Giganten. Ernst Hofacker
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Название: Giganten

Автор: Ernst Hofacker

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

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isbn: 9783854453642

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СКАЧАТЬ Keith, in Berlin war bestes Sommerwetter! »Okay, hör zu: Auf der Bühne zählt nur der Moment! Im Unterschied zum Studio hast du dort nur einen Take. Live spielen ist eben gefährlich, jederzeit kann etwas schief gehen. Vielleicht macht es ja deshalb soviel Spaß.« Eine Anekdote, die Richards’ Philosophie als Musiker auf den Punkt bringt. Wer braucht auswendig gelernte Kunststücke? Wer will dröges Handwerk mit Netz und doppeltem Boden? Richards’ Attitüde ist die des Jazzers. Eine Haltung, die sich auf den von biederen Akkordarbeitern und eitlen Posern dominierten Rockbühnen dieser Welt nur noch selten findet. Und die sich zum Beispiel in den Sessions auf Four Flicks (Extreme Western Grip, Well Well) in Reinkultur und phasenweise natürlich bei den Konzerten beobachten lässt (in dieser Hinsicht unbedingt zu empfehlen: Martin Scorseses meisterhaftes Stones-Porträt Shine A Light von 2008). So betrachtet, sind die Rolling Stones im tiefsten Grunde ihres Herzens eine Jazzband und Keith Richards näher an Louis Armstrong als an Jimi Hendrix oder Stevie Ray Vaughan. Darin ist er Leuten wie John Lee Hooker oder Muddy Waters, die sich um das klassische Bluesschema nie sonderlich scherten, nicht unähnlich.

      Five Strings - Richards’ Gitarren: Das Image vieler klassischer E-Gitarrenhelden ist entweder mit der Fender Stratocaster oder Gibsons Les Paul verbunden. Jimi Hendrix, Eric Clapton, Jeff Beck und Rory Gallagher selig etwa gehören zur Strat-Fraktion, Jimmy Page, Paul Kossoff und Duane Allman, um nur ein paar zu nennen, sind Paula-Fans. Mit der Fender Telecaster indes sind, wenn wir von Status Quo und weniger bekannten Virtuosen wie Roy Buchanan oder Mick Ronson mal absehen, eigentlich nur zwei Leute wirklich berühmt geworden: Bruce Springsteen und Keith Richards – beide übrigens Spieler, die weniger Wert auf Virtuosität sowie klang- und spieltechnische Innovation legen als auf einen klaren Vintage Sound. Dabei kommt Keith erst spät auf den Geschmack. Als er die Tele für sich entdeckt, müssen sich die Stones schon Rock-Opas schimpfen lassen. Denn erst ab der 1972er-US-Tournee setzt Richards diese älteste in Serie gebaute E-Gitarre regelmäßig auf der Bühne und im Studio ein.

      Vorher, in den Sechzigerjahren, benutzt er andere Gitarren. Zunächst, in den frühen Jahren, eine Harmony Meteor Sunburst, eine damals preiswerte US-Alternative zur teuren Gibson 335. Ab etwa 1965 wird Richards, wie auch die Beatles, von Epiphone mit dem damals populären Casino-Modell ausgestattet, im Prinzip auch dies eine 335-Variante, allerdings ohne Sustainblock und mit P-90-»Eselsohr«-Pickups statt Humbuckern. Wenig später dann besitzt er seine erste Les Paul, eine Standard Sunburst mit Bigsby-Vibratosystem aus den späten Fünfzigerjahren. Die Les Paul gehört für die nächsten Jahre zu seinen Hauptinstrumenten, häufig benutzt er zudem eine schwarze Les Paul Custom, die so genannte »Black Beauty« mit drei (!) doppelspuligen Tonabnehmern, zu hören auf Beggars Banquet. Etwa zur selben Zeit stößt er überdies auf ein obskures Instrument, die nach seinem Erfinder Dan Armstrong benannte Plexiglas-E-Gitarre aus dem Hause Ampeg. Sie gehört neben den Les Pauls für einige Jahre zu seinem Standard-Handwerkszeug. Heute wird die Ampeg Dan Armstrong übrigens wieder hergestellt, Ron Wood benutzt sie gelegentlich, und auch Dave Grohl spielt eine.

      Als Richards ab Ende der Sechzigerjahre häufiger mit offenen Tunings spielt, ärgert er sich darüber, dass die im G-Tuning um einen Ganzton heruntergestimmte dicke E-Saite wegen ihrer nun sehr geringen Spannung reichlich störend dröhnt. Keiths Lösung: Weg damit! Zumal drei Dominanten im Akkord eine zuviel sind. Folgerichtig taucht die Idee auf, eine echte Fünf-Saiten-Gitarre zu bauen, die es bis dahin nicht gibt.

      Während der Aufnahmen zu Exile On Main St. lernt Keith den Gitarrenbauer Ted Newman-Jones III kennen, dem er den Auftrag gibt, ein solches Instrument zu bauen. Die Schwierigkeit dabei: Eine Fünfsaitige braucht nicht nur fünfpolige Tonabnehmer, sie benötigt auch einen speziellen Sattel, eine spezielle Bridge und womöglich auch eine andere Griffbrett-Breite. Richards spielt das Wunderwerk aus der Werkstatt von Newman-Jones eine Zeit lang, unter anderem auf der US-Tournee 1972, allerdings wird die Gitarre sehr bald gestohlen. Seit Mitte der Siebzigerjahre kristallisiert sich aber immer stärker Richards’ Vorliebe für die klobige und an sich wenig vielseitige Telecaster heraus. Sein favorisiertes Exemplar blieb bis heute ein butterscotch-blondes Modell aus den frühen Fünfzigerjahren, das er auf den Namen »Micawber« tauft. Er benutzt sie ausschließlich für Songs in Open G. Ihre Besonderheiten: Sie hat im Unterschied zum Serienmodell einen PAF Humbucker in der Halsposition, nachträglich eingebaute Mechaniken sowie eine nicht originale Messingbrücke.

      Bis in die Achtzigerjahre benutzt er zudem oft eine schwarze Telecaster Custom von 1972. Sie, »Micawber« und Keiths zweitliebste Tele (»Malcolm«), ebenfalls aus den Fünfzigern, jedoch mit Naturfinish, sowie eine weitere Sunburst Tele, Baujahr 1967, gehören bis heute zu seinen wichtigsten Bühnengitarren. Für Standardstimmungen hat er lange Zeit, von 1989 bis 1995, eine weiße Music Man Silhouette, eingesetzt, der er immerhin attestiert, es qualitätsmäßig als erste Gitarre seit Jahrzehnten mit den Fünfzigerjahre-Klassikern von Fender und Gibson aufnehmen zu können. Während der letzten Welttourneen sieht man ihn immer häufiger mit zwei Gibson Semi Acoustics. Die eine ist eine Cherry Red ES-355, die andere eine schwarze ES-355 (mit großem Crown Inlay am Headstock). Beide Gitarren sind mit Bigsby-Systemen ausgestattet. Keith benutzte die 355 auf der Licks-Tour besonders gerne, etwa bei Songs wie Gimme Shelter, It’s Only Rock’n’Roll, Satisfaction oder Rock’s Off. Überdies nimmt er auch hin und wieder eine Stratocaster in die Hand, eine Mary Kay-Strat von 1958, die er einst Ron Wood abkaufte und schon im Chuck Berry-Film Hail! Hail! Rock’n’Roll (1987) benutzte. Bei Songs wie Midnight Rambler setzte Keith zuletzt auch gerne eine 59er-Les Paul Junior mit Double Cutaway ein.

      Noch ein Wort zu den aktuell verwendeten Verstärkern: Seit der Bridges To Babylon- und No Security-Tour (1998/99) hat Keith an seinem Set Up nichts Wesentliches verändert. Grundsätzlich lässt sich dazu sagen: Vintage-Technik für -Sound, am besten, man hört das uralte Holz förmlich mitschwingen. So spielt Richards über zwei betagte Fender Twin Reverbs aus den Fünfzigerjahren, der eine mit Tweed bespannt, der andere mit einem in den frühen Sechzigerjahren gebräuchlichen Material, Brown Tolex. An beide Verstärker hängt er 4x12 Mesa Boogie-Boxen. Zudem hat er auf Tour auch noch einen 1956er-Fender Bassman mit vier 10-Zoll-Lautsprechern sowie, für etwas schmutzigere Sounds, ein Marshall Top-Teil an Bord. Im Studio hingegen experimentiert er gerne auch mit alten Vox- und Marshall-Amps.

      Empfehlenswert:

      Forty Licks (Rolling Stones Compilation)

      Die bislang einzige labelübergreifende Kompilation, die das Beste der Rolling Stones von den Anfängen in den Sechzigerjahren bis ins neue Jahrtausend zusammenfasst. Die Band veröffentlichte diese Sammlung aus Anlass ihres 40-jährigen Bestehens im Jahre 2002, das mit entsprechend großer Welttournee gefeiert wurde. Nichts zu hören gibt’s daher vom 2005er-Album A Bigger Bang. Ansonsten aber findet sich unter den 40 Songs fast alles, was die Stones berühmt gemacht hat, von den frühen Monster-Hits wie Satisfaction, Get Off Of My Cloud und The Last Time über die großartigen Singles der mittleren Phase, zum Beispiel Honky Tonk Women, Jumpin’ Jack Flash und Brown Sugar, bis hin zu den späteren Großtaten Miss You, Start Me Up und Anybody Seen My Baby. Dazu gibt’s drei zum Veröffentlichungszeitpunkt des Albums neue Songs, von denen die weltmüde Richards-Ballade Losing My Touch am ehesten überzeugt. Der perfekte Überblick für Stones-Novizen.

      Talk Is Cheap (Soloalbum, 1988)

      Mitte der Achtzigerjahre hing der Haussegen im Lager der Glimmer Twins mächtig schief: Mick Jagger war auf Solotournee und hatte das Interesse an den Stones vorübergehend verloren, Keith Richards reagierte sauer und stellte seinerseits eine eigene Band zusammen. Mit Koryphäen wie Drummer Steve Jordan, Gitarrist Waddy Wachtel und Bassist Charley Drayton spielte er dann sein Solodebüt Talk Is Cheap ein – eine ruppige Reise durch den musikalischen Kosmos des legendären Gitarristen, die deutlich zeigte, wer das musikalische Herz der Rolling Stones ist. Knorriger Rock (Take It So Hard) wechselt hier mit rustikalem Funk (Big Enough), vitalem Rockabilly (I Could Have Stood You Up) und herzlichem Memphis Soul (Make No Mistake). Das vielleicht beste Soloalbum eines Rolling Stone, dem man auch heute nicht anhört, dass es bald 25 Jahre auf dem Buckel hat.

      Gimme СКАЧАТЬ