Ostfriesisches Komplott. Lothar Englert
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Название: Ostfriesisches Komplott

Автор: Lothar Englert

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

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isbn: 9783839269725

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СКАЧАТЬ referiert Bachmann ganz allgemein. Er betont noch einmal; wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte man das Gelände an einen solventen Investor verkauft. Die sauberste Lösung. Geld kommt in den Haushalt, es werden Arbeitsplätze geschaffen. Genau das aber habe die Opposition in der Stadt verhindert. Und nun beklage sie einen Zustand, für den sie selbst verantwortlich sei. So gehe es aber nicht. Dann wendet er sich direkt an Reemt Smits, seine Stimme trieft vor Spott: »Vielleicht darf ich im Übrigen dem Herrn Fraktionsführer ins Gedächtnis zurückrufen, dass der Handel mit dem Bauland frei war für jedermann. Warum hat er nicht selbst gekauft?«

      »Weil er kein Millionär ist!«, faucht Smits zurück, er spuckt es sogar aus, es klingt, als rede er von Abschaum.

      Der Bürgermeister nimmt wieder Platz, seine Stimme ist jetzt ganz ruhig. »Ich bin nicht bereit, auf diesem Niveau zu reden. Willst du ehrbaren Bürgern dieser Stadt zum Vorwurf machen, dass sie Geld haben? Ich erinnere daran, dass sie alle Steuern zahlen. Und nicht nur das. Viele von ihnen sind Mäzene zum Nutzen Aurichs. So führt man übrigens Neiddebatten.« Dann holt Bachmann zu einem Schlag aus. »Wie viel hast du denn im letzten Jahr gespendet?«

      Smits ist fast blau geworden. Jetzt fängt er an zu brüllen: »Unverschämtheit! Ich verbitte mir das. Euer reicher Klüngel. Klüngel und Filz. Unerträglich!«

      Da wird der Sitzungspräsident aktiv, er ruft irgendetwas dazwischen.

      Der Bürgermeister richtet sich auf. »Albert Ukena ist noch nicht unter der Erde, und du redest hier solch unsäglichen Dreck. Du solltest dich schämen.«

      In diesem Moment bricht der Tumult los. Rufen, Brüllen. Es rauscht durch den Saal.

      »Aufhören!« – »Jetzt ist es aber gut!« – »Ruhe!« – »das Publikum ausschließen!«, dann ist der Bürgermeister auf den Beinen und stürmt nach draußen.

      Mieke Janßen hat fasziniert gelauscht, der Stift der Redakteurin ist blind über den Block geflogen; sie hat geschrieben, während ihre Augen dem Geschehen folgten. Anscheinend hält Meike Ulferts genau fest, wer was sagt. Und während die Oberkommissarin sich erhebt, überlegt sie, ob es klug ist, jetzt mit dem Bürgermeister zu sprechen. Dann sagt sie sich: ja, jetzt. Genau jetzt. Der Mann ist vorgewärmt. Das verspricht interessante Ergebnisse.

      Sie geht ihm nach. Bachmann ist in sein Büro verschwunden. Frau Vossen meldet Mieke telefonisch an. Bachmann öffnet selbst, er lächelt sonnig. Dann fällt ein Schatten auf sein Gesicht, es wirkt wie gut einstudiert. Ah ja, die Ermittlungen in diesem entsetzlichen Mordfall. Wie schrecklich, wie fürchterlich ist das doch alles. Er bittet Mieke hinein und schließt die Tür. »Bitte setzen Sie sich. Tee oder Kaffee?«

      Mieke entscheidet sich für Tee.

      »Auch ein Glas Wasser?«

      »Ja. Gern.«

      Bachmann schenkt selbst ein, den frischen Tee ordert er bei Frau Vossen. Mieke zückt einen Schreibblock. »Es stört Sie doch nicht, wenn ich mir Notizen mache?«

      Der Bürgermeister lächelt kühl, er ist jetzt wieder beherrscht. »Wird das ein Gespräch oder eine Vernehmung?« Bachmanns Juristenhirn beginnt zu arbeiten.

      Mieke lächelt nicht, sie bleibt sachlich. »Wir ermitteln die Umstände. Sie kannten den Toten?«

      Bachmann nimmt hinter seinem Schreibtisch Platz. Er selbst trinkt bereits Tee und füllt seine Tasse nach, für die Antwort nimmt er sich Zeit. Mit plötzlicher Schärfe in der Stimme sagt er: »Kommen Sie, Frau Janßen, spielen wir nicht Versteck miteinander. Sie wissen, dass ich mit Albert Ukena befreundet war.«

      Die Oberkommissarin nickt knapp, sie lächelt noch immer nicht. Mit der Witwe von Albert Ukena hat sie schon gesprochen. Viel hat dieses Gespräch nicht erbracht. Ulrike Ukena war noch immer traumatisiert, konnte kaum Auskunft geben.

      »Wir müssen die Kontakte Ihres Mannes ausleuchten. Mit wem hatte er Umgang?«, hat Mieke sie gefragt.

      Ulrike antwortete, ohne nachzudenken. Die Namen der Freunde nannte sie mit der Stimme eines Automaten. Mieke Janßen notierte sie auf ihrem Block.

      »Welcher Art war diese Freundschaft?«

      Die Witwe hat mit leeren Augen dagesessen. Die Männer hätten sich regelmäßig in diesem Auricher Café in der Innenstadt getroffen. Ansonsten sei man gelegentlich zusammengekommen, manchmal auch mit den Ehefrauen. Grüße und Wünsche zu Familienfeiern, Taufen oder Geburtstage, derlei.

      Einem Instinkt folgend, hat die Oberkommissarin gefragt: »Gab es auch geschäftliche Kontakte?«

      Das konnte Frau Ukena nur sehr oberflächlich beantworten. Hin und wieder. Vielleicht. Wenn zum Beispiel ein Landwirt wie Harm Bendichs eine neue Scheune gebraucht habe, wird er sich zunächst an Justus Nowack gewendet haben, den Bauunternehmer. Tjarko Joosten mit seiner eigenen Kanzlei als Wirtschaftsprüfer mache für ihren Mann die Steuer. Schließlich seien die beiden befreundet. »Waren«, hat Frau Ukena dann schluchzend hinzugesetzt, ehe sie erneut verstummt ist. Immer wieder hat sie den Kopf geschüttelt. Warum? Wer tut so etwas? Oft saß sie einfach da, tief in Gedanken versunken, man mochte dann fast glauben, dass sie nicht antworten wollte. Aber wenig später hat sie hochgezuckt, sich in einen wahren Rausch geredet. Die Frau war völlig aus der Spur, vielleicht brauchte sie sogar ärztliche Hilfe.

      Daran denkt Mieke jetzt, während der Bürgermeister sie verärgert mustert. »Ja, ich weiß, dass Sie befreundet waren. Bitte stören Sie sich nicht an einzelnen Worten oder Formulierungen. Polizeiroutine. Seit wann waren Sie Freunde? Und wie haben Sie sich kennengelernt?«

      Bachmann sinkt in seinen ledernen Schreibtischsessel, er hat sich wieder im Griff. Befreundet sei man seit uralten Zeiten. Man sei sich auf dem Großen Meer beim Segeln begegnet, der junge Kommunalpolitiker und der ebenso junge Kaufmann, und habe auf Anhieb Sympathie füreinander empfunden. Auch die Frauen hätten sich gut verstanden.

      »Hatte Herr Ukena Feinde?«

      »Feinde?« Bachmanns Augenbrauen springen hoch, er zieht das Wort in die Länge. »Albert Ukena war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Als solcher tritt man gelegentlich auch auf fremde Füße, man macht sich nicht zwingend überall Freunde. Man hat bestimmt auch Neider. Vielleicht sogar viele. Aber Feinde? Feinde, die zu Mördern werden können? Nein. Albert Ukena hatte keine Feinde. Zumindest weiß ich von keinen.«

      Es klopft. Die Vorzimmerdame bringt den frischen Tee. Sie stellt ihn auf dem Schreibtisch ab. Bachmann dankt, Frau Vossen nickt stumm und verschwindet. Der Bürgermeister erhebt sich federnd. Er bedient Mieke, danach sich selbst. Sie beobachtet ihn. Seine Hände sind ruhig, Bachmann wirkt sehr selbstsicher.

      »Haben Sie eine Erklärung für die Tat?«, fragt Mieke.

      Die Hände des Bürgermeisters kommen einen kurzen Augenblick zur Ruhe. War da ein Zucken? Eine Erschütterung? Vielleicht doch nicht. Sie blickt auf. Der Mann ist vollkommen gefasst.

      Mit gemessenem Schritt geht Bachmann zurück zu seinem Stuhl. »Ich bitte Sie, Frau Janßen. Kann man für einen derart bestialischen Mord eine Erklärung haben?«

      Mieke trinkt, dann beugt sie sich vor. »Immerhin muss es ja ein Motiv geben. Niemand sticht ohne Grund einen Menschen nieder und schneidet ihm anschließend die Augen aus dem Kopf.«

      »Ja. Eben. Da haben wir’s doch!« Der Bürgermeister wird lebhaft. »Für eine solche Tat gibt es keinen vernünftigen Grund. Ein Irrer ist das, ein Psychopath.«

      Mieke СКАЧАТЬ