Название: Drug trail - Spur der Drogen
Автор: Matthias Kluger
Издательство: Автор
Жанр: Публицистика: прочее
isbn: 9783969405406
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„Woran ist Logan Winston gestorben?“, hakte Jenny nach.
„Wir warten noch auf die Ergebnisse der Obduktion. Der behandelnde Arzt, der vor Ort den Tod festgestellt hat, geht von akutem Herzversagen aus. Fremdeinwirkung, das können wir zum jetzigen Zeitpunkt sagen, scheidet aus. Also handelt es sich um eine natürliche Todesursache.“
Lauthals wurden weitere Fragen durcheinander in den Raum gerufen. Direktor Hobbs deutete mit ihrem Zeigefinger konsequent über Jennys Kopf hinweg auf einen Kollegen in den hinteren Sitzreihen: „Rudy Mason, Ihre Frage bitte.“
Kokaiiiin
„Rodrigo, wo warst du solange? Beeil dich. Der Präsident spricht gerade im Fernsehen.“
Rodrigo drückte seiner jungen mexikanischen Freundin einen Kuss auf die Wange, bevor er sich mit lautem Seufzer auf das durchgesessene Sofa fallen ließ.
„War mächtig Trubel heute im Hotel. Lauter Beamte des Secret Service. Das hättest du mal erleben sollen.“
„Und? Hast du die Leiche gesehen?“ Catalina schauderte es bei dem Gedanken.
„Wo denkst du hin? Die hatten alles abgeriegelt. Aber sie haben mich direkt angesprochen.“ Mit stolzgeschwellter Brust achtete Rodrigo auf die Reaktion seiner Freundin, die prüfend ihre dichten, dunklen Augenbrauen zusammenzog.
„Wer hat dich angesprochen? Was hast du damit zu tun?“
„Was ich damit zu tun habe? Du fragst mich, Rodrigo, den Chef der Chefs des Four Seasons, tatsächlich, was ich damit zu tun habe?“ Er kicherte laut auf. „Na, die wollten die Jacke dieses Winston von mir. Sein Jackett, verstehst du? Ich hatte es gerade aufgebügelt, da stehen zwei so Schränke wie Men in Black vor mir in der Reinigung und machen ein ganz ernstes Gesicht.“
„Ja, und?“, fragte Catalina.
„Nichts und. Ich hab’s ihnen natürlich gegeben. Aber …“ Rodrigo machte eine Pause, stand auf und schmunzelte. Er griff in die Hosentasche seiner Jeans und zog ein unscheinbares Plastiktütchen hervor. Tänzelnd wedelte er mit dem Tütchen vor Catalinas Gesicht. „Aber ich hab ihnen nicht alles gegeben.“ Wieder kicherte er laut auf.
„Was ist das?“
„Das, meine Prinzessin, ist der Nachtisch für heute Abend. Kokaiiiin. Und sicher der feinste Stoff, den wir uns jemals reingezogen haben.“
Catalina schmunzelte nun ebenfalls. „Wo hast du das Zeug her?“, wollte sie wissen.
„Aus der Jahacke des Vizepräsidenten der Vereiheinigten Staaten“, gab Rodrigo im Singsang von sich. „Was glaubst du, der Typ hat sicher nur vom Feinsten geschnupft. Das Zeug wird uns so geil machen, dass wir die ganze Nacht vögeln werden.“
„Glaubst du nicht, dass es vermisst wird?“
Rodrigo riss die Augen auf. „Vermisst?“, gluckste er. „Der Typ ist auf Eis gelegt, in den ewigen Jagdgründen, Babe. Der vermisst in dieser Welt mit Sicherheit nichts mehr.“
„Cool“, flüsterte Catalina, während sie auf das Päckchen in Rodrigos Hand stierte.
„Ich werde jetzt meinen durchtrainierten Body unter die Dusche lenken. Und wenn ich zurückkomme, kannst du die erste Line direkt von meinem nach Seife duftenden Schwanz ziehen.“ Er warf das Tütchen aufs Sofa, gab Catalina noch einen Kuss auf die Stirn und verschwand im Bad.
Es war ein schäbiges Badezimmer in der kleinen Zweizimmerwohnung, deren Miete sie sich gerade mal so leisten konnten.
Schnell zog Rodrigo sein Shirt und die Jeans aus. Das Neonlicht am Spiegel über dem Waschbecken warf ein unnatürlich helles Licht auf die dunkle Haut des Mexikaners. Fletschend prüfte er vor dem Spiegel die Zähne – nicht, dass Reste der Petersilie vom Mittagssandwich diese verunstalteten. Doch alles war perfekt.
Er drehte den Wasserhahn auf und ließ die Brause einige Minuten laufen, bis endlich heißes Wasser kam. Dann stellte er sich, vor lauter Vorfreude laut summend, in die Duschwanne, zog den mit bunten Goldfischen bedruckten Plastikvorhang zu und begann sich von oben bis unten einzuseifen. Während er den Schaum in seinem Gesicht und auf seiner Haut verteilte, ließ ihn ein leises Kratzen aufhorchen. Mit geschlossenen Augen rief er durch den Duschvorhang zur Badezimmertür: „Catalina, bist du das?“ Keine Antwort – stattdessen erneutes Kratzen und Poltern. „Catalina?“ Er blinzelte, um etwas erkennen zu können. „Scheiße“, fluchte Rodrigo, als plötzlich ohne Vorwarnung etwas gegen den Duschvorhang stieß und diesen aus der Wandverankerung riss. Abwehrend streckte er die Arme in die Höhe, während der Plastikvorhang samt Metallschiene und einem zuckenden Leib in die Wanne schlug.
Augenblicklich brüllte Rodrigo wie am Spieß. Hektisch spülte er die brennenden Augen mit Wasser aus und tastete dabei mit einer Hand nach dem Körper, der zitternd halb in der Duschwanne, halb auf dem Badezimmerboden lag. Als er endlich wieder klar sehen konnte, lag Catalina gekrümmt vor ihm. Ihr Kopf musste gegen die Armatur geprallt sein, denn eine klaffende Wunde an ihrer Stirn färbte das Duschwasser rot, bevor es gurgelnd im Abfluss verschwand.
„Catalina, fuck, was ist los? Was ist mit dir? Sag was! Oh, scheiße, scheiße, scheiße.“
Angespannt hantierte er am dünnen Plastik des heruntergerissenen Duschvorhangs, der sich völlig durchnässt um den Wasserhahn gestülpt hatte. Als er den Regler endlich zu fassen bekam, drehte er das brausend heiße Nass ab.
Catalina lag mit ihrem Oberkörper auf seinem linken Fuß. Im Versuch, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, zog er ihn hervor und stieg vorsichtig aus der Wanne. Ein Zittern hatte Catalina derart heftig erfasst, als würden permanente Stromschläge durch ihren Körper gejagt.
„Catalina, scheiße, verdammt, was ist mit dir? Sag doch was!“
Rodrigo kniete sich vor sie, umschloss mit beiden Händen ihr Gesicht und sah das Weiß ihrer nach oben verdrehten Augäpfel. In diesem Moment brach ein Schwall Erbrochenes aus Catalina heraus, direkt auf seine nackten Oberschenkel.
„Ohhh, shit. Shit, Catalina, Catalina, verdammt, sag doch was!“
Völlig von Sinnen schüttelte er sie an den Schultern. Ihr Kopf wackelte dabei hin und her, während der saure Dunst ihres ausgeworfenen Mageninhalts beharrlich in seiner Nase biss. Instinktiv griff er nach einem Handtuch und presste es auf die blutende Platzwunde an ihrer Stirn.
Catalina begann heftiger zu atmen. War das ein gutes Zeichen? Dann krümmte sie sich zusammen, gerade so, als wolle sie wie eine Katze eingerollt in den Schlaf übergehen. Doch Catalina schlief nicht, sie lag nur still da.
Banale Story
Qualle schien sichtlich enttäuscht.
„Was?“, fuhr Oliver ihn an, da er mit seinem schlechten Gewissen haderte. Wäre er vormittags ans Handy gegangen, hätten sie jetzt unter Umständen mehr Material für die morgige Ausgabe. Aber es war schließlich um Eve gegangen, seine Tochter – und Weihnachten. „Keines der anderen Blätter hat mehr als wir. Die Beamten vor Ort haben alles derart dicht gemacht, als wäre ein fucking Außerirdischer gelandet.“ Oliver schmiss verärgert den Kugelschreiber über seinen Tisch.
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