Seewölfe Paket 17. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 17

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954397754

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СКАЧАТЬ »Ich hätte gern eine Auskunft von dir.«

      »Das Übersetzen kostet einen halben Pfennig«, sagte der Fährmann. Ohne Hast schritt er auf die beiden Männer zu und musterte sie. Von weitem betrachtet, erweckten sie wegen ihrer teuren Kleidung den Eindruck hochwohlgeborener Persönlichkeiten, vor denen man sich zu verneigen hatte. Doch aus der Nähe stellte sich die Lage anders dar. Der Fährmann sah einen ferkelgesichtigen jungen Kerl und einen etwas älteren Mann mit vierschrötigem, unfreundlichem Gesicht vor sich. Seine Menschenkenntnis und Erfahrung sagten ihm, daß sie nichts Gutes im Schilde führen konnten. Vorsicht war geboten.

      »Wir wollen nicht rüber«, sagte Erich von Saxingen unwirsch. »Wir wollen was anderes. Wer ist der Kerl mit den Pferden?«

      »Der seltsame Mann, der eben den Fluß überquert hat«, fügte Bruno von Kreye hinzu, als müsse er noch etwas präzisieren. »Wer mag das sein?«

      »Tja«, sagte der Fährmann. »Wer mag das wohl sein?«

      Von Kreye zeigte ihm eine Silbermünze. Der Mann betrachtete sie interessiert, wurde aber erst richtig auskunftsbereit, als sie in seiner Hand verschwand.

      »Ich habe seine Sprache nicht verstanden«, sagte er. »Aber eins habe ich doch mitgekriegt – er ist ein Engländer. Er scheint, wenn ich seine Gesten richtig deute, auf der Pier auf zwei Schiffe zu warten.«

      Die beiden Junker tauschten einen Blick. Was von Kreye bereits vermutet hatte, schien sich zu bestätigen – der Mann mit den vier Pferden gehörte zur Crew der Seewölfe. Sie kannten ihn nicht, denn er war in der Bucht von Narwa nicht mit an Land gegangen und hatte das Gut der von Saxingens nicht aufgesucht.

      Sie wußten also nicht, daß er Gary Andrews hieß, daß er mitten in der Nacht von Bord der »Isabella« gestürzt und in der See verschwunden war. Nach einem haarsträubenden Abenteuer, das ihn um ein Haar das Leben gekostet hätte, und nach einem beschwerlichen Ritt hatte er es nun endlich geschafft, Rügenwalde zu erreichen.

      All dies war den beiden unbekannt. Sie wußten nur das eine – daß sie sich von jetzt an noch vorsichtiger verhalten mußten.

      Sie schärften dem Fährmann ein, daß er kein Wort von dem, was sie gesprochen hatten, verlauten lassen dürfe, dann verschwanden sie in dem fahlen Dämmerlicht, das sich über Rügenwalde und seinen Hafen gesenkt hatte.

      Nicht weit von der Pier entfernt, auf der Gary Andrews stand und wartete, wählten sie ihren Beobachtungsposten hinter einer Jolle aus, die kieloben neben einem Geräteschuppen lag und offensichtlich frisch gepönt und kalfatert werden sollte. Hier gingen sie in Deckung. Erich von Saxingen war inzwischen wieder stocknüchtern.

      Im letzten verblassenden Büchsenlicht erspähten sie wenig später die beiden Schiffe, die sich dem Hafen näherten.

      »Mich laust der Affe«, sagte Bruno von Kreye. »Der eine Kahn ist doch tatsächlich die Galeone dieses Killigrew.«

      »Ich hole die Waffen«, zischte Erich von Saxingen. Mit diesen Worten war er auch schon in der Dunkelheit verschwunden.

      Mit gemischten Gefühlen verfolgte Bruno von Kreye, wie die beiden Segler in den Hafen einliefen. Deutlich genug waren immer noch die hohen Masten, die langen Rahruten und die flachen Aufbauten der »Isabella« zu erkennen, aber auch die Umrisse des zweiten Schiffes. Es handelte sich um eine etwas kleinere Dreimast-Galeone. Von Kreye glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er auf dem Achterdeck die Gestalten zweier Menschen entdeckte, die ihm sehr wohl bekannt waren. Unwillkürlich hielt er den Atem an.

      Erich von Saxingen kehrte zu ihm zurück und kauerte sich neben ihn. Er hatte die Musketen mitgebracht, die sie an den Sätteln ihrer Pferde befestigt hatten.

      »Die Pferde habe ich auch vom Hof der Schenke geholt«, raunte er seinem Begleiter zu. »Ich habe sie drüben, in der Nähe der Hafenmeisterei, angebunden.«

      »Gut«, sagte von Kreye gedämpft. »Sieh mal, wer da auf dem Achterdeck der kleineren Galeone steht.«

      Von Saxingen spähte aus schmalen Augen über den Bootsrumpf.

      »Hol's der Henker«, murmelte er entgeistert. »Das sind ja – Arne von Manteuffel und die Freiin von Lankwitz. Hölle, jetzt wird mir einiges klar. Und auch der Kerl bei den vier Pferden ist mir nicht ganz fremd, wenn ich's mir recht überlege. Haben wir den nicht doch bei der Crew von dem Bastard Killigrew gesehen, als wir ihnen in der Bucht von Narwa begegneten?«

      »Mag sein«, flüsterte von Kreye. »Aber das ist jetzt doch egal, oder?«

      »Allerdings. Wichtiger ist, wo Hugo steckt.«

      »Das kriegen wir heraus«, zischte von Kreye. »Warte nur ab.«

      An Bord der »Isabella« brach der Jubel los.

      »Gary – Gary!« schrie jemand, und die anderen Männer stimmten mit ein. Auch an Bord der zweiten Galeone – der »Wappen von Kolberg« – wurde gejohlt und gebrüllt, und aus den Häusern am Hafen stürzten die Menschen, weil sie glaubten, irgendein völlig verrückt gewordener Gegner habe sich in den Kopf gesetzt, Rügenwaldermünde anzugreifen.

      Sehr schnell legten die Schiffe an, und die Männer bildeten Spalier, als der hagere, übernächtigte, schmutzstarrende Mann aus dem Sattel seines Pferdes glitt, über die Stelling der »Isabella« marschierte und sich bei seinem Kapitän zurück an Bord meldete.

      Hasard nahm Gary in die Arme. Er mußte es tun, denn Gary wurde jetzt von der Erschöpfung übermannt und sank zusammen. Was er erlebt hatte, war doch ein bißchen zu viel für ihn gewesen. Aber der Jubel wollte kein Ende nehmen. Hasard trug Gary zum Vorschiff, um ihn im Krankenraum unterzubringen. Keiner zweifelte daran, daß es nicht lange dauern würde, bis er sich erholt hatte und wieder auf den Beinen war. Sie hatten ihn schon für tot gehalten, und aus diesem Grund war die Überraschung, ihn in Rügenwalde anzutreffen, doppelt groß.

      Die beiden Junker vermochten all das in jeder Einzelheit zu verfolgen, denn auf beiden Schiffen waren inzwischen die Deckslaternen entfacht worden. Es entging ihnen auch nicht, wie Arne von Manteuffel galant nach der Hand seiner Verlobten griff und sie vom Achterdeck auf das Hauptdeck der »Wappen von Kolberg« hinunterführte. Dann geleitete er sie zur Stelling, und sie verließen das Schiff, um sich zur »Isabella« zu begeben.

      »Drecksgesindel«, zischte Erich von Saxingen außer sich vor Wut. »Galgenstricke, Blutsäufer, Hurenbande! Vielleicht haben sie Hugo bereits umgebracht und in die See geworfen. Oh, das sollen sie mir büßen!«

      Genau das war der Moment, in dem der Zorn, der Haß und die Rachegelüste wie eine lodernde Flamme in ihm hochstiegen. Er konnte sich nicht mehr beherrschen und war außerstande, sich auch nur etwas zu bezwingen. Sein Blick war auf Gisela von Lankwitz gerichtet, seine Augen weiteten sich. Wie in Trance griff er nach seiner Muskete, zog sie zu sich heran, schob den Lauf auf den Bootsrumpf und spannte den Hahn des Schlosses, während er auf die junge Frau anlegte.

      »Du verdammte pommersche Kuh«, sagte er mit bebender Stimme. »Mit dir hat alles angefangen. Wenn du nicht gewesen wärest, hätte es keinen Kampf auf unserem Gut gegeben, und Hugo und ich hätten nicht nach Reval zu reiten brauchen. Du Miststück, warte, das zahle ich dir heim.«

      »Erich«, raunte von Kreye. »Nun warte doch mal. So einfach geht das nicht. Wir sind zu zweit gegen diese Übermacht von Hundesöhnen. Wir müssen uns in acht nehmen. Außerdem wissen wir nicht, ob sie Hugo wirklich …«

      »Sei still!« zischte von Saxingen und schob СКАЧАТЬ