Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman. Helga Torsten
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Название: Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman

Автор: Helga Torsten

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Fürstenkinder

isbn: 9783740980245

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СКАЧАТЬ konnte er nicht kommen.«

      »Ein Erwachsener kann alles, was er will.«

      Sie schüttelte lächelnd den Kopf mit den dunklen Locken.

      »O nein, mein Liebling. Man darf niemals alles, was man will. Aber nun bist du ganz lieb und kommst mit mir. Dein Vater macht sich große Sorgen um dich.«

      Er stand auf und machte Miene, davonzulaufen.

      »Ich komme nicht mit. Ich will da nicht wieder hin!« rief er trotzig.

      Sie erhob sich ebenfalls, vermied es aber, auf ihn zuzutreten.

      Sie strich ihren Rock glatt und wandte sich halb zum Gehen.

      »Ich bin sehr enttäuscht«, sagte sie ruhig. »Ich hatte gedacht, du seist ein kluger kleiner Kerl, aber das bist du nicht. Du bist noch ein ganz, ganz kleiner Junge, der an Hexen und Zauberer glaubt.«

      »Gibt es denn keine Zauberer?«

      Er trat vorsichtig näher.

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Nein. Nur im Märchen.«

      »Aber so ein großes Schloß.« Er schien zu zögern.

      »Dein Vater wird sehr traurig sein. Du machst wohl gern andere Leute traurig.«

      »Aber nein! Wirklich nicht.«

      Jetzt stand er neben ihr.

      »Glauben Sie, daß der Fürst traurig ist, wenn ich nicht mehr zu ihm zurückkomme?«

      »Sehr traurig.«

      »Und er ist wirklich mein Papa?«

      Was sollte sie diesem kleinen, verwirrten Schäfchen sagen?

      Sybill nickte. »Ja«, sprach sie mit überzeugender Stimme.

      Sehr langsam schob sich eine kleine Hand in die ihre.

      »Ich will nicht, daß er traurig ist. Ich war auch so traurig, als die Tante im Internat mir sagte, daß die Mami nie wiederkommt, weil sie nun immer beim lieben Gott bleiben muß. Es ist gar nicht schön, wenn man traurig ist.«

      Er sagte das mit so großem Ernst, daß es sie erschütterte.

      Was für ein lieber kleiner Kerl!

      Sie nahm die kleine Hand fest in die ihre und schritt mit ihm durch den Wald, über den sich langsam die Schatten der Dämmerung senkten, zum Schloß zurück.

      Fürst Degencamp war noch nicht von der Suche zurück. Sie setzte sich mit dem Kind in die große Halle und ließ sich von Wolfram erzählen, was er im Internat erlebt hatte.

      Sybill saß in einen der großen, weichen Ledersessel geschmiegt, und Wolfram kauerte auf einem niedrigen Schemel zu ihren Füßen. Er erzählte eifrig – von den Freunden, von den Tanten und von allen denen, die er in sein kleines Herz geschlossen hatte.

      Sybill hörte ihm so aufmerksam zu, daß sie den Fürsten erst bemerkte, als er schon dicht neben ihnen stand.

      »Sie haben ihn gefunden. Ich bin Ihnen so dankbar, Baronesse.«

      Sein Gesicht wirkte grau und eingefallen. Die schmalen Lippen bebten.

      Der Kleine war aufgestanden. Es kam ihr vor, als betrachte er seinen Vater ohne Furcht, aber mit großem Ernst.

      »Er hat geglaubt, er sei verzaubert worden«, sagte sie sehr leise. »Er dachte, dies hier sei nur ein Märchen. Es wird gut sein, ihm alles zu sagen – ich meine – alles.« Sie zögerte. Sie war nicht sicher, wie er ihre Worte auffassen würde.

      Der Fürst blickte versonnen vor sich hin. »Aber wird er verstehen? Er ist doch noch so klein.«

      »Er ist ein intelligenter Junge. Ich würde es versuchen, Fürst Degencamp.«

      »Ich danke Ihnen.«

      Er drückte ihr bewegt die Hand. »Wo haben Sie ihn gefunden?«

      »Mitten im Wald, auf einer Wiese. Er wirkte ganz einsam und braucht sehr viel Liebe, glaube ich.«

      In ihren schönen dunklen Augen leuchtete es warm. Sie nickte dem Kleinen zärtlich zu. Dann neigte sie grüßend den Kopf mit den glänzenden Locken und schritt schnell davon.

      *

      Sie arbeiteten noch ein paar Tage auf den Feldern draußen, dann war es geschafft. Die Ernte war eingebracht.

      Man sah es den Studenten an, daß sie viel im Freien gearbeitet hatten. Sie waren braungebrannt und sahen gut erholt aus.

      »Am Sonntag findet ein großes Erntefest statt«, sagte Claudia aufgeregt zu Sybill. »Aber wir werden wohl nicht mehr hier sein. Eigentlich schade, nicht wahr? Es hat mir viel Spaß gemacht.«

      »Ach, ich weiß nicht«, antwortete Sybill nachdenklich. »Vielleicht ist es besser so.«

      Claudia sah sie erstaunt an. Bevor sie etwas sagen konnte, kam einer der Kommilitonen und verkündete begeistert, daß der Fürst sie alle einlade, sich vierzehn Tage lang auf dem Schloß zu erholen.

      »Er sagt, wir sollen uns als seine Gäste fühlen. Ist das nicht sehr liebenswürdig?«

      Claudia schlug jubelnd in die Hände.

      »Ja, wirklich, sehr nobel von ihm, nicht Sybill?«

      Sybill nickte langsam. »Doch. Aber ich weiß nicht – Mama erwartet mich. Ich glaube, ich kann die Einladung nicht annehmen.«

      »Aber Sybill! Du bist doch so gern draußen auf dem Land. Ich versteh’ dich wirklich nicht. Du kannst deiner Mutter doch ein Telegramm schicken.«

      Claudia sah die Freundin erstaunt an.

      »Das könnte ich – trotzdem – sie ist es nicht gewohnt, so lange allein zu sein. Seid mir bitte nicht böse. Ich fahre lieber heim.«

      Sie ahnte selbst nur, was sie sich nicht einzugestehen wagte: daß das eine Flucht war vor einer Liebe, die von vornherein aussichtslos sein mußte.

      Sie schlenderten langsam auf den Gutshof. Von den Ställen klang das leise Wiehern der Pferde her­über. Die Mägde gingen mit klappernden Eimern in den Kuhstall. Vom Geflügelhof hörte man das aufgeregte Gackern der Hennen, die ihr Futter bekamen.

      All das waren wunderbar vertraute Geräusche, vertraut und in der Enge der Großstadt so schmerzlich vermißt.

      Sybill seufzte schwer.

      »Ich komme noch nicht mit hinein«, sagte sie. »Ich gehe ein bißchen in den Wald, bleibe aber nicht lange. Bis nachher also.«

      Es erschien ihr plötzlich unerträglich, ins Haus und in ihr Zimmer zu gehen. Sie hatte das Bedürfnis, jeden Augenblick, den sie noch hier verleben konnte, draußen in der frischen Luft zu verbringen.

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