Название: Drug trail - Spur der Drogen
Автор: Matthias Kluger
Издательство: Автор
Жанр: Публицистика: прочее
isbn: 9783969405406
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„Und was macht diesen Ramirez so interessant?“, fragte Robert, der ebenfalls anwesend war, dem sich allerdings noch nicht alle Zusammenhänge erschlossen.
„Rodrigo Ramirez ist Angestellter im Four Seasons, was allein genommen noch nicht problematisch ist“, erklärte Julia. „Doch die Tatsache, dass dessen Freundin am gleichen Tag wie Logan Winston verstarb, darüber hinaus die gleichen Symptome aufwies, macht die Sache so brisant.“
„Du meinst, sie ist auch an einer Überdosis gestorben?“
„Nicht ganz, Robert“, erklärte die Direktorin der CIA. „Wir wissen mittlerweile, dass es keine Überdosis war, der Winston und die Freundin dieses Ramirez zum Opfer gefallen sind. Genau genommen schnupften vermutlich beide schlichtweg Kokain. Doch dieses war gestreckt mit einem Mittel, das einen tödlichen Anstieg des im Körper befindlichen Adrenalins bewirkt. Epinephrin wird in sehr kleinen Dosen in der Medizin verwendet – in unserem Fall führt die erhöhte Beimengung zu Blutdruckanstieg, exzessiven zerebralen Blutungen bis hin zu Kammerflimmern und Herzstillstand.“
Robert und William sahen sich an. Beiden war bewusst, dass nun der Fall eingetreten war, den William im Oval Office als Worst-Case-Szenario an die Wand gemalt hatte.
„Jetzt haben wir die undichte Stelle, Julia“, stellte er daher fest.
„Nicht ganz“, meinte diese prompt. „Nur dann, wenn ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Freundin dieses Ramirez und Logan Winston hergestellt wird.“
„Und das versuchst du zu verhindern“, resümierte William ohne jegliche Betonung in seiner Stimme.
„So ist es. Ramirez befindet sich in der Obhut des Secret Service. Noch weiß er nicht, warum und in welchem Zusammenhang. Wir müssen ganz sicher sein, woher er das Koks hat und dass er die Puzzleteile nicht zu einem Ganzen zusammenfügt.“
„Das bedeutet?“, fragte Robert.
„Ihr wisst, was das bedeutet!“, flüsterte Julia. „Es geht hier um nationale Interessen.“
Jetzt hast du mich neugierig gemacht
Robert lag bereits im Bett, als sein Handy summte. Verschlafen tastete er mit seiner rechten Hand auf dem Nachttisch, bis er das Mobiltelefon zu fassen bekam. Das hell erleuchtete Display blendete seine zusammengekniffenen Augen. „Big Brother“, las er verschwommen – dann drückte er den grünen Hörer und raunzte mit leiser, brüchiger Stimme: „Phil, was hast du vor? Willst du mich mit Schlafentzug quälen?“
„Klar“, erwiderte Philipp und Robert konnte das Schmunzeln seines Bruders durch die Leitung hören. „Wenn du dich nicht meldest, liegt es an mir, dich anzurufen. Was geht ab?“
„Was willst du zu nachtschlafender Zeit wissen?“, fragte Robert, der nun endgültig wach geworden war.
„Nichts Bestimmtes. Wie geht’s euch, dir und Dad, meine ich?“
„Du weckst mich mitten in der Nacht, um zu erfahren, wie es uns geht? Au Mann, Phil. Gut so weit. Wir haben zu tun, Dad und ich, rund um den Tod des Vizepräsidenten.“
„Warum das?“, fragte Phil. „Schreibt doch den Posten einfach aus, stellt einen Vize ein und weiter geht der Trott.“
„Wenn es so einfach wäre“, entgegnete Robert. „Da spielen viele Faktoren mit rein, verstehst du?“
„Kein bisschen! Was für Faktoren?“
„Hinter, na ja, hinter den Kulissen. Manches ist nicht so, wie man es aus der Presse erfährt.“
„Höre ich da brisantes Material knistern? Winston war ein Doppelagent und wurde von 007 aus dem Verkehr gezogen?“
„So in etwa“, lachte Robert auf.
„Mal im Ernst, jetzt hast du mich neugierig gemacht“, flüsterte Philipp.
„Ich kann dir nichts sagen, Phil, topsecret.“
Philipp pfiff durch die Zähne. „Topsecret also?“
„So ist es“, antwortete Robert.
„Jetzt lass dich nicht so feiern. Ich bin’s, dein Bruder. Meine Lippen sind versiegelt.“
„Im Ernst, ich darf nicht darüber reden. Nur so viel: Manches deutet darauf hin, dass Drogen im Spiel waren, und wir vermuten, dass noch etliches auf uns zukommen wird.“
„Winston hat sich nen goldenen Schuss gesetzt und Amerika wird von Drogen überflutet?“, fragte Philipp.
„Lass uns jetzt Schluss machen, Phil, ich muss in ein paar Stunden raus und mir fallen die Augen zu. Ich melde mich, ja?“
„Schon gut, penn weiter“, gab Philipp nach.
Dann legten sie auf.
Dagobert Duck
Innerhalb der Syndikate hatte sich die Neuigkeit wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Vicente war exekutiert worden, und niemand wagte es, Enrico als rechtmäßigen Nachfolger Vicentes infrage zu stellen.
Gerade einmal sechs Tage war es her, dass Enrico eigenhändig das Blut vermengt mit Gehirnmasse und Knochensplittern Vicentes vom Betonboden des Lagerhauses geschrubbt hatte. Das, was von Vicente übrig geblieben war, zu entsorgen, bereitete Enrico weniger Mühe. Als letzte Ruhestätte musste ein Toyota Corolla, Baujahr 74 herhalten, zusammengepresst auf die Größe eines Schuhkartons.
Inmitten seines Abendessens, Enrico angelte gerade geschickt mit Stäbchen die vor ihm aufgetischten Gunkanmaki- und Nigiri-Sushi, läutete sein Handy. Ungestört im hinteren Bereich seines Lieblingsrestaurants nahm er das Telefonat an.
„Enrico Portas.“ Enrico lauschte, vernahm aber zuerst nur ein röchelndes Atmen am anderen Ende der Leitung.
„Ciao, Enrico.“ Erneut schleimiges Einatmen. „Ich darf dich doch Enrico nennen, nachdem ich für deinen Gönner so viel Gutes getan habe?“
„Wer spricht da?“, fragte Enrico, obwohl er bereits vermutete, wer mit fast schon asthmatischem Schnaufen zu ihm röchelte.
„Enrico, mein Freund. Kennst du Dagobert Duck? Du kennst doch Dagobert Duck, oder?“ Enrico hatte keine Gelegenheit, zu antworten, denn abermals übermannte den Anrufer ein heftiger Hustenanfall. Dann fuhr dieser fort: „Nenn mich Dagobert. Nicht, dass ich wie diese Ente in Geld bade, doch für ein frisches Sushi reicht es allemal. Lang zu, mein Freund. Heute bist du mein Gast, auch wenn ich bedaure …“, von Neuem befiel den Fremden, der sich Dagobert nannte, ein Hustenreiz, während Enrico sich suchend im Lokal umblickte, „… bedaure, dass ich dir nicht Gesellschaft leisten kann. Vicente hat mich sehr geschätzt – und ich ihn, musst du wissen. Durch mich hat er viel – und wenn ich viel sage, dann meine ich auch viel, sehr viel – am Syndikat vorbei verdient. Das steht nun dir zu, mein Junge.“
So, wie Dagobert „mein Junge“ betonte, löste es bei Enrico ein Schaudern aus.
„Sicher fragst du dich jetzt, was du dafür tun musst. Ich verrate es dir. Nicht mehr, als es in deinem Lager entgegenzunehmen und auf die Straße СКАЧАТЬ