Ostfriesisches Komplott. Lothar Englert
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Название: Ostfriesisches Komplott

Автор: Lothar Englert

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

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isbn: 9783839269725

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СКАЧАТЬ Er würde sich übrigens riesig freuen.«

      Mieke schüttelt den Kopf. »Bloß nicht!«, versetzt sie selbstsicher.

      Rüster nickt, er hat es nicht anders erwartet. »Ist ja auch doof, dass gerade jetzt Kollege Bullerjahn auf Lehrgang ist.«

      Kriminalrat Bullerjahn ist Leiter des Zentralen Kriminaldienstes und besucht, kurzfristig abberufen, ein mehrwöchiges Weiterbildungsseminar in Hannover. Das ist auch der Grund, warum beide hier sitzen; der Chef nimmt Bullerjahns Aufgaben zusätzlich wahr, weil Jonte im Urlaub ist. »Sie müssen halt mit mir vorliebnehmen«, sagt Rüster, ohne zu lächeln, »aber die anderen sind ja auch noch da.«

      Die anderen, das sind zwei Kollegen aus dem Fachkommissariat 1. Oberkommissarin Banafsheh Schariatmadari, das »Veilchen«, und Oberkommissar Frerich Frerichs. Mit Mieke bilden sie den Kern der Sonderkommission, die eigentlich eher eine erweiterte Ermittlungsgruppe ist. Wie bei Mord üblich, arbeiten die übrigen Fachkommissariate zu. Der Leiter der Polizeiinspektion hat Mieke Janßen mit der Führung der Mordkommission beauftragt. Frerichs hat gerade eine Brandstiftung am Hals und Frau Schariatmadari ermittelt in einer Schutzgeldsache. Es ist die übliche Lage. Viel Arbeit für zu wenig Leute. Es wird, es muss auch so gehen, denkt die Oberkommissarin. Mieke erhebt sich. »Das ist nicht nötig«, sagt sie fest. Noch nicht.

      Rüster nickt entspannt. »Viel Erfolg! Und kommen Sie zu mir, wenn es Schwierigkeiten gibt.« Das sagt er wieder. Ob er es bei Jonte auch gesagt hätte? Rüster ist nicht nur ein Stoiker, er kann auch Gedanken lesen. »Würde ich dem Kollegen Janßen bei diesem Fall auch anbieten. Im Übrigen weiß ich sehr gut, was Sie können. Sie werden es schaffen.«

      5.

      Hass und Zorn

      Da sitzt Bachmann wieder vor dem schweren Eichentisch, der blank und leer ist bis auf ein Telefon. Er kennt diesen Tisch nicht anders als blank und leer. Keine Akte, kein Stück Papier hat er jemals darauf gesehen. Dieser Mann auf der anderen Seite braucht das offenbar nicht, er hat seine eigene Art zu arbeiten. Es ist schon eine Weile still zwischen ihnen, keiner der beiden spricht, sie haben Zeit. Das Vorzimmer wird dafür sorgen, dass sie nicht gestört werden. Der Bürgermeister mustert den anderen, der mit dem Handy klickert. Sie kennen sich schon lange, seit jeder von ihnen Politik macht. Der eine im Kreis, der andere in der Stadt. Auf eine seltsame Art haben sich ihre Wege dabei kaum gekreuzt, obwohl sich beide vor vielen Jahren um den Posten des Ersten Stadtrats von Norden beworben haben. Bekommen hat ihn aber ein Dritter. Damals sind Gerüchte gekreist, der andere habe über Bachmann ungünstige Behauptungen in die Welt gesetzt. Es wurde über Finanzprobleme gemunkelt, Bachmann pflege Hobbies, die er sich nicht leisten könne, überhaupt sei sein Lebensstil unangemessen. Nichts davon traf tatsächlich zu, im Gegenteil. Durch eine gediegene Heirat und zwei geerbte Häuser in der Innenstadt ist Bachmann zu Geld gekommen. Er liebt seit jeher große Autos, das schon, aber er kann sie sich schon lange leisten. Ob seine Chancen durch diese Dinge geschmälert worden sind, hat sich nie erwiesen, und als auch der andere bei der Wahl gescheitert ist, hat Bachmann das Interesse an der Sache verloren. Natürlich steckt sie ihm noch im Kopf, derlei vergisst man nicht, aber sie spielt keine Rolle mehr.

      Jetzt legt der andere das Handy auf den Tisch. Er hebt den Kopf. Seine Züge sind entspannt, aber die Augen erinnern an einen frostigen ostfriesischen Wintertag. »Noch Tee?«

      Der Bürgermeister verneint. Er ist nicht zum Teetrinken hergekommen. Auch nicht zum politischen Gespräch. Am Nachmittag tagt der Haushaltsausschuss. Da wird es wieder hoch hergehen, die »Freien für Aurich« stänkern über den Verkauf des ehemaligen Kasernengeländes, obwohl dieses Thema längst abgeschlossen ist. Der Streit schwelt weiter, es wird eine Sache am Kochen gehalten, die als gegessen und verdaut gilt. Regelmäßig beim Tagesordnungspunkt »Verschiedenes« hebt der Fraktionsführer dieser Partei die Hand und weint los. Sein Spitzname ist deshalb »Cato« in Erinnerung an den Römer, der jede Rede im Senat mit der Forderung nach der Zerstörung Karthagos beendete. Lustig ist das nicht, eher lästig. Dass es nicht auch gefährlich wird, ist das Ziel dessen, was Bachmann für seine politische Arbeit hält. Und der andere ebenfalls. »Das hast du in der Hand«, hat er gesagt, »du allein.« Also sieh zu und versaue es nicht, so lautete die stumme Ergänzung. Manchmal fühlt der Bürgermeister Verbitterung. Ja, es handelt sich um eine Fläche in seiner Stadt, aber der andere hat die Sache eingefädelt. Das ursprüngliche Konzept ist ja ganz anders gewesen. Ein vernünftiger Plan. Wenn es nach Bachmann gegangen wäre, hätte man auch danach verfahren. Die gesamte Fläche wäre an einen großen Investor verkauft worden. Für teures Geld. Zur Errichtung einer Zentralklinik für Herzoperationen. Mit der Aussicht auf gute Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, die für Aurich so wichtig sind. Die Ausschreibung lief und wurde von einer Schweizer Firma gewonnen. Aber dann regte sich Widerstand in der Stadt, vor allem auf der linken politischen Seite. Ein fremder Großinvestor? Für dieses Gelände, mitten in der Stadt? Was wird der wohl machen? Der wird sich das Sahnestück unter den Nagel reißen. Und dann damit für eigene Gewinne spekulieren. Und die Stadt guckt in die Röhre. In zahllosen Sitzungen und Diskussionen hat Bachmann gegen diese Bedenken angekämpft. Diese Ängste sind unsinnig, sorgt euch nicht. Mit Verträgen regelt man die Sache so, dass Aurich zu seinem Recht kommt. Mehr noch, die Stadt wird gewinnen. Wir eröffnen uns so eine sicher sprudelnde Einnahmequelle für lange Zeit.

      Es hat nichts genützt. Der Rat hat mehrheitlich beschlossen, das Gelände zu parzellieren und als Bauland auszuweisen. Davor hat der Bürgermeister gewarnt. Vorsicht, Leute, damit machen wir uns keine Freunde, das müsst ihr wissen. Die Grundstücke werden so teuer sein, dass sie sich nur wenige leisten können. Die Warnung wurde in den Wind geschlagen. Besser so als fremde Geldhaie in Aurich, hieß es. Natürlich wurde auch lamentiert, als es genau so kam, wie Bachmann vorhergesagt hatte. Die Eliten der Stadt kauften das Bauland, namentlich die Herzstücke im Zentrum des Geländes, die Parzellen, die für einen Investor besonders interessant waren.

      Bis dahin ist also alles in Aurich geblieben, geht es dem Bürgermeister nun durch den Kopf. Es hat einen überschaubaren Kreis von Eignern in der Kernfläche gegeben, dazu eine Anzahl von Trabanten weiter draußen, verschiedentlich ist mit dem Bau von Häusern begonnen worden. Und dann hat sich dieser Mann aus dem Kreishaus bei ihm gemeldet, dem er sich nun gegenüber sieht, und ihn zu einem wichtigen Gespräch eingeladen. Auch damals haben sie in diesem großen Büro gesessen, so wie jetzt, an dem schweren eichenen Schreibtisch. Der andere hat geredet und er, Bachmann, hat zugehört. Schnell ist klar geworden, dass der Mann ihm ein unlauteres Angebot machte. Der Bürgermeister ist Jurist. Was da vorgeschlagen wurde, erfüllte den Tatbestand nach § 263 des Strafgesetzbuchs und nannte sich Betrug. Hinzu kam Untreue nach § 266 StGB. Nicht zu reden von der besonderen Schwere des Missbrauchs einer Stellung als Amtsträger nach § 263 (3) Satz 2. Alle diese Tatbestände sind strafbewehrt, und zwar mit bis zu fünf Jahren Gefängnis oder einer Geldstrafe. Der Bürgermeister hat sich keine Illusionen gemacht. Bei den Summen, die hier im Raum standen, käme eine Geldstrafe vermutlich nicht in Betracht. Und was das Amt betraf, so konnte nur eines folgen: Edeka. Ende der Karriere. An diesem Punkt hätte Bachmann eigentlich sofort aufstehen und gehen müssen. Vielen Dank, mein Lieber, darauf lasse ich mich nicht ein. Doch er ist sitzen geblieben in einer Mischung aus starrem Entsetzen und purer Neugier. Bist du von Sinnen? Das kann niemals gut gehen. Der andere ist ebenfalls Jurist, auch er weiß sehr genau, welches Risiko sie eingegangen sind. Aber für ihn ist es kein Risiko gewesen. Alles schien einfach und plausibel. »Ich habe die Schweizer an der Hand«, hat er gesagt, und Bachmann wusste sofort, er meint die Firma, die damals die Ausschreibung für das Kasernengelände gewonnen hat.

      »Was heißt das, du hast sie an der Hand?«

      »Ich kenne da einige Leute. Die richtigen«, hat der andere ausweichend geantwortet.

      Woher?, wollte Bachmann fragen, aber das Wort ist ihm im Hals stecken geblieben. Und dann sind die Sätze gekommen, knapp, hart und zynisch. Man tue sich mit ein paar Vertrauten zusammen, die Geld haben und den Mund halten können. Dann СКАЧАТЬ