Reds. Dietrich Schulze-Marmeling
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Название: Reds

Автор: Dietrich Schulze-Marmeling

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783730704561

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СКАЧАТЬ dass nur 90 von 391 katholischen Priestern aus Irland kamen. Obwohl in Liverpool die demografischen Voraussetzungen für einen mächtigen „irisch-katholischen“ Klub à la Celtic sogar besser waren als in der schottischen Industriemetropole, kam es hier zu keiner vergleichbaren Initiative. Liverpools irisch-nationalistische Politiker zeigten wenig Interesse an einer „irisch-katholischen Alternative“ zum FC Liverpool und FC Everton. Stattdessen förderte man die Gaelic Games. Aber die überwiegende Mehrheit der Einwanderer zog den Fußball vor.

      So blieb Liverpool ein „Fußball-Krieg“ wie in Glasgow erspart. In der Stadt am Mersey war Fußball immer schon wichtiger als Religion und Politik. Anders als in Glasgow wurde der Sport hier nicht zur Bühne einer religiösen und ethnisch-kulturellen Rivalität, im Gegenteil: Der Fußball trug zu ihrem Abbau bei. In Glasgow wird man kaum Familien finden, in denen es sowohl Celtic- wie Rangers-Fans gibt. Katholiken, die für die Rangers sind, existieren so gut wie gar nicht. Protestanten, die es mit Celtic halten, schon eher, aber auch ihre Zahl ist sehr klein. In der Regel handelt es sich dabei um liberale oder politisch linksorientierte Protestanten. In Liverpool ist das anders. Michael Owen, der beim FC Liverpool groß wurde und für diesen von 1991 bis 2004 spielte, war als Kind ein Fan des FC Everton. Sein Vater war ein- oder zweimal für Everton aufgelaufen. Dem Magazin 11 Freunde erzählte Owen: „Als ich klein war, musste ich mir einen Klub aussuchen. Meine beiden älteren Brüder hielten zu Everton, weil es der größte Verein war, für den unser Vater gespielt hatte. Also wurde ich auch Everton-Fan.“ Der Vater sei allerdings als Kind ein Fan der „Reds“ gewesen. Und Michael Owen ist mit dieser Einstellung kein Einzelfall. Auch andere LFC-Stars waren zunächst Evertonians – so u. a. Ian Rush, Robbie Fowler, Steve McManaman oder Jamie Carragher. Owen: „Die Spieler, die zu meiner Zeit aus der Jugend kamen, waren fast ausschließlich Evertonians. Eigentlich war nur Steven Gerrard echter Liverpool-Fan.“

      Der FC Liverpool wurde zunächst von konservativen Protestanten und Freimaurern dominiert, deren Konstitution 1723 der presbyterianische Geistliche James Anderson geschrieben hatte. Die katholische Hierarchie bezichtigte die Freimaurer der Häresie und ächtete sie als „kirchenfeindliche“ Gruppierung, Geheimgesellschaft und „Sekte“. Von den 46 Gründern des FC Liverpool waren 17 Freimaurer, von den ersten sechs Direktoren vier. Zwischen 1892 und 1914 waren 15 der 23 Liverpool-Direktoren Freimaurer. In Nordirland, Schottland und England war die Freimaurerei militant antikatholisch. Auch viele Tory-Politiker waren Freimaurer. Katholiken, Liberale und Anhänger der Abstinenzbewegung waren in den ersten Vorständen des FC Liverpool komplett abwesend. Hinzu kam noch die Connection zum nordirischen Protestantismus. John Houlding, der Vater des FC Liverpool, gehörte dem sektiererischen Oranier-Orden an, der protestantische Vorherrschaftbeanspruchte und dessen Hochburgen in Nordirland waren. Ebenso John McKenna, der erste Manager des Klubs, ein Presbyterianer aus der irischen Grafschaft Monaghan, die zur historischen Provinz Ulster gehört. Bei Nordirlands Protestanten ist der FC Liverpool auch heute noch der nach den Rangers aus Glasgow beliebteste Klub. Nordirlands Katholiken präferieren hingegen Celtic und Manchester United. Allerdings gibt es auch in katholischen Gebieten Supporter-Klubs der „Reds“. In der „katholischen“ Republik Irland sind es sogar 33 und damit deutlich mehr, als Manchester United hier unterhält. Das protestantische Image des LFC wurde anfänglich auch durch die große Zahl schottischer Spieler geprägt, die in der Regel Protestanten waren.

      Der FC Everton, ebenfalls eine protestantische Gründung, erwarb mit der Zeit das Image einer katholikenfreundlichen Adresse. Ein Grund war die liberale Ausrichtung des Klubs. Die protestantische Arbeiterschaft wählte die Tories, die katholische eher die Liberalen und später Labour. Ein weiterer Grund war die Person James Clement Baxter (1857–1928). Der Arzt war ein tiefgläubiger Katholik und von 1906 bis 1920 Abgeordneter der Liberal Party für den Wahlbezirk St Anne. Baxter widmete sich den irischen Immigranten und Waisenkindern und unterstützte finanziell den Bau von Goodison Park. Da der FC Liverpool von einem Oranier, Protestanten und Tory geführt wurde, bot Everton mit dem liberalen Katholiken Baxton gewissermaßen eine Alternative für Liverpools Katholiken. Aber anders als im Falle von Celtic und Rangers in Glasgow war in Liverpool keiner der Klubs eindeutig einer bestimmten religiösen oder kulturellen Identität zuzuordnen.

      Bis in die 1950er hinein rekrutierten der FC Liverpool und der FC Everton ihre Spieler aus Jugendteams, die entweder „protestantisch“ oder „katholisch“ waren. Was aber weniger religiöse denn ganz pragmatische Gründe hatte: Auf diese Weise vermied man eine unnötige Konkurrenz um lokale Talente.

      Religion und „ethnische Herkunft“ spielten also auch im Liverpooler Fußball eine Zeit lang eine gewisse Rolle, aber nur unterschwellig. Als Tommy Smith sich 1962 dem FC Liverpool anschloss, bekam er vom Leiter seiner katholischen Schule zu hören, dass dies der „falsche Klub“ sei. Als 1980 Evertons Fußballlegende Dixie Dean starb, erklärte Bill Shankly: „Heute gibt es kein Rot und Blau, kein Schwarz und kein Weiß, keine Protestanten und Katholiken – wir trauern allein um einen großen Fußballer.“ Dass Shankly es für nötig hielt, die Rivalität der beiden Konfessionen zu erwähnen, kann man als Hinweis darauf verstehen, dass diese im Liverpooler Fußball durchaus ein Thema war. Noch Ende der 1980er waren antikatholische oder antiirische Graffiti an den Mauern des Stadions an der Anfield Road nicht außergewöhnlich. Aber mit der Situation in Glasgow war dies nicht vergleichbar.

      Anders als die Glasgower Rangers hat sich der „protestantische“ FC Liverpool nie gegenüber den irischstämmigen Katholiken verbarrikadiert und auch keine „no catholics“-Politik praktiziert. Als der FC Liverpool 1965 erstmals den FA-Cup gewann, standen im Team des schottischen Protestanten Bill Shankly mit Chris Lawler, Tommy Smith und Gerry Byrne drei Liverpooler Katholiken. In den 1980ern und frühen 1990ern trugen eine Reihe von Nationalspielern der „katholischen“ Republik Irland das Trikot der „Reds“: Ronnie Whelan, Mark Lawrenson, Kevin Sheedy, Jim Beglin, John Aldridge, Ray Houghton, Steve Staunton, Phil Babb, Jason McAteer. 2017 präsentierte die Seite thisisanfield.com zum irischen Nationalfeiertrag (St. Patrick’s Day) eine „all-time Irish XI“ des FC Liverpool. Zehn der elf Gewählten hatten für die Nationalelf der Republik Irland gespielt. Die Ausnahme war die aus Belfast stammende Torwartlegende Elisha Scott. Ob man zu den „Roten“ oder den „Blauen“ hält, ist keine Frage der Religion. Die Spaltung läuft nicht zwischen konfessionell getrennten Wohnvierteln, sondern manchmal quer durch Familien ein und derselben Konfession. Das Image vom protestantischen FC Liverpool wird heute nur noch in den protestantischen/loyalistischen Vierteln Belfasts spürbar gepflegt.

      In Liverpool mobilisiert der LFC mindestens so viele Menschen mit einem irisch-katholischen Background wie Everton. Die Atmosphäre in Anfield wirkt sogar etwas „irischer“ als im Goodison Park. So sind auf dem Kop auch Transparente wie „Irish Blood – Scouse Heart – We are Liverpool“ zu sehen. Auf dem Kop des Stadions an der Anfield Road ist eines der populärsten Lieder „Fields of Anfield“: eine Abwandlung des in irisch-republikanischen Kreisen gern gesungenen „Fields of Athenry“. Dieses handelt von den irischen Hungerkatastrophen und wird im Original von den Celtic-Fans in Glasgow, den Fans der irischen Nationalmannschaft sowie bei Spielen der Gaelic Athletic Association (GAA) vorgetragen.

      Der wesentliche Unterschied zwischen Liverpudlians und Evertonians ist heute kein religiöser oder ethnisch-kultureller. Der FC Liverpool ist eine „globale Marke“, die Fans aus aller Welt anzieht. In Anfield sind Fußballtouristen aus Irland, aus Skandinavien, vom Kontinent und aus Asien wesentlich präsenter als im Goodison Park. Evertonians betonen deshalb, dass sie stärker als der LFC ein lokaler Klub seien.

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      1 Die Namen englischer und anderer internationaler Klubs werden in diesem Buch an die in Deutschland übliche Schreibweise angepasst.

      2 1871 wurde die Rugby Football Union gegründet. Da diese dem Amateurismus verpflichtet war bzw. die Bezahlung von Spielern strikt ablehnte, riefen 1895 einige prominente Klubs aus Lancashire die Northern Rugby Football Union ins Leben, auch Northern Union genannt. Nach der Spaltung spielten die beiden Verbände mit unterschiedlichen Regeln. СКАЧАТЬ