Название: Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman
Автор: Helga Torsten
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fürstenkinder
isbn: 9783740980245
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Der Fürst sah sie fragend an. Sybill nickte zögernd.
»Ja, es stimmt. Ich danke Ihnen für Ihre großzügige Einladung. Aber ich kann sie nicht annehmen, meine Mutter erwartet mich. Außerdem möchte ich vermeiden, mich wieder zu sehr an das Landleben zu gewöhnen. Es ist dann viel schwerer für mich, in die Stadt zurückzukehren.«
»Und wenn Sie für immer hierblieben? Ich meine als Erzieherin meines Sohnes«, fragte der Fürst spontan.
Ihr Herz schlug unwillkürlich schneller, aber dann schüttelte sie stumm den Kopf.
»Heißt das nein?«
Man hörte die Enttäuschung aus den Worten des Fürsten, als er schnell weitersprach:
»Aber warum denn nicht? Ich biete Ihnen ein gutes Gehalt. Wenn Sie es wünschen, kann Ihre Frau Mama ebenfalls hierherkommen. Selbstverständlich werden ein Kindermädchen und ein Hauslehrer zu Ihrer Entlastung eingestellt.«
Sie lächelte zaghaft. »Es geht nicht, wirklich nicht. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, Durchlaucht.«
Von der Treppe her klang die Stimme eines jungen Mädchens:
»Hallo, Hasso! Wo steckst du denn?«
Sybill verabschiedete sich schnell. Dann lief sie davon. Es sah fast wie eine Flucht aus.
»Wer war denn das?«
Diana kam die Treppe heruntergelaufen. Sie sah der Davoneilenden neugierig nach.
»Das war die Baronesse von Gereneck. Sie hat uns bei der Ernte geholfen.«
Der Fürst schien zerstreut. Diana sah ihn erstaunt an. Sie wollte etwas sagen, als die Stimme ihrer Mutter ertönte:
»Du wirst dich erkälten, Diana. Binde dir ein Tuch um.«
Das junge Mädchen errötete.
»So rasch erkälte ich mich nicht, Mama. Es ist überhaupt nicht kalt draußen.«
»Wollt ihr nicht hereinkommen?«
Die Gräfin beugte sich über das Geländer und sah hinunter. Als sie den Jungen erblickte, stutzte sie.
»Wer ist denn das?«
»Ich werde es euch gleich erklären«, sagte der Fürst schnell. »Komm, Wolfram, begrüße deine Tante und deine Kusine.«
»Kusine? Tante?«
Die Gräfin riß ihre Augen auf.
Der Kleine verbeugte sich artig und reichte den beiden Damen die Hand.
»Wolfram ist mein Sohn!«
Die Worte des Fürsten schlugen wie eine Bombe ein.
»Ich habe überhaupt nicht gewußt…« Nach einem Blick auf den Jungen, der sie neugierig musterte, verstummte die Gräfin.
»Geh auf dein Zimmer, Wolfram. Wasch dir die Hände und laß dich zum Essen ankleiden«, sagte der Fürst. Das Kind ging gehorsam nach oben.
»Es ist schwierig ohne Erzieherin«, seufzte der Fürst. »Ich habe annonciert. Aber bisher habe ich niemanden gefunden, der mir geeignet schien.« Er verstummte.
Sie gingen in den Blauen Salon, und die Gräfin ließ sich in einen der brokatbespannten Sessel fallen.
»Du wolltest uns erklären, Hasso«, begann sie unruhig.
»Ach ja, natürlich.«
Er zog ein silbernes Zigarettenetui aus der Tasche und reichte es der Kusine hinüber. Dann steckte er sich selbst eine Zigarette an. Auf den Gedanken, daß Diana ebenfalls schon rauchen könnte, kam er nicht. Sie war für ihn noch ein Kind.
»Ich weiß selbst erst seit einiger Zeit, daß ich einen Sohn habe«, begann er. Und er erzählte der aufhorchenden Gräfin alles über die kurze, glückliche Liebe mit der Gesellschafterin seiner Mutter. Er verschwieg nicht, wie sehr er sie geliebt hatte und wie schmerzlich es für ihn gewesen war, zu erfahren, daß sie nicht mehr unter den Lebenden weilte.
Das Gesicht der Gräfin verfinsterte sich zusehends.
»Es wäre nicht unbedingt deine Pflicht gewesen, das Kind jetzt anzuerkennen«, sagte sie langsam. »Ich denke, deine Mutter hat ausreichend für den Jungen gesorgt. Er scheint doch im Internat recht gut aufgehoben gewesen zu sein.«
Hasso von Degencamp lächelte.
»Aber ich finde es wunderbar, einen Sohn zu haben. Und hätte seine Mutter noch gelebt« – sein Gesicht nahm einen ernsteren Ausdruck an – »dann hätte ich sie natürlich geheiratet.«
Die Gräfin erstarrte.
»Du hättest es fertiggebracht, eine Bürgerliche zu heiraten? Du – ein Fürst von Degencamp?«
»Selbstverständlich hätte ich das. Ich halte nicht viel von unseren alten verstaubten Konventionen, die stolz und einsam, aber niemals glücklich machen.«
Die Worte des Fürsten klangen heftig. Seine Augen funkelten.
»Ich will nicht der Tradition leben, sondern das Leben führen, das ich mir wünsche. Das Leben ist kurz – sehr kurz. Und es liegt an uns, was wir daraus machen.«
»Aber Hasso! Wenn dich dein Vater hören könnte! Er würde sich im Grabe umdrehen! Du, ein Fürst von Degencamp…«
»Du wiederholst dich, liebe Kusine«, fiel er ihr ins Wort. »Übrigens wird Wolfram mit allen Rechten und Pflichten dereinst einmal mein Nachfolger. Ich habe ihn adoptiert.«
Die Gräfin rauchte hastig. Aber es gelang ihr nicht, ihre Erregung zu verbergen.
»Meinst du, daß deine zukünftige Frau damit einverstanden sein wird, daß das Kind einer anderen Frau ihrem eigenen Kind die ihm zustehenden Rechte nimmt?« fragte sie scharf.
Der Fürst runzelte unwillig die Brauen.
»Entschuldige, liebe Kusine«, sagte er heftiger, als er beabsichtigt hatte, »aber ich wüßte wirklich nicht, was dich das anginge. Und nun laß uns von etwas anderem reden.«
Die Gräfin verschluckte rechtzeitig, was sie noch hatte sagen wollen, und lächelte liebenswürdig.
Es würde nicht leicht sein, diesen halsstarrigen Mann davon zu überzeugen, was gut für ihn war, dachte sie bei sich. Laut aber sagte sie:
»Wer war denn die junge Dame, die mit dem Jungen kam und dann so eilig davonlief?«
»Baronesse Gereneck, die bei den Erntearbeiten hilft«, antwortete Diana statt des Vetters.
»Eine Baronesse, die bei den Erntearbeiten hilft?« sagte die Gräfin gedehnt. »Gibt es das auch? Vermutlich total verarmte Familie. Aber trotzdem…« Ihre Miene drückte Verachtung aus.
Fürst Degencamp stellte in diesem Augenblick fest, СКАЧАТЬ