Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
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Читать онлайн книгу Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel страница 32

Название: Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)

Автор: Hans Kneifel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Atlan classics Paket

isbn: 9783845347400

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      Die STERNENLEUCHTEN hatte während der kurzen Zeit im Linearraum sogar 12 Lichtjahre zurückgelegt – ein Gewaltakt für den altersschwachen Frachter, den freiwillig wohl niemand von der Besatzung gewagt hätte. Dass dies keineswegs ohne Folgeschäden geblieben war, bemerkte Tolden schon aufgrund der veränderten Geräuschkulisse. Mit seinen Fragen nach der Ursache stieß er auf eine Mauer verbissenen Schweigens. Die Ngomis begegneten ihm zunehmend mit Misstrauen. Zumindest indirekt machten sie ihn für das Geschehen verantwortlich und das Dumme daran war, dass Tolden selbst nicht zu sagen vermochte, ob sie damit Recht hatten.

      Etliche Ngomis, denen er auf seinem Weg in die Zentrale im Zentrum des Schiffes begegnete, machten verstohlen Zeichen mit den Fingern. Sie glaubten, dass er es nicht sah, doch Tolden zuckte jedes Mal zusammen.

      Die Zentrale lag in gedämpftem Zwielicht; die meisten Panoramaschirme waren abgeschaltet. Auf den anderen erkannte der Daila eine blaue Sonne. Die STERNENLEUCHTEN schien dem Gestirn relativ nahe zu stehen.

      »Wer ist da?«, fragte Musan'J'irkis ohne sich umzuwenden. Offenbar hatte er das leise Schaben des aufgleitenden Schottes vernommen.

      »Ich«, sagte der Daila. »Tolden.«

      Der Kommandant schwang mitsamt seinem Sessel herum, starrte ihn unter halb zusammengekniffenen Lidern hindurch durchdringend an. Außer ihm befanden sich noch zwei Ngomis und eines der Echsenwesen im Raum. Sie gaben sich allen Anschein, in ihre Arbeit vertieft zu sein, aber das waren sie nicht. Tolden bemerkte sehr wohl, wie sie ihn musterten.

      »Was willst du?«, herrschte der Kommandant ihn an.

      »Vielleicht kann ich helfen. Immerhin muss ich mir den Flug verdienen.«

      »Du hilfst mir am besten, wenn du dich in deine Kabine zurückziehst und dort bleibst«, erwiderte Musan'J'irkis. »Dann wird Chrrtl nicht abgelenkt. – Verstehst du etwas von Konvertern?«, fügte er nachdenklich hinzu.

      »Nein«, gestand der Daila.

      »Also wäre es sowieso sinnlos. Die letzte Linearetappe war für unser Triebwerk zuviel, wir fliegen nicht einmal mehr mit zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit.«

      »Kann ich etwas anderes tun?«

      »Ich sagte es dir bereits, Daila«, winkte der Kommandant heftig ab. »Chrrtl ist der Überzeugung, dass allein du die Verantwortung für den Vorfall trägst. Er hat mindestens die Hälfte der Mannschaft auf seiner Seite.«

      »Und du?«, wollte Tolden wissen. »Glaubst du es auch?«

      »Das tut nichts zur Sache.« Musan'J'irkis gab sich plötzlich schroff. »Falls du wirklich helfen willst, geh in deine Kabine zurück und bleibe dort. Im Moment kannst du mir keinen größeren Gefallen tun, als jeden Ärger zu vermeiden.«

      *

      Einen Tag lang vertiefte Tolden sich in die Bücher aus seinem Rucksack – bis der Druck der Ungewissheit so groß wurde, dass er seine Untätigkeit nicht länger aushielt.

      Unverändert stand die blaue Sonne auf dem Monitor. Auch von den vielen Sternbildern hatte sich während der letzten 24 Stunden kein einziges verschoben. Tolden schloss daraus, dass die STERNENLEUCHTEN zum relativen Stillstand gekommen war.

      Er schlug das Buch wieder auf, eine wissenschaftliche Abhandlung über die Entstehung der Galaxis Manam-Turu, was in der Sprache seines Volkes soviel bedeutete wie »Rauchstreifen vom verlöschenden Feuer.« Es war selten, dass wissenschaftliche Werke auch die Mythologie miteinbezogen, in diesem Fall die Gottheiten Illard, Ris und Rim. Trotzdem war das Buch schwer zu lesen. Schon nach wenigen Minuten legte Tolden es erneut zur Seite und begann eine ruhelose Wanderung durch die enge Kabine. In gewisser Hinsicht fühlte er sich wie ein gefangenes Tier.

      Plötzlich blieb er stehen, tastete nach der Halskette und öffnete sie. Ein Ausdruck grimmiger Erwartung stand in seinem Gesicht, als er den Glücksstein in der Hand barg und angespannt um sich blickte. Schließlich öffnete er die Kühlbox, ließ den Stein darin verschwinden und setzte sich wieder aufs Bett. Er stöhnte, vergrub das Gesicht in den Handflächen, massierte mit den Fingerspitzen Stirn und Schläfen, aber Ruhe fand er nicht.

      Tolden wartete darauf, dass seine Psi-Fähigkeiten sich wieder einstellten. Da er aber weder wusste, wie der Glücksstein wirkte, noch auf welche Entfernung, vermochte er nicht zu sagen, ob seine Hoffnung sich wirklich erfüllen würde.

      In der folgenden Nacht schlief er unruhig und schreckte immer wieder auf. Er träumte, und er wusste auch, dass er geträumt hatte, aber er vermochte sich nicht zu entsinnen, was. Am Morgen fühlte er sich dann matt und zerschlagen und müder als zuvor, und er hatte einen fürchterlichen Brummschädel, der nicht nur bis in die Mittagsstunden hinein anhielt, sondern zunehmend schlimmer wurde.

      Hatte er sich mittlerweile so an den Glücksstein gewöhnt, dass Entzugserscheinungen die Folge waren? Tolden reagierte enttäuscht. Er war nahe daran, die Kühlbox zu öffnen und den Kristall wieder herauszunehmen. Im letzten Moment überlegte er es sich jedoch anders. Wenn die STERNENLEUCHTEN zum Stillstand gekommen war, konnte das eigentlich nur bedeuten, dass Musan'J'irkis auf ein anderes Schiff wartete.

      Tolden verließ die Kabine, weil er es einfach nicht mehr aushielt. Wer an die Freiheit auf einem halbwegs urwüchsigen Planeten gewöhnt ist, dem erscheint ein enger Raum auf einem Raumschiff mitunter wie eine Zwangsjacke. Ziellos schlenderte der Daila über das Deck. Niemand begegnete ihm. Vielleicht öffnete er deshalb einige Schotte, von denen er nicht wusste, wohin sie führten. Die Kammern dahinter waren Lager für alle möglichen Ausrüstungsgegenstände – sogar Raumanzüge fand Tolden, nur war keiner groß genug, dass er ihm gepasst hätte.

      Hinter dem dritten Schott, am Ende des schmalen Korridors, entdeckte er einen Raum, der für alle Belange körperlicher Ertüchtigung ausgestattet war. Die Geräte, offensichtlich noch von den früheren Besitzern der STERNENLEUCHTEN stammend, wurden wohl nie benutzt, denn sie waren für größere Wesen als die Ngomis konstruiert. Tolden konnte der Verlockung nicht widerstehen. Fast zwei Stunden lang trainierte er wie ein Besessener, während der Schweiß ihm in Strömen über den Körper rann. Die Anstrengung ließ ihn wenigstens vorübergehend vergessen, wo er sich befand, doch dann gab eines der Geräte mit einem bösartigen Krachen den Geist auf.

      Tolden ahnte, was kommen würde. In Gedanken hörte er schon Chrrtls aufgebrachtes Schimpfen – für das Vogelwesen war und blieb er ein böser Geist, den man besser heute als morgen wieder loswurde. Die Frage zu stellen, wie sich Kenntnisse modernster Technik und solch antiquierte Vorstellungen vereinbarten, war müßig. Der Daila zog es jedenfalls vor, jede weitere Aufregung, die seine Person betraf, zu vermeiden. Alles war ruhig, als er das Schott nur so weit wie nötig öffnete und in den Gang hinausschlüpfte.

      »Warum so vorsichtig?«, wurde er unvermittelt angesprochen.

      Die beiden Echsenwesen kamen hinter ihm her. Ihre Gesichter ließen wie immer keine Regung erkennen.

      Tolden wusste nicht, was er erwidern sollte. Dabei hatte er bisher nur darauf gewartet, mit irgend jemand an Bord näheren Kontakt zu bekommen. Wortlos hastete er zu seiner Kabine.

      »Ein eigenartiger Kauz«, sagte eine der beiden Echsen. »Dabei glaubte ich, es sei endlich ein vernünftiges Geschöpf auf der STERNENLEUCHTEN.«

      *

      In der folgenden Nacht hatte der Daila erstmals wieder Träume, die er seinen hellseherischen Fähigkeiten zuschrieb, und СКАЧАТЬ