Giganten. Ernst Hofacker
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Название: Giganten

Автор: Ernst Hofacker

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854453642

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СКАЧАТЬ im Rahmen seiner Never Ending Tour weit über 2.000 Konzerte in allen Teilen der Welt gespielt. Zum Vergleich: Vom Beginn seiner Karriere 1962 bis zum Sommer 1988 waren es ganze 485! Und ein Ende des Marathons ist nicht abzusehen. Sollte die niemals endende Tournee dennoch eines Tages aufhören, Bob Dylan hätte außerhalb der Konzerthallen immer noch eine große Zukunft – als Radiomoderator. Seit Mai 2006 erfreut der Mann, für den das Radio in der Kindheit und Jugend die Nabelschnur zur Welt der Musik bedeutete, an jedem Mittwoch die Hörer des US-Satellitensenders »XM« mit seiner Theme Time Radio Hour. Darin stellt er als Moderator selbst gewählte Songs zu ausgesuchten Themenkomplexen vor. Mal geht es dabei um »Weather«, mal um »Mothers«, mal den »Devil«, »Flowers« oder, natürlich, »Drinking«. Die Sendung ist ein Riesenerfolg, der englische Observer schwärmt: »Ein Triumph! Anders als alles andere!« Und der Boston Herald attestiert: »Er ist informativ und witzig – sein Geschmack ist makellos!« Man möchte hinzufügen: Er ist charmant und amüsant obendrein. Denn zwischen den Songs gibt Dylan mit sonorer Raspelstimme und in dem ihm eigenen Sprechsingsang jede Menge Wissenswertes aus dem Leben obskurer Musiker zum Besten. Wer könnte das besser als ein alter Herumtreiber wie er, der inzwischen auch den Weg nach Hause gefunden hat?

      Empfehlenswert:

      Highway 61 Revisited (1965)

      Das erste durchgehend elektrische Werk in Dylans Katalog und gleichzeitig die Momentaufnahme einer kulturellen Revolution. Noch waren die Beatles drüben in England ihrer naiven Phase nicht ganz entwachsen, da schnappte sich Dylan eine Rock’n’Roll Band und nahm mit Like A Rolling Stone das Manifest der noch jungen Jugendkultur auf, stellte in Ballad Of A Thin Man Opportunismus und Heuchlertum bloß und beschwor im grandiosen elfminütigen Alptraum von Desolation Row die Apokalypse moderner Zivilisation. Nach diesem Album war Pop nicht mehr das, was er bis dahin gewesen war. Plötzlich war Pop hart, böse, politisch, poetisch und gleichzeitig sexy und cool. Und Dylan war Gott.

      Dylan (Compilation)

      Die wohl gelungenste und sorgfältigste Zusammenstellung von Dylan-Songs aus sämtlichen Dekaden seiner nunmehr fast 50-jährigen Karriere. Seine folkloristischen Anfänge sind auf diesem 51 Songs umfassenden 3-CD-Set ebenso vertreten wie die großen Klassiker der Sechzigerjahre, die introvertierten Meisterstücke der Blood On The Tracks-Ära, der gelegentlich erratische Output der Achtzigerjahre und auch einzelne Tracks der großartigen Alben der letzten Jahre. Das Ganze steckt in einer liebevoll ausgestatteten Box inklusive 40-seitigem Booklet. Perfekter Grundkurs für angehende Dylanologen.

      No Direction Home (DVD)

      Im Jahr 2005 drehte der amerikanische Starregisseur Martin Scorsese eine zweiteilige TV-Dokumentation über Dylans Aufstieg vom unbekannten Provinzsänger zum Superstar der Swinging Sixties. Der Film konzentriert sich also auf die Zeitspanne von Ende der Fünfzigerjahre bis etwa 1966, als Dylan mit dem Material seines Doppelalbums Blonde On Blonde in England auf Tournee ging. Gerahmt von ausführlichen Interviewsequenzen mit dem Sänger, montiert No Direction Home zeitgeschichtliches Originalmaterial mit Filmaufnahmen aus dieser frühen Phase von Dylans Karriere. Herausgekommen ist dabei ein intensives Zeit- und Künstlerporträt, das trotz seiner insgesamt dreieinhalb Stunden Laufzeit nicht eine Sekunde langweilt und interessante Aufschlüsse über Dylan, seinen Aufstieg und nicht zuletzt die Sechzigerjahre gibt.

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      DES TEUFELS RECHTE HAND

      Das kleine Einmaleins des Keith Richards

       Den einen gilt der Gitarrist der Rolling Stones als schlampiges Genie, den anderen allenfalls als geniale Schlampe. Unnachahmlich brachte es Keith Richards einst selbst auf den Punkt: »It’s five strings, three chords, two fingers and one asshole!« Der Reihe nach…

      One Asshole - Keith Richards: »Wäre ich nicht ein erfolgreicher Musiker geworden, ich hätte wohl als Gammler geendet, aber als einer mit Niveau.« Eine charmante Selbsteinschätzung, die als Schlüssel gelten darf zur Persönlichkeit dieses Mannes, den ein Musikerkollege mal einen »Muddy Waters in the making« nannte. Richards, geboren mitten im vom Naziterror geprägten englischen Kriegswinter 1943, hat sich bis auf den heutigen Tag sein ebenso einfaches wie pointiertes Weltbild bewahrt. Hitlers Bombardements nahm er persönlich, noch heute erzählt er gerne, dass »der Führer hinter mir her war, kaum dass ich auf der Welt war«. Tatsache (oder schöne Legende): Als Klein-Keith in seinem ersten Jahr mit Mama Doris vom Einkaufen zurückkehrte, fand er sein Elternhaus zerstört – eine V1 war buchstäblich in Keiths Kinderbett detoniert. Unser Held war knapp davongekommen.

      Ähnlich betrachtet Richards auch seinen mehr als zwei Dekaden währenden Zermürbungskrieg mit der Staatsmacht diverser Länder: »Ich war eine ganze Zeit lang die Nr. 1 auf ihrer Liste!« Mal erteilten sie ihm, wie einst in Frankreich, Einreiseverbot; mal zerrten sie ihn, wie im heimischen England, vor den Kadi und steckten ihn 1967 gar in den Knast; mal buchteten sie ihn, wie 1972 in den USA, ein, weil er sich mit einem Bullen geprügelt hatte; und zu guter Letzt, 1977 in Kanada, nahmen sie ihn hoch und klagten ihn des Drogenhandels an, was bekanntlich um ein Haar zu einer mehrjährigen Haftstrafe geführt hätte. Keith gegen den Rest der Welt – so lief das, zumindest aus Sicht des notorisch eigensinnigen Instinktmenschen Richards, dessen Moralkodex schon immer näher an dem eines Karibik-Piraten als dem des durchschnittlichen Westeuropäers orientiert war.

      Seit Mr. Rock’n’Roll allerdings in die Jahre gekommen und inzwischen gar Großvater geworden ist, hat sich auch sein Verhältnis zur Obrigkeit geändert: »Heute wollen sie Autogramme von mir«, grinst der mittlerweile 66-Jährige. Dass er trotzdem nach wie vor von Dämonen getrieben ist, ahnt jeder, der zum Beispiel Losing My Touch, seine düster in Verlust und Paranoia getauchte Ballade vom Jubiläumsalbum 40 Licks, mal genauer anhört. Nicht umsonst nannte ihn Ober-Satanist Kenneth Anger mal »des Teufels rechte Hand«. Soweit das öffentliche Image. Dahinter indes verbirgt sich eine komplexe Persönlichkeit, die selbst engsten Freunden mitunter verschlossen bleibt. So dürfte es nicht nur Stones-Novizen überraschen, dass Keiths Alter Ego Mick Jagger den Mann, der für Legionen von Gitarristen das supercoole Rollenmodell abgab, auch heute noch als »extrem schüchternen Menschen« einschätzt, »der unter Leuten nicht wirklich aus sich herauskommt«, wie der Sänger in der DVD-Dokumentation Four Flicks wissen lässt. Die 2007 im Alter von 91 Jahren verstorbene Mutter Doris plauderte schon vor langer Zeit aus, dass die lebendigste Leiche des Rock’n’Roll »etwas von einem Muttersöhnchen« hatte. Andererseits zögert Richards keine Sekunde, etwa ungebetenem Besuch aus dem Publikum auf der Bühne eigenhändig mit der geschwungenen Telecaster den Scheitel zu ziehen.

      Mit zunehmendem Alter hat der ein Leben lang durch die Welt zigeunernde Richards zudem die Werte der Familie entdeckt. Seit Jahren schon lebt er mit Frau und Kindern in einem Refugium bei Weston im US-Bundesstaat Connecticut. Mit Ehefrau Patty Hansen, einem ehmaligen Fotomodell, hat er nunmehr 26 gemeinsame Ehejahre hinter sich – für einen Mann, der in der öffentlichen Wahrnehmung nach wie vor als Synonym für die Dreifaltigkeit von Sex & Drugs & Rock’n’Roll steht, eine überraschend lange Zeit. Es sieht so aus, als sei die Familie dem Gitarristen zur unverzichtbaren Stütze und Kraftquelle geworden. Er selbst beschreibt es in der ihm typischen Mischung aus Pragmatismus und Philosophie: »Wenn du die Chance hast, es mal auszuprobieren, mach es, denn es ist eines der speziellsten Dinge, die du auf dieser Erde erfahren kannst. Es ist das letzte fehlende Teil des Puzzles, das dir zeigt, worum es im Leben geht.«

      Ein Mann mit vielen Facetten also – der als Musiker zu einem der großen Originale der Rock-Ära wurde. Wer, wie die britische Journalistin Barbara Charone schrieb, »mit fünf um alles in der Welt Roy Rogers« sein wollte, einem britischen Gericht ins Protokoll diktierte, dass er nicht beabsichtige, »über die Armseligkeit der herrschenden Moral zu streiten« und überdies auf seine Plektren die Worte »Ich bin unschuldig« drucken ließ, der schlägt sich СКАЧАТЬ