Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman. Helga Torsten
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Название: Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman

Автор: Helga Torsten

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Fürstenkinder

isbn: 9783740980245

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СКАЧАТЬ das nicht Ödipus?«

      Der Reiter, der auf einem fast schwarzen Araber den Feldweg entlanggeritten kam, kniff die Augen zu einem schmalen Spalt zusammen. Ohne Zweifel, die Koppel da wenige hundert Meter vor ihm war die von Ödipus, einem seiner Reitpferde. Und das Tier, das da eben über das Gatter gesetzt hatte, mußte demzufolge auch Ödipus sein. Aber wer erlaubte es sich, Ödipus ohne seine Erlaubnis zu reiten? Den Burschen würde er sich gleich einmal vornehmen.

      Fürst Hasso von Degencamp nahm die Zügel kürzer und setzte zur Verfolgung an. Aber er mußte sich dranhalten, denn dieser Teufelsbursche da vor ihm war ein guter Reiter, und Ödipus war so leicht nicht einzuholen.

      Der Fürst biß die Zähne aufeinander, daß sie knirschten, und trieb den Rappen zu immer schnellerem Galopp an.

      Jetzt war er so dicht herangekommen, daß er erkennen konnte, daß Ödipus nicht von einem Mann, sondern von einer Frau geritten wurde.

      Und dann sah er noch etwas, was ihn starr vor Staunen machte: Ödipus war ungesattelt. Diese Frau mußte wie der Teufel selbst reiten können.

      Instinktiv fühlte er Bewunderung. Gleichzeitig jedoch keimte der Verdacht in ihm, daß er sich hier um nichts anderes als um einen Diebstahl handeln konnte. Man wollte ihm Ödipus stehlen.

      Ein unbändiger Zorn stieg in ihm auf. Wenn er dieses weibliche Wesen da vor sich erwischte, dann gnade ihm Gott!

      Er schrie dem Rappen ins Ohr: »Schneller, schneller, Gero! Noch viel schneller!« Und der Rappe raste wie eine Windsbraut hinter dem davonstürmenden Ödipus her.

      Plötzlich aber wendete die tollkühne Reiterin ihr Pferd, und Hasso von Degencamp konnte seinen Rappen gerade noch rechtzeitig zur Seite reißen.

      Er zerdrückte einen Fluch zwischen den Zähnen. Was war das nun wieder? Eine neue Finte? Er wendete den Rappen ebenfalls und staunte. Ödipus war aus dem Galopp in langsamen Trapp gefallen, und es würde kaum Mühe machen, ihn jetzt einzuholen.

      Als er den Rappen neben Ödipus parierte, war sein Gesicht zorngerötet. Seine graublauen Augen blitzten böse.

      »Wer sind Sie?« herrschte er Sybill an, die erschrocken zusammenzuckte.

      »Ich…« Sie sah ihn furchtsam an. »Sie denken vermutlich, ich wollte das Pferd stehlen. Aber das wollte ich nicht, ganz bestimmt nicht. Mich überkam nur plötzlich die Lust zum Reiten so übermächtig, daß ich nicht widerstehen konnte.«

      Sie musterte seinen einfach geschnittenen graugrünen Jagdanzug. »Sie sind der Verwalter, ja?«

      Er ging auf ihre Frage nicht ein.

      »So! Die Lust zum Reiten überkam Sie, und da stehlen Sie einfach ein Pferd, das beste und schönste übrigens, das es in der ganzen Gegend gibt, und reiten damit auf und davon. Sie scheinen von Zigeunern abzustammen!« Er lachte grimmig.

      Bei dem Wort Zigeuner fuhr sie zusammen. Glühende Röte überzog ihr feines Gesicht. Ihre großen, schönen Augen funkelten böse.

      »Ich verbitte mir derartige Beleidigungen«, sagte sie scharf. Sie richtete sich hoch auf und gab dem Hengst einen leisen Schenkeldruck, auf den er sofort reagierte. Er stieg steil in die Höhe und setzte sich gleich darauf in Trab, der in immer schnelleren Galopp überging.

      »Dieses kleine Biest hat mich hereingelegt«, murmelte der Fürst und setzte hinterher.

      Diesmal gelang es ihm nicht, die Reiterin einzuholen, so sehr er sich auch bemühte. Erstaunt beobachtete er, wie sie den Hengst zur Koppel zurücklenkte und mit ihm über das Gatter setzte. Dann sprang sie leichtfüßig herunter und tätschelte ihm liebevoll den Hals.

      Sie machte keinerlei Anstalten, davonzulaufen. Als er neben dem Gatter vom Pferd sprang, streckte sie ihm eine schmale feingliedrige Hand hin.

      »Haben Sie zufällig ein Stück Zucker bei sich? Er hat es verdient, und ich habe leider keinen.«

      Der Fürst vergaß, was er hatte sagen wollen, und suchte in seiner Hosentasche nach einem Zuckerwürfel.

      »Hier. Bitte.«

      »Vielen Dank.«

      Sie nahm den Zucker und hielt ihn Ödipus hin. Dann drehte sie sich zu dem Mann, der stumm neben ihr stand, herum und sagte leise:

      »Also meinetwegen können Sie mich jetzt verhaften lassen, es ist mir egal. Sie können mich auch bei Ihrem Fürsten verpetzen, aber der ist ja Gott sei Dank nicht da.«

      »So! Der Fürst ist nicht da? Und woher wollen Sie das so genau wissen?« erkundigte er sich belustigt.

      »Ich weiß es eben«, sagte sie kratzbürstig. »Also nehmen Sie Papier und Stift zur Hand und notieren Sie: Ich heiße Sybill von Gereneck und wohne mit einigen Kommilitonen auf Schloß Degencamp. Wir helfen bei den Erntearbeiten. Sie können es mich ja wissen lassen, ob ich gleich abreisen soll oder ob es möglich sein wird, mir mein Vergehen zu verzeihen. Es steht Ihnen natürlich frei, mich bei der Polizei wegen versuchten Diebstahls anzuzeigen. Auf Wiedersehen, Herr Verwalter!«

      Sie stützte die Hände auf das Gatter und schwang sich elegant darüber. Dann schritt sie hocherhobenen Hauptes davon.

      Er sah ihr kopfschüttelnd nach. Was für eine energische kleine Person! Und wie entzückend sie ausgesehen hatte, als sie ihn so zornig anblitzte. Ein bildschönes Mädchen, diese kleine Wildkatze!

      Sie war also eine Studentin, die zu den Erntearbeiten aufs Schloß gekommen war. Und reiten konnte sie, Donnerwetter! Das machte ihr so leicht keiner nach.

      Er tätschelte gedankenverloren Ödipus’ Hals.

      Wenn sie tatsächlich auf dem Schloß wohnte, hatte sie auch sicher die Wahrheit gesagt. Er schüttelte lächelnd seinen Kopf mit dem vollen braunen Haar.

      Was für ein Einfall, sich einfach ein Pferd von der Koppel zu nehmen und ungesattelt loszureiten. Ein Teufelsmädchen, wirklich! Er würde sich einmal bei der Mamsell nach den Studenten erkundigen.

      Der Fürst ritt langsam zum Schloß zurück. Dort wartete eine neue Überraschung auf ihn. Jackson, sein Diener, hielt ihm den Telefonhörer hin und flüsterte ihm zu, die Gräfin Kingsbird sei am Apparat.

      »Hallo, Hasso! Wie ich höre, bist du gerade erst von einer Reise zurückgekommen«, tönte ihm die etwas schrille Stimme seiner Kusine entgegen. »Wie geht es dir? Wir haben uns ewig nicht gesehen.«

      »Nein wirklich, sehr lange nicht«, sagte er herzlicher, als er beabsichtigt hatte. »Es muß schon einige Jahre her sein, daß wir uns zuletzt gesehen haben – irgendwo in der Schweiz, glaube ich. Wie geht es dir?«

      Er kannte den Grafen Kingsbird recht gut vom Roulette her, wo er selbst gelegentlich Zuschauer war. Und er kannte auch die Spielleidenschaft des andern. Seine Mutter hatte die Kusine damals vor der Heirat gewarnt. Die Grafen Kingsbird gehörten einem der ältesten Adelsgeschlechter an. Graf Egon war das schwarze Schaf der Familie. Jedermann wußte das. Aber Irene hatte damals in ihrer Verliebtheit auf niemanden gehört.

      Inzwischen allerdings mochte sie eingesehen haben, wie recht die anderen mit ihrer Warnung gehabt hatten.

      Wie er wußte, ging es den Kingsbirds ziemlich schlecht; die Kusine tat ihm leid.

      »Ich СКАЧАТЬ