Der Goldkäfer. Эдгар Аллан По
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Читать онлайн книгу Der Goldkäfer - Эдгар Аллан По страница 13

Название: Der Goldkäfer

Автор: Эдгар Аллан По

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Klassiker der Weltliteratur

isbn: 9783843804332

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СКАЧАТЬ zahlreicher menschlicher Stimmen.

      Während ich in einem Übermaß von Erstaunen, das ich nicht beschreiben kann, lauschte, fegte ein starker, plötzlicher Windstoß wie mit einem Zauberstab den dichten Nebel weg.

      Ich befand mich jetzt am Fuße eines hohen Berges und schaute auf eine weite Ebene hinab, durch die sich ein majestätischer Fluss wand. Am Ufer dieses Flusses stand eine Stadt von morgenländischem Charakter, so wie sie in den Märchen aus Tausendundeiner Nacht beschrieben werden, nur dass sie noch seltsamer war. Da sich mein Standort hoch über der Stadt befand, konnte ich jeden Winkel und jede Ecke genau überschauen, als sei alles auf einer Karte aufgezeichnet. Sie war von unzähligen Straßen durchzogen, die sich unregelmäßig nach allen Richtungen kreuzten, aber eigentlich mehr lang gewundenen Gassen als Straßen glichen und dicht mit Menschen angefüllt waren. Die Häuser waren fantastisch malerisch, überall sah ich ein wildes Durcheinander von Balkonen, Veranden, Minaretten, Nischen und wundervoll geschnitzten Erkern. Es gab unendlich viele Basare mit einer Überfülle von Waren jeder Art – Seide, Musseline, blitzende Messer, wundervolle Juwelen und Gemmen. Daneben sah man allenthalben Fahnen, Sänften, Tragsessel mit dicht verschleierten vornehmen Damen, Elefanten mit prunkvollem Kopfschmuck, grotesk geformte Götzenbilder, Trommeln, Banner und Gongs, Speere, silberne und goldene Zepter. Und mitten durch dieses Treiben, durch den Lärm und die allgemeine Verwirrung, durch die Million schwarzer und gelber Menschen mit ihren Turbanen, Roben und flatternden Bärten wälzte sich eine zahllose Menge heiliger, mit Stirnbinden geschmückter Rinder, während ganze Legionen schmutziger, aber heiliger Affen schnatternd und schreiend auf den Dächern der Moscheen herumkletterten oder an den Minaretten und Erkern hingen. Von den überfüllten Straßen gingen bis zum Flussufer unzählige Treppenstufen hinab, die nach den Badeplätzen führten, während der Fluss selbst sich nur mit Mühe einen Weg durch die gewaltigen Flotten von tief beladenen Schiffen, die weit und breit seine Oberfläche bedeckten, zu bahnen schien. Außerhalb der Stadt erhoben sich zahlreiche, majestätische Gruppen von Kokospalmen, vermischt mit anderen uralten Bäumen von riesenhaftem Wuchs und seltsamem Aussehen. Dazwischen konnte man hier und da ein Reisfeld sehen, die strohbedeckte Hütte eines Bauern, eine Zisterne, einen einsamen Tempel, ein Zigeunerlager oder auch ein einzelnes, anmutiges Mädchen, das mit einem Wasserkrug auf dem Kopf nach dem Ufer des herrlichen Stromes hinabschritt.

      Sie werden jetzt natürlich sagen, dass ich träumte, aber das war nicht der Fall. Alles, was ich sah und hörte, was ich dachte und fühlte, hatte nichts mit der unverkennbaren Verworrenheit eines Traumes zu tun. Alles war von schärfster Wirklichkeit. Anfangs hatte ich selbst gezweifelt, ob ich wirklich wach sei, aber mich bald durch eine Reihe von Versuchen von meinem Wachsein überzeugt. Übrigens, wenn einem in einem wirklichen Traum der Gedanke kommt, man träume ja nur, dann bestätigt sich diese Vermutung stets sofort dadurch, dass der Schläfer erwacht. Novalis hat schon recht mit seinem Ausspruch, wir seien dem Erwachen nahe, wenn wir träumten, dass wir träumen. Hätte ich das alles gesehen, ohne dabei an einen Traum zu denken, dann wäre es sicher ein Traum gewesen, so aber, da ich die Wirklichkeit des Gesehenen anzweifelte und mich von ihr überzeugte, muss ich die Annahme eines Traumes abweisen.“

      „In dieser Beziehung haben Sie vielleicht nicht unrecht“, bemerkte Dr. Templeton, „aber bitte, fahren Sie fort. Sie erhoben sich und stiegen in die Stadt hinab.“

      „Ich erhob mich und stieg in die Stadt hinab“, fuhr Bedloe fort, indem er den Doktor mit einem Ausdruck des tiefsten Erstaunens ansah. „Auf meinem Wege geriet ich in eine ungeheure Menschenmenge, die von einer wilden Erregung erfasst war und sich durch alle Straßen nach einer bestimmten Richtung drängte. Ganz plötzlich und mit einem unbegreiflichen Antrieb erfüllte mich ein starkes persönliches Interesse an allem, was vorging. Ich hatte die Empfindung, als spielte ich eine wichtige Rolle dabei, obgleich ich nicht genau wusste, warum das so war. Gegen die Menge, die mich umgab, fühlte ich aber einen tiefen Widerwillen. Ich wich vor ihr zurück, schlug schnell einen gewundenen Weg ein und erreichte so die Stadt. Hier herrschte überall der wildeste Tumult und Aufruhr. Ein kleiner Haufen von Männern in halb indischer, halb europäischer Kleidung, der von Offizieren in englischer Uniform befehligt wurde, kämpfte in großer Minderzahl mit dem wachsenden Schwarm der Aufrührer. Ich ging zu der schwächeren Partei, nahm die Waffen eines gefallenen Offiziers und kämpfte, ohne zu wissen warum, mit der wilden Tapferkeit der Verzweiflung. Wir wurden bald durch die Überzahl zurückgedrängt und mussten in einer Art Pavillon eine Zuflucht suchen. Hier verbarrikadierten wir uns und waren, wenigstens für den Augenblick, in Sicherheit. Durch eine Luke am Dach des Pavillons bemerkte ich eine riesige Volksmenge, die in wütender Erregung einen herrlichen Palast über dem Flussufer umgab und ihn zu stürmen suchte. Kurz darauf ließ sich ein weibisch aussehender Mann von einem der oberen Fenster des Palastes an einem aus Turbanen angefertigten Strick herab. Ein Boot stand bereit und er entkam darauf nach dem gegenüberliegenden Flussufer.

      Ein neuer Gedanke überkam mich jetzt plötzlich. Mit ein paar kurzen, feurigen Worten wandte ich mich an meine Gefährten, und es gelang mir, einen Teil von ihnen zu überreden, mit mir einen tollen Ausfall aus dem Pavillon zu machen. Wir stürmten gegen die uns umgebende Menge und es gelang uns, sie anfangs in die Flucht zu treiben. Sie sammelten sich aber wieder, kämpften wie wahnsinnig und wichen aufs neue zurück. Inzwischen waren wir aber weit ab von dem Pavillon geraten und verirrten uns in ein Durcheinander enger Gassen mit hohen, überhängenden Häusern, die keinen Sonnenstrahl zur Erde kommen ließen. Die Menge bedrängte uns mit wachsender Wut, bedrohte uns mit Speerwürfen und überschüttete uns mit einem Hagel von Pfeilen. Diese Pfeile waren seltsam geformt und glichen ein wenig den krummen Dolchen der Malaien. Sie ahmten die Gestalt einer kriechenden Schlange nach, waren lang und schwarz und hatten vergiftete Widerhaken. Einer traf mich an die rechte Schläfe, so dass ich taumelte und hinfiel. Sofort ergriff mich eine entsetzliche Übelkeit, ich krümmte mich, rang nach Atem – und starb.“

      „Sie können doch schwerlich jetzt noch behaupten“, unterbrach ich ihn lächelnd, „dass Ihr ganzes Abenteuer kein Traum gewesen ist. Oder wollen Sie dabei bleiben, dass Sie tot sind?“ Auf meine Worte erwartete ich natürlich eine scherzhafte Entgegnung von Bedloe. Zu meinem Erstaunen zögerte er aber, zitterte und wurde entsetzlich bleich. Er sprach kein Wort. Ich sah Templeton an. Dieser saß aufrecht und starr auf seinem Stuhl, seine Zähne klapperten und seine Augen traten fast aus den Höhlen. „Fahren Sie fort“, sagte er schließlich mit rauer Stimme zu Bedloe.

      „Viele Minuten lang“, begann dieser wieder, „war meine einzige Empfindung, mein einziges Gefühl das von Dunkelheit und Nichtsein, ich wusste, dass ich tot war. Schließlich schien ein heftiger und plötzlicher Schlag durch meine Seele zu gehen, wie von Elektrizität. Zugleich kam die Empfindung von Beweglichkeit und von Licht. Dieses Licht sah ich nicht, ich fühlte es. In einem Augenblick schien ich mich vom Boden zu erheben. Aber es war kein körperliches, kein sichtbares, hörbares oder fühlbares Sein. Die Volksmenge war verschwunden, der Lärm hatte sich gelegt und eine gewisse Ruhe war in der Stadt eingekehrt. Unter mir lag mein Körper mit dem Pfeil in der Schläfe. Der ganze Kopf war angeschwollen und entstellt. Aber alles dieses fühlte ich nur, ich sah es nicht. Ich hatte auch für nichts Interesse. Selbst der Körper schien mir etwas zu sein, was mich nichts anging. Ich war ohne Wollen, schien aber durch irgendetwas zur Bewegung getrieben zu werden und flog, emporschwebend, über demselben gewundenen Pfad, den ich vorher eingeschlagen hatte, wieder zur Stadt hinaus. Als ich den Punkt der Bergschlucht erreicht hatte, wo mir die Hyäne begegnet war, fühlte ich wieder einen Schlag wie von einer galvanischen Batterie. Das Gefühl von Schwere, von Wollen, von Körperlichkeit kehrte zurück. Ich wurde wieder mein früheres Selbst und richtete eilig meine Schritte heimwärts – ohne dass aber das Geschehene irgendetwas von der Lebendigkeit des Wirklichen verlor und ohne dass ich selbst jetzt auch nur einen Augenblick daran denke, es könnte alles ein Traum gewesen sein.“

      „Es war auch keiner“, sagte Templeton mit tief feierlichem Gesicht, „obgleich es schwer ist, eine andere Bezeichnung dafür zu finden. Wir wollen nur annehmen, dass die Menschheit von heute vor ungeheuren seelischen Entdeckungen steht, und uns damit zunächst begnügen. Im Übrigen aber habe ich noch eine Mitteilung zu machen. Hier ist ein in Wasserfarben СКАЧАТЬ