Название: Van Halen
Автор: Joe Layden
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
Серия: Rockbiographien
isbn: 9783854456445
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Dieser Typ ist ein Genie. Überlass ihm den Namen der Band.
David erzählte mir später, dass er den Klang des Namens geliebt habe und es weniger darum gegangen sei, den beiden Brüdern Anerkennung zu zollen, als darum, dass es eben ein „verdammt cooler Name“ sei. Er war einfach, ausdrucksstark und mächtig.
Van Halen!
David war smart. Er verstand, dass er, um seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, jemanden mit außergewöhnlichem Talent in seinem Team bräuchte, und er wusste, dass sich Edward – eine Naturbegabung mit immensem Willen, noch besser zu werden – bereits auf einer Flugbahn Richtung Ruhm befand. David reagierte dementsprechend, indem er alles in seiner Macht Stehende unternahm, um ein Teil von Edwards musikalischer Vision zu werden und seine eigenen Stärken zu forcieren: Charisma, seinen ausgeprägten Sinn für Humor und eine ganz persönliche Form von Kreativität. Außerdem konnte er ziemlich hoch springen. Verdammt hoch sogar. Er hatte viele Träume und verbrachte viel Zeit in seiner eigenen kleinen Welt, während er gleichzeitig versuchte, alle zu beeindrucken. Es liegt mir fern, Davids frühe Beiträge zur Band zu schmälern. Auch will ich ihm nicht unterstellen, dass er bloß in Edwards Windschatten dahinglitt. Nachdem ich mit beiden Männern eine ganz außergewöhnliche Zeit verbracht habe, denke ich, dass ich über einen besonderen Einblick in ihre komplizierte Beziehung verfüge. Sie waren Freunde, Partner und Rivalen. Sie inspirierten sich gegenseitig und trieben einander zur Weißglut.
Als sie den Namen änderten und die Gartenparty-Konzerte so groß wurden und so aus dem Ruder liefen, dass oftmals die Polizei verständigt wurde, war bereits ein neuer Bassist zur Gruppe gestoßen. Sein Name lautete Michael Anthony Sobolewski, obwohl er Van-Halen-Fans besser unter seinem Bühnennamen Michael Anthony bekannt sein dürfte. Warum Michael seinen Namen offiziell änderte, um seine ethnische Herkunft zu verstecken – er kam aus Chicago und war polnischer Abstimmung –, weiß ich leider nicht. Der junge Michael war kein Mann, der seine Ängste und tiefergehenden Gefühle mit anderen teilte. Er war freundlich und sympathisch – und ein bisschen ein Einzelgänger.
Michael hatte früher Baseball gespielt und war schon Mitglied in etlichen Bands gewesen, als er und Eddie sich am Pasadena City College kennenlernten. Als Mark Stone der Band den Rücken kehrte, forderte Edward Michael auf, als dessen Ersatzmann vorzuspielen. Er bestand den Test und nahm die Einladung an, als letztes Bandmitglied zu Van Halen zu stoßen. Wenn auch nicht der beste Bassist aller Zeiten, so war er doch ein solider Begleitmusiker, dessen meistunterschätzte Fähigkeit möglicherweise darin bestand, bei Live-Auftritten die Backing Vocals beizusteuern. Er besaß tatsächlich eine sehr hübsche Stimme. Rein gesanglich ließ er womöglich sogar David hinter sich, doch es gehört mehr als das dazu, um als Leadsänger zu glänzen. Michael verfügte definitiv nicht über Davids Charisma oder seine einzigartige Bühnenpräsenz. Er füllte zufrieden seine Rolle aus und tat dies genau so, wie es von ihm erwartet wurde.
Die ersten drei Jahre nach ihrer Gründung rackerten sich Van Halen ab und spielten so oft es möglich war in kleinen Clubs und Highschool-Turnsälen, auf vorstädtischen Gartenpartys und Bar-Mizwas. Sie druckten ihre Flyer aus und verteilten sie an örtlichen Schulen und Burgerständen, bis sie sich eine kleine Armee loyaler Fans vor Ort erarbeitet hatten. Sie taten es somit jedem anderen gleich, der ebenfalls einen Traum verfolgt: Sie rissen sich den Arsch auf, waren umtriebig und brachten die Leute dazu, über sie zu sprechen. Van Halens Ruf in Südkalifornien bestand darin, eine trinkfeste, hart arbeitende und hart feiernde Truppe zu sein, die man im Auge behalten sollte. Kurzum, Van Halen standen mehr als irgendwer sonst für Party. Diese Reputation war hundertprozentig verdient, und es dauerte nicht lange, bis sie in Schuppen wie dem Whisky a Go Go oder Gazzarri’s auftraten, die praktischerweise beide auf dem Sunset Strip lagen. An letzterem Ort, wo sie einst, da zu laut, abgewiesen worden waren, sprach sie übrigens später niemand Geringeres als Gene Simmons von KISS an. Er half den Jungs, ein Demo zusammenzustellen, das er dann seinem eigenen Management vorspielte – woraufhin sich das gute Stück prompt in der Mülltonne wiederfand.
Sogar, als Van Halen sich langsam zu einer angesagten Aktie in der Partystadt Los Angeles entwickelten, blieben sie aber nur einer von vielen Möchtegern-Acts. Dies war das Zeitalter der Vinyl-LP: Plattenfirmen machten Mörder-Umsätze und gaben gegenüber ihren Bands, Veranstaltern und der gesamten Industrie im Allgemeinen unmissverständlich den Ton an. Die Anwälte, die die Bands und ihre oftmals unerfahrenen Manager berieten, standen bis zu einem gewissen Grad ebenfalls auf den Gehaltslisten der Labels. Einfach ausgedrückt: Die jungen und willigen Van Halen, obwohl talentiert und vor Potenzial nur so strotzend sowie mit einem einzigartigen Sound ausgestattet, mussten sich Kräften unterwerfen, auf die sie keinen Einfluss besaßen.
Dennoch war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand Van Halen richtig einschätzte und ihre kommerzielle Zugkraft erkannte. In diesem Fall handelte es sich um Mo Ostin, Vorstandsvorsitzender bei Warner Bros. Records, sowie Ted Templeman, seines Zeichens Produzent der Extraklasse. Abgesehen von etlichen Hitsingles in den Sechzigern und Siebzigern arbeitete Ted auch mit Van Morrison, den Doobie Brothers, Eric Clapton (Eddies großem Idol), Aerosmith, Carly Simon und Fleetwood Mac sowie vielen anderen, für die er einige bahnbrechende Alben jener Ära produzierte. Um 1977 herum galt er jedenfalls bereits als Legende. Er und Mo gehörten schlichtweg zu den mächtigsten und einflussreichsten Männern der Plattenbranche. Ihre Anwesenheit im Starwood, einem Club in Hollywood, lieferte den Funken für eine explosive Show, die Van Halens schicksalsverändernden Aufstieg zum Starruhm einläutete: Verabschiedet euch von Gartenpartys und Bar-Mizwas. Vergesst südkalifornische Clubs mit einer Kapazität von gerade mal 300 Leuten. Praktisch über Nacht wurden Van Halen zum letzten Schrei.
Ein paar Monate später unterschrieben sie bei Warner Bros. und bereiteten sich auf ihre erste landesweite Tour vor. Und nachdem ich bereits die Sex Pistols erfolgreich betreut hatte, verspürte Carl Scott ein gutes Gefühl dabei, mir Van Halen anzuvertrauen. Er wollte mir klarmachen, welch fantastische Möglichkeit dies sei, weshalb er an jenem Tag in seinem Büro auch nicht mit Superlativen geizte.
„Diese Band wird alles für uns verändern“, erklärte Carl. „Und auch für dich.“
Ich unterschätzte, wie richtig er damit lag.
Im Januar 1978, als ich mich mit den Sex Pistols auf Achse befand, vertrieb Warner Bros. gerade eine Van-Halen-EP mit fünf Songs, gepresst auf rotes Vinyl. Die Platte gelangte nicht in den offiziellen Verkauf, sondern wurde nur Radiosendern zugänglich gemacht, um Vorab-Airplay zu generieren. Die Plattenhülle zierte einerseits die Tracklist mit den Songs „Runnin’ with the Devil“, „Eruption“, „Ice Cream Man“, „You Really Got Me“ und „Jamie’s Cryin’“ sowie andererseits ein Bild von Elmer Fudd, der aus dem Looney Tunes-Logo hervorlugt – immerhin handelte es sich um ein Warner-Produkt. Diese EP erzielte präzise den vorgesehenen Effekt: Sie lief oft genug im Radio, um den Appetit der Öffentlichkeit auf eine Band anzuheizen, die versprach, dem Genre des Gitarrenrocks neues Leben einzuhauchen. (Van Halen sollten gelegentlich auch als Heavy Metal charakterisiert werden, obwohl die Musik der Band viel zu melodisch und zugänglich war, um dieser Kategorie gerecht zu werden.)
Der Großteil der Songs wurde im Herbst 1977 im Studio Sunset Sound Recorders in Hollywood СКАЧАТЬ