Seewölfe Paket 17. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 17

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954397754

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СКАЧАТЬ inzwischen das Ende der Stelling und die Pier fast erreicht. Unbeherrscht und hemmungslos, wie von Saxingen war, zielte er, ohne lange zu überlegen. Er war überzeugt, daß sich ihm keine größere Chance bieten würde, Rache zu nehmen.

      Und deshalb drückte er ab.

      Der Hahn schlug auf die Pfanne des Steinschlosses, Funken sprühten, die Pulverladung detonierte mit einem scharfen Knall. Der Rückstoß rammte den Kolben der Muskete gegen seine rechte Schulter, er lachte auf. Der Mündungsblitz raste aus dem Lauf, für einen Lidschlag stand ein grellgelber Blitz in der Dunkelheit.

      Eine Frau, die unweit der Hafenmeisterei stand, schrie im Krachen des Schusses entsetzt auf. Gisela von Lankwitz aber, die eben ihren Fuß auf die Pier gesetzt hatte, fuhr nicht einmal erschrocken zusammen. Sie schaute nur überrascht auf und drehte sich zu Arne um.

      Arne versuchte noch, sich über sie zu werfen, um sie gegen die Kugel abzuschirmen, doch seine Reaktion erfolgte zu spät. Der Schuß erreichte die junge Frau, sie taumelte, prallte gegen ihren Verlobten, gab nur einen schwachen Laut des Schmerzes und der grenzenlosen Verwunderung von sich und brach vor der Stelling zusammen. Die Kugel hatte ihren Rücken getroffen.

      »Alarm!« schrie Carberry an Bord der »Isabella«. »Ein Überfall! Alle Mann an die Waffen!«

      Doch es fiel kein weiterer Schuß, es fand kein Kampf statt. Wo der Mündungsblitz aufgezuckt war, hatten fast alle gesehen, doch noch hatte niemand die Gestalten der beiden Junker entdeckt, die in diesem Moment bereits zu ihren Pferden flüchteten.

      Sie erreichten die Hafenmeisterei, schwangen sich in die Sättel ihrer Pferde und jagten davon, ehe sie jemand daran zu hindern vermochte.

      Schockiert blickten die Bürger von Rügenwalde ihnen nach. Alle hatten die junge Frau zusammenbrechen sehen – Gisela von Lankwitz, die hier alle kannten. Doch keiner hatte die Geistesgegenwart, sofort zu handeln und die Verfolgung der Attentäter aufzunehmen.

      Wie gelähmt sahen die Menschen zu Gisela von Lankwitz. Sie lag in Arnes Armen, langsam ließ er sie auf die Pier sinken.

      »Gisela!« stieß er immer wieder hervor. »Gisela, mein Gott – so sag doch etwas!«

      Doch sie antwortete ihm nicht.

      2.

      Der Schuß hatte auf die Männer an Bord der »Isabella« und der »Wappen von Kolberg« wie ein Schock gewirkt – wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Eben noch hatte der Jubel um Garys Rückkehr die Szene bestimmt, jetzt aber breitete sich tiefste Betroffenheit aus, die in Empörung umschlug.

      Hasard stürzte aus der Krankenkammer, in die er den ohnmächtigen Gary getragen hatte. Mit einem einzigen Blick erfaßte er die Situation, sah Gisela von Lankwitz vor der Stelling liegen und begriff, was passiert war.

      Arne von Manteuffel hatte sich tief über seine Verlobte gebeugt und schützte sie jetzt mit seinem Leib. Doch es fiel kein Schuß mehr, wie er es in seinem Unterbewußtsein erwartet hatte. Er war wie von Sinnen und registrierte nur oberflächlich die dumpfen Hufschläge, die sich entfernten.

      »Los!« schrie Dan O'Flynn. »Ich habe die Kerle gesehen!«

      Piet Straaten schloß sich ihm an, und gemeinsam stürmten sie über die Stelling der »Isabella« von Bord. Ohne zu Zögern, liefen sie zu Garys Pferden, schwangen sich in die Sättel zweier Tiere und trieben sie an. Aus dem Stand sprangen die Pferde in den Galopp und jagten mit ihren Reitern davon.

      Dan, der von allen Männern der »Isabella« die besten Augen hatte, glaubte, die Konturen von zwei Reitern in der Dunkelheit untertauchen zu sehen. Er preschte auf die Hafenmeisterei zu und an ihr vorbei, Piet hielt sich dicht hinter ihm. Im Nu waren auch sie verschwunden.

      Arne von Manteuffel drehte Gisela von Lankwitz vorsichtig zu sich herum.

      »Gisela«, flüsterte er zu Tode erschrocken.

      Sie schaute zu ihm auf und lächelte. Ihre Lippen versuchten noch, Worte zu formen, doch es gelang ihr nicht mehr. Ihre Augen brachen, schlaff sank ihr schlanker Körper in sich zusammen.

      »Gisela«, sagte Arne noch einmal. Er begriff nicht mehr, was um ihn herum vorging. Er verstand überhaupt nichts mehr und fuhr fort, auf sie einzureden. »Liebste«, flüsterte er. »Hab keine Angst, ich bin ja bei dir. Hast du Schmerzen? Nein, sag jetzt nichts. Es wird alles wieder gut, glaube es mir. Hörst du mich nicht? Allmächtiger Gott im Himmel, steh mir bei. Gisela – so antworte doch!«

      Hasard tauchte neben ihm auf, und jetzt war auch der Kutscher zur Stelle. Beide waren kreideweiß im Gesicht. Der Kutscher kniete bei Arne und der Freiin nieder, und er sah sofort, daß sie tot war. Sein Blick hob sich und richtete sich in unsagbarer Erschütterung auf das Gesicht seines Kapitäns.

      Auch Hasard wußte, daß es keine Hoffnung mehr gab. Der Schuß in den Rücken der Freiin hatte ihr Herz tödlich getroffen. Er spürte ein würgendes Gefühl in der Kehle, das ihm den Atem raubte. Langsam ballten sich seine Hände zu Fäusten, weiß traten die Knöchel hervor.

      Der Kutscher schüttelte den Kopf, dann drückte er Gisela von Lankwitz behutsam und sanft die Augen zu. Schweigen hatte sich ausgebreitet. Keiner der Männer an Bord der Schiffe vermochte auch nur ein Wort zu sagen.

      Erst jetzt begriff Arne. Er stöhnte auf und fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht. Er ließ die Hände wieder sinken und blickte ins Leere, seine Züge verhärteten sich, als wären sie aus Stein gemeißelt. So verstrichen Augenblicke.

      Dann aber schien Arne von Manteuffel den Verstand zu verlieren. Er sprang unvermittelt auf und wollte zu einem der beiden Pferde stürzen, die auf der Pier zurückgeblieben waren.

      Hasard war jedoch mit einem Satz neben ihm und stoppte ihn, indem er ihn an der rechten Schulter festhielt.

      »Arne!« sagte er laut. »Bleib hier. Es hat keinen Zweck. Du kannst nichts tun. Dan und Piet haben bereits die Verfolgung der Kerle aufgenommen.«

      Doch Arne verstand nicht, was er sagte, er konnte es nicht, denn Hasard war der deutschen Sprache nicht mächtig. Arne wollte aber auch kein Wort verstehen. Er gebärdete sich wie rasend. Plötzlich fuhr er zu seinem Vetter herum und versetzte ihm einen Stoß.

      Hasard war darauf nicht vorbereitet. Er geriet ins Taumeln und strauchelte. Fast stürzte er zu Boden, erlangte das Gleichgewicht im letzten Augenblick aber doch wieder und lief Arne nach.

      Dieser hatte das Pferd inzwischen erreicht. Doch als er seinen Fuß in den linken Steigbügel setzte, war der Seewolf wieder bei ihm und brachte ihn durch einen Jagdhieb zu Fall. Arne brach bewußtlos zusammen und blieb zu seinen Füßen liegen.

      Ben Brighton hatte die »Isabella« ebenfalls verlassen und eilte zu seinem Kapitän. Sie blieben in der Dunkelheit nebeneinander stehen und blickten auf den reglosen Mann hinunter.

      »Glaub nicht, daß ich es gern getan habe«, sagte Hasard verbissen.

      »Ich weiß, daß du gezwungen warst, ihn niederzuschlagen«, sagte Ben. Er hatte selbst die größte Mühe, sich unter Kontrolle zu halten. Der jähe, völlig unerwartete Tod von Gisela von Lankwitz hatte ihn wie alle anderen zutiefst getroffen.

      »Arne hat einen Schock erlitten«, sagte Hasard. »Ich will nicht, daß er in diesem verzweifelten Zustand losreitet und womöglich Amok läuft.«

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