Seewölfe Paket 9. Roy Palmer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Seewölfe Paket 9 - Roy Palmer страница 97

Название: Seewölfe Paket 9

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394982

isbn:

СКАЧАТЬ den Profos ärgerlich ansah.

      Hasard nahm den Alten beiseite und lächelte.

      „Sieh mal nach vorn, Donegal“, sagte er. „Wir laufen, seit wir die Azoren hinter uns gelassen haben, auf Südwestkurs mit Wind aus Nord, also mit Steuerbordhalsen auf Backbordbug.“

      „Das hätte ich nie erraten“, sagte O’Flynn grimmig. „Und an den Masten hängen Segel, die uns vorwärtstreiben, was? Wenn ihr einen alten Mann zum Idioten erklären wollt, dann könnt ihr was erleben, ihr – ihr triefäugigen Seegurken.“

      „Nun gut“, lenkte Hasard ein. „Dann sage ich dir unsere Position, wenn es dir so lieber ist. Wenn wir richtig gerechnet haben, befinden wir uns jetzt auf dreiundreißig Grad und zwanzig Minuten nördlicher Breite und etwa achtundfünfzig Grad und fünfundvierzig Minuten westlicher Länge. In ein paar Tagen überschreiten wir den nördlichen Wendekreis, und liegen damit also schon heute mit Kurs auf die Schlangen-Insel. Korrigieren müssen wir natürlich, denn da gibt es Abdriften, Meeresströmungen und die merkwürdige Tatsache, daß der Kompaß unterhalb des Wendekreises oft verrückt spielt.“

      „Trotzdem könnt ihr euch verrechnet haben.“

      „Natürlich, das streitet ja auch keiner ab.“

      „Also stimmt die Position nicht genau“, beharrte O’Flynn. „Das wollte ich nur wissen. Ihr gebt damit also zu, daß die Navigation nicht ganz genau ist, und daß wir auch woanders als auf der Schlangen-Insel herauskommen können.“

      „Das passiert leider viel zu oft.“

      O’Flynn grinste zufrieden. Zum Teufel, er ließ sich doch nicht einreden, man wäre mitten im Atlantik haargenau an diesem oder jenem Punkt.

      „Also ist das keine Hexerei, sonst wäre es genauer“, stellte er noch einmal fest.

      „Es sind mühsame Berechnungen und Irrtümer auf keinen Fall dabei ausgeschlossen. Du hast doch schon oft dabei zugesehen.“

      „Ich will mit dem Kram nichts zu tun haben.“

      „Ich zeige und erkläre es dir aber gern noch genau, Donegal.“

      „Später mal“, wehrte der Alte ab, „jetzt muß ich mich um die Lausebengels kümmern, die haben bestimmt wieder was angestellt. Der Kutscher brüllt schon seit einer ganzen Weile herum.“

      Hasard war der Kutscher auch schon aufgefallen, der ab und zu händeringend und fluchend aus seiner Kombüse rannte, mit den Händen fuchtelte und brüllte. Aber seine beiden Söhne, Hasard und Philip, hatten damit anscheinend nichts zu tun, denn des Kutschers Gebrüll galt merkwürdigerweise dem karmesinroten Papagei Sir John, der auffällig oft in der Kuhl und in der Nähe des Vordecks herumflatterte.

      Hasard war das erst aufgefallen, seit sie die Azoren passiert hatten und sich auf dem Weg nach Süden befanden. Sollten die beiden Bengels wirklich etwas ausgeheckt haben?

      Na egal, Donegal würde sich schon darum kümmern. Er kannte auch die Schliche und Tricks der beiden oder glaubte jedenfalls sie zu kennen, so ganz sicher konnte man da nicht sein.

      O’Flynn humpelte nach vorn, blieb in der Kuhl einmal stehen und sah sich um.

      Über ihm wölbte sich strahlend blauer Himmel. Es war angenehm warm. Der Wind blies aus Nord und jagte die „Isabella VIII.“ über das Meer. Es war eine Lust auf diesem Schiff zu fahren, dachte der Alte immer wieder, überhaupt wenn er sich um die lausige Navigation nicht zu kümmern brauchte. Dafür gab es Jüngere, wie seinen Sohn Dan, den die ganze Rechnerei geradezu berauschte und der sich mit wahrer Hingabe dem Schreibkram widmete.

      Der ranke Dreimaster segelte unter vollem Zeug, die Segel waren prall gefüllt, und der Wind sang in der Takelage.

      O’Flynn hatte also allen Grund, zufrieden zu sein, und doch war er es nicht ganz, denn tief in seinem Innern gab es wieder eine mahnende Stimme, die ihm etwas einflüsterte. Es war nur ein Wort. Das hieß „Sargassomeer“, und davor graute es ihn schon heute. Dort war es nicht geheuer, und er hätte wer weiß was darum gegeben, diesen Alptraum von Meer schon hinter sich zu haben. Das Sargassomeer war die bittere Pille auf dem Weg zur Schlangen-Insel, und an dieser Pille pflegte O’Flynn einige Tage lang zu schlukken.

      Er dachte an die teuflischen Braunalgen, an Meermänner, Seespuk und Geisterschiffe, aber er nahm sich vor, diesmal mit keinem darüber zu reden. Alter Spökenkieker, sagten dann die meisten, obwohl sie sich hinterher meist lahm entschuldigten, denn ab und zu hatte Old O’Flynn tatsächlich das sogenannte Zweite Gesicht, auch wenn die Kerle das vorher nicht wahrhaben wollten.

      Hasard und Philip grinsten ihn an, als er sich näherte und dicht vor dem angelehnten Kombüsenschott stehenblieb. Sie grinsten so harmlos wie immer, wenn sie etwas ausgefressen hatten – oder wenn sie dabei waren, etwas auszuhecken.

      „Jubelt ihr dem Kutscher wieder Ratten unter?“ fragte O’Flynn. Das üble Spielchen kannten mittlerweile die meisten, aber der treuherzige Kutscher fiel immer noch darauf herein. Er hatte ihnen unlängst versprochen, jede tote, von den Zwillingen erlegte Ratte an Bord der „Isabella“ mit Kandiszucker oder einem anderen Leckerbissen zu honorieren, und von da an hatte es auf dem Rahsegler plötzlich von Ratten nur so gewimmelt. Ganze Heerscharen schienen sich in der Vorpiek und den Laderäumen aufzuhalten.

      Die Zwillinge brachten dem Kutscher die erlegten Ratten, erhielten ihre versprochene Leckerei, bedankten sich artig und nahmen die toten Ratten dann gleich mit an Deck, um sie vor den Augen des Kutschers über Bord zu werfen.

      Der Kutscher sah auch jedesmal etwas ins Wasser fliegen und zeigte sich hocherfreut. Nur waren das keine Ratten, sondern Holzstücke, und so erschienen die beiden etwas später wieder in der Kombüse und jubelten dem Kutscher die alten Ratten als neuerlegte unter.

      Die beiden gaben sich entrüstet.

      „Das tun wir nicht mehr, ganz bestimmt nicht“, versicherte Hasard ernstlich. „Wir spielen nur mit dem Papagei. Wir lernen ihm zu fliegen.“

      Das Englisch, das die beiden sprachen, war noch etwas miserabel, und daher verbesserte O’Flynn: „Wir lehren ihn zu fliegen, heißt das.“

      „Ja, wir lehren ihm, daß er fliegen kann.“

      O’Flynn gab es auf, das mußte die Zeit mit sich bringen. Die beiden Kerlchen waren ohnehin Sprachtalente, und sie würden die Feinheiten schon noch lernen.

      Er drehte sich um, stellte sich ans Schanzkleid, und es dauerte auch nicht lange, bis sein Mißtrauen erwachte. Verblüfft kratzte er sich mit dem Finger das Kinn.

      Verdammt, dachte er. Wollten die gewitzten Rübenschweinchen, wie Carberry sie immer nannte, ihn foppen? Der Papagei konnte längst fliegen, dem brauchte man das nicht mehr beizubringen. Der flog sogar lange Runden um das gesamte Schiff, kurvte auch ab und zu ein Stück auf See hinaus und kehrte wieder zurück. Und da wollten die beiden ihm das Fliegen beibringen? Da stimmte doch etwas nicht!

      Er musterte sie scharf, aber in den jungen Gesichtern lag alle Ehrlichkeit dieser Welt. Sie standen da, ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, hatten die Hände hinter den Rücken verschränkt und starrten aus eisblauen unschuldsvollen Augen in die Welt.

      „Wenn ihr dem Affen das Fliegen beibringen wollt“, knurrte Old O’Flynn, „dann hätte ich das ja noch geglaubt. Aber dem Papagei – da müßt ihr euch schon etwas anderes einfallen lassen.“

СКАЧАТЬ