Название: Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman
Автор: Helga Torsten
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fürstenkinder
isbn: 9783740980245
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»Alfred, das ist unser Chauffeur. Der wird uns gleich nach Hause fahren«, erklärte Lina ihm freundlich.
»Mein Zuhause ist aber hier«, beharrte das Kind und blieb zögernd stehen.
»Ein Internat ist niemals ein richtiges Zuhause, mein Kleiner«, belehrte die Mamsell ihn und nahm ihn bei der Hand. »Nun sag der Tante auf Wiedersehen und bedanke dich für ihre Freundlichkeit, dann komm. Der Fürst wartet.«
»Ja, mein Liebling. Du mußt schön brav sein. Du wirst es sehr gut haben auf Schloß Degencamp. Und wenn du dich erst einmal dort eingelebt hast, möchtest du ganz sicher überhaupt nicht wieder zurück. Davon bin ich überzeugt.«
Die Vorsteherin streichelte ihm zärtlich die dunklen Locken und hauchte einen Kuß auf seine Stirn. Dann begleitete sie ihn und die Mamsell zur Tür, vor der tatsächlich schon der Wagen des Fürsten stand und auf sie wartete.
Der Kleine beäugte den großen silbergrauen Mercedes von allen Seiten.
»Hm, ein Mercedes«, sagte er sachkundig. »Darin fahren wir zu dem Schloß?«
»Ja, mein Schatz. Aber nun steig bitte ein.«
Lina half ihm in den Fond des Wagens und nahm neben ihm Platz.
Alfred schloß sorgfältig die Tür hinter ihr und setzte sich ans Steuer. Langsam glitt der schwere Wagen davon.
Wolfram winkte der Vorsteherin, die immer noch in der Tür stand und ihm traurig nachsah. Man merkte ihr an, daß sie den Jungen ins Herz geschlossen hatte.
Dann hat er es wenigstens gut gehabt, dachte Lina und betrachtete das Kind verstohlen von der Seite.
So sieht also der Sohn unseres Fürsten aus. Sie lächelte gerührt. Ein schönes Kind, ein bildschönes Kind. Da kann der Fürst aber stolz sein.
Wolfram berührte sie vorsichtig am Knie.
»Fahren wir nun wirklich zum Schloß?« fragte er ungläubig. »Zu einem Schloß wie im Märchen?«
»Ja, mein Kind.« Lina nickte freundlich.
»Und ist da vielleicht auch ein König? Und vielleicht auch eine Königin?«
Die großen Kinderaugen funkelten. Anscheinend gewann er Gefallen an dem Ganzen.
»Nein. Eine Königin gibt es dort nicht und auch keinen König, aber einen Fürsten, und du wirst ein…« Sie verschluckte noch rechtzeitig, was sie hatte sagen wollen, nämlich, daß er dort auf dem Schloß als Prinz leben würde. Der Fürst hatte ihr streng verboten, es ihm zu sagen.
Der Kleine fragte vorsichtig:
»Ist der Herr Fürst nett?«
»Ja, sehr nett. Du wirst ihn sicher schnell liebhaben.«
»Liebhaben? Ich weiß nicht«, sagte der Junge gedehnt. »Aber wenn er nett ist, mag ich ihn vielleicht.«
Wie selbstbewußt er schon ist, dachte Lina. Er ist schon ein richtiger kleiner Herr.
»Hör mal, Wolfram, so heißt du doch, nicht wahr?«
»Ja, so heiße ich. Aber Sie können mich auch Wölfchen nennen. Die andern Jungen nannten mich immer Wölfchen.«
»Also, Wölfchen, wir werden jetzt in der Stadt ein paar Einkäufe machen, dir ein neues Mäntelchen kaufen und Anzüge. Freust du dich darauf?«
»Hm«, machte er gedehnt. »Bekomme ich auch neue Schuhe?«
»Neue Schuhe auch, ja, natürlich. Aber warum gerade neue Schuhe?«
»Meine alten haben kaputte Spitzen. Ich spiele so gern Fußball, und dabei gehen immer die Spitzen der Schuhe so schnell entzwei. Könnte ich vielleicht gleich ein Paar richtige Fußballschuhe haben?«
Er sah sie erwartungsvoll an.
Lina zögerte. Der Fürst hatte nichts davon gesagt, daß sie seinem Sohn Fußballschuhe kaufen dürfe. Andererseits hatte er ihr genug Geld mitgegeben, um ihn von Kopf bis Fuß neu einzukleiden. Also warum nicht auch ein Paar Fußballstiefel? Wenn er doch so viel Spaß daran hatte.
»Ja«, sagte sie entschlossen. »Ein Paar Fußballstiefel bekommst du auch. Bist du nun zufrieden?«
»Sehr!« Die hellblauen Kinderaugen strahlten. »Sie sind eine sehr, sehr liebe Tante!«
Lina lächelte gerührt. Ein reizendes Kind war das! Wirklich! Sie hatte es jetzt schon ins Herz geschlossen.
Das Einkaufen mit dem kleinen Wolfram machte viel Spaß. Er fand es großartig, alles selbst aussuchen zu dürfen, und die Verkäuferinnen waren entzückt von dem hübschen, braven kleinen Jungen, dessen strahlende Augen alles Neue bestaunten.
Den Kofferraum voller Pakete und Päckchen, fuhren sie schließlich weiter.
Der Einkauf mit den damit verbundenen Aufregungen hatten den Kleinen müde gemacht. Als Lina sich einmal zufällig zur Seite wandte, sah sie, daß er eingeschlafen war.
Er schlummerte noch, als sie die breite Auffahrt zum Schloß hinauffuhren. Lina überlegte, ob sie ihn wecken sollte oder nicht, als sie den Fürsten auf die Freitreppe hinaustreten sah.
Er kann es nicht mehr erwarten, ihn bei sich zu haben, dachte sie voller Verständnis. Was für ein Jammer, daß er erst so spät von seinem Sohn erfuhr.
Der Wagen rollte sanft aus. Fürst Hasso von Degencamp trat heran und blickte durch die Scheibe in den Fond.
Lina kletterte heraus. »Er schläft«, sagte sie leise. »Er ist vor etwa einer Stunde eingeschlafen. Es wäre eigentlich schade, ihn aufzuwecken. Soll ich ihn hinauftragen?«
»Das mache ich selbst.«
Der Fürst öffnete die hintere Wagentür und beugte sich zu seinem Sohn hinunter. Rührung überkam die alte treue Mamsell. Sie schneuzte sich verlegen.
»Komm, mein Sohn. Endlich bist du daheim.«
Hasso von Degencamp nahm seinen Sohn behutsam hoch und trug ihn vorsichtig wie eine kostbare Last ins Schloß und die Treppe nach oben. Lina folgte mit den Koffern des Kleinen. Der Chauffeur brachte die Pakete.
Man hatte ein Zimmer hergerichtet. Ein schönes, großes Zimmer mit Blick zum Park. Der Fürst hatte einen Innenarchitekten bestellt, der ein richtiges Jungenzimmer daraus machen sollte, mit allem, was ein Junge von sechs Jahren sich wünscht.
Der Fürst trug seinen Sohn zu dem kleinen Sofa und bettete ihn darauf. Gerade als er sich aufrichtete und den Jungen mit zärtlichen Blicken betrachtete, schlug Wolfram die Augen auf. Lina bemerkte es und zog sich schnell zurück. Sie hielt es für richtiger, wenn Vater und Sohn in diesem Augenblick allein waren.
»Wo bin ich denn?« Wolfram rieb sich verschlafen die Äuglein und sah erstaunt um sich. »Ich war doch eben noch im Auto. Wo ist die nette Tante, die mir die Fußballschuhe gekauft hat? Habe ich das vielleicht bloß geträumt? Auch das vom Schloß und dem Fürsten?«
Hasso von СКАЧАТЬ