Drug trail - Spur der Drogen. Matthias Kluger
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Название: Drug trail - Spur der Drogen

Автор: Matthias Kluger

Издательство: Автор

Жанр: Публицистика: прочее

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isbn: 9783969405406

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СКАЧАТЬ zogen sich bis auf den Boden. Aber Vicente atmete noch.

      Unbewusst nach vorn und hinten wippend, starrte Enrico angsterfüllt auf die ohne Skrupel übel zugerichtete Gestalt. Würde ihn nun das gleiche Schicksal ereilen?

      Aus dem Augenwinkel heraus nahm Enrico eine Bewegung wahr. Sie kam von einem elegant aussehenden Mann, dem er zwar zuvor noch nie begegnet war, den er jedoch von Erzählungen seines Ziehvaters her kannte. Mitte fünfzig, grau meliertes Haar, ein wie mit dem Lineal akkurat gezogener Scheitel, bekleidet mit dunklem Anzug und camelfarbenem Wintermantel. Gelassen, als würde soeben ein Werbefilm für eine italienische Modemarke gedreht, streifte sich dieser einen Lederhandschuh über, während er seinem Begleiter durch Nicken Anweisung erteilte.

      Die zweite Person hatte die Figur eines Athleten und maß mindestens einen Meter neunzig. Das kantige Gesicht des Hünen sowie der massige Schädel waren glatt rasiert. Eine mächtige Narbe zog sich von der linken Augenbraue bis hoch in die Stirn und bei genauerem Hinsehen konnte man die Mulde erkennen, die sich entlang der Narbe auf der Schädeldecke abzeichnete. Seit über einer Stunde schon hatte die verschrobene Glatze den Job übernommen, Fragen an Vicente zu richten. Nachdem ihm dieser nicht die gewünschten Informationen preisgegeben hatte, prügelte der Glatzköpfige mit regungsloser Miene den Schlagstock in Vicentes Gesicht. Immer wieder. Die wuchtigen, klatschenden und knackenden Geräusche, die die Schläge verursachten, hallten dumpf in der Lagerhalle, in die Vicente mit Enrico vor über zwei Stunden verschleppt worden waren.

      Jetzt griff die Glatze nach hinten in den Hosenbund, zog eine Walther P99 mit Schalldämpfer hervor und richtete die Waffe an die Schläfe Vicentes. Das leise Knacken des Abzugshahns riss dessen Kopf zur Seite. Blut und Gehirnmasse spritzten auf den staubigen Betonboden und formten gemeinsam mit eingetrockneten Ölflecken ein bizarres, abstrakt anmutendes Muster.

      Sekunden der Stille.

      „Hast du gesehen, was passiert, wenn man sich meinen Regeln widersetzt?“ Der grau melierte Gentleman, der auf den Namen Paolo Fucari hörte, wandte sich nun flüsternd an Enrico.

      Mit vor Entsetzen starrem Blick konnte dieser weder ein Wort sagen noch eine Regung zeigen. Die Angst hatte jeden seiner Muskeln einfrieren lassen.

      „Sicher verrätst du mir jetzt, von wem Vicente in den letzten Monaten das Koks bezogen hat?“ Ohne jede Notation in der Stimme war es weniger eine Frage denn ein Befehl.

      „Mister, Mister Fucari“, hörte Enrico sich jetzt stammeln, „ich, ich habe wirklich keine Ahnung. Vicente hat daraus ein Geheimnis gemacht. Die Lieferungen kamen meist nachts ins Lagerhaus. Ich …“ Mehr brachte Enrico nicht zustande. Ohne es zu wollen, quollen Tränen aus seinen Augen, während er wie ein kleines Kind zu schluchzen begann.

      Der Hüne mit Glatze wollte gerade zum Schlag ausholen, als die erhobene Hand Paolo Fucaris Einhalt gebot.

      Fucari trat an Enrico heran, beugte sich zu dessen Ohr und flüsterte: „Ich glaube dir, mein Freund. Du bist doch mein Freund, oder?“

      „Ja, ja, alles, was Sie wollen“, jammerte Enrico.

      „Gut. Ulrich, binde ihn los.“ Enrico spürte den warmen Atem Fucaris an seiner Wange, während der Glatzkopf namens Ulrich ein Messer zückte und die Kabelbinder durchschnitt. Wie bei einer Marionette, deren Fäden losgelassen wurden, sackten Enricos Arme seitlich des Stuhls nach unten.

      „Hör gut zu, Enrico. Gerade ist ein Platz in meiner Organisation frei geworden. Freu dich. Ich befördere dich soeben! Du nimmst den Posten von diesem Dreckskerl Vicente ein. Sicher wirst du mir ein zuverlässigerer Weggefährte sein als dieses stinkende Etwas. Du unterbindest die Lieferungen – hast du gehört! Auf die Straße kommt nur unsere Ware. Du wirst mir sagen, von wem das Koks kommt. Ulrich wird ein Auge auf dich haben. Und jetzt entsorg dieses Schwein und sieh zu, dass der Boden gereinigt wird.“

      Fucari tätschelte freundschaftlich Enricos Schulter. Dann verschwanden er und die vernarbte Glatze Ulrich durch eine Seitentür der Lagerhalle.

      Enrico blieb sitzen. Noch immer spürte er den Druck der Hand auf seiner Schulter. Übelkeit stieg in ihm auf und er erbrach sich.

      Das Jackett

      Zu zweit hievten Männer in weißen Overalls den leblosen Körper auf die sterile Plastikfolie des aus Aluminium gefertigten Sarges. Dann schloss sich der Deckel über dem Leichnam. Ein Agent des Secret Service, der unübersehbar das Sagen hatte, streifte transparente Plastikhandschuhe ab, gab das Zeichen für den Abtransport des Aluminiumsarges und wandte sich an seinen Kollegen: „Habt ihr alles gründlich durchsucht?“

      „Das Zimmer ist sauber, Chief. Nichts, was noch auf den Aufenthalt des Vice hindeuten würde.“

      „Gut. Nehmt die gesamten Utensilien mit ins Labor der Pathologie. Ich informiere Hobbs.“

      „Wird gemacht, Chief.“

      Mit gehorsamem Nicken griff der Beamte nach einem luftdichten Behältnis und folgte den Sargträgern. In der dunkelblauen Box waren sämtliche Habseligkeiten des Vizepräsidenten fein säuberlich in Plastiktüten verstaut. Auch das Jackett Logen Winstons, das zwei Agenten des Secret Service noch kurz zuvor aus der Reinigung im Kellertrakt des Hotels abgeholt hatten.

      Pressekonferenz

      Blitzlichtgewitter begrüßte Bob Thompson, als er, gefolgt von der Direktorin der CIA Julia Hobbs sowie Verteidigungsminister Ashton Brown, Punkt 20:00 Uhr Ortszeit ans Rednerpult trat. Mit stoischem Gesichtsausdruck wartete der Präsident der Vereinigten Staaten, bis das Klicken der Fotoapparate sowie das Gemurmel der anwesenden Journalisten verstummten.

      Bob Thompson atmete tief ein, bevor er zu sprechen begann: „Ladies and Gentlemen, Bürger der Vereinigten Staaten. Mit großem Kummer in meinem Herzen obliegt es mir, Ihnen mitzuteilen, dass unser Vizepräsident, Präsident des Senats und guter Freund Logan Winston heute Vormittag von uns gegangen ist. Ein Schicksalsschlag, der unsere Nation, ebenso wie alle hier im Weißen Haus und natürlich im Besonderen seine Familie in tiefe Trauer stürzt. Unsere Gedanken sind in diesen Minuten, Stunden und Tagen bei seiner Frau Rachel und den Töchtern Barbara und Bridget.“

      Die einfühlsame Rede des Präsidenten zeichnete den fulminanten Aufstieg Winstons vom jungen Jurastudenten bis zu dessen Wahl zum demokratischen Senator des Bundesstaates von Delaware auf. Eine Bilderbuchkarriere. Seit nunmehr über drei Jahren war er nach der äußerst knapp gewonnenen Wahl des demokratischen Abgeordneten Bob Thompson zum Präsidenten der Vereinigten Staaten dessen Vizepräsident gewesen.

      Merklich trauernd, neigte sich die Rede des Präsidenten nach etwa fünf Minuten dem Ende entgegen: „Wir beten für Logan Winston. Für ihn wie auch für seine Familie und seine Freunde.“ Thompsons schmerzerfüllter Blick ruhte gedankenversunken auf den Gesichtern der Journalisten, die gleichfalls schweigend ihrer Anteilnahme Ausdruck verliehen. Dann erhob Thompson ein letztes Mal die Stimme: „Ich danke Ihnen für Ihre rücksichtsvolle Berichterstattung im Sinne Logan Winstons Familie. Sie werden sicherlich Fragen haben. Julia Hobbs wird Ihnen diese gerne beantworten.“

      Noch während er den Presseraum durch den seitlichen Ausgang verließ, wurden die ersten Fragen der Journalisten gestellt.

      Lauthals setzte sich Jenny Thompson, Washington Post, über die Kollegen im berstend gefüllten Presseraum hinweg durch, als sie rief: „Director Hobbs, welche Gründe rechtfertigen es, das Areal rund um das Hotel Four Seasons für die Presse abzuriegeln? Ist dies nicht ungewöhnlich? Trotz der Tatsache, dass es sich um unseren Vizepräsidenten handelt?“

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