Название: Die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
Автор: Gerhard Hartmann
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: marixwissen
isbn: 9783843802413
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KÖNIG LUDWIG (III.) DER JÜNGERE
(876–882)
Kg. Ludwig (III.) wurde um 835 wahrscheinlich in Bayern geboren (Datum und Ort unbekannt). Seine Eltern waren Kg. Ludwig der Deutsche und Hemma (siehe oben). Er ehelichte 876/77 LIUTGARD († 885), eine Tochter des sächsische Gf. bzw. Hz. Liudolf (wohl 806–866). Von ihm sind drei Kinder bezeugt.
Kg. Ludwig (III.) der Jüngere war wohl der bedeutendste der drei Söhne Ludwigs des Deutschen, was aber durch seine nur sechsjährige Regierungszeit nicht offenbar werden konnte. Er erhielt aus der Masse des ostfränkischen Reiches den nördlichen und mittleren Teil und war gleich zu Beginn seiner Regierungszeit mit Ansprüchen seines Onkels, Ks. Karls II. des Kahlen, konfrontiert. Ludwig versuchte vorerst, eine kriegerische Auseinandersetzung zu vermeiden, aber Karl der Kahle lehnte Verhandlungen ab, so dass ein Krieg unausweichlich wurde. In der Schlacht von Andernach am 8. 10. 876 konnte der militärisch unterlegene Ludwig durch geschicktes Taktieren Karl den Kahlen besiegen. Damit war die westfränkische Gefahr gebannt.
Als Ks. Karls II. 877 starb, wurde dessen Sohn Ludwig der Stammler westfränkischer König. Dieser schloss mit seinem gleichnamigen Vetter Ludwig dem Jüngeren 878 ein Freundschaftsabkommen, das u. a. das Erbrecht der jeweiligen Nachkommen garantierte. Als Ludwig der Stammler bereit 879 starb, forderte eine Partei Ludwig den Jüngeren auf, die Nachfolge im Westfrankenreich anzutreten. Die Folge davon war, dass dieser im Vertrag von Ribémont (bei St. Quentin) im Jahr 880 die Westhälfte Lotharingiens zugesprochen bekam. Mit diesem Vertrag hatte das ostfränkische Reich jene Westgrenze erreicht, die es dann im Wesentlichen bis ins 14. Jh. beibehalten sollte.
Die wichtigste Aufgabe Ludwigs des Jüngeren war aber sein Kampf gegen die Normannen, die seit dem Sommer 879 ihre Angriffe auf die Nordseeküste intensivierten und gelegentlich weit ins Binnenland vorstießen. Im Jahr 880 konnte Ludwig bei Thiméon im Hennegau ein normannisches Heer besiegen, doch im selben Monat erlitt ein sächsisches Heer bei Hamburg eine Niederlage. Auch wenn es in der Folge – nach Ludwigs Tod – militärische Erfolge gegen die Normannen gab, konnten doch weitere Einfälle auf die Dauer nicht verhindert werden.
KAISER KARL III. DER DICKE
(882–887)
Ks. Karl III. wurde 839 geboren (Datum Ort unbekannt). Seine Eltern waren Kg. Ludwig der Deutsche und Hemma (siehe oben). Er ehelichte 862 RICHARDIS († 906/09), eine Tochter des elsässischen Gf. Erchangar. Die Ehe wurde um 886 annulliert. Von ihm ist ein Sohn aus einem Konkubinat bezeugt.
Karl der Dicke wird in der historischen Bewertung als der schwächste der drei Söhne Ludwigs des Deutschen angesehen. Als »Dicker« (crassus) wird er erst seit dem 12. Jh. bezeichnet, was seine mangelnde Tatkraft ausdrücken sollte. Er erhielt aus der Erbmasse der Herrschaft seines Vaters nur einen relativ kleinen Teil, nämlich Alemannien (u. a. der größte Teil des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg und die Ost-Schweiz), aber durch einen »biologischen Zufall« erreichte er in wenigen Jahren und für wenige Jahre (885–887) die Herrschaft über das gesamte Frankenreich – so wie es unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen bis 840 der Fall war. Durch die frühen Tode seiner Brüder Karlmann und Ludwig der Jüngeren sowie seines westfränkischen Vetters Ludwig des Stammlers und dessen Sohns Ludwig wurde er nacheinander König von Italien, Kaiser, König von ganz Ostfranken und König von Wesfranken.
Diese Jahre 882 bis 885 wurden von Auseinandersetzungen mit den Normannen geprägt, wobei man versuchte, diese in das System des Frankenreichs einzugliedern und sie zu loyalen Gliedern zu machen. Dies scheiterte jedoch 885. In der Folge unternahmen die Normannen sogar einen Einfall Seine aufwärts bis Paris.
Da Ks. Karl III. keine legitimen Nachkommen hatte, versuchte er zuerst, seinen Sohn aus einem Konkubinat bzw. einer Friedelehe zu legitimieren, was aber scheiterte. Zwei folgende Adoptionen blieben erbrechtlich ebenso ohne Wirkung.
Im Jahr 887 kam die Krankheit, unter der Karl III. gelitten hatte, verstärkt zum Ausbruch, so dass er gegen Ende dieses Jahres schon regierungsunfähig gewesen sein dürfte. Durch die im November 887 in Frankfurt/Main erfolgte Wahl und Krönung Arnulfs von Kärnten zum König galt Karl III. als abgesetzt, starb aber bereits kurze Zeit später Anfang 888.
KAISER ARNULF VON KÄRNTEN
(887–899)
Ks. Arnulf wurde um 850 geboren (Datum und Ort unbekannt). Seine Eltern waren Kg. Karlmann und Liutswind (siehe oben). Für ihn sind drei Friedelehen und eine Ehefrau, die Konradinerin ODA (Ute) († nach 903), sowie vier Kinder bezeugt, darunter Kg. LUDWIG DAS KIND (siehe unten).
Als eine einflussreiche Gruppe ostfränkischer Adeliger wegen Regierungsunfähigkeit Ks. Karl III. abgesetzt hatte, verblieb man aber beim karolingischen Reichsgedanken. Da von den Söhnen Ludwigs des Deutschen keiner einen legitimen Nachkommen hinterlassen hatte, wählte man den ältesten illegitimen Spross einer der Ludwigssöhne: Das war Arnulf, der Sohn Kg. Karlmanns. Als dieser im Jahr 876 König wurde, machte er Arnulf zum Präfekten der östlichen Grenzmarken, woher dann dessen Beiname »von Kärnten« kam.
Nach seiner Wahl zum König waren seine bevorzugten Aufenthaltsorte Regensburg und Frankfurt/Main. Auch setzte er seine Herrschaftsrechte nach und nach in Sachsen und Lotharingien durch. Die normannische Gefahr stand anfänglich auch für Arnulf im Zentrum seiner Politik. Nach einer Niederlage im Juni 891 konnten die Ostfranken Mitte Oktober 891 in Dyle bei Löwen die Normannen vollständig besiegen. Dieser Sieg brachte die endgültige Wende. Abgesehen von einem Vorstoß Anfang 892 nach Prüm beendeten die Normannen ihre Invasionen auf dem europäischen Festland und wandten sich in der Folge England zu.
Bereits 890 hatte der Papst Arnulf aufgefordert, nach Rom zu ziehen. 894 war es dann so weit, nicht zuletzt auch um seine Herrschaft in Italien zu sichern. Zwei Jahre später unternahm Arnulf einen weiteren Italienzug, um in Rom die Kaiserkrone zu empfangen. Zwischenzeitlich hatte Papst Formosus bereits Herzog Guido/Wido von Spoleto und dessen Sohn Lambert zu Kaisern gekrönt (siehe S. 38), aber der Papst war mit diesen unzufrieden.
Ende Februar 896 wurde daher Arnulf in Rom zum Kaiser gekrönt. Für 66 Jahre – bis zur Krönung Ks. Ottos I. d. Großen (siehe S. 48) – war es die letzte Kaiserkrönung eines ostfränkischen Königs. Von Italien kehrte Arnulf als kranker Mann zurück, es gelang ihm 897 noch, die Nachfolge seines Sohnes Ludwig im Ostfrankenreich durchzusetzen. Danach verschlimmerte sich seine Krankheit, und er wurde praktisch regierungsunfähig. Im Juni 899 erfolgte ein schwerer Schlaganfall, der ihn lähmte, Ende dieses Jahres starb er.
Die Geschichtsschreiber des 10. Jh. bewerteten die Regierungszeit Arnulfs weitgehend negativ. Aber wenigstens in seiner wichtigsten Residenzstadt Regensburg, wo Arnulf auch begraben wurde, blieb sein Gedächtnis lebendig. Bis ins Spätmittelalter fanden an seinem Todestag Armenspeisungen im Kloster St. Emmeran statt.
KÖNIG LUDWIG (IV.) DAS KIND
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