Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman. Helga Torsten
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Название: Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman

Автор: Helga Torsten

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Fürstenkinder

isbn: 9783740980245

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СКАЧАТЬ Wangen glühten. Ihre großen Augen leuchteten vor Glück. Sie fühlte sich wohl, wie schon lange nicht mehr. Die Luft hier draußen auf dem Lande bekam ihr gut. Sie rief Jürgen Bentloh, der neben ihr arbeitete, ein Scherzwort zu. Er wollte gerade antworten, als jemand ihn beiseite schob und sich neben ihn und Sybill drängte.

      »Heh, was soll das denn?« rief Jürgen Bentloh verärgert. Dann erkannte er Claus Schröter, der vom schnellen Laufen noch ganz außer Atem war.

      »Ich habe es nicht eher geschafft. Ich bin sofort gekommen, als ich deinen Brief bekam«, sagte er zu Sybill, die ihn verdutzt ansah. »Aber ihr wart schon alle weg. Da habe ich mich beeilt, hierherzukommen. Und da bin ich nun.«

      »Fein, daß du da bist, Claus«, fing Sybill sich schnell wieder. »Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, daß du es wirklich ernst meinst. Du zeltest doch so gern. Waren dir deine Freunde nicht böse, weil du sie im Stich gelassen hast?«

      »Ich glaube nicht«, sagte er zerstreut und warf Jürgen Bentloh einen nicht gerade freundlichen Blick zu. »Jetzt arbeite ich neben Sybill weiter«, knurrte er ihn an. »Das ist dir doch hoffentlich klar?«

      Der Kommilitone lachte. »Aber natürlich, mein Lieber. Hast ja schließlich ältere Rechte, nicht wahr?«

      »Wie meinst du das?«

      Sybill mischte sich ein. »Was ist da los? Was habt ihr euch da zuzuzischen? Wenn du schon einmal hier bist, Claus, mußt du auch mitarbeiten. Also los!« kommandierte sie.

      Sybill war eigentlich nicht so sehr begeistert davon, daß Claus tatsächlich gekommen war. Sie wußte, daß sie nun keine einzige Minute mehr allein sein würde. Claus würde ihr nicht mehr von der Seite weichen. Fast bereute sie es, ihn benachrichtigt zu haben.

      Der nächste Tag war ein Sonntag. Der Vorarbeiter, der sie zur Arbeit einteilte, sagte ihnen, daß heute nur den halben Tag gearbeitet würde. Das wurde mit großem Hallo begrüßt. Man beratschlagte, wie man den Nachmittag am besten verbringen könnte, und es wurde beschlossen, einen Ausflug ins Dorf zu machen.

      Als es soweit war, entschuldigte sich Sybill bei den anderen mit Kopfweh.

      »Ich werde mich ein bißchen hinlegen. Vielleicht wird’s dann besser. Ich komme nach«, versprach sie.

      Claus war enttäuscht.

      »Ich habe mich so auf den Nachmittag gefreut«, maulte er. »Jetzt habe ich auch keine Lust mehr, mit den anderen ins Dorf zu gehen.«

      »Sie werden aber annehmen, das sei verabredet«, gab Sybill ihm zu bedenken. »Das sieht dumm aus. Das mußt du doch einsehen.«

      Er gab ihr schließlich recht, wenn auch schweren Herzens. Wenig später sah sie ihn von ihrem Fenster aus mit den anderen Kommilitonen in Ottokar, den sie wieder repariert hatten, eilig davonfahren.

      Sie atmete unwillkürlich auf. Sie hatte es von jeher geliebt, ihren eigenen Gedanken nachzuhängen und sich nicht stets und ständig anderen Menschen anschließen zu müssen.

      Sie ging langsam vom Fenster weg zu der bequemen Couch hinüber. Aber bevor sie sich hinlegte, überlegte sie es sich anders.

      Ihr Kopfweh würde am besten draußen in der freien Natur vergehen. Sie wollte einen Spaziergang machen, ganz allein über Felder und Wiesen, wie sie früher daheim oft stundenlang spazierengegangen war.

      Sie eilte an den Einbauschrank und nahm eine leichte hellblaue Leinenhose heraus. Dann zog sie eine gleichfarbige Bluse an und schlüpfte in weiche Lederslipper.

      Sie sah in den Spiegel. Die Arbeit in der Sonne hatte ihr gutgetan. Ihre Wangen waren gerötet und leicht gebräunt. Ihre Augen leuchteten unternehmungslustig.

      Sybill lächelte vergnügt vor sich hin. Wenn Claus von diesem Spaziergang wüßte, würde er ganz sicher sofort umkehren. Aber er ahnte nichts davon. Und das war gut so.

      Sie begegnete niemandem. Der große Gutshof war wie leergefegt. Das Gesinde hatte den Nachmittag über frei. Sie überlegte kurz, in welche Richtung sie sich wenden sollte, dann schlug sie den Weg zu den Feldern ein, den sie jeden Morgen gefahren wurden.

      Ein leichter Wind wehte und bewegte die schweren Ähren, so daß es aussah, als sei das ganze Feld ein goldgelbes Meer, durch das sanfte Wellen leise rauschten. Hin und wieder leuchtete ein bunter Farbklecks auf, ein paar Stengel rotglühenden Mohns oder ein paar Kornblumen.

      Von den Koppeln hintern den Feldern klang ein fröhliches Wiehern herüber. Sybills Herz schlug rascher: Pferde! Sie ging unwillkürlich schneller. Dann stand sie vor der Koppel, auf der ein einzelner Hengst weidete.

      Sie hielt den Atem an. Lieber Himmel, was für ein Pferd! Sie streichelte mit den Augen den edlen Schwung des langestreckten Halses, die zierlichen Hufe, die zerbrechlich wirkenden Gelenke.

      Unwillkürlich griff sie in die Hosentasche. Aber natürlich war kein Zucker darin.

      Als der Hengst, der sie aufmerksam betrachtete, ihre Hand in der Hosentasche verschwinden sah, kam er erwartungsvoll näher.

      Sybill hielt ihm die leere Handfläche hin.

      »Mein armer Schatz. Es ist ja nichts darin«, flüsterte sie zärtlich. »Es tut mir so leid, mein Liebling.«

      Als verstünde das schöne Tier ihre Worte und verzeihe ihr, fuhr es vorsichtig mit der rauhen Zunge über ihre Hand und wieherte leise.

      Sybill kraulte ihm sanft die Nüstern. Die klugen braunen Pferdeaugen sahen sie freundlich an.

      Eine unzähmbare Lust, sich auf den Rücken dieses herrlichen Pferdes zu schwingen und mit ihm davonzureiten, überkam sie plötzlich. Wie, wenn sie es tatsächlich täte? Ihr Herz klopfte schnell und ungestüm. Es brauchte ja niemand zu sehen. Ein paar Minuten nur, ein paar kurze, aber selige Minuten.

      Der Hengst drängte sich dicht ans Gatter. Er tänzelte unruhig auf den zierlichen Hufen. Es war, als ahne er ihre Gedanken und sei einer Meinung mit ihr.

      »Was meinst du, soll ich es tun?« flüsterte sie in das Pferdeohr, das sich steil aufrichtete. »Und wenn mich dein Herr erwischt?« Aber der ist ja verreist, beruhigte sie sich selbst. Und der Verwalter? Es gab doch hier sicher einen Verwalter?

      Der Hengst wieherte leise. Er stupste sie vertraulich mit der Nase.

      »Ich tue es«, sagte sie plötzlich laut. »Jawohl, ich tue es! Wenn man mich erwischt, soll man mich hinauswerfen. Das ist auch nicht so furchtbar schlimm. Aber ich habe wieder einmal auf dem Rücken eines Pferdes gesessen. Eines so herrlichen Pferdes, wie du es bist, mein Lieber.«

      Sie kletterte kurzerhand über das niedrige Gatter. Der Hengst kam langsam heran und rieb seinen schönen Kopf an ihrem Arm.

      »Läßt du mich aufsitzen?« bat sie zärtlich und griff in seine Mähne. »So ganz ohne Sattel und Zaumzeug? Oder hast du das nicht gern?«

      Mit einem kühnen Satz saß sie oben. Der Hengst schien zunächst erschrocken. Er stieß ein helles Wiehern aus, aber dann begann er unruhig zu tänzeln und die Ohren anzulegen. Sybill klammerte sich an der Mähne fest und dirigierte ihn mit ihren Schenkeln. Es klappte besser, als sie erwartet hatte. Er setzte zum Sprung an, und gleich darauf schwebte sie über das Gatter und brauste in einem leichten Galopp über Wiesen und Felder davon.

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