Название: Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор: Hans Kneifel
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Atlan classics Paket
isbn: 9783845347400
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»Ich vertraue dir völlig. Wenn es einer schaffen wird, bist du es.«
Davon war ich auch überzeugt. Welche dunklen Absichten die drei auch haben mochten – ich würde ihnen auf die Schliche kommen und verhindern, dass sie Schaden anrichteten, schließlich war ich schon mit ganz anderen Schwierigkeiten fertig geworden. Zuversichtlich folgte ich Maronx, Tranoque und den Drillingen, die keine sein wollten, zum doppelstöckigen Haus, das der Oberste Flurhüter sein eigen nannte. Perlmutt schmiegte sich eng an mich, und ich ließ sie gewähren, weil ich ihre Nähe genoss. In Augenblicken wie diesem bedauerte ich es, dass ich niemals ihr wirklicher Gefährte sein konnte, weil ich weder ein organisches Geschöpf noch ein Kaytaber war. Manchmal hatte eben sogar ein robotischer Körper seine Nachteile.
*
Meine Annahme, dass die Drillinge ausgehungert waren und ordentlich zulangten, bestätigte sich nicht. Sie begnügten sich mit einigen Häppchen, die kaum mehr waren als Appetitanreger. Was da an Körnern aufgetischt wurde, verschwand fast ausschließlich in den Mägen meiner Freunde. Ein Schluck Quellwasser genügte den dreien, den Zusatz von ein paar Tropfen der Pinzfrucht mochten sie nicht und die Beigabe von vergorenem Yarmsud lehnten sie ganz ab.
Das gab mir besonders zu denken. Yarmsud war ein harmloses Stimulans, das kurzfristig zwar ein rauschähnliches Glücksgefühl hervorrief, aber keine Droge im eigentlichen Sinne war. Wann immer Kaytaber etwas zu feiern hatten oder ihre Gastfreundschaft besonders dokumentieren wollten, durfte Yarmsud ebenso wenig fehlen wie der Saft der Pinzfrucht.
Jeder Kaytaber war mit diesen Sitten und Gebräuchen vertraut, jeder wusste, dass es fast einer Beleidigung des Gastgebers gleichkam, diesen angereicherten Trank zu verweigern, und trotzdem taten Evodix und seine Brüder das. War es Absicht, wollten sie Maronx bewusst vor den Kopf stoßen? Was aber versprachen sich die drei von einer Kränkung ihres Wohltäters?
Der Oberste Flurhüter versuchte nicht, zu verbergen, dass er betroffen war.
»Ihr werdet verstehen, dass ich unter diesen Umständen meine Einladung nicht aufrechterhalten kann, die Nacht unter meinem Dach zu verbringen.« Er nahm ein Funkgerät zur Hand. »Ich werde einen Boten rufen, der euch zu einem öffentlichen Gasthaus bringt.«
»Mach dir keine Umstände, wir finden schon allein dorthin.« Evroom richtete sich auf die Hinterbeine auf. »Vielen Dank für das reichliche Mahl. Es war nett, eure Bekanntschaft zu machen.«
Auch seine Brüder richteten sich auf. Keinem war anzusehen, ob er über den Rausschmiss betroffen war, keiner hielt es für nötig, ein Wort der Entschuldigung zu sagen. Ohne sich noch einmal umzusehen, verließen sie grußlos das Haus und traten auf die Straße hinaus. Durchs Fenster konnte ich noch sehen, dass sie sich nach links wandten, einer Gasse zu, die in den Außenbezirk führte, dann verschwanden sie aus meinem Gesichtsfeld.
»Undankbares, ungehobeltes Pack«, schimpfte Tranoque. »Ich hätte nicht übel Lust, sie aus der Stadt zu jagen.«
»Sie verhalten sich wirklich sehr merkwürdig«, stellte Maronx enttäuscht fest. »Ich werde aus ihnen nicht schlau.«
»Traykon glaubt, dass es sich um Verbrecher handelt«, sagte Perlmutt mit Verschwörermiene.
Zwei Augenpaare starrten mich ungläubig an.
»Bist du sicher?«
»Nein, es ist eine Vermutung, aber vielleicht kann ich bald Beweise vorlegen.«
»Und wie willst du das anstellen?«
»Ganz einfach – indem ich ihnen folge. Wenn sie vorhaben, hier dunkle Geschäfte zu machen, werde ich sie auf frischer Tat ertappen.«
»Ich werde dich begleiten.«
»Nein, Perlmutt. Es könnte gefährlich werden«, lehnte ich ab und lief aus dem Gebäude.
Einen zu großen Vorsprung durfte ich den Kerlen nicht lassen, denn ich wollte sie ja verfolgen und nicht suchen. Schon warf die Sonne lange Schatten. Bald würde es Nacht werden, und dann war es auch für mich nicht einfach, jemanden aufzuspüren. Yutlamal war doch recht verwinkelt und bot besonders in der Dunkelheit allerlei Verstecke und Unterschlupfmöglichkeiten. Eins allerdings war unmöglich: Die Stadt zu verlassen, weil bei Anbruch der Dämmerung die Tore geschlossen wurden.
*
Die öffentliche Herberge war ein weißgetünchter Fachwerkbau mit zwei nach oben ausladenden Stockwerken. Ich postierte mich so, dass ich sowohl die Vorderfront als auch den Hinterausgang im Auge behalten konnte und nahm per Funk Kontakt mit dem Wirt auf. Zu meiner Überraschung meldete sich Valabog, der verkannte Dichter. Er war für den erkrankten Besitzer eingesprungen und verdiente sich so ein Zubrot.
Meine Abfuhr von neulich schien er mir nicht mehr übelzunehmen, denn auf meine Frage nach den Drillingen reimte er sofort los:
»Eingetroffen sind die drei, und harren aus in Zimmer 2. Der Raum, der liegt im Hinterhaus, das Fenster führt zum Hof hinaus. Sie wollten gleich zur Ruhe gehen, seitdem hab' ich sie nicht gesehen. Wünschst du schnell Kontakt mit ihnen, oder kann ich sonst dir dienen?«
»Danke, mehr wollte ich nicht wissen.«
Sie waren also tatsächlich im Gasthaus angekommen und hatten offensichtlich ihr Zimmer nicht verlassen. So richtete ich mich auf eine längere Beobachtungszeit ein und harrte der Dinge, die da kommen würden.
Viel Verkehr war nicht mehr. Irgendwo in der Nähe ratterte ein Holprig vorbei, einige Passanten strebten ihren Unterkünften zu oder waren unterwegs zu einem Schwatz im Gasthaus. Die Handwerker, die ihre Werkstatt ins Freie verlegt hatten, waren dabei, Material und Geräte ins Haus zu schaffen, die meisten Verkaufsstände waren schon abgebaut. Schon flammten die ersten Lichter in den Wohnungen auf, und bald würden der Nachtwächter und seine Gehilfen die Fackeln anzünden, die an markanten Kreuzungen, Plätzen und den Stadttoren angebracht waren. Dann würde es auch nicht mehr lange dauern, bis die Kaytaber sich zur Ruhe legten und die Stadt schlief.
Noch war es aber nicht soweit, denn jetzt war die Zeit, in der die Planetarier Muße hatten, ihrer Leidenschaft zu frönen. Der Äther war erfüllt von den unterschiedlichsten Funksprüchen. Da tauschten Flurhüter ihre Erfahrungen aus, Ersatzteile für Holprigs wurden im Nachbardorf gesucht, ein Schreiner bot preiswertes Mobiliar an. Klatschbasen aus Yutlamal, Vorntleyt und anderen Ortschaften versuchten, sich gegenseitig mit Neuheiten und Indiskretionen zu übertreffen, Tante Niquas gratulierte Onkel Plesgun zum Geburtstag, ein Teenager offerierte selbstgemachte Salbe für ein glänzendes Fell und was der Dinge mehr waren. Nur von Evodix, Evroom und Everyhan war nicht die Rede – sehr zu meinem Leidwesen.
Ein Funksignal mit meiner Kennung erreichte mich. Sofort ging ich auf Empfang.
»Ich bin's, Perlmutt. Ich bin bei Linque und Restjue.«
»Was gibt es denn, meine Kleine?«
»Vor ein paar Minuten hatten die Forscher Besuch«, platzte die Kaytaberin heraus. »Von den Drillingen.«
Üblicherweise war meine Reaktionszeit kaum messbar, aber nun war ich doch ziemlich perplex.
»Das ist unmöglich. Ich habe die Herberge unter Kontrolle, niemand hat das Gebäude verlassen.«
»Die Beschreibung ist eindeutig, ein Irrtum ist ausgeschlossen.«
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