Rebellen. Uwe Schimunek
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Название: Rebellen

Автор: Uwe Schimunek

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783955520458

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СКАЧАТЬ der seine Millionen jetzt in der US-Operettenliga verdiente – so etwas verkaufte sich offenbar auch noch nach dem peinlichen WM-Versagen der deutschen Fußballnationalmannschaft im Juni in Argentinien.

      Die Konkurrenz titelte: Die neue Mode für abenteuerlustige Mädchen! Oben ohne auf Ibiza immer beliebter! Unter der Überschrift lächelte eine langbeinige Blondine mit üppigen Brüsten in die Kamera. Das machte für Bolp nicht den Eindruck, als würden die Kollegen gerade in einer Flut brennender Themen ertrinken.

      Es klopfte erneut an der Tür. «Ja doch!», rief Bolp genervt.

      Die Schreckschraube erschien im Türrahmen. «Der Herr Chefredakteur lässt mitteilen, dass Sie sich in Ruhe in die Themenlage einarbeiten sollen. Wenn Sie im Zuge dessen auf eine Geschichte stoßen, mögen Sie vorstellig werden.»

      «Vorstellig werden?»

      «Das waren seine Worte, Herr Bolp.» Die alte Schachtel sprach, als wäre sie die Mutter eines Schülers, der schlechte Noten nach Hause gebracht hatte.

      «Danke.»

      Die Sekretärin blieb in der Tür stehen und guckte Löcher in die Luft.

      «Sie dürfen gehen!», ergänzte Bolp.

      Widerwillig wandte sich die Sekretärin ab und schloss die Tür hinter sich.

      Bolp überlegte, ob er seine Quelle bei der Polizei anzapfen sollte. Dann fiel ihm ein, dass seine Zuträger im Urlaub weilten. Also ging er noch einmal den Stapel mit der Post durch. Er würde eine Geschichte finden!

      Er stieß auf eine Postkarte. Das Bild auf der Vorderseite zeigte eine Sängerin mit einem Mikrofon und einer Brille in Form eines Schmetterlings, die Bolp irgendwoher kannte. Erst beim zweiten Hinsehen bemerkte er, dass es sich bei dem Bild nicht um ein Foto, sondern um eine Zeichnung handelte. Der Blick der Frau wirkte aufreizend. Zugleich schien sie seltsam abwesend, als würde sie unter Drogen stehen. Bolp drehte die Karte herum. Es handelte sich um eine Einladung zu einer Ausstellung, die am nächsten Tag eröffnet werden sollte. Ein gewisser John Pistol verantwortete die Schau namens Stars and Art.

      Da würde er hingehen. Bekiffte Sternchen könnten ein paar Zeilen wert sein, dachte Bolp.

      Das Blatt Papier in der Schreibmaschine hing schief. Peter Kappe versuchte es durch Drehen an den Führungsrädern gerade zu ruckeln. Doch es wurde immer schlimmer. Kappe seufzte, zog das Papier aus der Maschine, rückte die Führungen enger zusammen und schob das Blatt erneut unter die Andruckräder. Nun saß das Papier zwar korrekt, aber was er schreiben sollte, wusste Kappe immer noch nicht.

      Wolf Landsberger erlöste ihn, als er mit einer dünnen Mappe unterm Arm ins Büro trat.

      «Über diesen Reinhard Buddewitz gibt es eine Polizeiakte wegen einer Drogensache.» Landsberger legte die Mappe auf seinem Schreibtisch ab und setzte sich auf den Bürostuhl. Seine Frisur saß auch am frühen Nachmittag immer noch, als käme er frisch vom Friseur.

      «Leg los. Was wissen wir über den Mann?», fragte Kappe.

      Landsberger öffnete die Mappe und sagte: «Jahrgang ‘47. Geboren in Berlin, drüben in Treptow. Die Eltern sind aber gleich nach seiner Geburt in den Westen gezogen. Gutbürgerliche Familie, der Vater Architekt, die Mutter Hausfrau. Buddewitz selbst hat einen IHK-Abschluss als Radio- und Fernsehtechniker im Jahr 1969 gemacht, Prüfung zum Tonmeister 1975, beides hat er mit sehr guten Leistungen abgeschlossen.» Landsberger blätterte und fuhr fort: «Reinhard Buddewitz war ein Nachzögling. Die Eltern haben inzwischen das Zeitliche gesegnet. Der Vater ist vor vier Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Die Mutter kurz darauf auch. Reinhard Buddewitz war nicht verheiratet, außer dem Bruder hatte er keine Familie mehr.»

      «Was ist mit den Drogen?»

      Landsberger blätterte weiter. «Ich habe hier eine Ermittlung wegen Missbrauchs von Betäubungsmitteln. Die wurde mit einer Verwarnung per Strafbefehl beendet. Nächstes Jahr wäre die Sache verjährt und gelöscht worden.»

      «Drogen», stellte Kappe fest und mutmaßte: «Vielleicht hat sein Tod etwas damit zu tun. Überdosis, Ärger mit dem Dealer.»

      «Na ja, in der Akte steht etwas von Cannabiskonsum, davon stirbt ja keiner.» Landsberger blickte von den Unterlagen auf. «Außerdem hat die Niedergesäß gesagt, der Mann sei vermutlich einem Stromschlag erlegen. Das sieht mir eigentlich nicht nach einem Drogentod aus.»

      Kappe setzte zu einer Antwort an, hielt aber inne. Er könnte die Binsenweisheit äußern, dass Klarheit erst nach dem Obduktionsbericht herrsche. Andererseits hatte die Rechtsmedizinerin sicher genug Junkies mit Überdosis auf dem Tisch liegen gehabt, um einen Hinweis darauf zu erkennen. Auch Schläge mit Eisenstangen von einem wütenden Dealer wären ihr kaum entgangen. Also seufzte Kappe lediglich.

      Landsberger wartete noch einen Moment und wandte sich dann wieder der Akte zu. «Diese Hütte war tatsächlich sein erster Wohnsitz», murmelte er.

      «Vielleicht gab es eine Freundin mit ’nem Doppelbett», warf Kappe ein.

      «In den Akten steht nichts davon, aber möglich wär’s», sagte Landsberger, ohne von den Papieren aufzublicken. «Dem sollten wir nachgehen.» Er zückte einen Stift und notierte etwas. Dann blätterte er weiter. Plötzlich hob er eine Seite etwas an und schaute ungläubig.

      «Was ist denn?», fragte Kappe.

      «Es gab offenbar eine polizeiliche Sonderüberprüfung.» Landsberger reichte Kappe das Papier über den Schreibtisch hinweg.

      Kappe nahm es entgegen. Es handelte sich um einen Verweis auf ein Dossier des Polizeilichen Staatsschutzes. «Das müssen wir beschaffen», stellte Kappe fest.

      «Ich frage das über Engländer ab», sagte Landsberger.

      Kappe gab Landsberger das Papier zurück und dachte an den Chef. Wenn der Kriminalhauptkommissar davon erfuhr, hing der Fall an der großen Glocke. «Vielleicht haben wir es mit einem einfachen Arbeitsunfall zu tun. Der Mann war Rundfunktechniker und hat einen Stromschlag bekommen. Ich weiß nicht, ob wir dieser Akte noch etwas hinzufügen müssen.»

      Landsberger legte das Blatt Papier wieder in die Mappe zurück. Dabei murmelte er: «Einser-Abschluss und über zehn Jahre Berufserfahrung und dann so ein dummer Unfall.»

      «Im Leben passieren die seltsamsten Dinge», erwiderte Kappe, auch wenn er sich dabei wie ein Phrasendrescher vorkam.

      «Ich weiß nicht …», sagte Landsberger skeptisch.

      Kappe rieb sich die Stirn. «Eigentlich ist es auch egal. Wir haben die Sache nun erst mal auf dem Tisch. Ob wir wollen oder nicht. Und bis zu den Berichten der Kriminaltechnik und der Rechtsmedizin wird sich das auch nicht ändern.»

      «Es scheint, als hätten wir eine unangenehme Aufgabe zu erledigen», sagte Landsberger. Er schloss die Akte.

      Kappe richtete sich auf. «Also gut, fahren wir zu Buddewitz’ Bruder.»

      Gery legte die Kassette in das Abspielgerät und drückte auf den Startknopf.

      «Mach ein bisschen lauter!», forderte Bert ihn auf.

      «Okay», brummte Gery, bevor er den Lautstärkeregler bis kurz vor den Anschlag drehte.

      Die Gitarre schrammelte СКАЧАТЬ