Mord auf der Transit-Strecke Berlin 1968 Kriminalroman Band 21. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Mord auf der Transit-Strecke Berlin 1968 Kriminalroman Band 21 - A. F. Morland страница 6

СКАЧАТЬ um, als trüge er ein Geheimnis mit sich herum, das so gefährlich war wie eine Zeitbombet. Es roch herrlich nach mexikanischen Gewürzen, nach Tequila und Zigarillos. Aus verborgenen Lautsprechern plätscherten mexikanische Weisen. Die Wände waren mit Ponchos und Sombreros und vielerlei anderem Klimbim dekoriert.

      Ein Mann im knallroten Kellnerfrack trat in diesem Moment an den Tisch, an dem Manfred Keller saß. Keller hatte bereits das Tischtuch zerknüllt. Vor ihm stand nichts weiter als die Gewürzbox. Er war nicht gut genug gekleidet für dieses Lokal, das wusste er, aber er hatte es noch niemals von innen gesehen, und diesmal war die beste Gelegenheit, das nachzuholen. Wenn Schuster bezahlte, konnte er sich auch das Steigenberger oder ein anderes Hotel mit Luxusrestaurant leisten.

      Aus den Augenwinkeln sah Keller den knallroten Frack. Er wollte dem Mann sagen, dass er jemand erwarte und deshalb noch nichts bestellen wollte.

      „Später!“, stieß Keller nervös hervor. Und plötzlich stockte ihm der Atem. Er kannte das Gesicht, das ihn feindselig anstarrte. Das war kein Kellner dieses Lokals. Der Mann hatte sich bloß irgendwo die Jacke „geliehen“. Ein weißes Serviertuch lag über dem rechten Arm des Mannes. Darunter ragte der klobige Aufsatz eines Schalldämpfers heraus. Keller hatte längst begriffen.

      „Oh mein Gott!“, stöhnte er verstört.

      Ein seltsames Geräusch, wie ein trockener Husten. Schon am Nachbartisch war dieses Geräusch kaum mehr zu hören, und wenn, dann verwechselte man es da gewiss mit dem Entkorken einer Weinflasche.

      Keller zuckte entsetzt zusammen. Dann saß er still und regte sich nicht mehr. Der Kellner wandte sich ohne Eile um. Sein eiskalter Blick streifte durch das Lokal. Dann ging er in Richtung Küche davon.

      Bernd Schuster orientierte sich nach dem Eintreten kurz, entdeckte Keller und den Kellner und ging auf die beiden zu. Sieben Tische befanden sich noch zwischen Bernd Schuster und Keller. Eben wandte sich der Kellner um und ging in Richtung Küche. Keller war plötzlich nicht mehr unruhig. Er saß da und schien ein ernstes Problem zu wälzen. Er war ein kleines, schmuddeliges Männchen. Und an diesem Tag trug er seinen besten Anzug. Bernd kannte ihn schon eine Ewigkeit. Er war vor Jahren im Verlauf eines Falles auf ihn gestoßen. Damals war Keller im Kreise der Verdächtigen gewesen, und die Polizei wollte ihn gern zum Sündenbock stempeln. Bernd hatte ihn mit vollem Einsatz aus der Klemme herausgehauen. Und das noch dazu ohne einen Pfennig zu verlangen. Das rührte den Burschen so sehr, dass er Bernd fortan mit heißen Informationen belieferte, die er an Spieltischen, schmuddeligen Bars oder in irgendwelchen Hinterhöfen aufschnappte. Keller war überall zu Hause. Klar, dass solche Leute ein gutes Ohr für wichtige Informationen kriegen.

      Nun stand Bernd Schuster vor Keller. Aber Manfred würdigte ihn keines Blickes.

      „Du kriegst die Tür nicht auf“, grinste Bernd. „Erst bestellt er mich hierher, und dann will er mich nicht kennen ...“

      Auf einmal überlief ihn ein Schauder und hinterließ eine Gänsehaut. Bernd holte tief Luft. Er schaute Keller in die Augen. Sie waren gebrochen. Und nun sah er auch das Loch in der Brust. Schusters Kopfhaut zog sich schmerzhaft zusammen. Keller war vor seinen Augen ermordet worden. Und zwar von diesem Kellner.

      Bernd wirbelte herum. Wo war der Kerl? Neben der Küche gab es einen Gang zu den Waschräumen. Diesen Weg musste der Mörder eingeschlagen haben. Bernd Schuster startete. Er eilte zwischen den Tischen hindurch. Als er den Anfang des Ganges erreichte, sah er einen roten Zipfel verschwinden. Er stürmte weiter. Da kam von links, aus den Damentoiletten, eine junge Straßenwalze. Sie schob sich mitten in den Gang. Bernd prallte gegen sie. Sie flog gegen die Toilettentür, stieß einen krächzenden Schrei aus und japste nach Luft.

      „’tschuldigung!“, keuchte Bernd und wollte weiterrennen. Da begann die Fette mit ihren schwammigen Fäusten nach seinem Gesicht zu dreschen. Er hatte Glück, dass sie ihn zweimal verfehlte. Beim dritten Mal traf sie sein Kinn. Da wurde er böse. Er gab ihr einen Schubs. Nun war sie wieder in der Toilette, der Weg war frei.

      Mit schnell hämmerndem Herzen erreichte Bernd die Tür, durch die der falsche Kellner entkommen war. Mit einem Sprung war er draußen. Hier lag der Garten, in dem die Gäste im Sommer saßen.

      Keine Spur mehr von dem Mörder. Bernd eilte mit langen Sätzen über den geharkten Kies. Tische und Stühle waren beiseite geräumt. Atemlos erreichte er eine hohe Hecke, die den Restaurantgarten begrenzte. Mit einem federnden Satz warf er sich in das blattlose Gezweig. Etwas schrammte über sein Gesicht. Das brannte wie Feuer. Dann war er durch.

      Eine schmale Straße lag vor ihm. Leer, wenn man von den geparkten Autos absah. Bernd schickte dem Mörder einen wüsten Fluch nach. Dann kehrte er ins Restaurant zurück. Auf dem Weg dorthin versuchte er sich das Gesicht des Mörders ins Gedächtnis zu rufen.

      Plötzlich schlug in seinem Inneren ein Misston an. Es war ihm, als müsse er dieses Gesicht kennen. Der Mann war ihm irgendwie bekannt - gleichzeitig aber war er ihm auch fremd.

      Grübelnd öffnete Bernd die Hintertür. Da kam die Fette erneut. In ihrem Schlepptau hing der unglückliche Geschäftsführer, der Ärger aller Art gern vermieden hätte.

      „Da!“, schnaufte die Dicke. Sie stank nach Schweiß, nach hindustanischem Parfüm und nach billiger Seife. Ihre aufgerissenen Augen stachen wie Dolche. Ihr gewaltiger Busen quoll vor Erregung aus dem mit ganz und gar unpassend zierlichen Spitzen besetzten Dekolleté.

      „Da ist der Mann!“

      Der Geschäftsführer trat hinter der Fetten hervor. Seine schwarzen Brauen standen verlegen schräg.

      „Was haben Sie angestellt, mein Herr?“

      „Ja, was denn?“, fragte Bernd ärgerlich.

      „Sie haben diese Dame in die Toilette gestoßen.“

      „Gehört sie denn da nicht hin?“, erwiderte Schuster wenig galant.

      „Sie!“, kreischte die Dicke und schwang wütend die Fäuste. Schuster bat den Geschäftsführer zur Seite, denn er wollte mit ihm unter vier Augen sprechen.

      „Schicken Sie die Frau aus dem Lokal“, empfahl Bernd dem Mann mit dem sichelartigen Schnauzbart.

      „Ich muss Sie bitten, sich bei der Dame zu entschuldigen.“

      „Für solche Spielchen ist jetzt keine Zeit, Mann. In Ihrem Lokal wurde jemand ermordet!“

      Der Geschäftsführer kniff misstrauisch und unmutig die Augen zusammen. „Ich mag keine makabren Scherze, Señor.“

      Bernd reichte ihm seine Karte, um die Unterhaltung in eine seriöse Richtung zu lenken. Er erklärte: „Ich war hinter dem Mörder her. Diese Frau hat sich mir in den Weg gestellt. Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich den Mörder vielleicht noch gekriegt. Also: Schicken Sie sie nach Hause! Sie haben jetzt genug Sorgen am Hals, Meister.“

      „Was gibt es da so lange zu tuscheln?“, schrie die Dicke von hinten.

      „Tun Sie uns den Gefallen und scheren Sie sich zum Teufel!“, sagte Bernd unfreundlich. Das war sonst nicht seine Art. Aber manche Menschen brauchen eine solche kalte Dusche, um zur Vernunft zu kommen.

      Die Aufgeblasene erstickte daran beinahe. „Sie!“ gurgelte sie wieder. „Was ist das für ein Ton?! Muss ich mir das gefallen lassen? In Ihrem Lokal? Wo ich jeden Mittag ...“

      „Tut СКАЧАТЬ