Dass es so war, diese Erkenntnis bekam ich bei einem Besuch bei ihm zu Hause. Für mich war es vorbei. Allerdings nicht für ihn. Er war durch meine Mitteilung, ich wolle heiraten, furchtbar überrascht worden und konnte einfach nicht glauben, dass ich diesen Schritt ohne Schwangerschaft tun wollte.
Als ich dann nach einem langen Gespräch endlich gehen wollte, bat er mich für alles, was er mir angetan hatte um Verzeihung und auch darum, zu ihm zurückzukehren.
Tja, mein Lieber, das hättest du dir früher überlegen sollen. Jetzt war es zu spät.
Ich verlebte anschließend noch wunderbare Tage in Mainz, Feiern ohne Ende mit meinen Freunden bis Aschermittwoch.
So wie auch die darauf folgenden Jahre kehrte ich krank – ich erkältete mich fürchterlich und litt auch unter dem Verlust meiner Stimme -, aber glücklich und ausgepowert nach Hause zurück.
Von Barteks polnischen Freunden wurde ich als seine Frau auch recht gut aufgenommen – so dachte ich zumindest viele, viele Jahre lang – und mit den Sitten und Gebräuchen ihrer Heimat vertraut gemacht. Wir feierten ständig irgendwelche Partys, tranken literweise Wodka; der einzige Wermutstropfen waren meine nicht vorhandenen Sprachkenntnisse.
Deutsch sprach, mit wenigen Ausnahmen, niemand mit mir. Also musste ich notgedrungen irgendwie versuchen, Polnisch zu lernen. Sprachschulen gab es keine, welche Möglichkeiten hatte ich also noch? Tja, selbst ist die Frau, learning by doing. Für uns Deutsche kein leichtes Unterfangen. Zuerst einmal musste ich lernen, einzelne Wörter zu unterscheiden. Am Anfang hört sich ein polnischer Satz wie ein einziges Wort an. Man hört das Ende eines Wortes nicht. Und dann kommt das Sprachtempo dazu. Das ist so ähnlich wie „Bahnhof, Koffer klauen und Zug ist weg“. Ihr versteht, was СКАЧАТЬ