Ostfriesisches Komplott. Lothar Englert
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Читать онлайн книгу Ostfriesisches Komplott - Lothar Englert страница 8

Название: Ostfriesisches Komplott

Автор: Lothar Englert

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

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isbn: 9783839269725

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СКАЧАТЬ wäre kein Problem, sie sei aus Gründen der Verschleierung sogar erwünscht. Nach einiger Zeit, »wenn Gras über die Sache gewachsen ist«, verkaufe jeder sein Stück an die Schweizer.

      Wenn Gras über die Sache gewachsen ist? »Hast du eine Ahnung, worüber in Aurich eben niemals Gras wächst?« Aber dann kamen die Zahlen. Die Zahlen. Die Zahlen! »Was ist das deinen Schweizer Freunden denn wert?«, hat Bachmann gefragt, leicht spöttisch im Ton, aber sein Mund ist da bereits trocken gewesen.

      »Je nach Größe bis zu fünf Millionen für freie Grundstücke, bei bebauten kommen die Kosten für die Häuser hinzu. Jeder investierte Euro wird erstattet.«

      »Diese Summe? Das glaubst du doch selbst nicht!«

      »Und ob ich es glaube. Ich habe es sogar schriftlich. Hier.« Er ist an seinen Safe gegangen und hat etwas daraus hervorgezogen. Hat es auf den Schreibtisch gelegt. Ein gediegenes Papier aus gehämmertem Bütten mit Helvetierkreuz oben rechts. Unterschrift zügig hingewischt, darunter der gedruckte Name: »Wanderthaler, CEO«. Die Summen haben dort gestanden, schwarz auf weiß.

      Das sollte er besser nicht hier aufbewahren, ist es Bachmann durch den Kopf geschossen. Laut hat er gesagt: »Warum ist den Schweizern dieses Land so viel wert? Das ist doch deutlich über den üblichen Preisen!«

      Nonchalant hat der andere geschmunzelt. Nun ja, übliche Preise. Was ist ein üblicher Preis? Hier eben der. Diese Leute wissen, was sie tun. Die verschenken kein Geld. Ostfriesland ist als Drehkreuzstandort durchaus interessant. Die Nähe zur See. Dänemark, die Niederlande.

      »Was hat das mit einer Herzklinik zu tun? Die soll doch gebaut werden? Laut Ausschreibung.«

      »Die Schweizer wollen das Land. Was sie anschließend damit machen, steht auf einem anderen Blatt. Wie komme ich dazu, mir fremde Köpfe zu zerbrechen?«, hat darauf der andere gesagt.

      In Bachmanns Hirn haben sich jetzt die Räder gedreht. Fünf bis zehn Millionen. Natürlich ist ihm klar gewesen, dass das Schweizer Papier zunächst nur den Charakter einer Absichtserklärung besaß. Nichts, worauf man Forderungen begründen konnte. Ein »Letter of Intend«, ein LOI, so stand es auch auf dem Bütten. Aber immerhin. Die Leute wollten das Land. Und dann: diese Summen! Wahnsinn, das alles. Blanker Wahnsinn. Verlockender Wahnsinn. Dann hat er die Stirn gerunzelt. »Und du? Was ist mit dir? Kaufst du auch ein Grundstück?«

      Storjohann hat das sofort verneint. Er werde sich an dieser Sache nicht beteiligen.

      Das hat den Bürgermeister misstrauisch gemacht. »Sondern? Du arbeitest doch nicht für Gotteslohn.«

      »Ich werde durch eine Vermittlungsprovision abgefunden.«

      »In welcher Höhe?«

      »Das geht dich nichts an. Aber du kannst sicher sein, dass ich nicht schlechter gestellt bin als ihr anderen.«

      »Das glaube ich dir aufs Wort«, hat Bachmann gallig geantwortet. »Nun gut. Und wenn die Sache auffliegt?«

      Der andere ist kühl geblieben bis ans Herz. »Wenn alle den Mund halten, kann nichts auffliegen. Aurich ist deine Stadt. Dein Revier. Du musst die Leute eben gut aussuchen. Auch die richtigen«, hat er mit frostigem Lächeln gesagt.

      »Du kennst den Auricher Rat nicht«, hat Bachmann mit Nachdruck geantwortet. »Die riechen sofort Lunte, wenn wir plötzlich unsere Stücke verkaufen. An ebenjenen Schweizer, der beim ersten Mal nicht zum Zuge gekommen ist. Das sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock, dass hier etwas faul ist.«

      Der Leeraner ist ruhig geblieben, nur sein Lächeln ist um eine Spur härter geworden. »Bis dahin hat sich die politische Lage verändert. Vielleicht auch die Verhältnisse im Rat. Wer weiß, wie dann die Sache gesehen wird«, hat er entgegnet und sich mit kantigem Kinn vorgebeugt, die Augen wie Dolche. »Der Ratsbeschluss ist schließlich umgesetzt worden, die Stücke wurden an Auricher Bürger verkauft.« Er hat eine Schublade aufgezogen und ein Papier herausgeholt. Hat es über den Tisch geworfen, wie man einem Hund einen Knochen zuwirft. »Das ist das Protokoll eurer Sitzung von damals. Und nun zeige mir die Stelle, in der steht, was nach dem Kauf mit den Grundstücken gemacht werden soll oder darf. Zeige mir, wo verboten ist, dass man sie weiter veräußern darf, an wen auch immer? Das steht nirgendwo. An keiner Stelle. Da hat dein großartiger Rat einen Fehler gemacht.«

      Bachmann hat das Papier zurückgestoßen wie ein widerliches Insekt. »Das mag ja sein. Was den Verkauf betrifft. Aber du kannst doch nicht abstreiten, dass unter dem Strich das Geld bleibt. Die Zahlungen der Schweizer an uns. Ich rede von uns beiden als Amtsträger, von dir und von mir. Wir unterlaufen einen Beschluss des Rates der Stadt Aurich zumindest dem Geist nach und nehmen dafür Geld. Viel Geld. Damit liegt ein schwerer Fall von Bestechlichkeit vor. Nach § 335 Strafgesetzbuch. Zehn Jahre. Und Edeka.«

      Der andere hat hier zum ersten Mal die Beherrschung verloren. »Ja, Mann, Edeka. Aber nicht nur das!«, hat er gefaucht. »Es muss halt jeder den Schnabel halten!«

      Bachmann hat ihn angesehen wie ein Matador den Stier vor dem Todesstoß. »Und wenn einer nicht den Mund hält?«

      Sein Gegenüber hat abgewunken, er hatte sich wieder im Griff. »So viel Geld verschließt jede Lippe. Warum sich sorgen? Wozu schon jetzt Dinge begrübeln, ehe sie eintreten? Wenn es so weit ist, so weit kommen sollte, werden wir sehen. Und handeln. Im Lichte der Ereignisse. Nach den Gegebenheiten und Erfordernissen.«

      Politikersprech. Das kannte Bachmann zur Genüge. Und trotzdem hat der Auricher Bürgermeister widersprochen, sich ein letztes Mal gegen die Versuchung aufgebäumt. Es schien ihm nun so, als müsse er seinem untadeligen Ruf noch eine Chance geben, unbefleckt zu bleiben. Sie würde nicht wiederkommen, das sah er mit einem Mal klar vor Augen. »Du träumst ja, Rolf. Das ist doch alles Quatsch. Wie kriegen wir das Geld denn nach Ostfriesland? Nach Aurich? In der Karibik nützt es uns doch nichts!«

      »Der Träumer bist du, Matthias«, hat Storjohann grob herausgezahlt, »oder zumindest der Ahnungslose.« Und dann den anderen in harschem Ton belehrt. Das alles sei längst mit den Schweizern geregelt. Zunächst das Geld, der Leeraner Landrat sprach von 60 Millionen. Es liege formal bei einer Bank auf der Karibikinsel St. Kitts, in der Hauptstadt Basseterre, eigentlich aber auf einem Schweizer Konto. Was davon am Ende tatsächlich abfließe, sei natürlich heute noch offen. Aber die Summe sollte ausreichen, um alle Auricher zu bedienen. Sie sei im Übrigen verfügbar, sobald die Bedingungen in Aurich erfüllt wären. Der Transfer sei danach überhaupt kein Problem. Man gründe vor Ort eine Reihe von Scheinfirmen. Briefkastenfirmen. Mithilfe der Schweizer. Produzierendes Gewerbe komme nicht in Betracht. Es sei zu aufwendig, zudem eher nachprüfbar. Am besten geeignet wären Dienstleistungen. Die seien plausibel ertragreich und leicht zu tarnen. Storjohann zählte die Felder auf: Qualitätsmanagement, Personalwesen, Pflegedienst, Gastronomie und Hotellerie und Unternehmensberatung. Diese Firmen würden ins dortige Handelsregister eingetragen und damit behördlich registriert, mehr sei nicht erforderlich. »Ihr – du und deine Auricher Freunde – werdet Mitglieder der Geschäftsführung oder Teilhaber. So habt ihr Zugriff auf die angeblichen Gewinne. Ihr müsst euch überlegen, wie ihr das aufteilt. Die Schweizer raten dringend dazu, unterschiedliche Branchen zu besetzen, das dient der Verschleierung. Am klügsten wäre es, wenn immer zwei oder drei an einer Gruppe von Firmen beteiligt sind. Es wäre auch clever, diese Unternehmen in der Region zu verteilen. Das erschwert den Überblick für Außenstehende. Die Schweizer schicken uns dazu eine Liste mit Vorschlägen. Über alles das müsst ihr natürlich Stillschweigen bewahren, klar.«

      Ganz allmählich haben die Dinge in Bachmanns Kopf konkrete Formen angenommen, doch mit der Klarheit ist auch seine Besorgnis gewachsen. Er hatte inzwischen ein Gefühl für das Risiko entwickelt, von dem der Landrat behauptete, СКАЧАТЬ