Mord auf der Transit-Strecke Berlin 1968 Kriminalroman Band 21. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Mord auf der Transit-Strecke Berlin 1968 Kriminalroman Band 21 - A. F. Morland страница 7

СКАЧАТЬ Lokal sieht mich nie mehr wieder!“, schrie die Dicke.

      „Es wird deshalb nicht zu Grunde gehen“, sagte Bernd. Das gab ihr den Rest. So schnell es ihre hundertzwanzig Kilo Lebendgewicht zuließen, fuhr sie herum und stürmte davon.

      „Wo ist der Tote?“, fragte der Geschäftsführer gepresst.

      „Kommen Sie! Ich zeige ihn Ihnen.“

      Sie begaben sich zu Keller. „Ein Glück, dass er nicht vom Stuhl gefallen ist“, sagte der Mexikaner. „So könnte man denken, er lebt noch.“

      „Rufen Sie die Polizei an!“, riet ihm Bernd Schuster.

      Ganz durcheinander war der Kleine. Bernd hatte Mitleid mit ihm. Der Geschäftsführer, dessen Name Rodriguez lautete, schaute nach den Gästen, die gleich nebenan dinierten. Es wäre ihm wohl am liebsten gewesen, wenn er den Toten per Knopfdruck zum Verschwinden bringen hätte können. Aber so einfach ist das mit Toten nun mal nicht.

      „Ja“, sagte Rodriguez schließlich mit bröckeliger Stimme. „Natürlich, Herr Schuster. Ich werde die Polizei anrufen.“ Verzweifelt fuhr er sich durchs Haar. „In meinem Lokal! Madre de dios! Das hat es in den fünfzehn Jahren, die ich hier beschäftigt bin, noch nicht gegeben! Ein Toter in meinem Lokal!“ Kopfschüttelnd ging er.

      Bernd durchstöberte inzwischen die Taschen des Toten. Würde es nun ewig ein Rätsel bleiben, was Keller ihm hatte mitteilen wollen? Nichts von Bedeutung fiel Schuster in die Hände. Eines dieser unbedeutenden Dinge war ein Zettel, auf den jemand, der Gicht in den Fingern zu haben schien, hingeschmiert hatte: Frühlings Gästepension Nr. 17.

      In diesem Augenblick fiel der Tote vom Stuhl. Erst schrie nur eine Frau entsetzt auf. Dann eine zweite. Dann ein Mann. Und schließlich war die Panik nicht mehr aufzuhalten.

      3

      Winfried Schack war so etwas wie eine Institution. Sein Alter war kaum zu erraten. Er konnte dreißig Jahre alt sein oder auch fünfundvierzig. Er war ein Fettkloß mit dem grünlich weißen Gesicht eines Grottenolms. Seine Augen, halb hinter den Lidern versteckt, waren schwarz und hart wie Ebenholzknöpfe. An Stelle des Haares schien sein Schädel mit einem Stück Teppich bezogen. Er hatte einen schwarzen Tatarenschnurrbart, dessen Enden herunterhingen wie Rattenschwänze.

      Er hatte gelernt, sein Geld da zu verdienen, wo es auf der Straße lag. Das war in den heruntergekommenen Vierteln Berlins, zumeist in Mauernähe, gewesen. Zuerst hatte er als Ein-Mann-Unternehmen gearbeitet. Dann hatte er sich Handlanger zugelegt. Und heute war er soweit, dass er nicht mal mehr einen Revolver zu tragen brauchte, wenn er keine Lust dazu hatte. Heute war er ein Mann, zu dem die Ganoven, die es noch nicht geschafft hatten oder die es niemals schaffen würden, wie zu einem Heiligen aufschauten.

      Er machte Geschäfte mit allen Größen dieser Stadt. Schwarze Geschäfte, das verstand sich von selbst. Die neue Masche, an der Winfried Schack gerade mithäkelte, hieß LKW-Raub. Die Sache ließ sich gut an. Natürlich konnte man sie nicht bis in alle Ewigkeit forthäkeln, denn die Bullen waren schließlich nicht ausnahmslos Holzköpfe, aber zwei, dreimal konnte dieselbe Tour gewiss noch geritten werden. Blöd nur, dass das letzte Ding ausgerechnet in der DDR abgezogen wurde. Schack tobte stundenlang, als er davon erfuhr und sich ausrechnete, was das für einen Wirbel verursachen würde. Da war die teure Ladung des LKWs nur ein schwacher Trost.

      Schack saß an seinem Schreibtisch und führte wichtige Gespräche mit unwichtigen Leuten am Telefon, als jemand an die Tür seines Büros klopfte.

      „Herein!“, plärrte er ziemlich unfein. Seine Füße lagen auf dem Tisch. Über die blankgeputzten Schuhspitzen visierte er die Tür an, die sich jetzt öffnete. Zwei normale Gesichter flankierten ein bleiches. Als Schack das leichenblasse Gesicht sah, nahm er die Füße vom Tisch und knurrte in die Membrane: „Also, ich muss jetzt Schluss machen, Freundchen. Ruf mich morgen wieder an! Vielleicht hast du für dein Problem inzwischen eine eigene Lösung gefunden. Wenn nicht, kann ich dir ja ein bisschen Feuer unter dem Arsch machen.“ Er knallte den Hörer in die Gabel und starrte den Eintretenden entgegen.

      „Was bringt ihr mir da?“, fragte er die beiden großen Kerle, die den mittelgroßen Mann begleiteten. Der Bursche hatte seine Wäsche bereits durchgeschwitzt. Als nächstes würde er sich in die Hosen pinkeln, so sah er aus.

      „Sie wollten doch Dieter ‚Diddy‘ Fleck sprechen, Boss“, antwortete einer der beiden. Winfried Schack nickte grimmig. Seine Augen wurden ganz schmal. Er erhob sich und kam um den Schreibtisch herum. Flecks Nerven vibrierten zum Zerreißen. Kein Wunder. Er hatte etwas geklaut, was Schack gehört hatte. Und sie hatten ihn dabei erwischt. Deshalb hatte ihn Schack sehen wollen. Die Konfrontation war nicht so sehr peinlich wie gefährlich. Wer Schack beklaute, konnte damit rechnen, dass ihm die Pfoten abgehackt wurden. Oder gleich die Rübe, das lag bei Schack. War er bei guter Laune, konnte die Sache mit einem scharfen Verweis und mit einem blauen Auge abgehen. Im anderen Fall ging’s über die Spree.

      „Stehlen tut der Knabe!“, zischte Schack feindselig. Er hatte heute einen seiner bösesten Tage. Pech für Fleck, konnte man da nur sagen.

      „Boss!“, stöhnte Fleck und leckte sich einen Schweißtropfen von der Oberlippe. Seine Zunge schnellte dabei heraus wie die eines Leguans, der sich eine Fliege sichert. „Boss - ich war in finanziellen Schwierigkeiten!“

      „In finanziellen Schwierigkeiten?“, fragte Schack anscheinend teilnahmsvoll. „Wie denn dieses? Du kannst doch nicht behaupten, ich zahle so schlecht, dass einer meiner Leute in finanzielle Schwulitäten gerät, wenn er halbwegs vernünftig lebt.“

      „Nein, Boss. Die Bezahlung ist schon okay ...“

      „Glücksspiel?“, fragte Schack scharf. „Rauschgift? Was hat dich in die Enge getrieben?“

      „Keins von beiden, Boss!“, beeilte sich Diddy.

      „Junge, jetzt lüg mich nicht auch noch an!“

      „Es ist meine Frau - meine Frau kostet mich so viel Geld, Boss!“

      „Wirf sie raus! Sie taugt nichts.“

      „Ich meine - die Krankheit meiner Frau, Boss.“

      „Was fehlt ihr?“

      „Krebs“, sagte Fleck und senkte traurig den Blick. „Die Ärzte haben sie monatelang gequält. Jetzt versuchen sie es mit Kobaltbestrahlungen, aber das kostet alles verflucht viel Geld. Ich war so verzweifelt. Ich hänge an ihr. Ich möchte sie nicht verlieren, verstehen Sie? Sie ist mein Leben, mein alles. Als der Arzt sagte, ich müsse fünftausend Mark auf den Tisch blättern, wenn ich möchte, dass er sie weiterbehandelt, da - da - ich muss den Verstand verloren haben, aber in diesem Moment sah ich nur einen einzigen Ausweg ...“

      „Und СКАЧАТЬ