Mord auf der Transit-Strecke Berlin 1968 Kriminalroman Band 21. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Mord auf der Transit-Strecke Berlin 1968 Kriminalroman Band 21 - A. F. Morland страница 4

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      RRR, dachte Bernd. Der Direktor der Berliner LKW Versicherung. Was will er?

      „Du sollst ihn auf jeden Fall noch heute anrufen“, sagte Franziska, als hätte sie Bernds geistige Frage gehört. „Ganz gleich, wie spät es ist. Er sagte, er könne ohnedies kein Auge zu tun.“

      „Ich auch nicht!“, maulte Bernd. Noch heute. Das war ihm gar nicht recht.

      Franziska nannte die Privatnummer von RRR. Bernd kritzelte sie auf einen Zettel, dann stellte er den Kassettenrecorder ab, und das Kärtchen mit dem Befehl EINSCHALTEN warf er grimmig und demonstrativ in den Papierkorb.

      Ohne den Eifer, mit dem er normalerweise seine Aufgaben anging, grapschte er sich den Telefonhörer. Ein letzter Zug noch von der Roth Händle, dann drückte er sie im Aschenbecher aus. Sobald er die Nummer gewählt hatte, vernahm er das Freizeichen. Wenige Sekunden später hob RRR bereits ab.

      „Sagen Sie mal, schlafen Sie auf dem Hörer?“, fragte Bernd und unterdrückte ein neuerliches Gähnen.

      „Wer spricht?“, fragte Reineke nervös.

      „Oh - verzeihen Sie: Bernd Schuster.“

      „Schuster!“, klang es erleichtert.

      Bernd dachte: Was ein Name oft ausmacht.

      „Endlich“, sagte RRR. Und das klang vorwurfsvoll.

      „Ich war unterwegs. Bin eben erst nach Hause gekommen, Herr Direktor. Tut mir leid, dass ich mich nicht früher melden konnte. Womit kann Ihnen mein Büro für private Ermittlungen dienen?“

      „Möchten Sie viel Geld machen, Schuster? Mit einem einzigen Fall?“

      „Bitte keine Scherze, Herr Reineke. Nicht mehr um diese Stunde. Wie viel Geld ist für Sie viel Geld?“

      „Zehn Prozent von 170.000 D-Mark.“

      „Wie kommen Sie ausgerechnet auf 170.000?“

      „Hören Sie zu, Bernd! Wir beide arbeiten nicht zum ersten Mal zusammen, und ich habe Sie immer eine schöne Stange Geld verdienen lassen.“

      „Dafür habe ich aber auch Arbeit geleistet, die Ihre Versicherungsdetektive nicht zu leisten imstande waren.“

      „Diesmal scheint das wieder mal der Fall zu sein.“

      „Was ist passiert?“

      „LKWs werden überfallen.“

      „Davon habe ich gelesen“, sagte Bernd.

      „Bisher hat es drei Überfälle gegeben. Diesmal jedoch sogar entlang der Transit-Strecke auf dem Gebiet der DDR. Die LKWs werden gestoppt, Fahrer und Beifahrer werden ausgeschaltet, die Gangster fahren mit den Lastern weiter, und wenn die Polizei sie dann wiederfindet, ist die Ladung verschwunden. Insgesamt macht der Schaden nun schon eine Höhe von 170 000 Mark aus.“

      „Um was für Frachtgut handelt es sich hierbei?“, wollte Bernd wissen.

      „Zwei Ladungen Haushaltsgeräte und einmal Rohstoffe für einen chemischen Betrieb hier in West-Berlin.“

      „Und es werden immer nur LKWs überfallen, die bei der Berliner LKW Versicherung versichert sind?“

      „Bisher ja. Übernehmen Sie den Fall, Bernd? Sie kriegen zehn Prozent Erfolgshonorar. Das heißt, Sie verdienen bei jedem Stück, das Sie wiederbeschaffen.“

      Bernd dachte nicht lange nach. „Ja, geht in Ordnung, Herr Reineke. Aber ganz ehrlich: Nur, weil Sie es sind. Ich bin dermaßen überarbeitet...“

      RRR antwortete schnell: „Dann erwarte ich Sie morgen um neun in meinem Haus.“

      „Einverstanden“, sagte Bernd und legte auf. Und weil er gerade so in Schwung gekommen war, hörte er sich auch gleich an, was auf dem automatischen Anrufbeantworter drauf war.

      Er erkannte die krächzende Stimme sofort. Das war Manfred Keller, einer seiner zuverlässigsten V-Leute.

      „Tagchen, Schuster!“, sagte der Bursche, dessen Informationen hin und wieder Goldwert hatten. Er räusperte sich. Mit einem Anrufbeantworter umzugehen ist nicht jedermanns Sache. Es fehlt der Gesprächspartner.

      „Hm. Tja - ich denke, jetzt kann ich einfach drauflosreden, was? Ist schon ein verdammter Dreck, dass Sie nicht persönlich an der Strippe sind, Schuster. Also, ich hätte da wieder mal was Heißes aufgeschnappt. Sie können’s von mir hören. Für ’nen Fünfziger spuck ich's Ihnen, wohin Sie wollen - ja. Wie weiß ich denn nun, ob Sie an der Sache interessiert sind oder nicht? Wenn doch keiner dran ist! Ach was. Ich plappere es mir einfach mal von der Seele. Also fünfzig Eier für eine Information, die für Sie von großer Wichtigkeit ist, Bernd Schuster. Ich schlage vor, Sie laden mich morgen zum Mittagessen ein. Sagen wir ins Fiesta, ist‘n mexikanisches Restaurant beim Nollendorfplatz, kennt man. Ich werde um zwölf da sein. Und Sie sollten mich nicht allzu lange dort im Trockenen hocken lassen, sonst würde man mich aus dem Lokal entfernen, weil ich die Zeche nicht bezahlen kann. Und das würde letzten Endes Ihnen leidtun. Diesmal ist’s nämlich verdammt wichtig für Sie, was ich zu erzählen habe! Hm - hoffentlich klappt das jetzt mit dem Apparat. Sonst ersitze ich mir morgen Schwielen beim Mex.“

      Außer diesem Anruf war nichts mehr auf dem Band. Während Bernd mit dem Zeigefinger nachdenklich die Kanten des Geräts entlangstrich, überlegte er, was denn so „verdammt wichtig“ für ihn war. Er kam nicht dahinter, strengte sich aber auch nicht besonders mit dem Nachdenken an, denn die Müdigkeit kehrte zurück, und diesmal zwang sie ihn in die Knie. Er schloss die Räume sorgfältig ab, fuhr mit dem Fahrstuhl in den 14. Stock und war erstaunt, dass seine Tochter Lucy nicht anwesend war. Dann fiel ihm wieder ein, dass sie ja dieses Wochenende bei seiner Ex zubringen würde, duschte ausgiebig und legte sich bald darauf hin.

      Der am Fenster vorbeirauschende Regen schläferte ihn ein.

      Als er die Augen wieder aufschlug, schien die Sonne durchs Fenster herein. Franziska steckte ihren Kopf durch die Tür und rief: „Was ist denn hier los, Bernd? Kaum bin ich mal nicht über Nacht bei dir, da liegst du bis zum Mittagessen noch im Bett?“

      Bernd schnellte hoch.

      „Wie spät ist es, Franzi?“

      „Es ist immerhin schon halb neun.“

      „Gütiger Himmel!“, schrie Bernd erschrocken auf. Um neun sollte er bei Reineke sein. Mit Schwung schleuderte er die Decke fort.

      Franziska zog sich zurück und bereitete in der Küche inzwischen den Kaffee. Bernd erledigte alles im Laufschritt. Franziska wollte ihn, während er den Kaffee in sich hineinschlürfte, über die Blondine von gestern Abend ausfragen. Sie machte das geschickt und dezent, aber Bernd merkte es trotzdem, und er führte seine Franzi mit seinen Antworten schlau im Kreis, bis sie es aufgab. Dafür und für den Kaffee erhielt sie einen Kuss. Dann war Schuster draußen aus seiner Wohnung. Er hatte nicht einmal Zeit gehabt, Franzis neues Kleid zu bewundern, und sie hatte es sich eigentlich nur für ihn gekauft.

      Bernd verspätete sich um ganze fünf Minuten. Das war zu verschmerzen.

      RRR СКАЧАТЬ