Geheimakte Luther. Группа авторов
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Название: Geheimakte Luther

Автор: Группа авторов

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783865067012

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      „Dann lasst es mich erklären, mit meinen Worten, denn Martinus und ich können uns gemeinsam auch allezeit einigen und so weiterbringen, wie es einer alleine nicht vermag. Aber ich muss zuerst überlegen. Und verlangt auch keine ewig gültige Antwort, denn auch Jesus herrschte nicht über die Menschen, sondern suchte mit ihnen einen Weg zum Heil.“

      Welche Frechheit dieses erstaunliche Weib an sich hatte! Als ob sie wüsste, wie Jesus war! Man sollte den Frauen das Lesen verbieten, damit sie sich nicht in Dinge einmischen, von denen sie nichts verstehen.

      Dann fuhr sie fort: „Was, sagte Jesus, sei das höchste Gebot?“

      „Gott den Herrn zu ehren.“

      „Ja, das gilt Gott gegenüber. Das höchste Gebot dem Menschen gegenüber ist jedoch die Liebe. Somit sollen ja auch die Ehe und die Liebe zusammengehören. Manchmal jedoch hat eine Ehe wenig mit Liebe zu tun. Ebenso legen sich manche Brautpaare vor Zeugen aufs Bett, und ihnen bleiben doch die Kinder oder die Herzenszuneigung versagt. Das ist dann wie in der Geschichte mit dem Esel, der in den Brunnen fiel, und die Jünger Jesu zogen ihn heraus, obwohl es Sabbat war. Die Schriftgelehrten sagten zu Recht, dass die Jünger deshalb bestraft werden sollten, denn das Gesetz verbietet die Arbeit am Sabbat. Doch was diente dem Leben? Die Einhaltung des heiligen Gesetzes oder die Rettung eines armen Esels? Jesus antwortete darauf, dass der Sabbat für den Menschen da sei und nicht der Mensch für den Sabbat. Also soll der Sabbat Mensch und Tier zugutekommen. Das hieße auch im Falle einer Ehe, dass die Ehe für den Menschen sei und nicht der Mensch für die Ehe. Also das Heilige ist für den Menschen, wir selber jedoch können keine Heiligkeit herbeiführen. Das Richtige zu tun und heilig zu sein bedeutet also, stets zu lieben und darin Gott zu ehren.“

      „Das sagt Luther?“, rief ich aus, „dass wir das Heilige tun können?“

      „Regt Euch nicht über meine Worte so auf! Mein Mann redet in theologischen Worten und im Disput. Wenn Ihr mir richtig zugehört und noch mehr verstanden hättet, was ich sagte, wüsstet Ihr es anders zu deuten. Ihr braucht nicht den Teufel an die Wand zu malen, bloß weil wir etwas anders deuten können als vor tausend Jahren! Aber da seid Ihr genauso wie mein Martinus. Sobald sich etwas ändert, ob das Bier anders gebraut wird oder Gottes Liebe sich nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern täglich erweisen will – immer denkt er, die Teufel würden ihre Hände im Spiel haben und sich auf ihn stürzen.“

      „Die Teufel stürzen sich auf Martin Luther?“

      „Ich bitte Euch: Fangt nicht auch noch davon an!“, rief die Lutherin entsetzt.

      „So schlimm ist es?“

      „Eben nicht! Ihr Männer seht in allem die Teufel. Ich jedoch kann ihn nicht erkennen!“

      „Ihr glaubt also nicht an den Teufel?“, fragte ich nach.

      „Ich glaube an Christus, den Allmächtigen, der die Macht des Bösen längst bezwungen hat. Und ich sehe nur den Unsinn, der entsteht, wenn die Menschen meinen, die Teufel würden unter uns wohnen und ihr Unwesen treiben. Was habe ich denn davon, wenn Martinus meint, die Teufel würden sich in seiner Schreibstube sammeln? Wenn er das Tintenfass nach ihnen wirft, habe ich die Flecken wegzuwaschen! Wenn er des Nächtens von den Teufeln geplagt wird, muss ich ihn halten und trösten, und wir haben beide zu wenig Schlaf. Wenn er denkt, sie wohnen in Juden, Wiedertäufern oder gar dem Papst selbst – so verlieren wir doch die Menschen aus den Augen, für die Christus sein Leben gegeben hat. Will er nicht alle zu sich ziehen, an sein liebend Herz?“

      „So sehr wütet also der Teufel im Leben des Martinus?“, fragte ich erneut.

      „Ihr könnt nicht richtig zuhören“, beschwerte sich Katharina. „Jedenfalls nicht mir. Martinus denkt, es wären die Teufel. Ich weiß jedoch, dass es keine Teufel sind.“

      „Was ist es dann?“

      „Hirngespinste. Und daran gingen schon mehrere Tintenfässer zu Bruch. Tinte, teure, schöne Tinte, die die Ängste vertreiben soll. Schreiben soll er damit, das teure Wort Gottes schreiben, damit alle von der Hilfe Christi in Deutsch lesen können. Schreiben und nicht an die Wand werfen! Die Tinte ist die schärfste Waffe meines werten Martinus. Die Teufel, die ihn treiben, sind nichts anderes als Angst: Die Angst vor seinen Verfolgern, die Angst, nicht genug Zeit für die Übersetzungen zu haben, und dann sind da noch die vielen Ängste, wenn ihn sein schwacher Körper martert. Wo er in allem und jedem die Teufel sieht, sehe ich schlichte Menschenkinder: Juden, Heiden, Christen – allesamt sind das Werk des einen Gottes.“

      „Und das sagt Ihr ihm etwa auch so?“

      „Ja, das sage ich ihm so, und manchmal wird er darüber ruhiger. Aber nur allzu oft plappert er doch immer noch seine alten Litaneien daher, grade als ob er noch ein Mönch sei und nicht die Liebe Gottes erlebt habe. Es braucht seine Zeit, bis ein Christenmensch wirklich zur Freude und zum Frieden findet. Auch mein Martinus traut dem allmächtigen Gott manchmal sehr wenig zu.“ Dann überlegte sie und ergänzte: „Doch mir fällt eine Wunderwaffe ein, eine Zeit, in der alle Ängste und Teufel weichen müssen.“

      „Und, welche Waffe ist es?“

      Da lachte die Frau glücklich und wohlgemut: „Singen. Wenn wir von Gottes Kraft und Liebe singen und unsere Ängste und Bitten Gott nicht verschweigen, dann ist Gott unter uns und vertreibt alle Angst und Not. Ein Lied ist ein Gebet, das gesungen zur Medizin und Seligmachung dient. Mein Martinus versteht es auch in Nöten und Anfechtung, solche Wunder zu vollbringen.“ Und als ob das nicht genug sei, begann sie zu singen, und der kleine Hans stimmte begeistert ein. Der Knabe auf meinem Schoß klatschte sogar mit den Händen und sang in seinem kindlichen Kauderwelsch mit.

      Einen Vers nach dem andern sangen sie, obwohl ich sie nicht darum gebeten hatte. Der Knabe verlangte gar ein Lied ums andere, und obwohl die Zeit noch nicht auf Weihnachten zuging, sangen sie vom Kripplein und Jesuskind: „Er ist auf Erden kommen arm, dass er sich unser erbarm und in dem Himmel mache reich und seinen lieben Engeln gleich. Kyrieleis. Das hat er alles für uns getan, sein groß Lieb zu zeigen an. Des freu sich alle Christenheit und dank im des in Ewigkeit. Kyrieleis.“

      Ich war überrascht, dass der Knabe so laut mitsingen konnte. „Wie kommt es, dass der Junge, der so lange nichts gesagt hat, plötzlich singen kann?“, fragte ich erstaunt.

      „Wir haben Hans beigebracht, dass er nur sprechen darf, wenn wir ihn etwas fragen, denn sonst plappert er ständig in die Gespräche hinein. Aber wenn wir singen, dann weiß er, dass sich Gott über jeden Lobpreis freut, selbst wenn das Lob aus Kindermund kommt. Ja, Gott freut sich über den undeutlichen Gesang der Kinder“, beendete sie zufrieden das Gespräch.

      Das Kind hatte die Rede der Mutter gehört und schaute zu mir hinauf, was ich dazu zu sagen hätte. Darauf war ich nicht gefasst, aber ich erkundigte mich, wie alt denn der Junge sei.

      „Ihr wollt nachrechnen, ob wir schon vor der Hochzeit das Bett miteinander teilten?“, bemerkte die Lutherin. „Falls ihr wie Erasmus von Rotterdam meint, da wäre der Teufel mit im Spiel gewesen und Hans wäre in Sünde gezeugt und geboren worden, muss ich Euch enttäuschen. Unser lieber Hans ist nun ein und ein halbes Jahr alt. Und so Gott will, wird er über wenige Wochen ein Geschwisterchen bekommen. Viele haben davon geredet, unsere Kinder würden mit Pferdefuß und Hörnern auf die Welt kommen und wären von Schwielen übersät, da ein Mönch und eine Nonne miteinander gehurt hätten. Aber wie Ihr seht, ist bei Hans alles an seinem Platz: Die blanken Augen, die reinen Ohren, seine flinken Beine und die lieben Händchen.“ Voller Stolz rief sie zu Hans: „Hans, bist du nicht unser größter Schatz auf Erden?“

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