Название: Der Goldkäfer
Автор: Эдгар Аллан По
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Klassiker der Weltliteratur
isbn: 9783843804332
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Dr. Templeton war in seiner Jugend viel in der Welt herumgekommen und in Paris ein begeisterter Anhänger der Lehre Mesmers geworden. Durch magnetische Behandlung gelang es ihm, die heftigen Schmerzen seines Patienten zu mildern und ihm durch diesen Erfolg ein großes Vertrauen gerade zu dieser Heilweise einzuflößen. Der Doktor bemühte sich natürlich wie alle Enthusiasten, seinen Schüler zu einem ebenso fanatischen Anhänger zu bekehren, und brachte es auch so weit, dass der Kranke sich allen möglichen Experimenten unterwarf. Ihre häufige Wiederholung führte zu einem Resultat, das zwar heute zu häufig geworden ist, um besonderes Aufsehen zu erregen, das aber zu der Zeit, über die ich schreibe, in Amerika fast ganz unbekannt war. Ich meine nämlich, dass sich zwischen Dr. Templeton und Bedloe nach und nach eine auffallend starke magnetische Verbindung gebildet hatte. Ich kann nicht bestimmt behaupten, dass diese Beziehung über die einfache Kraft zum Einschläfern hinausging, jedenfalls war sie aber sehr groß geworden. Die ersten Versuche zu magnetischen Einschläferungen waren dem Mesmeristen völlig misslungen, erst die fünfte oder sechste Sitzung hatte zu einem Teilerfolg geführt. Aber bei der zwölften war der Triumph vollkommen gewesen und von da ab unterlag der Wille des Patienten sehr schnell dem des Arztes, so dass, als ich zuerst mit den beiden bekannt wurde, der Schlaf durch den einfachen Willen des Hypnotiseurs eintrat, selbst wenn der Kranke nichts von seiner Anwesenheit wusste. Erst heute, im Jahre 1845, da ähnliche Wunder zu Tausenden berichtet werden, darf ich diese anscheinende Unmöglichkeit als wirkliche Tatsache berichten.
Bedloe hatte ein außerordentlich sensitives, erregbares und enthusiastisches Temperament. Seine Einbildungskraft war ungewöhnlich stark und schöpferisch und wurde noch gesteigert durch den regelmäßigen Gebrauch von Morphium, das er in großen Mengen einnahm, bis er ohne dieses Reizmittel gar nicht mehr leben konnte. Er hatte es sich angewöhnt, jeden Morgen eine große Dosis nach dem Frühstück einzunehmen – oder vielmehr unmittelbar nach einer Tasse starken Kaffees, da er vormittags gar nichts aß. Er pflegte dann, allein oder nur von einem Hund begleitet, einen langen Ausflug nach einer Kette wilder oder öder Hügel zu machen, die westlich und südlich von Charlottesville liegen und das Felsengebirge genannt werden.
An einem trüben, warmen und nebligen Tag gegen Ende November, also in der seltsamen Zwischenzeit, die man in Amerika den Indianersommer nennt, brach Mr. Bedloe wie gewöhnlich nach den Bergen auf. Die Tage vergingen, ohne dass er zurückkehrte.
Eines Abends gegen acht Uhr, da wir, sehr beunruhigt durch seine lange Abwesenheit, gerade beschlossen, nach ihm zu suchen, tauchte er plötzlich wieder auf. Sein Befinden war nicht schlechter als sonst, er schien sogar in einer ungewöhnlich guten Stimmung zu sein. Der Bericht aber, den er uns über seinen Ausflug und die Ursache für sein langes Ausbleiben gab, war ein ganz seltsamer.
„Sie erinnern sich“, sagte er, „dass es ungefähr neun Uhr war, als ich Charlottesville verließ. Ich wanderte sofort nach den Bergen und betrat gegen zehn Uhr eine Schlucht, die mir ganz unbekannt war. Mit großem Interesse folgte ich den Windungen dieses Engpasses. Das Landschaftsbild, das mich rings umgab, bot, wenn ich es auch nicht großartig nennen kann, doch einen unbeschreiblichen und für mich entzückenden Anblick öder Verlassenheit. Eine gänzlich unberührte Einsamkeit schien dort zu herrschen und es überkam mich die Vorstellung, als ob der grüne Rasen und die grauen Felsen, über die ich ging, noch niemals von eines Menschen Fuß betreten worden seien. Der Eingang zur Schlucht war so völlig unzugänglich und nur durch eine Reihe von Zufällen auffindbar, dass es durchaus möglich erscheint, wenn ich mich für den ersten Wanderer – wenn ich mich wirklich für den ersten und einzigen Wanderer halte, der jemals in seine Tiefen eingedrungen ist.
Der dichte und eigentümliche Dunst oder Nebel, der den Indianersommer auszeichnet und der nun schwer über alle Gegenstände herabhing, schien zweifellos den unbestimmten Eindruck zu verstärken, den alles in mir erweckte. So dicht war dieser weiche Nebel, dass ich niemals mehr als zehn Meter von dem Weg vor mir erkennen konnte. Da dieser Weg sehr gewunden und die Sonne nicht mehr sichtbar war, verlor ich bald jedes Bewusstsein davon, in welcher Richtung ich marschierte. Dazu kam, dass das Morphium seine gewohnte Wirkung ausübte, nämlich die ganze Außenwelt bedeutend interessanter und eindringlicher zu machen. Das Erzittern eines Blattes, die Farbe eines Grashalmes, die Form eines Kleeblatts, das Summen einer Biene, das Glitzern eines Tautropfens, das Atmen des Windes, der leise Duft, der aus dem Walde kam, alles dies erweckte in mir eine ganze Welt von Empfindungen, einen lustigbunten Zug ausgelassener und verworrener Gedanken.
Ganz vertieft wanderte ich so mehrere Stunden weiter, während sich der Nebel um mich herum so verdichtete, dass ich schließlich nur noch tastend meinen Weg finden konnte. Inzwischen hatte mich eine unbeschreibliche Unruhe erfasst, eine Art von nervöser Unsicherheit und Besorgnis. Ich wagte kaum aufzutreten, aus Angst, ich könnte in einen Abgrund stürzen. Dabei fielen mir auch die seltsamen Geschichten ein, die über das Felsengebirge und über die wilden und unheimlichen Menschen erzählt wurden, die dort in den Schluchten und Höhlen hausen sollten. Tausend unbestimmte Gedanken bedrückten und verwirrten mich, Vermutungen, die umso quälender waren, je weniger ich den Grund dafür finden konnte. Ganz plötzlich aber wurde meine Aufmerksamkeit durch ein lautes Trommelschlagen erregt.
Mein Erstaunen war natürlich grenzenlos. Eine Trommel in dieser Gegend, das erschien mir unglaublich, und das Ertönen der Posaunen des Jüngsten Tages hätte mich nicht mehr wundernehmen können. Aber dann kam ein neuer und noch erstaunlicherer Grund zur Erregung und Verblüffung. Ich hörte ein wildes Rasseln und Klirren wie von einem Bund großer Schlüssel und im gleichen Augenblick rannte, laut schreiend, ein dunkelhäutiger, halb nackter Mann an mir vorbei. Er kam dabei so dicht auf mich zu, dass ich seinen heißen Atem im Gesicht fühlte. In der Hand trug er ein Instrument, das aus einer Menge stählerner Ringe zusammengesetzt schien, und schüttelte es heftig beim Laufen. Kaum war er im Nebel verschwunden, als mit offenem Maul und glühenden Augen eine gewaltige Bestie hinter ihm hergerast kam. Ich sah sofort, dass es eine Hyäne war.
Der Anblick dieses Ungetüms vergrößerte aber nicht meinen Schrecken, sondern verminderte ihn, denn ich war nunmehr überzeugt, dass ich träumte, und versuchte, zu völlig wachem Bewusstsein zu kommen. Mit leichten Schritten schritt ich kühn weiter. Ich rieb mir die Augen, ich stieß laute Rufe aus, ich kniff mir die Glieder. Kurz darauf sah ich eine kleine Wasserquelle vor mir, bückte mich und badete Hände, Kopf und Nacken darin. Das schien auch die unbestimmten Empfindungen, die mich bis dahin gequält hatten, zu verjagen. Ich erhob mich wie neugeboren und ging ruhig und gelassen meinen unbekannten Weg weiter.
Schließlich war ich aber doch erschöpft durch die Anstrengung und durch die dumpfe Schwüle der Luft und setzte mich unter einen Baum. Bald darauf drang ein schwacher Schimmer von Sonnenschein durch den Nebel und der Schatten der Zweige wurde langsam, aber immer schärfer auf dem Grasboden sichtbar. Auf diesen Schatten starrte ich ein paar Minuten ganz erstaunt, seine Form verblüffte mich vollständig. Endlich blickte ich empor, der Baum war eine Palme.
Eilig und in einem Zustand ängstlicher Erregung sprang ich nun empor, denn die Annahme, dass ich noch träumte, war sinnlos geworden. Ich sah jetzt, ich fühlte, dass ich vollkommen Herr über meine Sinne war, und diese Sinne spiegelten mir eine Welt von neuartigem und eigentümlichem Reiz. Die Hitze wurde mit einem Male unerträglich, СКАЧАТЬ