Van Halen. Joe Layden
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Название: Van Halen

Автор: Joe Layden

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия: Rockbiographien

isbn: 9783854456445

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СКАЧАТЬ Brusthaare hervorquillt, während er zum Beat von Alex’ Drums herumspringt. Er zieht die Aufmerksamkeit jeder einzelnen hier versammelten Person auf sich.

      Mitten während eines von Eddies weißglühenden Solos hüpft David vom Schlagzeugpodest und erreicht dabei einen Luftstand von gut drei Metern. Er hat sich den Hintern abgearbeitet, um diese Einlage zu perfektionieren, wobei er sich sogar einige Verletzungen zuzog – doch mittlerweile ist ihm der Sprung in Fleisch und Blut übergegangen. Er befindet sich in spitzenmäßiger körperlicher Verfassung. Er ist 27 Jahre alt und noch nicht gezeichnet vom Zahn der Zeit, den Drogen oder dem Alkohol. Ich hatte damals bereits schlechte Erfahrungen mit Dave gemacht und würde auch in Zukunft noch welche mit ihm machen, aber wenn ich ihn so dabei beobachte, wie er über die Bühne tanzt, ja wirbelt, muss ich einräumen, dass der Typ eine teuflisch gute Show abliefert. Dave wusste immer schon, was er wollte. Und mehr als irgendetwas sonst im Leben wollte er: berühmt sein.

      Mission erfüllt.

      Er lässt noch mehr improvisierte Sprüche vom Stapel, allerhand verrückten Scheiß, der ihm im Augenblick einfällt. Dave ist ein bunter Mix aus popkulturellen Archetypen: teils Stand-up-Komiker, teils Vegas-Troubadour, teils Heavy-Metal-Samurai. Die anderen Jungs lachen über seine Faxen. Mir scheint, dass zumindest, solange sie auf der Bühne stehen, alles in Ordnung ist in der Welt von Van Halen.

      Während Michael die ersten Töne von „Runnin’ with the Devil“ anspielt, beginnt das Publikum zu headbangen. Dieses Riff wird als eines der eingängigsten in die Annalen des Rocks eingehen. Ich muss lächeln. Das ist jener Augenblick, der mir zeigt, dass es die Mühe wert ist. Ein Augenblick, so rein und voller Freude – so von Rock ’n’ Roll erfüllt –, dass ich mich glücklich schätze, ein Teil davon sein zu dürfen. Doch dieser Moment bringt mich auch zum Grübeln: Wie lange kann das gutgehen?

      1

      Wir bekamen sie zum Spottpreis

      Musik ist mein Leben. Zumindest war das viele Jahre lang so. Ende der Siebzigerjahre verdiente ich mir beim legendären Bill Graham meine Sporen als Bühnenmanager und Tontechniker im Fillmore East und arbeitete in Europa unter anderem für die Rolling Stones. Ich liebte Rock ’n’ Roll und das dazugehörige Leben: die Welt bereisen, unterschiedliche Kulturen erleben, sich niemals auf eine schnöde Existenz mit geregelten Arbeitszeiten einlassen.

      Zugegeben, Rockstars sind nicht immer die einfachsten Leute, mit denen man zusammenarbeiten kann, doch im Großen und Ganzen überwogen die positiven Aspekte. Ich war jung, Single und angetan vom freigeistigen, vagabundenhaften Lebensstil. Er passte zu mir, und ich bewährte mich bei so ziemlich jeder Aufgabe, die sich mir stellte.

      Doch nichts hätte mich auf den siebenjährigen Trip mit Van Halen vorbereiten können. Wenn ich von „Van Halen“ spreche, dann beziehe ich mich auf die originale Besetzung der Band, die 1985 mit dem Ausstieg von David Lee Roth ihr Ende fand. (Ich nahm ungefähr zur selben Zeit wie er meinen Hut, was, wie ihr sehen werdet, kein Zufall war.) Nichts gegen Sammy Hagar – ein guter Sänger und nach dem, was man so hört, ein angenehmer Zeitgenosse –, doch die echten Van Halen starben mit dem Abschied von David. Ich meine das sowohl als Kompliment als auch als Schmähung, da Davids Ausstieg zum Niedergang einer Band führte, die sich auf dem Höhepunkt ihrer Möglichkeiten und Popularität befand und die Musikszene locker noch ein Jahrzehnt hätte beherrschen können, wenn gesunder Menschenverstand und Vernunft obsiegt hätten.

      Vielleicht ist das ja auch einer der Gründe, warum Van Halen so großartig waren: Fast von Anfang an wirkte diese Band, als ob ihr nur eine geringe Halbwertszeit beschieden wäre. Zu viel Talent, zu viel Ego, zu viele unvereinbare Charaktere, zu viel Drogen und Alkohol. Die Musiker mussten daher gleich richtig gut sein, weil sie auf keinen Fall lange zusammenbleiben würden.

      Nicht, dass mir das im späten Januar 1978 bewusst gewesen wäre, als ich einen Anruf von Carl Scott erhielt, Senior Vice President von Warner Bros., der für den Aufbau der Künstler und Touren zuständig war. Damals lebte ich zwar eigentlich in New York, doch hatte ich im Hyatt House auf dem Sunset Boulevard so etwas wie ein zweites Zuhause gefunden. Das Hyatt House trug den Spitznamen „Riot House“, da es sich bei Bands, die gerade in Los Angeles weilten, um im Whisky a Go Go oder einem der anderen nahegelegenen Clubs zu spielen, besonderer Beliebtheit erfreute. Wie schon gesagt, der Rock ’n’ Roll war mein Lebensinhalt – egal, ob ich gerade auf Achse war oder nicht. Ich war 31 Jahre alt und passte gut in dieses Hotel, das regelmäßig von zugedröhnten Rockern mitsamt ihren Entouragen heimgesucht wurde. Da fühlte ich mich zu Hause. Nun, es gab dort weniger Kakerlaken, aber man kann schließlich nicht alles haben, oder?

      Obwohl rein technisch unabhängiger Unternehmer mit bestimmtem Auftrag, war ich letzten Endes aber doch auch ein Angestellter von Warner – und Carl Scott mein Mentor. Carl – ein begnadeter Geschäftsmann und mit einem großen Herzen gesegnet – brachte mir viel über die Musikindustrie bei und sah zu, dass ich ständig mit Arbeit eingedeckt war. Obwohl ich in meinen jungen Jahren in erster Linie als Tontechniker und Bühnenmanager unterwegs gewesen war, hatte ich damals gerade eine kurze, aber dennoch überaus denkwürdige Zeit als Tourmanager der Sex Pistols hinter mir – jener berüchtigten Punkband um Sänger John Lydon alias Johnny Rotten und den Bassisten bzw. Junkie Sid Vicious. Die Pistols – 1975 vom Londoner Künstler, Boutiquenbesitzer und Bilderbuch-Narziss Malcolm McLaren als eine Art Gimmick zusammengestellt – schickten sich an, dem englischen Klassendenken den Mittelfinger entgegenzustrecken, und bewarben gleichzeitig kostenlos McLarens Laden. Nach einigen Besetzungsänderungen und der Veröffentlichung des bahnbrechenden Punk-Albums Never Mind the Bollocks avancierten sie kurzfristig wenn schon nicht zur angesagtesten, dann zumindest doch zur umstrittensten Band der Welt. Keiner polarisierte so wie sie.

      Die Sex Pistols waren der Vorzeige-Act der aufstrebenden Punk-Bewegung; sie bedienten sich sowohl bei den Ramones aus New York als auch bei all den britischen Bands, die vor ihnen gekommen waren. Sie waren explosiv und giftig, angetrieben nicht etwa von dem Wunsch, die musikalische Landschaft umzukrempeln, sondern vielmehr von einer tödlichen Kombination aus Wut, Alkohol, Drogen und jugendlichem Überschwang. Sie schlugen hart und schnell zu und demolierten alles, was sich ihnen in den Weg stellte, nur um schließlich auszubrennen, noch bevor sie wirklich in die Gänge gekommen waren. Obwohl sie von Kritikern aufgrund ihres offenkundigen Nihilismus und ihrer Bühnen-Eskapaden – Vicious schnitt sich etwa mit zerbrochenen Bierflaschen und Lydon gab sich größte Mühe, das Publikum mit seinen Tiraden in Rage zu versetzen – mitunter abqualifiziert wurden, hatte die Band mehr zu bieten, als auf den ersten Blick zu erkennen war. Tatsächlich handelte es sich bei den Pistols nämlich um eine sensationelle Band, deren einziges Album zu den einflussreichsten und umjubeltsten LPs aller Zeiten gehört. Sie waren ein unerbittlicher Live-Act, der ältere und gesetztere Vertreter der Musikindustrie verschreckte – ganz zu schweigen von den Eltern jener Jugendlichen, die sich Never Mind the Bollocks kauften und ihre Shows besuchten, obwohl diese nicht nur als rau und tumultös, sondern sogar als richtiggehend gefährlich galten. Ungeschliffen wie sie waren, machten sie ihren Mangel an musikalischer Kultiviertheit mittels eines irren Energie-Levels und einer Live-Show wett, die stets drohte, in pure Anarchie auszuarten. Dass sie oftmals betrunken oder zugedröhnt zu ihren Konzerten oder Interviews erschienen und nicht ungern auch mal Reporter und unbeteiligte Zuschauer beschimpften, war de facto noch ein Bonus und trug letztendlich nur zu ihrer Strahlkraft und Vermarktbarkeit bei.

      Natürlich gab es auch Probleme. Als die Sex Pistols im Januar 1978 zu ihrer ersten und einzigen US-Tour anreisten, war die Führungsetage von Warner Bros. gleichzeitig sowohl aus dem Häuschen als auch verängstigt. Hier handelte es sich ja um eine wichtige Band mit einem enormen kommerziellen wie künstlerischen Potenzial. Aber die Pistols galten auch als Truppe, die in vielerlei Hinsicht so schwierig und herausfordernd war, dass sie jeden Moment implodieren konnte. Ihre Konzerte zu Hause in Großbritannien waren regelmäßig von Gewalt und obszönen Bühnenansagen geprägt. Verzögerungen und Absagen waren an der Tagesordnung, da Veranstalter und lokale Behörden sich СКАЧАТЬ