Название: Van Halen
Автор: Joe Layden
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
Серия: Rockbiographien
isbn: 9783854456445
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Van Halen brachten eine Menge Schwung in die Sache, und sobald sie angekündigt wurden, begann der Vorverkauf in die Gänge zu kommen. Wir waren neu, frisch und aufregend. Doch Journey waren zu diesem Zeitpunkt der bekannteste der drei Acts, weshalb ihnen die Rolle des Headliners zufiel. Damit hatten wir kein Problem. Das eröffnete den Jungs die Möglichkeit, vor einem größeren Publikum als je zuvor aufzutreten und an ihrer Live-Präsentation zu feilen, ohne sich dabei jener Erwartungshaltung stellen zu müssen, mit der sich der Headliner konfrontiert sah. Wenn sie gut genug wären, würden sie diesen ohnehin von der Bühne fegen.
Eine Tour gehorcht den Regeln der Leistungsgesellschaft. Es kann schon eine große Herausforderung darstellen, wenn man vor einem Publikum auftreten muss, das fast ausschließlich aus Fans des Headliners besteht. (Später nannten wir die Vorband „T-Shirt-Acts“, da sie auf die Bühne mussten, wenn die Fans noch draußen standen, um sich mit Merchandise-Artikeln einzudecken.) Doch manchmal, wenn es eine Band echt draufhat, gelingt es ihr, das Publikum für sich zu begeistern. Genau so eine Band waren Van Halen, daran bestand kein Zweifel. Wir waren uns sicher, dass es nicht lange dauern würde, bis alle Augen auf uns gerichtet sein würden.
Aber nichts ist jemals wirklich einfach, wenn man auf Tour ist.
Wir trafen im Aragon am frühen Nachmittag ein und richteten uns in einer winzigen Garderobe ein. Wir hatten kaum Platz, und der Raum war schlecht beleuchtet, das war jedoch ganz sicher nicht außergewöhnlich. Aber es reichte selbstverständlich, um sich seine Straßenkleidung auszuziehen und in die Bühnenklamotten zu schlüpfen. Zum Teufel noch mal, diese Jungs hatten sich jahrelang in ihren Autos oder der Umkleidekabine ihrer alten Highschool umgezogen – falls sie das überhaupt taten.
Eine neue Band auf Tour zu begleiten, ist deshalb so schön – und witzig –, weil keiner hohe Ansprüche stellt und alle sich pflegeleicht geben. Obwohl alle ein wenig nervös waren, zeigten sich Van Halen in erster Linie begeistert darüber, mal aus Südkalifornien herauszukommen. Abgesehen von David waren sie noch nicht unbedingt weit gereist. Und nun standen sie hier in Chicago. Sie waren total aus dem Häuschen und scherten sich einen Dreck um ihre Garderobe.
Leider war nicht nur die Garderobe ein wenig zu klein. Ihr müsst verstehen, dass nicht immer genug Platz für die Ausrüstung einer jeden Band vorhanden ist, wenn man drei Acts am selben Abend in ein und derselben Location bucht. Als Headliner genossen Journey gewisse Vorrechte. Montrose stand in der Hierarchie an zweiter Stelle. Da zwischen den Auftritten der einzelnen Acts nicht genügend Zeit ist, um das Equipment ab- und wieder aufzubauen, müssen sich die Crews untereinander arrangieren. Die Verstärker und Instrumente des Headliners werden ganz hinten auf der Bühne platziert. Der mittlere Act wird auch räumlich in der Mitte positioniert. Und die Vorband muss damit Vorlieb nehmen, was vorne am Bühnenrand noch übrig ist. Nachdem eine Band ihr Set beendet hat, wird ihr Kram dann abgebaut oder zur Seite geräumt.
Als wir anfingen, unser Equipment vor Journeys und Montroses Wand aus Verstärkern und Drums aufzustellen, blieb uns fast kein Platz mehr. Die anderen beiden Bands hatten so lange mit ihrer Ausrüstung gebraucht, dass unsere Crew nun unser Equipment durch den Vordereingang auf die Bühne bringen musste. Auf der Bühne selbst blieb David, Edward und Michael gerade mal eine Fläche von vier bis fünf Meter Breite. Für David (und bis zu einem gewissen Grad auch Edward) stellte dies eine ernsthafte Einschränkung dar. Schließlich war er daran gewöhnt, frei über die Bühne und sogar hinaus ins Publikum zu sprinten. Er nutzte einfach jeden Quadratzentimeter für seine Darbietung aus.
Während die Jungs immer noch in der Garderobe abhingen, ging ich in die Arena hinaus, um die Lage zu checken. Die Bühne war hoffnungslos überfüllt. Überall standen Ausrüstungsgegenstände. Verworrene, miteinander verknotete Stromkabel bildeten regelrechte Nester auf dem Hartholzfußboden und stellten ein weiteres potenzielles Hindernis dar. Mein erster Zwischenstopp führte mich zum Mischpult, wo Tom Broderick, unser Tontechniker, gerade schwer beschäftigt war.
„Wie läuft’s denn so?“, fragte ich ihn.
Er hob den Daumen und schenkte mir ein zuversichtliches Lächeln.
Als Nächstes stattete ich Peter Angelus, unserem jungen und unerfahrenen (aber hochtalentierten) Beleuchter, einen Besuch ab. Peter sollte eines Tages ein erfolgreicher Kameramann, Musikvideo-Regisseur und Manager werden, doch damals war er mehr oder weniger ein Neuling im Geschäft. Bevor ich noch den Mund aufmachen konnte, fiel mir auf, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Petes Gesicht war aschfahl und seine Züge grimmig. Schnell hüpfte ich auf die Plattform neben ihm.
„Hey, Pete. Gibt es ein Problem?“
Er nickte.
„Mein Headset funktioniert nicht richtig. Ich kann mich nicht mit den Jungs austauschen, die die Spotlights bedienen.“ Er hielt kurz inne. „Wir sind im Arsch.“
Streng genommen lag er richtig. Pete verbrachte in der Regel den ganzen Abend damit, via Headset Anweisungen zu erteilen, wann die Spots zum Einsatz kämen. Es war eine komplizierte Choreografie und verlangte von allen Beteiligten völlige Konzentration. Pete hatte bereits einige Van-Halen-Konzerte gesehen, weshalb er ihre Bühnenshow sehr genau kannte. Doch ohne funktionierende Headsets schien er praktisch hilflos zu sein – wie ein Fluglotse ohne Radar.
Aber die Show muss weitergehen, nicht wahr?
Als ehemaliger Tontechniker und Bühnenmanager hatte ich bereits so ziemlich alles erlebt, was bei einer Liveshow schiefgehen kann. Und irgendwie ließ sich doch stets eine Lösung finden.
„Keine Panik, Peter“, sagte ich. „Ich hab da eine Idee.“
„Wie sieht die aus?“
„Ich dirigiere die Spots, während du dich um die Beleuchtung kümmerst.“
Peter sah mich, als ob ich nicht mehr alle Latten am Zaun gehabt hätte.
„Nichts für ungut, Noel, aber du hast ihre Show noch kein einziges Mal gesehen.“
Ich lachte. Das ließ sich natürlich nicht von der Hand weisen. Es war mir aber auch egal. Schwere Zeiten verlangten nach drastischen Maßnahmen.
„Dann werde ich eben improvisieren müssen“, antwortete ich.
Ich sprang von der Plattform herunter und begab mich zu jener Leiter, die mich wiederum zu den vier Jungs führte, die die Spotlights bedienten. Sie alle hielten ihre nun nutzlosen Headsets in Händen.
„Okay“, sagte ich, „ich werde die Spots von hier aus dirigieren.“
Sie sahen mich mit fragenden Mienen an. Dann zuckten sie mit den Schultern. Ich verstand das weder als Gleichgültigkeit noch als Mangel an Respekt. Diese Typen waren schlicht unerschütterlich – genau das, was man in einem Krisenfall braucht. Wie sich herausstellte, waren sie vom Fach, was meine improvisierte Herangehensweise an diesen Abend letzten Endes viel erfolgreicher erscheinen ließ, als das ansonsten der Fall gewesen wäre.
Ich blickte auch meine Armbanduhr und realisierte, dass Van Halen in weniger als einer halben Stunde auf die Bühne müssten. Also kletterte ich die Leiter hinab und eilte zu ihrer Garderobe. Die Jungs waren sichtlich nervös. Das war angesichts dessen, was auf dem Spiel stand, auch verständlich, doch die Unruhe wurde sicherlich auch durch das allgemein beengte Gefühl und das Chaos rund um die Show verstärkt. Und nun lag es an mir, noch ein wenig mehr zur Anspannung beizutragen.
„Hört mal, Jungs, es gibt da ein Problem mit Peters Headset. Ich werde die Spots vor Ort dirigieren.“
Zuerst СКАЧАТЬ