The Long Hard Road Out Of Hell. Neil Strauss
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Читать онлайн книгу The Long Hard Road Out Of Hell - Neil Strauss страница 17

СКАЧАТЬ das die Wirkung war, die Hasch auslösen sollte, dann hatte ich keinen Bedarf. Ich starrte nur noch auf die Knarre, in der Hoffnung, dass Johns Bruder sie nicht anrühren würde. Gleichzeitig versuchte ich, ihn nicht merken zu lassen, dass ich die Knarre im Auge behielt, denn ich wollte keine schlafenden Hunde wecken. Er war geistig völlig zerrüttet, und wenn er nicht schon ein Mörder war, dann schien es keinen Grund zu geben, warum es nicht heute Nacht so weit sein sollte.

      Minuten verstrichen, oder waren es Stunden? Der Bong kreiste immer weiter, aber mittlerweile war das Wasser durch Southern Comfort ersetzt worden, damit uns die Birne noch weicher werde. Auf der Stereoanlage – ob sich das vielleicht doch nur in meinem Kopf abspielte, war auch nicht mehr ganz klar – lief der Black-Sabbath-Song »Paranoid«, die Katze zischte mich an, und vor meinen Augen drehte sich der Raum, als mich Johns Bruder aufforderte, den Southern Comfort auszutrinken, der sich im Bong befand, worauf John nur ein kurzes »Lass stecken« aus der Ecke leierte. Da ich ein Wurm ohne Rückgrat war, setzte ich den Bong an meine Lippen, die vom Hasch schon ganz ausgedorrt waren, hielt den Atem an und kippte die vielleicht widerlichste Flüssigkeit herunter, die jemals zusammengebraut worden ist. Danach … Keine Ahnung, was danach passiert ist. Ich kann nur vermuten, dass ich ein Blackout hatte und ein willkommenes Objekt für die vielen raffinierten Grausamkeiten der Crowell-Brüder geworden bin.

      Um fünf Uhr nachmittags (für mich damals noch eine sehr späte Zeit zum Aufstehen) wurde ich von einem zischenden Geräusch geweckt. Es war die Katze, die immer noch um mich herum stakste. Ich tastete nach meinen Augen: Sie waren noch da. Dann musste ich mich übergeben. Dann noch einmal. Und noch einmal. Aber als ich mit nach vorne gebeugtem Oberkörper über der Toilette hing, wurde mir klar, dass ich in der vergangenen Nacht etwas gelernt hatte: Die schwarze Magie könnte eine nützliche Hilfe sein, um das bescheidene Los, das mir das Leben zugedacht hatte, zu meinen Gunsten zu wenden – eine Position der Macht zu erlangen, um die mich andere Leute beneiden, und Dinge zu erreichen, zu denen diese anderen Leute nicht fähig sind. Ich hatte außerdem gelernt, dass ich kein Hasch mag – zumindest nicht den Geschmack von Bongwasser.

      * * *

      Der Wurm häutet sich

      Dass mit unserer Familie irgendwas nicht stimmt, wurde mir zum ersten Mal bewusst, als ich sechs war und mein Vater mir ein Buch über eine Giraffe schenkte. Es war auf mich personalisiert, so dass ich gleichsam der Hauptakteur dieser Geschichte war, der mit dem Tier auf Abenteuerreise ging. Das Problem war nur, dass mein Name das ganze Buch hindurch versehentlich mit »Brain« (englisch für Gehirn) buchstabiert worden war. So entstand das eher beunruhigende Bild einer Giraffe, der ein Gehirn auf dem Rücken klebte. Ich glaube nicht, dass mein Vater den Fehler überhaupt bemerkt hat – und angeblich war er es immerhin gewesen, der mir meinen Namen gab, als ich zur Welt kam.

      Das war beispielhaft für die Art und Weise, in der er mich lange Zeit behandelte. Er interessierte sich nicht für mich, und er war nie für mich da, wenn es darauf ankam. Die einzige Aufmerksamkeit, die mir von seiner Seite zuteil wurde, zollte er mir mit einem zusammengefalteten Gürtel, der jedes Mal ein lautes, schnappendes Geräusch machte, wenn er auf meinem Hintern landete. Wenn er von der Arbeit nach Hause kam, während ich gerade irgendwo herumlag, das Videogame Colecovision spielte oder Bilder malte, fand er immer einen Vorwand, sei es ein ungemähter Rasen oder eine volle Geschirrspülmaschine, um mir an den Kragen zu gehen. So machte ich es mir zur Gewohnheit, möglichst beschäftigt und verantwortungsvoll zu tun, sobald er durch die Tür kam, obwohl eigentlich gar nichts anlag. Meine Mutter entschuldigte seine gewalttätigen Ausbrüche mit einer posttraumatischen Störung, die der Vietnamkrieg bei ihm hinterlassen hatte. So konnte es passieren, dass er mitten in der Nacht aufwachte und wahllos Gegenstände zertrümmerte. Wenn ich als Teenager meine Freunde mit nach Hause brachte, pflegte er sie zu fragen: »Hast du jemals einen Schwanz gelutscht, der süßer als meiner schmeckt?« Das war natürlich eine Fangfrage, denn gleichgültig, ob sie nun »ja« oder »nein« sagten, gaben sie mit jeder Antwort unwillentlich zu, schon einmal seinen Schwanz im Mund gehabt zu haben.

      Hin und wieder kündigte mein Vater feierlich an, dass er mich demnächst irgendwohin mitnehmen wolle, aber sobald es ernst wurde, war auf einmal bei der Arbeit wieder etwas viel Wichtigeres passiert. Es gibt nur ganz wenige Dinge, die wir gemeinsam unternommen haben und an die ich mich gern erinnere. Meistens fuhren wir auf seinem Motorrad zu einer Grube, die nicht weit von unserem Haus entfernt lag. Dort brachte er mir mit einem Gewehr, das er der Leiche eines Vietkong-Soldaten entrissen hatte, das Schießen bei. Mein gutes Zielgefühl habe ich also von meinem Vater. Es ist mir schon öfter nützlich gewesen, wenn ich mit dem Luftgewehr ein paar Tiere abknallen oder einen Polizisten mit Steinen bewerfen wollte. Von meinem Vater habe ich auch meine kurze Zündschnur geerbt, die zu unerwarteten Wutausbrüchen führen kann; einen unbeirrbaren Ehrgeiz, den oft nur eine Pistolenkugel oder ein Rausschmeißer unter Kontrolle halten kann; einen ziemlich stumpfen Sinn für Humor, gepaart mit einem unstillbaren Hunger nach Titten; und nicht zuletzt einen unregelmäßigen Herzschlag, der von den vielen Drogen sicher auch nicht besser wird.

      Natürlich wollte ich nie wahrhaben, dass ich ihm so ähnlich bin. Die ­meiste Zeit meiner Kindheit und Jugend habe ich mich vor ihm gefürchtet. Ständig drohte er mir, mich aus dem Haus zu werfen, und immer wieder musste er mir vorhalten, dass ich nichts wert bin und dass ich es nie zu etwas bringen werde. So entwickelte ich mich allmählich zum Muttersöhnchen. Sie hat mich verzogen, und entsprechend undankbar habe ich mich ihr gegenüber auch immer verhalten. Um mich noch stärker an ihren Rocksaum zu binden, redete sie mir dauernd irgendwelche Krankheiten ein. So konnte sie mich zu Hause behalten und mich nach Herzenslust be­muttern.

      Als bei mir eine Akne einsetzte, wollte sie mir erzählen, das sei eine allergische Reaktion gegen Eiweiß (nur weil genau diese Allergie bei ihr zu Nesselausschlag führte), und lange Zeit habe ich ihr das auch geglaubt. Sie wollte, dass ich genauso werde wie sie, von ihr abhängig bin und sie niemals verlasse. Als ich es mit zweiundzwanzig dann doch tat, saß sie jeden Tag in meinem Zimmer und heulte vor sich hin, bis sie sich in die Wahnvorstellung rettete, sie habe die Silhouette von Jesus in der Türöffnung gesehen. Da diese Vision ihr ein beruhigendes Zeichen zu sein schien, dass irgend­jemand über mein Schicksal wacht, hörte sie auf zu lamentieren und erklärte nun die Ratten, mit denen sie eigentlich nur meine Schlange füttern sollte, zu ihren Haustieren. In ihrer übertrieben fürsorglichen Art suchte sie sich das kränklichste Exemplar als ihren neuen Schützling aus und nannte das Tier von nun an »Marilyn«. Als einmal sein Leben in Gefahr war, verabreichte sie ihm eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Mittlerweile hält sie das kleine Nagetierchen in einem primitiven Sauerstoffzelt aus Frischhaltefolie, um sein irdisches Dasein zu verlängern.

      Als Kind hält man alles Mögliche, was in der Familie passiert, noch für normal. Aber sobald die Pubertät einsetzt, schwingt das Pendel in die andere Richtung aus. Blinde Zustimmung verwandelt sich mit einem Mal in heftige Ablehnung. In der neunten Klasse begann ich mich mehr und mehr isoliert zu fühlen, ich hatte keine Freunde, und ich war sexuell frustriert. Während des Unterrichts saß ich meistens mit einem Taschenmesser an meinem Tisch und schlitzte an meinem Unterarm herum. (Neben den vielen Tätowierungen trage ich immer noch Dutzende von Narben auf meinem Körper.) Ich hatte kein Interesse, mich in der Schule hervorzutun, denn der wichtigste Teil meiner Erziehung fand nach dem Unterricht statt, wenn ich in meine Fantasiewelt flüchtete.

      Dann vertiefte ich mich in Rollenspiele, las Bücher wie die Jim-Morrison-Biografie Keiner kommt hier lebend raus, schrieb makabre Gedichte und Kurzgeschichten und hörte Platten. Allmählich lernte ich Musik als Allheilmittel schätzen, als Pforte in eine Welt, in der ich akzeptiert war, eine Welt ohne Regeln und Vorurteile.

      Meine Mutter bekam meine Frustration mit voller Wucht zu spüren. Sehr wahrscheinlich war auch das ein Resultat jener Charaktereigenschaften, die ich von meinem Vater vererbt bekommen hatte. Eine Zeit lang lieferten sich die beiden regelrechte Schreiwettkämpfe, denn mein Vater verdächtigte sie, ihn zu betrügen – und zwar mit einem ehemaligen Polizisten, der nun als Privatdetektiv arbeitete. Mein Vater war von Natur aus misstrauisch; СКАЧАТЬ