The Long Hard Road Out Of Hell. Neil Strauss
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу The Long Hard Road Out Of Hell - Neil Strauss страница 12

СКАЧАТЬ alt="4_Kreis.tif"/>

      Anstatt den Profit für meine eigenen Tapes zu verschwenden, fasste ich bald den Entschluss, die Musik, die ich gerade erst verkauft hatte, wieder zurück­ zu stehlen. Da es an der Schule einen Ehrenkodex gab, blieben die Schließ­fächer stets unverschlossen. Und weil es niemandem erlaubt war, Rock­musik zu hören, hätte sich jeder, der mich verpfiffen hätte, auch selber mit­belastet. So verschaffte ich mir während der Unterrichtszeit den Zugang zur Garderobe und stahl die Kassetten aus den Umkleideschränken.

      Es war ein perfektes System, aber trotzdem ging die Sache nicht lange gut. Tim hatte beschlossen, dass es ihm, auch auf die Gefahr hin, selber be­straft zu werden, die Sache wert war, mich anzuzeigen. Wieder einmal saß ich im Büro der Schulleitung und sah mich mit Miss Cole und einer Schar von Verwaltungsangestellten und Zuchtmeistern konfrontiert. Aber dieses Mal musste ich ihnen nichts von der Musik erklären – sie glaubten zu wissen, um was es ging. Man hatte mich dabei erwischt, wie ich Tapes mit Rockmusik erworben, sie meinen Schulkameraden verkauft und sie ihnen wieder weg­genommen hatte; sie wussten, dass ich immer noch meine Magazine heraus­gab und meinen Handel mit Schweinkram auf Kassetten ausgedehnt hatte (sie enthielten jede Menge Ulk-Anrufe und dreckige Lieder über Selbstbefrie­digung und anderes hohles Zeug, die ich mit meinem Cousin Chad unter dem Namen Big Bert And The Uglies aufgenommen hatte). Während der letzten Monate war ich schon mehrfach im Büro der Schuldirektorin bestraft wor­den. Beim ersten Mal hatte ich versehentlich meine Musiklehrerin, Miss Bur­dick, mit einer Schleuder in den Schritt getroffen, die ich aus strapazier­fähigem Gummiband und einem Holzlineal gebastelt hatte; als Munition war ein Klumpen geschmolzener Kreidestifte zum Einsatz gekommen, den ich im Kunstunterricht gestohlen hatte. Das zweite Mal war fällig, nachdem ich Miss Burdicks Hausaufgabe, ein Album mitzubringen, bei dem die ganze Klasse mitsingen konnte, auf meine Weise gelöst hatte und mit Highway To Hell von AC/DC zurückgekommen war. Aber das alles zusammengenommen war offen­bar immer noch kein ausreichender Grund, für einen Rausschmiss.

      Mein letzter, verzweifelter Streich bestand darin, dass ich noch einmal in den gefürchteten Keller meines Großvaters ging und den Dildo aus dem Ge­heim­fach in der Werkbank stahl. Diesmal trug ich Handschuhe, damit ich bloß nicht mit der verkrusteten Vaseline in Berührung kam. Am nächsten Tag schlichen Neil Ruble und ich uns nach der Schule in den Klassenraum von Miss Price und klemmten ihre Schreibtischschublade auf. Darin stießen wir auf ihre intimsten Geheimnisse, und sie waren an einer christlich geführten Schule min­destens genauso verpönt wie die Verkommenheiten meines Großvaters in der Welt der Vorstädte: Sie las halberotische Liebesromane. Wir fanden auch einen handlichen Kosmetiktaschenspiegel, was uns nicht weiter wunderte, denn Miss Price legte sehr viel Wert auf ihre Erscheinung. Zu jener Zeit versuchten Chad und ich auch die Aufmerksamkeit zweier Schwestern zu erregen, die in der Nähe meines Großvaters wohnten, indem wir die vorbeifahrenden Autos mit Steinen bewarfen, um einen Unfall zu provozieren und sie so nach draußen zu locken. Auf die gleiche kranke, verdrehte Weise war der Dildo, den wir in die Schublade von Miss Price gelegt hatten, die einzig mir zur Verfügung stehende Möglichkeit, mein verborgenes, frustriertes Verlangen nach ihr auszudrücken.

      Zu unserer Enttäuschung wurde in der Schule am folgenden Tag kein Wort darüber verloren. Aber ich war definitiv der Hauptverdächtige, das wurde mir klar, als Miss Cole meine Eltern in die Schule bestellte. Der Dildo fand keine Erwähnung; stattdessen hielt sie ihnen lange Vorträge darüber, dass der jugendliche Kriminelle, den sie aufgezogen hatten, zur Disziplin gebracht und ihm die nötige Ehrfurcht vor Gott eingeimpft werden müsse. Das war der Punkt, an dem ich erkannte, dass sie mich niemals von selbst rauswerfen würden. Die Hälfte der Kids, die auf die Heritage Christian School gingen, kamen aus einkommensschwachen Familien, und die Regierung zahlte der Schu­le eine lächerliche Summe, damit sie dort aufgenommen werden. Ich war eines der Kinder, deren Eltern zahlen konnten, und dieses Geld wollten sie haben – selbst wenn das hieß, dass sie sich mit meinen Dildos, Heavy-Metal-Kassetten, Süßigkeiten, Schundmagazinen und schmutzigen Tonbandauf­nahmen herumschlagen muss­ten. Ich begann einzusehen, dass ich meinen eigenen freien Willen entwickeln musste, um dieser Lehranstalt zu entkommen. Zwei ­Mo­nate, nachdem ich in die zehnte Klasse versetzt worden war, setzte ich genau diesen Plan in die Tat um.

      3.: Teenie-Stümper

      »Ich kenne ein paar neue Tricks«, sagte die Katze mit dem Hut. »Viele gute Tricks. Ich werde sie dir zeigen. Deine Mutter wird nichts dagegen haben.«

      Dr. Seuss, »The Cat In The Hat«

      Ich lag auf meinem Bett, die Arme um den Hals verschränkt, darunter meine braunen, schulterlangen Haare, und lauschte dem Summen der Waschmaschine im Keller meines Elternhauses. Es war meine letzte Nacht in Canton, Ohio. Ich hatte beschlossen, sie allein zu verbringen, und so ließ ich die vergangenen drei Jahre, die ich auf der Public School verbracht hatte, an mir vorüberziehen. Für den Umzug nach Fort Lauderdale war alles ge­packt: Platten, Poster, Bücher, T-Shirts, Zeitschriften, Fotos, Liebesbriefe und Hassbriefe. Die christliche Erziehung hatte mich auf die Public School gut vor­bereitet. Sie hatte die Tabus definiert, mir das Verbotene direkt vor die Nase gehalten, nur einen Armbreit von mir entfernt, und auf diese Weise ein unstillbares Verlangen in mir geweckt. Als ich die Schule wechselte, hatte ich nur noch zugreifen müssen. Sex, Drogen, Rockmusik, das Okkulte: Danach musste ich nicht mehr suchen. Es hatte mich längst erreicht und mich in seinen Bann gezogen.

      Ich war immer der Überzeugung, dass das Individuum klug ist. Dumm ist nur die Masse. Und es gibt wenige Dinge, die einem das deutlicher vor Augen führen, als Kriege, organisierte Religion, Bürokratie und die High School, an der gnadenlos die schweigende Mehrheit regiert. Ich kann mich noch gut erinnern, wie alles, was ich während meiner ersten Tage an der Public School zu sehen bekam, nur Zweifel und eine niederschmetternde Unsicherheit in mir auslöste. Selbst ein einzelner Pickel reichte damals schon aus, um mein Leben aus dem Gleichgewicht zu bringen. Bis zu meinem letzten Schultag hatte ich kein Selbstvertrauen und keinen Selbstrespekt, ja nicht einmal eine blasse Ahnung, was Individualität eigentlich bedeuten könnte.

      Während dieser letzten Nacht in Canton wurde mir klar, dass Brian Warner im Sterben lag. Man hatte mir die Chance gegeben, noch einmal neu geboren zu werden, vielleicht zum Guten, vielleicht zum Schlechten, aber definitiv an einem anderen Ort. Hatte mich die High School verdorben? Oder hatte sie mich erleuchtet? Vielleicht stimmte beides, und Verdorbenheit und Er­leuch­tung waren voneinander nicht zu trennen.

      * * *

      Die Initiation des Wurms

      Nach meiner zweiten Woche in der Public School wusste ich, dass ich verloren war. Ich hatte gerade erst acht Tage in der neuen Klasse verbracht, da musste ich mich gleich wieder krankschreiben lassen, denn ich hatte eine allergische Reaktion auf ein Antibiotikum entwickelt, das ich gegen eine Grippe nahm. Meine Hände und Füße blähten sich wie Ballons auf, an meinem ganzen Hals breitete sich ein roter Ausschlag aus, und meine Lungen waren so angeschwollen, dass ich Schwierigkeiten hatte zu atmen. Später sagten mir die Ärzte, dass ich daran hätte sterben können.

      Zu diesem Zeitpunkt hatte ich an der Schule bereits einen Freund und einen Feind. Der Freund hieß Jennifer. Sie sah eigentlich ganz hübsch aus, aber leider hatte sie einen Fischkopf mit wulstigen Lippen, die durch ihre Zahnklammer noch mehr aufgeworfen wurden. Ich hatte sie im Schulbus kennen gelernt, und sie wurde meine erste »richtige« Freundin. Mein Feind war John Crowell, die Verkörperung von Vorstadt-Coolness schlechthin. Er war ein großer, dicklicher Hänger, der ständig in einer Overall-Jacke, einem Iron-Maiden-­T-Shirt und Bluejeans durch die Gegend lief. Aus der Hintertasche lugte ein Kamm mit einem riesigen Griff hervor, und sein Schritt saß ihm so eng, dass die Hose an den pikanten Stellen ausgebleicht war. Wenn er über das Schulgelände ging, traten sich die Kids gegenseitig auf die Füße, um ihm bloß nicht in die Quere zu kommen. Rein zufällig war er auch noch Jennifers Ex-Freund, was mich auf seiner Hassliste ganz weit nach oben katapultierte.

      Während СКАЧАТЬ