Название: Reds
Автор: Dietrich Schulze-Marmeling
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783730704561
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Gegen acht Spieler, je vier aus Liverpool (außer Sheldon noch Tom Fairfoul, Tom Miller, Bob Pursell) und Manchester, wurde eine lebenslange Sperre verhängt, die sogar den Besuch eines Fußballstadions einschloss. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Delinquenten allerdings begnadigt, da sie den „Dienst fürs Vaterland“ geleistet hatten. Nur Uniteds James West, der weiterhin seine Unschuld beteuerte, blieb bis 1945 gesperrt, zu diesem Zeitpunkt war er 59. Manchester United verurteilte die Spielmanipulation, obwohl der Klub am Ende deren einziger Nutznießer war. Unter normalen Umständen wäre die Partie gegen Liverpool wohl verloren gegangen und United sang- und klanglos in die Second Division abgestiegen.
Dass die Städte Liverpool und Manchester im Zentrum des ersten großen Wettskandals standen, war kein Zufall. Lancashire war nicht nur die Wiege des professionellen Fußballs, sondern auch der Fußballwette. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg existierte ein inoffizielles Wettsystem. 1921 begann sich die Fußballwette dann Schritt für Schritt als populärste Art der Sportwetten zu etablieren, und 1923 gründete John Moores mit Colin Askham (geboren als Colin Littlewood) und Bill Hughes (die drei hatten sich während ihrer Zeit als Boten im Postamt von Manchester kennengelernt) ein Unternehmen für Fußballwetten: „Littlewood Football Pool“. Das Trio eröffnete in Liverpools Church Street sein erstes kleines Büro. Das Unternehmen schuf in Liverpool Tausende von Arbeitsplätzen für weibliche Arbeitskräfte. Und die Fußballwetten führten dazu, dass sich nun auch Frauen dafür interessierten, wie es am Wochenende um die Chancen des FC Liverpool oder von Manchester United bestellt war. In den 1930ern kam eine Schätzung zu dem Ergebnis, dass sich 16-mal mehr Menschen an den Wetten beteiligen, als die Fußballstadien betreten würden. 1932 baute Moores mit seinen Gewinnen den Versandhandel Littlewoods Mail Order Store auf, 1937 eröffnete schließlich die erste Filiale der Littlewoods-Kaufhauskette. Die Moores stiegen zu einer der reichsten Familien Englands auf. 1960 übergab John Moores die Leitung seines Wettunternehmens an seinen Bruder Cecil, um Vorsitzender des FC Everton zu werden. John Moores, als junger Mann wie sein Vater Fan von Manchester United und regelmäßiger Besucher im Old Trafford, führte den Klub von Juni 1960 bis Juli 1965 und von August 1968 bis August 1973. Moores, nach dem eine der Liverpooler Universitäten benannt wurde, hatte aber auch beim FC Liverpool seine Finger im Spiel, denn er wollte zwei erfolgreiche Klubs in seiner Stadt. Doch dazu später in diesem Buch.
EINWURF
Liverpool und Walther Bensemann
von Bernd Beyer und Dietrich Schulze-Marmeling
Bensemann, der beim Vorläufer des FC Bayern, der 1897 gegründeten Fußballabteilung des Münchener Männer-Turn-Vereins von 1879 (MTV 1879) mit von der Partie war, stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie in Berlin, Vater Berthold war Bankier. Der Sohn wuchs in einer weltoffenen, intellektuell wie kulturell anregenden Atmosphäre auf; seine Mutter soll Musikabende im heimischen Salon organisiert haben, und die verwandtschaftlichen Kontakte der Familie reichten bis nach Schottland. Walther Bensemann wurde im Alter von zehn Jahren auf eine englische Schule in Montreux geschickt, wo ihn die englischen Mitschüler mit dem Spiel infizierten. Am Genfer See entwickelte Bensemann eine Begeisterung für alles, was er für typisch englisch hielt: das Ideal des Fair Play, die vorurteilsfreie Offenheit eines Weltbürgers, die Selbstdisziplin und die Philanthropie des Gentleman, die Erziehung zum „sportsman“.
1887 gründete Bensemann gemeinsam mit englischen Schülern seinen ersten Verein, den Montreux Football Club, als dessen „Sekretär“ sich der 14-Jährige stolz bezeichnete. Zurück in Deutschland, gab sich der angehende Student anglophil. In Karlsruhe, wo er nun besonders intensiv für den Fußball wirkte, firmierte er ob seines sportlichen Outfits als „der Engländer in Narrentracht“. 1899 organisierte Bensemann – im heftigen Widerstreit mit den meisten der damaligen Regionalverbände – die „Urländerspiele“ gegen ein englisches Auswahlteam, nachdem er die Football Association zur ersten kontinentalen Tournee ihrer Geschichte überredet hatte. Zwei Jahre später ging er nach Großbritannien, wo er von 1910 oder 1911 bis 1914 an der Birkenhead School in Birkenhead unterrichtete. Birkenhead, Heimat des Profiklubs Tranmere Rovers, liegt am Ufer des Mersey gegenüber von Liverpool auf der Halbinsel Wirral. Von hier fahren die Fähren nach Belfast.
An der Birkenhead School unterrichtete Bensemann hauptsächlich Französisch und Sport. Offenbar sah er viel Rugby. Er fuhr mit seinen Klassen mehrfach nach Frankreich, Deutschland und in die Schweiz. 1919 schrieb Bensemann, er habe 70- bis 80-mal den Kanal überquert. Der Sportverkehr, der sich um die Jahrhundertwende zwischen England und Frankreich entwickelt hatte, trug nach Bensemanns Ansicht wesentlich zu einem Verständigungsabkommen zwischen den beiden Staaten bei. Bensemann schrieb 1910 von England aus für das DFB-Jahrbuch: „Die Entente Cordiale ist nicht so sehr das Werk König Edwards VII. gewesen als vielmehr die Folge von vielen Hundert internationalen Wettspielen, die Vorurteile beseitigt und achtungsvolles Einvernehmen begründet haben.“
1912 und 1913 habe seine oberste Klasse „den Preis des Präsidenten der französischen Republik für die besten Leistungen einer englischen Mittelschule in französischer Sprache und Literatur erhalten“. Ein 17-jähriger Schüler von ihm habe „für seine Grafschaft und Nordengland Fußball gespielt“. Bensemann war gut bekannt mit dem geschäftsführenden Direktor des in Birkenhead beheimateten Schiffsbauunternehmens Cammell, Laird & Company, dessen beiden Söhne zu seinen Schülern zählten. In der 1903 gegründeten Werft, die aus den Birkenhead Iron Works hervorging, lief 1920 mit der „Fullagar“ das weltweit erste vollständig geschweißte Seeschiff vom Stapel.
Über Bensemanns Tätigkeit in der Birkenhead School berichtet W.E. Woodhouse in seiner Abhandlung über die Geschichte dieser Lehranstalt (One in Heart. Reminiscences of Birkenhead School 1860–1960, Liverpool 1967). Offenbar hatte Bensemann in Birkenhead einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. „Es war in jenen Tagen, dass die Ankunft von Herrn Bensemann den Modern Studies eine völlig neue Bedeutung gab. Dieser man-mountain wurde über Nacht eine Berühmtheit. Er schien mithilfe von Magie zu arbeiten – nach allgemeiner Ansicht mithilfe von schwarzer Magie.“ (Gemeint ist: Er half seinen Schülern ein wenig illegal bei Prüfungen …) Bensemann sei dann plötzlich verschwunden und habe „eine Wolke von Gerüchten“ hinterlassen. „Deren harmlosestes war, dass das Adelphi habe schließen müssen. Seine verschwenderischen Dinner-Partys verursachten im Nachhinein wilde Spekulationen.“ Der Anglist und Bensemann-Forscher Heiner Gillmeister schrieb über das Adelphi: „Das Adelphi, ein Hotel in der Liverpooler Innenstadt, war 1914 berühmt für seine französische Küche. Es war das weithin bekannte Stammlokal begüterter Amerikaner, die dort während des ‚Grand National‘ in Aintree abstiegen.“ Der Hafen von Liverpool war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein wichtiger An- und Abfahrtsort für Transatlantik-Reisende. Das Adelphi war bei reichen Passagieren sehr beliebt. Hier verbrachte man die letzte Nacht, bevor man nach Nordamerika aufbrach. Zu den Gästen des Hotels gehörten berühmte Politiker und Staatsmänner wie Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill. Auch Künstler nächtigten im Adelphi – so Frank Sinatra, Stan Laurel und Oliver Hardy, Judy Garland, Bob Dylan und Roy Rogers.
„The Britannia Adelphi“ überlebte Bensemanns Abgang. Es existiert auch heute noch am Ranelagh Place im Herzen Liverpools und galt lange Zeit als das größte, traditionsreichste und vornehmste Hotel der Stadt. Auch der FC Liverpool feierte hier wiederholt. Heute macht es einen eher ranzigen und abgewohnten Eindruck. Bei booking.com reicht es nur zu 6,5 von zehn möglichen Punkten. Hingegen zählt die Birkenhead School noch heute zu den besseren Adressen unter den englischen Privatschulen.
Zu Beginn der Sommerferien, СКАЧАТЬ