Abgesoffen - Die Milliardenlüge. Hajo Maier
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Название: Abgesoffen - Die Milliardenlüge

Автор: Hajo Maier

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Отраслевые издания

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isbn: 9783347310377

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СКАЧАТЬ das System Roth stützen und bedienen.

      Roth sen. wird sich gegen 2007 offiziell aus dem operativen Geschäft in Deutschland zurückziehen. Sein Sohn Harald übernimmt. Die Schweiz bedient Roth sen. wohl weiterhin beratend. Zu gut sind seine persönlichen Kontakte in die Container-Branchen. Er zieht sich, offiziell, Stück für Stück auf die Karibikinsel St. Barth zurück. Seine Villa in Grünwald behält er, ebenso sein Haus in St. Johann in Österreich, im Schweizer Zug ist er wohl, wenn es nötig scheint. In seiner Firma in Grünwald wird er sich lange Zeit nicht mehr sehen lassen. Nur punktuell, bis eben Mai 2016. Seinen Spitznamen Das Phantom erhält er nicht erst nach der betrügerischen Insolvenz, als er, abgetaucht, von der gesamten Fachpresse gesucht wird. Das Phantom ist ein fast liebevoller Spitzname, den seine Mitarbeiter ihm geben: Der Boss, die absolute Legende, die viele niemals gesehen haben. Ohne nachvollziehbare Historie, keine Spuren im Netz, keine Bilder, keine Information. Nichts. Nur Gerüchte, Geschichten, Sagen. Geheimnisumwittert. Der Stoff, aus dem Legenden nun mal gemacht sind.

      Mit seinem Rückzug in die Karibik stellt er Feldkamp 2007 seinen Sohn Harald Roth in der Geschäftsführung in Deutschland zur Seite. Der soll von Feldkamp lernen, soll gleichzeitig das Schweizer Geschäft kennen lernen, um Heinz Roth dann auch dort Stück für Stück ablösen zu können. Roth jun., der Erbe des Imperiums, ist zeitgleich ab 2007 als Direktor, ab 2010 als Verwaltungsrat mit Einzelunterschrift bei der P&R Equipment & Finance Corp. In der Schweiz eingesetzt.12 Und, zeitlich überschneidend, auch als Geschäftsführer in Deutschland. Feldkamp wird den jungen Roth, soweit ist es nachvollziehbar, zwischen 2011 und 2012 Stück für Stück demütigen, demontieren und aus der Firma drängen. Mit Wissen des Vaters. Mit dessen Unterstützung.

      In Deutschland also sammelt P&R Geld bei den Anlegern ein. Schiebt das Kapital in die Schweizer P&R. Dort werden Container gehandelt, vermietet, dort sollen die Container Geld verdienen. Die Erlöse aus Mieten und Verkauf gehen zurück nach Deutschland und werden dort vertragsgemäß an die Investoren ausbezahlt. Transparent. Für jeden auch ungeübten Anleger zu verstehen. Einfach. Ertragreich. Sicher. So der P&R Slogan über Jahrzehnte. Es ist ein Milliardenbusiness.

      Es scheint als ob alles, einfach alles, was Heinz Roth anfasst, zu Geld wird. So investiert er scheinbar in den 2000-Jahren, nach Beschreibung seines Sohnes, 50 Millionen in ein asiatisches Start-up, um Jahre später mit 200 Millionen auszusteigen. Es spielt keine Rolle, ob Harald Roths Geschichte stimmt. Sie passt zum Senior Heinz Peter Roth. Er ist ein unternehmerisches Naturtalent. Einer, der etwas hat, was man nicht studieren kann: Die unfassbar treffsichere Intuition für die richtigen Geschäfte und die richtigen Entscheidungen. Wohl auch die Risikobereitschaft. 2018 wird man entdecken: Roth kann keine Unternehmensbilanzen lesen. Kein komplexes Zahlenwerk seiner Wirtschaftsprüfer. Damals nicht. Vierzig Jahre später auch nicht. Er versteht es nicht. Wie er selbst zugeben wird. Er musste es nie verstehen. Nur die großen Zahlen. Was geht raus. Was geht rein. Vielleicht eine Schutzbehauptung.

      Roth ist der Unternehmer. Feldkamp der Verwalter. Stömmer der Verkäufer. Und Harald Roth? Hat schlicht keine Chance bei den dominanten Alphatieren. So wird es sich ab 2011 darstellen, in der Wahrnehmung derjenigen, die es miterleben mussten. Auch hier nicht die ganze Wahrheit, wie sich zeigen wird.

      Im Grunde ist insbesondere über Heinz Roth, das Phantom, aus der Zeit zwischen 1975 und 2005 nicht allzu viel bekannt. Man findet nichts. Stellt auch die Presse später, 2018, fest. Diejenigen, die mehr über ihn wissen, wollen nicht erzählen oder sind verstorben. Im Gegensatz zum Wirecard-Skandal aber darf man diese rund 30 Jahre seit Gründung auf wenigen Seiten zusammenfassen, da das P&R Geschäft viele Jahre – davon geht auch der Insolvenzverwalter aus – seriös ist. Kein Schneeball. Kein Betrug. Keine heiße Luft.

      Damit ist zunächst nur wesentlich: P&R wächst in den Jahren seit Gründung 1975 kontinuierlich. Mit allen Schwankungen geht es konstant nach oben. Jedenfalls was Anzahl der Investoren, abgeschlossene Verträge, Container-Vermögen und Anleger-Gelder betrifft. Und: Die Frachtcontainer erwirtschaften viele Jahre lang die vertraglichen Forderungen der Anleger. So glaubt man auch heute. Mit nur rund einer Handvoll Mitarbeiter und ausgestattet mit einem gut aufgestellten externen Vertrieb aus Finanzvertrieben und institutionellen Vertriebspartnern wie Postbank und Sparkassen.

      Wann der Schneeball begonnen hat, lässt sich nach Gutachten Jaffé und Untersuchungen PWC bis heute nicht genau nachvollziehen. Gesichert aber ist, dass er wohl seit 2007 / 2008 aktiv betrieben wurde.13 Gesteuert zu Beginn wohl von Heinz Roth und Werner Feldkamp.

       2010/2011

       Kapitel 3

       P&R Investments. Einfach. Ertragreich. Sicher

       Direktinvestments in echte Sachwerte. Null Risiko

      2010. Das P&R-Geschäft ist zu diesem Zeitpunkt auf zwei Standorte verteilt: In Deutschland, Grünwald bei München, sitzen zunächst drei Vertriebsgesellschaften, die Container als Investment an Anleger verkaufen und als Vertragspartner der Anleger auftreten.

      In der Schweiz, in Zug, sitzt also die P&R-eigene Container-Management Gesellschaft, die zuständig ist für die ertragreiche Vermarktung der Container, also die Vermietung an Leasinggesellschaften oder Reedereien und den Handel mit Einkauf und Verkauf der Container.

      Das Anlagemodell ist, darum geht es, vor allem für Anleger scheinbar einfach und leicht verständlich. Und so wird es auch dargestellt: P&R Deutschland verkauft bereits langfristig vermietete Seefrachtcontainer, das wird in den Verträgen versprochen, an Investoren, mietet sie von diesen zurück, um sie dann über die Schweizer P&R Management-Gesellschaft an große internationale Container-Leasing-Firmen oder Reedereien weiterzuvermieten. Die Kaufpreiszahlungen der Anleger gehen an die Schweiz. Sollten sie, jedenfalls. Die aus Vermietung der Frachtcontainer und dann dem Handel mit diesen Containern erzielten Einnahmen werden von der Schweiz zurück an die deutschen Vertriebsgesellschaften überwiesen. Die Anleger erhalten dann quartalsweise vertraglich garantierte Mieteinnahmen ausbezahlt und nach fünf oder drei Jahren ein Rückkaufangebot für ihre Container, das bei rund 65 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises liegt. Renditen vor Steuern liegen 2010 bei rund 5-6% p.a. Solide. Richtig gut!

      Die enorme Sicherheit für Anleger aber besteht darin, dass sie ein sogenanntes Direktinvestment in einen echten Sachwert zeichnen. Eine bestimmte Anzahl an Stahlboxen, zwei, zehn, hundert, das Gegenmodell einer Beteiligung also, wo Anteile an einer Containerflotte, vergleichbar mit einem Fonds, erworben werden. P&R-Anleger werden damit rechtliche und – je nach Investment – auch wirtschaftliche Eigentümer ihrer eigenen, echten Frachtcontainer. Sachwerte. Zum Anfassen. Mit Kaufvertrag. Mit Verwaltungsvertrag. Mit garantierten sicheren Renditen, die selbst in den Folgejahren, in einem Nullzinsumfeld, noch zwischen 4% und 5% Prozent pro Jahr vor Steuern liegen. Aus diesem einfachen und so sicheren Modell konzipiert P&R drei schon erwähnte Produkte, die jeweils in einer Vertriebsgesellschaft an die Anleger vertrieben werden:

       Vertriebsgesellschaft 1: Die P&R Container Vertriebsund Verwaltungs-GmbH (LF)

      Neucontainer, Laufzeit 5 Jahre, Mieten zirka 10% pro Jahr auf das eingesetzte Kapital, Rückkauf der Container nach Vertragsablauf avisiert, nicht garantiert, für 65% des Kaufpreises. Steuer: Sonstige Einkünfte, zu versteuern mit dem persönlichen Einkommensteuersatz. Und die Mieteinnahmen, die Investoren aus der Vermietung an Reedereien erzielen? Für Anleger quasi steuerfrei. Bei den fünfjährigen Investmentangeboten erhalten Anleger als Mieten zirka 10% des eingezahlten Kapitals. Steuerlich abzugsfähig ist nahezu der gleiche Betrag: 10% AfA (Absetzung für Abnutzung) auf das eingelegte Kapital. Zu versteuern nur der sogenannte Veräußerungsgewinn, nachdem P&R nach Vertragsende die Container zurückkauft. Möglich ist dieses Modell durch СКАЧАТЬ