Название: Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор: Hans Kneifel
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Atlan classics Paket
isbn: 9783845347400
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»Dein Entschluss steht fest?«
»Ja. Immerhin hatten wir mehr als ein paar Handvoll bezaubernder, einzigartiger Tage miteinander verbracht.«
»Wann?«
»Morgen, nach einem ebenso ausschweifenden Frühstück.«
»Ich verstehe. Atlan ruft. Wie viele Jahre werde ich wieder regungslos dort drüben schlafen?«
»Wenn ich es wüsste, würde ich die Zeituhr schalten, Teuerste.«
Sie nahmen das Essen in aller Ruhe ein, hörten Musik aus den Bandspeichern, tranken einen seltsam schmeckenden, uralten Alkohol und stiegen dann in einen Gleiter.
Ein langsamer Rundflug schloss sich an; er brachte Artamay und Fartuloon an viele beachtenswerte Stellen dieser einzigartigen Welt. Fartuloon erzählte wohlgelaunt von dem offensichtlich geglückten Versuch der Calurier, hier einen Fluchtpunkt mit allen Raffinessen zu bauen und ihn so auszurüsten, dass jeder, der sich hierher zurückzog, auch überlebte. Von unterschiedlichen Welten waren Pflanzen und Tiere auf die namenlose Welt gebracht worden.
»Ich sehe das alles nur in großen Abständen«, erklärte Fartuloon, trotz seiner Aufbruchsunruhe nicht ohne Melancholie. »Einige Tiere starben aus, desgleichen etliche Pflanzen. Andere wieder vermehrten sich. Die Ökologie scheint perfekt ausgewogen zu sein.«
Sie sahen Vogelschwärme und Flugsaurier, wilde Rinder, Pferde und eine schwarze Kroker-Familie, kleine Beutesaurier und weiße Adler. Im Süden hob sich ein gewaltiger Gewitterturm aus weißen und schwarzen Wolken. Im See zuckten die Fische dicht unter der Wasseroberfläche dahin und flüchteten vor dem schwarzen Schatten der schwebenden Scheibe.
»Immerhin«, versuchte Fartuloon seine Freundin zu trösten, »haben wir schöne, lange Unterhaltungen gehabt.«
»In jeder Hinsicht«, lächelte sie.
»Kein Zweiergespräch, das nichts als ein Monolog mit einem Zuhörer war«, setzte er hinzu. »Das hier ist herrliches, konserviertes Leben. Irgendwo dort draußen, außerhalb des Zeitverstecks, meiner ›Zeitgruft‹, sind die Gefahren real und unmittelbar. Nicht, dass ich sie herausfordern würde. Wenn es irgend geht, ziehe ich ein gemütliches Überleben vor. Es gibt darüber hinaus Verhaltensweisen, die gewisse Gefahren zu entschärfen in der Lage sind.
Aber, du musst es verstehen, mir ist dieser Arkonide ans Herz gewachsen. Ich begleite ihn, seit er aus den ersten Schuhen herausgewachsen ist.«
Der Gleiter beschrieb eine weite Kurve und näherte sich einem Gebirgstal, einer riesigen Klamm aus Felsen, Steinen, kleinen und großen Wasserfällen und dunkelgrünen Gewächsen aller Art. Vor der Kulisse des Gebirges und, auf der gegenüberliegenden Seite, aus Hügeln und einer Kette kleiner Seen, war dies einer der schönsten Teile der näheren Umgebung. Mitten im Gischt des Wasserlaufes stand ein wuchtiger Kroker und holte dicke Fische aus den Wellen.
»Das weiß ich alles«, meinte sie. »Es war nie meine Absicht, dich zurückzuhalten.«
Fartuloon streichelte ihren Nacken und murmelte gerührt:
»Weiß ich, Arty, weiß ich.«
Das Zeitversteck mit seinen vielfältigen, großzügigen Einrichtungen nahm Fartuloon und Artamay wieder auf. Der Rest des Tages und die Nacht verliefen in Harmonie. Kurz nach Sonnenaufgang hob Fartuloon mit ernstem Gesichtsausdruck das Glas und schwenkte den farblosen Inhalt.
»Ich versuch's«, sagte er leise. »Und ich danke dir für alles.«
Er trug den abgewetzten, fast blanken Brustharnisch und, an einem unauffälligen Gehänge, das Skarg. Immer wieder heftete Artamay ihren Blick auf die Klinge des kurzen Schwertes.
Blickte die Frau auf den Griff, vermeinte sie im ersten Hinsehen eine silbernschimmernde Frauengestalt zu erkennen. Wenn sie versuchte, den Griff genauer in die Augen zu fassen, verschwamm diese Gestalt und wurde unscharf, schien sich aufzulösen oder ständig zu verwandeln.
Verwirrt schüttelte sie den Kopf.
»Dieses alte, immer wieder neu geschliffene Schwertchen«, meinte Fartuloon, leerte sein Glas und stand auf, »ist auch ein Mittel, manche Gefahren für meinen schönen, unnachahmlichen Körper abzuwenden. Ich erzähle es dir, wenn ich zurückkomme.«
Sie begleitete ihn durch die Halle, in der ihr Fartuloon den Planeten Sandy Dala zeigte und die ungefähre Lage des Kristalls.
»Wird es Nacht sein, wenn du dort ... erscheinst wie ein Geist?«
»Das weiß ich wirklich nicht«, antwortete Fartuloon und fing an, sein Zögern zu bedauern – ein Hinweis, dass er schnell gehen musste. Er war mehr als anfällig für Artamays Charme. »Hoffentlich ist es hell. Mehr Chancen.«
Sie durchquerten die Halle, öffneten die Schleuse, und Artamay blieb am Anfang des Kiesstreifens stehen. Der breite Pfad führte zu einer Konstruktion, die wie ein Tor aus weißen, mächtigen Holzbalken aussah, mit überstehenden, hochgeschwungenen Enden des oberen Querbalkens.
Fartuloon ging mit schnellen, entschlossenen Schritten über den Nullzeit-Pfad auf das Tor zu. Unter seinen Stiefelsohlen spritzte der Kies zur Seite. Dicht vor dem Tor drehte sich Fartuloon um, winkte lange und ging dann über die Schnittlinie, die beide wuchtigen Pfeiler verband.
Fartuloon war ganz plötzlich verschwunden.
*
Er blinzelte, als er sich im Zentrum eines intensiven, bernsteinfarbenen Leuchtens wiederfand.
Der große, unregelmäßig geformte Omirgos-Kristall glühte leicht pulsierend. Als sich Fartuloon bewegte, glitt er durch die Struktur dieses Minerals wie durch Wasser. Er hob die Arme und streckte die Hände vor, ging weiter, senkte Kopf und Schultern, bis seine Fingerspitzen eine harte und raue Fläche berührten.
»Sandy Dala?«, murmelte er.
Noch zwei Schritte, dann hatte er die äußere Schale des Kristalls durchstoßen. Er holte tief Atem und roch dumpfe, feuchte Luft. Der Kristall beleuchtete das Innere einer Höhle aus schwarzem Gestein. Er blickte sich rasch um und sah unter einer Staubschicht einige Kisten. Mit einem Sprung war er dort, wischte mehr als fünfzehn Zentimeter Staub vom Deckel herunter und riss einen wuchtigen Verschluss auf.
In einem Fach, versiegelt mit transparenter Folie, fand er wie erwartet drei kurze, dicke Röhren mit einem ausgeformten Handgriff. Er riss die Folie der ersten Röhre auf, fuhr kräftig mit dem oberen Ende über die Felswand und erzeugte lange Funken.
Dann entzündete sich am Oberteil der Fackel ein grelles, zuckendes Licht. Es bildete eine etwa kopfgroße Kugel. Fartuloon hob sie hoch und drehte sich herum. Langsam verlor der Kristall sein intensives Glühen. Die riesigen Einzelkristalle, die, miteinander verwoben und vernetzt, ein Muster bildeten, waren deutlicher zu sehen, als das Glimmen nachließ. Länger als zwei Minuten stand Fartuloon da und sah zu, wie der Glanz wich, und in dieser Zeit wünschte er sich wieder zurück in die Geborgenheit des Zeitverstecks.
Er schüttelte sich und lachte verlegen.
»Es scheint alles reichlich einsam gewesen zu sein«, sagte er sich und suchte nach dem СКАЧАТЬ