Geheimakte Luther. Группа авторов
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Название: Geheimakte Luther

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Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783865067012

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Aber er ließ sich davon nicht wirklich berühren. Schließlich ging es darum, diesem Dr. Lutter, dem Lügner, Prahlhans und Lästerer des Papstes, das theologische Handwerk zu legen.

      „Er hat es zu weit getrieben, der Lutter“, murmelte er, zog das Schweißtuch aus seinem Ärmel und wischte sich über das Gesicht.

      Lutter, der die Tradition für nichts erachtete und die Bibel dafür in den Himmel hob. Was sollte das? Das brachte nur ein teuflisches Ungleichgewicht in den erhabenen Dom der Kirche auf Erden. Jeder Mensch steht nun einmal auf zwei Beinen, und es war doch sonnenklar, dass die kirchliche Lehrautorität in der Person des Papstes und die Bibel gleichwertig nebeneinanderstehen müssen, um nicht umzufallen oder zu humpeln.

      Aber nicht genug damit. Jetzt verwirrte der Lutter angeblich die Geistlichkeit und das Volk obendrein noch mehr, indem er die gute, lateinische Gottesdienstordnung umstieß, um stattdessen teutsche Lieder auf seiner Laute zu klimpern, wie man hörte! Wenn das stimmte!

      Der Agent sah nach draußen in die reifen Felder, die langsam vorbeizogen. Auf der Gerste lag ein Glanz wie von grüner Seide. Und wenn der Wind über die Halme glitt, bewegte sich das Feld wie ein Gewand. Aber er übersah die Schönheit. Sein Kopf war voll mit Argumenten und Gegenargumenten.

      Nach Meinung Lutters sollte nun nicht mehr das Kyrie und das Gloria gesungen werden, sondern die edlen Worte sollten auf Teutsch geplärrt werden. Er konnte es kaum glauben, aber das würde er heute feststellen, wenn er seinen Zeugen befragte.

      Der Bote schüttelte den Kopf. „Teutsch! Plumpe, dumpfe Bauernsprache, die sich anhört, als ob man Holz spaltet!“

      Dabei wusste doch jedes Kind, dass Gott in den Tagen des Babylonischen Turmes das Latein und vielleicht noch das Griechische erwählt hatte, um die Musik zu zieren. Eine Sprache wie geschaffen dazu, Gott in würdiger Weise anzubeten.

      „‚Herr, erbarme dich!‘ Wie klingt denn das auf Teutsch? Oder: ‚Ehr sei Gott in der Höhe‘? Lächerlich. Da hört sich doch Gloria in excelsis Deo ganz anders an. Und außerdem …“

      Er wurde unsanft aus seinen frommen Betrachtungen gerissen, als die Kutsche sich gefährlich zur Seite neigte und der Kopf des katholischen Gesandten unsanft gegen die rechte Holzwand schlug. Die Kutsche stand. Man hörte das Wiehern eines Pferdes und die Stimme des Kutschers: „Gott sei‘s gedankt, wir sind in Wittenberg.“

      Etwas langsamer und mit vielen Schaukelbewegungen fuhr das Fahrzeug über das holprige Pflaster und stand endlich vor dem behäbigen, dreistöckigen Haus des Kaufmanns Schwertfeger. Die Fenster waren weit geöffnet, um eine kühle Brise hereinzulassen.

      Er quälte sich aus der Kutsche. Sein Diener reichte ihm die Hand. Die ersten Schritte machte der Gesandte noch unsicher, rieb sein Hinterteil und die Beule am Kopf und klopfte ans Tor. Über der Tür ging ein kleiner Holzladen auf, ein gerötetes Frauengesicht schaute aus dem weißen Leinengebinde wie aus einem Gemälde und blickte fragend den Mann an.

      „Gott zum Gruß. Ich bin … äh … Magister Bolemius und werde erwartet.“

      „Heut wird keiner erwartet!“, sagte die Magd. „Die Herrschaft ist auch gar nicht da.“

      „Aber ich hab Boten geschickt, die schon vor drei Tagen hätten da sein sollen.“

      „Wir haben keine Boten gesehen. Es ist nur der Hauslehrer Overbeck da, aber der steckt in der Holzwanne und singt. Also, gehabt Euch wohl und …“

      „Nun, eben dem Overbeck gilt ja mein Besuch!“

      „Was? Dem Conrad?“ Die Magd lachte.

      Der angebliche Magister Bolemius richtete sich zu seiner vollen Größe auf, setzte sein Birett zurecht und rief: „Ich bin es nicht gewohnt, so behandelt zu werden. Melde dem singenden Overbeck, dass der Gesandte des allergnädigsten Bischofs von Rom vor der Tür steht und erwartet, empfangen zu werden. Wenn nicht, wird es deinem Herrn Schwertfeger teuer zu stehen kommen und dem Overbeck erst recht.“

      Der kleine Holzladen schloss sich. Schritte entfernten sich, die nach ein paar Augenblicken zurückkehrten, ein Riegel wurde zur Seite gezogen, und das große Tor öffnete sich zu einem gepflasterten Innenhof.

      Der Gesandte trat würdevoll herein, nickte der Magd hoheitsvoll zu und stieß mit einem nur spärlich bekleideten Mann zusammen, der eben aus einem Raum stolperte, aus dem Wasserdampf quoll.

      „Entschuldigt den seltsamen Empfang, Meister Bolemius“, stieß Overbeck hervor. „Wir hatten erst morgen mit Euch gerechnet. Setzt Euch derweil in das Zimmer. Ich komme nach. Agnes wird uns etwas Bier und eine Brotzeit hinstellen.“

      Die Magd stemmte die Arme in die Hüften und holte gerade Luft, um eine gepfefferte Bemerkung herauszulassen, aber Overbeck kam ihr zuvor und sagte: „Er ist ein päpstlicher Gesandter, Agnes, dein Herr würde ihm auch etwas anbieten.“

      Der Gast wandte sich zu seinem Diener und sagte: „Fahr zu unserem Quartier, bereite alles vor, und hole mich zum Sonnenuntergang ab.“ Dann folgte er der Magd, die ihm stumm die Treppe nach oben wies und ihn in ein Zimmer führte, das wohl das Esszimmer der Kaufmannsfamilie war, denn ein breiter Holztisch nahm fast den ganzen Raum ein. Von der Decke hing ein Holzrahmen, auf dem halb heruntergebrannte Kerzen mit schwarzen Dochten steckten.

      Ungefähr nach zehn Vaterunser erschien Overbeck in roten Beinlingen, deren Naht an einer Stelle aufgeplatzt war, und in einem dunkelblauen Oberteil, in der Mitte gegürtet. Unter dem Arm trug er mehrere Holztafeln und ein paar Blätter, die er vorsichtig auf den Tisch legte.

      Sein Besucher saß vor einem Krug Bier neben einer geöffneten Ledermappe, die Pergamente enthielt. Die weißen Handschuhe hatte er ausgezogen, und man sah einen breiten Siegelring an dem Zeigefinger der rechten Hand. Neben den Handschuhen stand ein Tintenfass. Magister Bolemius war gerade dabei, die Feder mit einem Messer zu spitzen.

      Nach dem üblichen Höflichkeitsaustausch sagte der Gesandte: „Nun, Overbeck, ich hoffe, du hast wenigstens Material für mich, auch wenn ich früher gekommen bin als erwartet. Ich habe noch ein paar Besuche vor mir, also beeilen wir uns.“

      Overbeck giff zu dem anderen gefüllten Krug, setzte ihn an und tat einen herzhaften Zug. Er fühlte sich in der unverhofften Rolle, einen so vornehmen Gast zu empfangen, ganz wohl.

      „Oh ja, Magister Bolemius“, grinste der Hauslehrer und zeigte seine Zahnlücken, „Material hab ich gesammelt. Hab doch den Dr. Lutter des Öfteren gesehen und gesprochen, wie er an der gemeinen Tafel seine Weisheiten allen kundgetan hat. Auch wenn wir Tischmusik machten, bekommt man ja das eine oder andere mit. Hab auch alles fein säuberlich danach notieret.“

      Overbeck griff nach seinen Holztafeln, auf die er mit Kreide Notizen gemacht hatte.

      „Was haltet Ihr davon?“, begann er und las: „Die musica sei den teufeln zuwider und unerträglich, verschaffe sie doch ruhe und ein fröhliches gemüthe.“

      „Hm“, knurrte Bolemius, der schon die Feder ergriffen hatte und sie nun sinken ließ, „das scheint mir noch keine üble Rede zu sein. Man könnte ihr sogar zustimmen.“

      „Oder hier, was er zur Messe sagt, das war erst vor ein paar Monaten, im vergangenen Jahr.“ Er drehte eine Holztafel herum: „Es mus beide, text und noten, sowie accent, weise und geberde bei der hl. Messe aus rechter muttersprach und stimme kommen, sonst ist alles ein nachahmen wie die affen СКАЧАТЬ