Superhelden. Grant Morrison
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Название: Superhelden

Автор: Grant Morrison

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783854454199

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СКАЧАТЬ über den Horizont hinter einem Schloss auf einem transsilvanischen Berg erhebt, das aus einem Gemälde Caspar David Friedrichs stammen könnte. Batman als Dracula, der Vampir als Held, der Jagd auf die sogar noch gefährlicheren Kreaturen der Nacht macht.

      Üblicherweise funktionieren Batmans Abenteuer am besten, wenn sie in einer realistisch anmutenden Umgebung, angereichert mit düsteren Gewaltverbrechen und Hinterhof-Konfrontationen stattfinden. Aber schon von Anfang an zog es ihn immer wieder in verdrehte Episoden mit übernatürlichen und unerklärlichen Begegnungen. Er bewegte sich schließlich auf dem Terrain des Dunklen bzw. Mysteriösen, und man scheute sich nicht davor, Batman in Abenteuer mit grotesken Elementen zu schicken.

      Eine andere Geschichte etwa, die von den dekadenten und symbolistischen Autoren des späten 19. Jahrhunderts inspiriert worden war, spielte in Paris und konnte mit einer Figur aufwarten, der rätselhafter- und unerklärlicherweise das Gesicht ausradiert worden war. „FRAGEN SIE CHARLES“, bat die weibliche Protagonistin Bruce Wayne, „IHN, DEM DAS GESICHT FEHLT. ER KANN ES IHNEN SAGEN. ER HAT KEINE ANGST ZU STERBEN.“ Sogar ohne Mund war besagter Charles problemlos in der Lage, sich mitzuteilen, und er gab als Verursacher seines Ungemachs sogleich einen Duc D’Orterre an, welcher dem Gehirn des Marquis De Sade entsprungen zu sein schien. Eine Konfrontation mit dem teuflischen Duc endete damit, dass Batman durch eine Öffnung in der Decke geschleudert wurde, woraufhin er in einem Garten landete, wo die riesigen Blumen weibliche Gesichter hatten. Während einer kurzen und sachlichen Unterhaltung mit dem Kopf eines blonden Mädchens auf einem gigantischen grünen Stängel wurde von Batman gewünscht, dass er die „Mädchen“ befreien solle. Diese erstaunliche Episode wurde nie mehr erwähnt oder in irgendeiner Weise gar aufgelöst – jegliche Erklärung für die gesprächigen Blumen wurde verweigert. Und was den bösen Duc D’Orterre betraf: Er nahm das lukrative Geheimnis, wie man gigantische Krokusse mit Pariser Showgirls kreuzen könnte, mit ins Grab.

      Superman hätte übertrieben und absurd in Gotham gewirkt, Batman hingegen erschloss und regierte sein zwielichtiges Territorium mit der Gewandtheit eines Alphatieres. Abgebrühtheit, das Übernatürliche, High-Tech, enormer Reichtum und Fetischismus – all dies vereinte sich in den Batman-Comics. Wenn er wie die Rolling Stones war, dann war Superman wie die Beatles; er repräsentierte Oasis und Superman Blur. Umgehend und ohne Diskussion oder Widerstand wurde Batman zum coolsten Superhelden überhaupt.

      Die Geschichten der Superman-Comics handelten von Politik und Ungerechtigkeit auf der von Tageslicht erleuchteten Bühne der Berufswelt, der Medien und der Regierung. Batman jedoch kämpfte im Schatten, in den schmutzigen Lagerhallen und schmuddeligen Spelunken, wo der kriminelle Abschaum seinen Geschäften nachging, sich zwar außerhalb der Reichweite des starken Arms des Gesetzes glaubte, aber sich genau in Schlagdistanz von Batmans mit Leder umhüllter Faust oder seines Batarangs, einem Boomerang in Batman-Design, befand. Batman durchkämmte die Nachtclubs in seinem knackigen schwarzen Leder-Outfit und kämpfte gegen geradezu übersinnliche Schurken, chemisch verunstaltete, so groteske wie archetypische Kontrahenten, auf die man niemals in einem Superman-Comic getroffen wäre.

      Wie jeder weiß, ist der Joker der zäheste und ikonischste aller Batman-Gegenspieler. Popstars wie David Bowie, Madonna oder Lady Gaga vorwegnehmend, teilte er Batmans chamäleonhafte Fähigkeit, sich den gerade vorherrschenden Trends anzupassen. Bei seinem ersten Erscheinen (Batman, #1, 1940) war der grimmige Spaßmacher ein missmutiger, mordlustiger Wahnsinniger, der der Polizei abschreckende Hinweise hinterließ. Zehn Jahre später hatte er sich in einen glucksenden Verbrecher-Clown verwandelt, der Banken in seinem Jokermobil überfiel. In den Achtzigern war er ein transvestitisch anmutender Serienkiller, und Heath Ledger stellte ihn in der Verfilmung von 2008 als einen vom Punk beeinflussten Soziopathen, einen Performance-Künstler des Chaos, dar. Des Jokers entstelltes Antlitz erinnert an das verrinnende Make-up des toten von Aschenbach in Viscontis Tod in Venedig, ein grinsender Totenkopf, verspachtelt mit mehren Lagen Schminke. Verdorben und ungesund, Protopunk, Protogoth, ausgemergelt, bleich, gekrümmt und psychopathisch. Er ist Johnny Rotten, David Bowie auf Drogen in Berlin, oder auch Joel Grey in Cabaret. Der Joker ist die perfekte, zügellose, europäisch wirkende Antwort auf Batmans amerikanische Machermentalität, seinen durchtrainierten Körper und seinen verblüffenden Elan. Während Batman sich seinen Weg durch dunkle Gassen bahnt und zwischen Wolkenkratzern hin- und herspringt, krümmt sich der Joker wie ein Heroinabhängiger unter nackten Glühbirnen und versprüht dabei beißenden Witz und Galgenhumor. Er kostümiert sich wie ein Kartenhai, und seine Visage ist eine unheilige Komposition aus Showbiz, Drag-Kultur und der Kunstfertigkeit eines Bestatters. Wenn Batman cool war, dann war der Joker noch cooler. Die beiden bilden eine perfekte Symmetrie, welche sich auch bei Jesus und dem Teufel, Holmes und Moriarty oder auch Tom und Jerry findet.

      Bill Finger erschuf den Joker mit Genuss, und fand, genauso wie ihm das bei Batman gelang, stets frische und erfinderische Wege, den Schurken wiedereinzuführen. Seine getexteten Schilderungen vermittelten fortwährend einen unheimlichen Grundtenor, wann immer der Clownprinz des Verbrechens einen Auftritt hatte:

      DER JOKER – DER GRIMMIGE SPASSMACHER, EIN ERZVERBRECHER, EIN OBERSCHURKE … DIE GLUT SEINER LEBENDIGKEIT GLÜHT HINTER DIESER GRAUSIGEN SCHALE AUS MENSCHLICHEM LEHM … UND DIE EISIGEN KLAUEN DER ANGST UMSCHLINGEN DIE HERZEN DER BEWOHNER DIESER WELT!!! NUR DREI LASSEN SICH AUF EIN SPIELCHEN MIT DIESEM VERRÜCKTEN, BÖSEN GENIE EIN – DER FURCHTLOSE BATMAN, DER HELDENHAFTE ROBIN UND DIE SCHÖNE, ANMUTIGE CATWOMAN … DEM GEWINNER GEHÖREN DIE JUWELEN DES PHARAOS … DEM VERLIERER … BLÜHT DER TOD!!

      Die übrigen Gegner Batmans personifizierten höchst effektvoll diverse psychiatrische Störungen: Two-Face repräsentierte Schizophrenie, Catwoman stand für Kleptomanie, Scarecrow verkörperte Phobien jeglicher Art. Indem er seine Feinde mittels seiner Fäuste psychoanalysierte, erhoffte sich Batman womöglich, sich selbst einer genaueren Untersuchung zu entziehen, aber dies sollte nicht sein. Immerhin haftete ihm etwas zutiefst Verrücktes an. Superman versprühte auf eine an Science-Fiction erinnernde Art Optimismus und schenkte Hoffnung: ein wohltätiger Waisenjunge aus einer anderen Welt, der sich dazu entschloss, mit seinen Kräften den Menschen seiner neuen Heimat bei der Erreichung ihrer Ziel behilflich zu sein. Die Entscheidung des wohlhabenden, aber ansonsten nicht mit besonderen Superkräften ausgestatteten Bruce Wayne, sich als Fledermaus zu verkleiden und Verbrechen zu bekämpfen, war da schon schwerer zu verdauen. Nachdem er den sinnlosen Mord an seinen Eltern (eine Geschichte, die in Batman #1 enthüllt wurde) hatte mitansehen müssen, hätte man es dem jungen Bruce wohl nachgesehen, wenn er sein Erbe an den Suff und die Drogen gehängt, für Nutten und Therapien verschleudert hätte. Aber stattdessen wandte er sich der Verbrechensbekämpfung zu – und zwar auf seine eigene, etwas unkonventionelle Art und Weise. Doch war der Wahnsinn von Anfang an ein Teil seiner Persönlichkeit.

      Und dann waren da noch die Ladys. Der prinzipiell monogame Superman hätte sich nie auf ein Tête-à-tête mit Gegenspielerinnen vom Kaliber einer Catwoman (Batman #1), einer Poison Ivy (1966) oder einer Talia (1971, Tochter eines Dämonen und potenzielle Mutter von Batmans Sohn Damian) eingelassen, doch waren diese genau die Art gestörter Sexgespielinnen, die regelmäßig durch die unstete Welt des Playboys Bruce Wayne stolzierten. Die bösen Mädchen in den Batman-Comics waren allesamt verkommene Fetisch-Queens, die den Helden gleichermaßen liebten und hassten. Sie waren ausgekochte, glamouröse Damen, die sich jederzeit todesverachtend auf körperliche Auseinandersetzungen mit dem weltbesten Martial-Arts-Experten einließen, wenn der Hypnose-Lippenstift seine Wirkung verfehlt hatte.

      Batman mag andererseits vielleicht ein Konstrukt gewesen sein, aber er war ein makelloses Konstrukt, personifizierte Präzision und Ausdauer. Batman entstand aus der bewussten Umkehr von allem, was hinter der Dynamik rund um Superman stand: Superman war ein Außerirdischer mit Superkräften – Batman hingegen ein Mensch ohne übermenschliche Fähigkeiten. Supermans Kostüm ist strahlend bunt – Batmans Verkleidung wiederum grau und düster mit ein paar gelben Klecksen. Clark Kent war der hart schuftende Sohn eines Farmers, der in einer Kleinstadt in Kansas aufgewachsen war, wohingegen Batmans Alter Ego, Bruce Wayne, das Leben als reicher Frauenheld genoss – er war Spross einer seit Generationen wohlhabenden Familie von der Ostküste. Clark hatte СКАЧАТЬ