Mord auf der Transit-Strecke Berlin 1968 Kriminalroman Band 21. A. F. Morland
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СКАЧАТЬ Versicherungsdirektor empfing Bernd persönlich, andere Besucher wurden zuerst von einem Angestellten aufgehalten. Ein Zeichen dafür, wie gern Schuster in diesem Haus gesehen war. Und ein Zeichen auch dafür, wie dringlich dem Leiter der Berliner LKW-Versicherung die Angelegenheit war.

      Rudolf R. Reineke war ein großer, stämmiger Mann, etwa fünfzig Jahre alt und dick. Er machte keinen angenehmen Eindruck. Vielleicht lag das an seinen stechenden Augen. Es war seine Art, sich die Männer auszusuchen, die er mochte, und denen sagte er das auch. Den anderen sagte er, dass sie ihn ankotzten. So war RRR.

      Ein schütterer Schnurrbart vegetierte auf seiner Oberlippe dahin. Vom rechten Auge lief eine Narbe bis fast zum Mundwinkel. Die Narbe zog das Augenlid etwas herunter, was dem Mann ein finsteres Aussehen gab. Reineke war noch in den letzten Kriegswochen eingezogen worden, obwohl er eine nie ausgeheilte Sportverletzung am Bein hatte.

      Deshalb hielt er stets in der Rechten einen massiven Spazierstock mit dickem Gummipuffer an der Spitze.

      „Wie auf Nadeln bin ich gesessen“, sagte Reineke einleitend. Er führte Bernd in sein Wohnzimmer, in dem es vor Kostbarkeiten nur so wimmelte. Natürlich warf allein seine Direktorentätigkeit bei der Berliner LKW-Versicherung nicht so viel für RRR ab. Aber wer einmal ziemlich hoch oben ist, der kriegt da und dort einen Aufsichtsratsposten zugeschanzt, es fallen da und dort Anerkennungshonorare ab - und dann kann man sich diesen Luxus eben leisten.

      Zwei Cognac-Schwenker waren bereits angerichtet. Der Angestellte vom Empfang zeigte sich ganz kurz an der Tür.

      „Wenn Sie irgendeinen Wunsch haben, Herr Reineke ...“

      „Nichts. Gar nichts. Gehen Sie, ruhig. Ich brauche Sie nicht.“

      Die Tür wurde so leise geschlossen, als bestünde sie aus Watte. Bernd setzte sich in einen der bequemen Sessel. Er trank etwas von dem Cognac. Dann bat er RRR, über die Vorfälle zu berichten.

      „Alle drei LKWs waren bei uns versichert“, wiederholte der Versicherungsmann, während er sein Glas auf dem Tisch hin und her schob. Daneben lag eine Mappe. Vermutlich für Bernd vorbereitet.

      „Und für welche Unternehmen waren die LKWs unterwegs?“, fragte Bernd.

      „Sie fahren alle für dieselbe Spedition.“

      „Für welche?“

      „Für Carsten Fröhlichs Spedition.“ RRR klopfte auf die Mappe. „Hier drinnen finden Sie die Aufstellungen aller gestohlenen Waren, Schuster. Die Gangster haben, wie schon gesagt, im vergangenen Monat dreimal zugeschlagen. Aber diesmal übertrafen sie alles an Dreistigkeit. Es gab auf der Transitstrecke eine Baustelle, die von den Lastwagen weiträumig über das Gebiet der DDR umfahren werden musste. Dabei gab es einen Toten, der zweite Mann lag ohnmächtig am Straßenrand und wurde dort von der Volkspolizei entdeckt und in ein Krankenhaus gebracht. Nach einigen Verwicklungen hat man dann die Spedition benachrichtigt.“

      „Auf dem Gebiet der DDR? Ach, es geht um den Fall, der ja nun wirklich einigen Staub aufgewirbelt hat und sogar diplomatische Verwicklungen hervorrief, weil man den Mann festhalten wollte. Irgendetwas mit Verletzung der öffentlichen Sicherheit! Ein Witz, wenn man bedenkt, dass sein Fahrer erschossen wurde!“ Bernd Schuster, aber Reineke hielt sich damit nicht weiter auf.

      „Seltsamerweise erwischten die Verbrecher immer die wertvollste LKW-Ladung. Wir sind der Meinung, dass ihnen das irgendjemand steckt, aber wer das ist, das entzieht sich unserer Kenntnis.“

      Bernd schmunzelte. „Wenn Sie’s wüssten, würden Sie sich nicht an mich wenden, Herr Reineke.“

      „Das ist richtig. Es muss sich um eine Person handeln, die Einblick in die Frachtbriefe der Firma Fröhlich hat.“

      „Vielleicht sitzt die Person mitten in der Firma“, meinte Bernd. Er hatte den Zeitungsbericht des letzten Überfalls noch gut im Gedächtnis, schließlich war das für die Boulevardpresse ein gefundenes Fressen. Der LKW - mit Fred Stettner und Hans Kersten besetzt - war aus dem Ruhrgebiet kommend nach West-Berlin unterwegs gewesen. Stettner hatte den Helden gespielt und war von den Gangstern kurzerhand erschossen worden. Folglich war ein Fahrerposten bei der Firma Fröhlich nunmehr vakant. Bernd sagte das dem Versicherungsmann, und er fügte hinzu: „Ich werde mich um diesen Fahrerjob bemühen.“

      „Was versprechen Sie sich davon?“, fragte RRR.

      „Die Möglichkeit, meinen Finger an den Pulsschlag des Unternehmens legen zu können. Wenn dort etwas nicht richtig tickt, erfahre ich es so am schnellsten. Schließlich kann ich ja wohl schlecht zur Volkspolizei gehen und sie bitten, mir alle Einzelheiten mitzuteilen. Nein, da stecken wir in einer Sackgasse, ich denke mal, nur direkt vor Ort kann ich Erfolg haben.“ Schuster erhob sich, nahm von Reineke die Mappe entgegen und ließ sich hinausbegleiten, nachdem er dem mit sorgenvoller Miene zurückbleibenden Versicherungsdirektor versprochen hatte, sich gelegentlich wieder zu melden.

      Von da an lief die Aktion.

      Mit seinem Mercedes kehrte Bernd Schuster zu seinem Büro zurück. Hier, im Allerheiligsten, arbeitete er sorgfältig die Unterlagen durch. Die Überfälle waren detailliert geschildert. Es gab Skizzen, Fotografien von den beiden ersten Tatorten, Fotokopien der Aussagen, die die LKW-Besatzungen gegenüber der Polizei gemacht hatten. Und natürlich waren auch ellenlange Warenaufstellungen vorhanden, damit sich Bernd ein Bild davon machen konnte, was die LKWs geladen hatten. Erstaunlicherweise befand sich sogar ein Bericht der Volkspolizei an die West-Berliner Polizeibehörde darunter, in der es allerdings nur sehr wenige Details gab.

      „Da ist wohl diesmal kein Einsatz für mich drin, Bernd“, sagte Franziska bedauernd.

      „Willst du etwa einen LKW steuern?“, fragte Bernd grinsend.

      „Warum nicht? In Russland tun das auch Frauen.“

      „Zum Glück sind wir nicht in Russland.“

      „Legst du Wert auf ein paar Informationen?“

      „Worüber weißt du Bescheid, Franzi?“

      „Über die Fröhlichs“, sagte Franziska. Sie zupfte an ihrem Kleid herum. Jetzt konnte es Bernd nicht mehr länger übersehen. Er lobte es gründlich genug und meinte, das Kleid allein wäre ein Anlass, sie zum Essen einzuladen, aber leider wäre er bereits mit Manfred Keller verabredet. Dann bat er sie, ihn über die Fröhlichs zu informieren.

      Franziska berichtete: „Ich kenne ein Mädchen, das mit Daniela Fröhlich, der Tochter von Carsten Fröhlich, befreundet ist. Carsten Fröhlich soll ein wahrer Despot sein. Und Tobias Fröhlich, sein Sohn, ist ein elender Taugenichts. Mutter gibt es keine mehr. Die hat sich von Carsten vor vielen Jahren schon scheiden lassen. Die einzig Vernünftige in der Familie ist Daniela.“

      Bernd nickte schmunzelnd.

      „An die werde ich mich halten. Vielen Dank für deinen Tipp.“

      Es ging auf zwölf zu. Manfred Keller war an der Reihe. Bernd griff nach Hut und Mantel den Kopf, legte die Mappe, die er von RRR bekommen hatte, in seine Schreibtischlade und machte sich zum zweiten Mal an diesem Tag auf den Weg.

      Eigentlich hätte er die kurze Strecke zum Nollendorfplatz zu Fuß zurücklegen können. Aber einmal pfiff ein eisiger Novemberwind um die Ecken, und Bernd zögerte nicht lange, stieg in seinen Wagen und fuhr los. Glücklicherweise gab es einen Parkplatz, der hinter dem Restaurant lag. Er fuhr an den СКАЧАТЬ