Название: Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman
Автор: Helga Torsten
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fürstenkinder
isbn: 9783740980245
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Aber plötzlich kam sie zu stark ins Rutschen und sauste mit Schwung in Jürgen Bentlohs weit ausgebreitete Arme.
»Hallo!« schrie er begeistert. »Das ist aber mal was Nettes, was ich mir da eingefangen habe!«
Er hielt sie lachend fest. »Einen Kuß zum Pfand, Gnädigste. Sonst kommt ihr nicht frei!«
»Laß sie sofort los, du unverschämter Kerl!« Claus Schröter sprang mit einem Riesensatz auf Jürgen zu und riß an seinen Armen, die Sybill fest umklammert hielten.
Aber der lachte und rannte mit Sybill auf seinen Armen davon.
»Seid ihr verrückt geworden?« rief Sybill. »Laß mich sofort herunter, Jürgen!«
Aber der dachte gar nicht daran und lief mit ihr weiter.
»Was für ein reizendes Spiel«, ertönte da eine dunkle wohlklingende Männerstimme.
Sybill fuhr zusammen. »Wenn du mich nicht augenblicklich herunterläßt, passiert etwas!« zischte sie und biß Jürgen in den Oberarm.
»Du bist ja eine Wildkatze, Sybill«, brummte er und rieb sich den Arm.
»O ja! Den Eindruck habe ich auch«, sagte Hasso von Degencamp und trat lächelnd auf die beiden zu. »Eine ganz reizende Wildkatze übrigens.«
Sybill wurde feuerrot. Sie wäre am liebsten in den Boden gesunken. Aber es sollte noch ärger kommen.
»Wer ist der Herr, Sybill?« fragte Jürgen Bentloh. »Willst du uns nicht bekannt machen?«
»Er hat sich mir noch nicht vorgestellt«, sagte Sybill aufsässig. »Er ist der Verwalter.«
»Oh, natürlich, was für eine Unterlassungssünde. Bitte, verzeihen Sie«, sagte der Fürst liebenswürdig. Er verbeugte sich knapp. »Fürst Degencamp.«
Sybill starrte ihn fassungslos an. Jürgen Bentloh verbeugte sich korrekt und nannte ebenfalls seinen Namen.
»Ich freue mich, daß Sie alle so liebenswürdig sind, uns ein bißchen bei den Erntearbeiten zu helfen. Ich war leider verreist. Sonst hätte ich Sie schon eher begrüßt. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie heute abend zu einem kleinen Drink bei mir sehen könnte.« Der Fürst lächelte erst Sybill und dann Jürgen zu.
Sybill war nicht fähig, irgend etwas zu sagen. Jürgen Bentloh bedankte sich höflich für die Einladung. Gleich darauf verabschiedete sich der Fürst.
Claus Schröter starrte der hohen, eleganten Gestalt böse nach.
»Wie der Sybill angesehen hat«, knurrte er, »am liebsten würde ich mir das verbitten.«
Sybill, die sich inzwischen wieder gefangen hatte, sagte verärgert:
»Ich bin nicht dein Eigentum, Claus. Ich kann ganz gut allein fertig werden.«
Sie ließ die beiden stehen und lief in ihr Zimmer hinauf.
Claus Schröter sah ihr verdutzt nach. Jürgen Bentloh lächelte amüsiert.
»Siehst du, Claus, Fürst müßte man sein. Sybill ist eine Baronesse. Du vergißt das immer wieder.«
Claus wurde böse. »Sybill hat nicht den geringsten Adelsdünkel. Das wäre mir schon längst aufgefallen.«
Er drehte sich um und ging ebenfalls davon.
Jürgen Bentloh grinste. »Den hat’s ganz schön erwischt. Aber ich habe nicht den Eindruck, daß Sybill sich allzuviel aus ihm macht.«
*
Sybill überlegte, ob sie sich noch nachträglich bei dem Fürsten entschuldigen sollte, weil sie sich einfach das Pferd genommen hatte. Ihr war die ganze Angelegenheit entsetzlich peinlich.
Aber Fürst Degencamp schien das gar nicht zu erwarten. Er empfing am Abend seine Gäste mit strahlender Laune.
Sie saßen im Jagdzimmer, und sehr bald war eine rege Diskussion im Gange.
Der Fürst bezauberte alle mit seinem Charme und seiner Liebenswürdigkeit. Nur Sybill benahm sich nach wie vor äußerst reserviert und kühl ihm gegenüber.
»Ihre reizende Kommilitonin scheint sich nicht recht wohl zu fühlen«, sagte der Fürst halblaut zu Jürgen Bentloh, dem er gerade eine Zigarette aus einem kostbaren Jadekästchen anbot.
»Sybill meinen Sie, Durchlaucht?« Jürgen Bentloh sah zu Sybill hinüber, die ein bezauberndes erdbeerfarbenes Wollkleid trug.
»Ja, allerdings – ich muß zugeben, sie ist unwahrscheinlich still heute abend. Das ist eigentlich sonst gar nicht ihre Art. Aber vermutlich erinnert sie alles hier ein wenig an ihr Zuhause. Sie ist ebenfalls auf einem Schloß großgeworden. Nach dem Tode des Vaters haben sie und die Mutter das Gut verlassen müssen. Ein Verwandter hat es übernommen, glaube ich. Nun lebt sie in der Stadt und ist dort nicht ganz glücklich.«
»Ach, so ist das.«
Der Fürst nickte nachdenklich. Er warf einen Blick zu Sybill von Gereneck hinüber, den sie wahrnahm, und der sie seltsam verlegen machte.
Sie saßen noch bis tief in die Nacht hinein zusammen, und als die Studenten sich schließlich verabschiedeten, meinte der Fürst, man müsse solchen netten Abend bald wiederholen.
Claus begleitete Sybill bis vor ihre Zimmertür.
»Du warst so schweigsam heute«, sagte er und musterte sie besorgt. »Fühlst du dich nicht wohl? Oder ist dir die Arbeit zu schwer? Wenn du nicht länger mitmachen möchtest, würde dir das sicher niemand übelnehmen.«
»Aber nein. Sie ist mir schon nicht zu schwer.«
Sybill lächelte den Freund an. »Es ist lieb von dir, daß du dir meinetwegen Sorgen machst. Gute Nacht, Claus. Schlaf gut«, sagte sie schnell und legte flüchtig die Hand auf seinen Arm. Dann war sie auch schon in ihrem Zimmer verschwunden.
Nachdenklich ging er zu seinem Zimmer hinüber. Er wurde nicht klug aus Sybill. Mochte sie ihn nun, oder mochte sie ihn nicht?
*
»Warum soll ich mit der Tante gehen? Es war mir doch bisher auch streng verboten, mit fremden Tanten zu gehen«, erkundigte sich der kleine dunkelhaarige Junge mit dem zarten Gesichtchen, in dem zwei leuchtendhelle Augen verwundert auf die Vorsteherin des Internats blickten, die ihn hatte zu sich kommen lassen.
»Sehen Sie? So ist er!« seufzte die und warf der freundlichen Frau auf dem Besucherstuhl einen vielsagenden Blick zu. »Der Fürst wird es nicht leicht mit ihm haben. Wolfram kann einen mit seinen unwahrscheinlich logischen Fragen manchmal arg in Verlegenheit bringen.«
Lina, die Mamsell des Fürsten Hasso von Degencamp, lächelte zärtlich zu dem Kleinen hinunter, der sie aufmerksam betrachtete.
»Gerade das wird dem Fürsten sicher viel Freude machen«, sagte sie und erhob sich. »Ich könnte es mir jedenfalls vorstellen. Aber ich glaube, wir müssen aufbrechen, sonst verspäten СКАЧАТЬ