Название: Abgesoffen - Die Milliardenlüge
Автор: Hajo Maier
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Отраслевые издания
isbn: 9783347310377
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Ein erster Schritt: Er dokumentiert transparent alle wesentlichen Kenngrößen und die Entwicklung des so gesunden Unternehmens für die Anleger in einem neu gestalteten sogenannten Performancereport Anfang 2011, der alle wesentlichen Zahlen, auch kumuliert von 2003 bis 2010, einzeln für 2008, 2009, 2010, enthält. Jedenfalls die Zahlen, die man zeigen möchte. Diesen Report, ein Name den das Papier nicht verdient, gibt es schon ein paar Jahre. Aber Feldkamp ändert die Darstellung: übersichtlicher, klarer, professioneller. Er bildet den Report nicht nur auf seiner ebenfalls neu gestalteten Website ab. Er lässt ihn an alle Bestandskunden verschicken. Zwei dünne Seiten weisen eine beeindruckende Bilanz aus:
Report | Performance 201015
Aktuelle Leistungsdaten der P&R-Gruppe Deutschland
P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH
P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH
P&R Container Leasing GmbH
über 55.000 Investoren
über 250.000 Verträge
über 1.500.000 verwaltete Containereinheiten (TEU); ca. 6% des Weltcontainerbestandes
Containerverkaufsvolumen an Investoren: | |
2003 bis 2010: | 4.660 Mio. Euro |
davon in 2008: | 0.747 Mio. Euro |
davon in 2009: | 0.442 Mio. Euro |
davon in 2010: | 0.692 Mio. Euro |
Mietauszahlungen an Investoren: | |
2003 bis 2010: | 2.516 Mio. Euro |
davon in 2008: | 0.356 Mio. Euro |
davon in 2009: | 0.381 Mio. Euro |
davon in 2010: | 0.377 Mio. Euro |
Containerrückkäufe nach Vertragsablauf | |
2003 bis 2010: davon in 2008: | 1.339 Mio. Euro 0.275 Mio. Euro |
davon in 2009: | 0.188 Mio. Euro |
davon in 2010: | 0.096 Mio. Euro |
Geprüftes System: |
Gutachten über Vollständigkeit und Ordnungsmäßigkeit sämtlicher Mietzahlungen und Rückkäufe bis 2009 liegen vor.
Für die aktiven und potenziellen Anleger wirken diese Zahlen seriös, erfolgreich, glaubhaft. Der explizite Hinweis auf ein Gutachten, gemeint ist ein Wirtschaftsprüfer-Prüfbericht, populistisch bezeichnet als geprüftes System, bestätigt, dass alle Mietzahlungen und Rückkäufe ordnungsgemäß erfolgt sind. Das ist beruhigend. Die öffentliche Dokumentation einer ungeheuren Erfolgsgeschichte. Feldkamp weiß: Nachweisbarer Erfolg, Verlässlichkeit, Zuverlässigkeit und eine glaubhafte Kontrollinstanz sind die beste Werbung für bestehende wie potenzielle Kunden. Hier folgt er den Empfehlungen seiner neuen Marketing-Agentur. Die Vertriebszahlen im Report sind korrekt. Denn sie bezeichnen im Grunde nur die Zahlungsströme von und zu den Investoren. Wieviel Geld P&R eingesammelt hat. Die Mietauszahlungen und Rückkaufsvolumina. Vieles aber in diesem so beeindruckenden Zahlenwerk stimmt nicht. Feldkamp, Herr über Zahlen und Anlegerinformationen, lässt wesentliche Informationen aus. Oder stellt wesentliche Informationen irreführend dar. Die gefährlichen Zahlen, die in einfacher Kombination schon zu diesem Zeitpunkt, 2011, hätten aufdecken können, dass die Erfolgsgeschichte P&R keine Erfolgsgeschichte mehr ist:
Über die Anzahl der tatsächlich erworbenen Container pro Jahr und Gesellschaft, über deren Typ, wie beispielsweise 40 Fuß oder 20 Fuß, über deren Alter, steht dort nichts. Die Veröffentlichung der Zusammensetzung der P&R Containerflotte ist für Feldkamp schon immer eine Zahl, die nicht veröffentlicht wird. Viele Jahre aus seiner Haltung heraus, grundsätzlich ginge das niemanden etwas an. Seine Worte. Nun aber, spätestens ab 2007, muss er diese Information unbedingt zurückhalten, eben weil sie dokumentieren würde, welchen Containerbestand in welcher Flottenzusammensetzung die Schweizer P&R exakt und wenigstens theoretisch verwaltet. Diese Flottenzusammensetzung muss den über die einzelnen Investmentangebote an Anleger verkauften Containertypen und deren Alter ja entsprechen. Was sie nicht tut. Hunderttausendfach nicht.
Eine zweite wesentliche Information in diesem Zusammenhang fehlt ebenso: Entsprechen die Kaufpreise, die die Investoren bezahlen, den Marktpreisen? Gerne mit etwas Aufschlag? Sie tun es nicht. Schon zu diesem Zeitpunkt verkauft P&R die Frachtcontainer völlig überteuert an Anleger. Nicht selten bis 40% über Marktwert. Aber wer will das nachvollziehen? Der Kleinanleger kann es nicht. Zu komplex sind die Einflussfaktoren, die insgesamt marktgerechte Containerpreise in allen Ausführungen definieren. Schon mit diesen überteuerten Verkaufspreisen füttern Feldkamp und Roth den Schneeball, sie schaffen sich notwendige Zusatz-Liquidität: Denn sie nehmen zunächst viel mehr Geld ein, als es ihren Container-Einkaufspreisen entspricht. Vorweggenommen: Das kann nicht gutgehen. Denn beim Verkauf der Container wird P&R wieder nur die geringeren Marktpreise erzielen. Den Investoren aber muss P&R nach Vertragsablauf 65% auf die überteuerten Anleger-Preise ausbezahlen. Es fällt wenigen Finanz-Journalisten auf. Ohne Konsequenzen.
Die Relevanz solcher fehlenden Information ist für Anleger aber nicht sichtbar. Denn schließlich weist Feldkamp eine weitere Zahl aus, beruhigend, groß genug, um stimmen zu können: Eine für Laien nicht nachvollziehbare Gesamtzahl von 1,5 Mio. sogenannte TEU, eine Einheit, die in der Fachbranche als Standard-Container-Einheit verwendet wird, um die Größe von Containerflotten vergleichbar zu machen. So entspricht ein TEU einem 20-Fuß-Container. Ein 40-Fuß-Container hat zwei TEU. Kaum ein Anleger kennt den Unterschied zwischen TEU und Stückzahlen. Die Anleger setzen beides gleich. Auch das weiß Feldkamp. Auch Roth. Wer beide Zahlen kennt – Stückzahlen und TEU – kann erneut die Flottenzusammensetzung grob kombinieren. Genau was Feldkamp nicht brauchen kann. Sein Zahlensalat hat System. Keine Transparenz. Keine Nachvollziehbarkeit. Mal TEU. Mal Stück. Intransparenz systematisiert. Vielleicht ein paar kritische Fragen durch die Scheißpresse wie er die Fachmedien bezeichnet. Denn tatsächlich ist diese Zahl von scheinbar 1,5 Mio. TEU verwalteter Containereinheiten bereits damals falsch. Sie entspricht weder den durch Anleger erworbenen Container-Einheiten, noch der Stückzahl, sie entspricht auch nicht der tatsächlich vorhandenen Containerflotte und sie entspricht auch nicht den behaupteten 6% Anteil an am Weltmarkt. Aber welcher Anleger weiß schon, wie viele Container in Stück und TEU auf den Weltmeeren unterwegs sind. Wikipedia. Grob.
Nichts davon also lässt sich nachvollziehen, nicht ob die genannten 1,5 Mio. TEU als 1,5 Millionen 20-Fuß-Container existieren, oder als 750.000 Stück 40-Fuß-Container. Oder eine Mischung, die der Zusammensetzung entspricht, die die Anleger tatsächlich gekauft haben. Gesteuerte Intransparenz. Feldkamp muss bereits zu diesem Zeitpunkt, möglicherweise früher, einen aus heutiger Sicht schwierigen Spagat vollziehen: Einerseits positive, geprüfte Zahlen veröffentlichen, um das Vertrauen der Anleger zu rechtfertigen. Zahlen, die auch der Wirtschaftsprüfer testieren kann. Andererseits keine Nachvollziehbarkeit zur Plausibilität und inhaltlichen Stimmigkeit der Zahlen überhaupt nur im Ansatz zulassen. Niemand, darum geht es, darf aus den P&R-Informationen den wahren Containerbestand kombinieren können. Es wird durchaus Verdachtsmomente in den kommenden Jahren geben. Ausschließlich aber durch kritische Fachjournalisten wie Stefan Loipfinger. Damit leben Feldkamp und Roth aber sehr gut. Denn sie wissen: Ein Nachweis der Unstimmigkeiten ist nicht möglich. Dazu müsste die gefährlichste Zahl überhaupt bekannt sein: Wie viele Container in welcher Zusammensetzung tatsächlich bei der Schweizer P&R vorhanden sind. Und: P&R agiert auf dem sogenannten grauen Kapitalmarkt. 2011 also, wie all die Jahre zuvor, ohne jede relevante Aufsicht und Kontrolle durch staatliche Instanzen. Und die Schweizer P&R? Findet in der Öffentlichkeit nicht statt. An deren Zahlen kommt niemand dran.
Das abgelaufene Geschäftsjahr 2010 ist für die Investoren eine Erfolgsgeschichte. Für Feldkamp und Roth aber bereits eine mehr als bedrohliche Situation. Denn die existierende Containerflotte СКАЧАТЬ